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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Odyssee eines Lebens

Die Sommer mit Lulu
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„Immer halte Ithaka im Sinn. Dort anzukommen ist dir vorbestimmt. Doch beeile nur nicht deine Reise. Besser ist, sie dauert viele Jahre.“
Ausgangspunkt für den Roman ist ein tödlicher Unfall, der sich ...

„Immer halte Ithaka im Sinn. Dort anzukommen ist dir vorbestimmt. Doch beeile nur nicht deine Reise. Besser ist, sie dauert viele Jahre.“
Ausgangspunkt für den Roman ist ein tödlicher Unfall, der sich auf den gefährlichen Klippen von Cala Marsopa ereignet und zwei Menschenleben auslöscht. Lulu Davenport und ihr erster Mann Gerald Rutledge stürzen im Streit in die tiefe Bucht hinab und hinterlassen jeweils einen Sohn und eine Tochter. Diese beiden kennen sich bereits ihr ganzes Leben, denn sie sind in der Nachbarschaft aufgewachsen und wissen auch um die Beziehung ihres jeweiligen Elternteils zu dem des anderen. Doch ähnlich wie bei Lulu und Gerald scheinen auch die Gefühle zwischen den Kindern Luc und Aegina keineswegs gleichgültig zu sein. Und so wiederholt sich das Drama einer Lebensgeschichte auch in zweiter Generation. Warum finden sich die Liebenden nicht? Und welche Kluft existiert zwischen ihren Welten tatsächlich? Eine weitere Odyssee beginnt …
Zugegebenermaßen bin ich mit hohen Erwartungen an diese Erzählung herangetreten, weil mich die Leseprobe überzeugt hat und eine Geschichte, die beginnend von der Gegenwart rückwärts beschrieben wird, einen besonderen Reiz ausübt. Wie interessant kann es doch sein, wenn man als Leser schon die Zukunft kennt, nicht aber die Vergangenheit mit ihren vielfältigen Ursachen.
Doch schon bald habe ich das Interesse an dem Roman verloren, was größtenteils daran lag, dass mir der rote Faden gefehlt hat. David Nichols bedient sich einer literarisch ansprechenden Sprache, formt schöne Sätze und beschwört auf ganz phantastische Weise das Leben auf den eher ruhigen Orten der wunderschönen Urlaubsinsel Mallorca herauf. Die Landschaftsbeschreibungen gepaart mit den Schilderungen über die Seefahrt gehören für mich zu den schönsten Stellen der Erzählung, denn sie vermitteln ein Gefühl von Weite, von Sehnsucht und Ruhe und von der Schönheit des Augenblicks. Dennoch bilden sie nur den Rahmen für die eigentliche Geschichte. Und diese weist mir zu viele Schwächen auf. Angefangen von den Charakterisierungen der Hauptprotagonisten, die so dermaßen andere Lebenseinstellungen haben, dass ich mich frage, warum sie überhaupt zueinander gefunden haben bis hin zum sporadischen Rückwärtslauf durch ein Menschenleben, geprägt von dunklen Ereignissen und fragwürdigen Handlungen. Größtenteils erzeugte die Erzählung bei mir Langeweile, die dann wieder jäh durch Dramatik unterbrochen wurde, deren genaue Hintergründe aber niemals sofort geklärt wurden. Auch die immer wiederkehrenden Passagen über sexuelle Handlungen, die sehr detailliert beschrieben werden, konnten mir nur ein Kopfschütteln entlocken.
Fazit: Ich vergebe 2,5 Sterne (wohlwollend aufgerundet auf 3 Sterne) für einen Roman der mich zwiegespalten und enttäuscht zurücklässt, weil er nicht die erhoffte Wirkung erzielte und sich in vielen Nebenhandlungen verlor. Sowohl die Menschen als auch ihr Leben sind mir fremd geblieben und so waren es in erster Linie die grandiosen Landschaftsbeschreibungen, die für mich den Wert des Buches ausgemacht haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Rachefeldzug eines Vaters

Dem Tode nah
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Jim Cutter, Vater des 17-Jährigen Dereks versucht verzweifelt die Unschuld seines Sohnes an der Ermordung der Nachbarsfamilie zu beweisen. Doch bei seinen privaten Nachforschungen stößt er auf zahlreiche ...

Jim Cutter, Vater des 17-Jährigen Dereks versucht verzweifelt die Unschuld seines Sohnes an der Ermordung der Nachbarsfamilie zu beweisen. Doch bei seinen privaten Nachforschungen stößt er auf zahlreiche Geheimnisse im Leben seiner Frau Ellen. Und deckt Geheimnisse auf, die ihm bald zur Gefahr werden …
Der Roman verfolgt mehrere Handlungsstränge, die leider von der Haupthandlung ablenken. Einmal geht es um ein gestohlenes Manuskript und einen möglichen Selbstmord und plötzlich um die Verfehlungen des Bürgermeisters und die Untreue einer Frau. Zwar versucht der Autor einen Spannungsaufbau herzustellen, doch das gelingt ihm mehr schlecht als recht. Es gibt unnötigerweise eine Menge Opfer, weil der Mörder auf einem persönlichen Rachefeldzug agiert und dadurch erinnert das Geschriebene sehr stark an einen typisch amerikanischen Thriller mit wenig psychologischen Raffinessen, mit einem oberflächlichen Plot und einer Handlung die auf Action basiert. Trotz dieser offensichtlichen Defizite liest sich die Lektüre flüssig und sorgt für Unterhaltung.
Fazit: Ein mittelmäßiger Roman, dem es an Spannungsmomenten mangelt, die interessante Grundidee wurde leider nicht ausreichend ausgeschmückt und vorhandenes Potential dadurch verschenkt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von der Bedeutsamkeit einer Begegnung

Zwanzig Zeilen Liebe
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Der Roman erzählt nicht nur eine, sondern ganz viele Geschichten, Geschichten von Menschen, die ihr Leben neu überdenken müssen, die es in Ordnung bringen müssen, weil sie nicht mehr lange auf dieser Welt ...

Der Roman erzählt nicht nur eine, sondern ganz viele Geschichten, Geschichten von Menschen, die ihr Leben neu überdenken müssen, die es in Ordnung bringen müssen, weil sie nicht mehr lange auf dieser Welt sein werden. Die Hospizschwester Stella verfasst für ihre sterbenden Patienten Briefe an deren Angehörige und schickt sie an den jeweiligen Adressaten, sobald die Hospizbewohner verstorben sind. Doch auch in Stellas Leben existiert eine große Trauer, eine schwere Last liegt auf ihren Schultern, seitdem ihr über alles geliebter Mann bei einem militärischen Auslandseinsatz ein Bein verloren hat. Ihre Ehe steht mittlerweile kurz vor dem emotionalen Aus und doch gelingt es ihr, für andere der Anker in stürmischen Zeiten zu sein …

Nachdem ich den ersten Roman der Autorin „Einfach unvergesslich“ sehr genossen habe, war meine Vorfreude auf den Nachfolger natürlich riesengroß. Gewünscht habe ich mir eine emotional, tief berührende, traurig-hoffnungsfrohe Geschichte über das Leben und das Sterben, mit vielen ergreifenden Szenen und bitte auch Taschentuchalarm, einfach weil ich solche Bücher mag, bei denen man mitfühlen und mitleiden kann. Leider konnte die Erzählung meine Ansprüche nicht ganz erfüllen, weil sie ihre zahlreichen sehr guten Ansätze nicht ausschöpft, weil sie zu viele verschiedene Geschichten in einem Roman aufgreift und dadurch irgendwie steckenbleibt.

Der Schreibstil und die Wortwahl sind wunderschön und animieren beim Lesen ganz wesentlich, so dass man gut vorankommt und die Szenen bildhaft vor Augen hat. Auch die einzelnen Abschiedsbriefe gehen zu Herz, denn sie zeigen ganz nebenbei, dass jeder Mensch in seinem Leben Spuren hinterlässt und für andere eine Bedeutung hat und sei es auch nur eine Momentaufnahme des Glücks und der Liebe.

Auch die Grundaussage des Buches, dass es manchmal nur die kleinen, anscheinend unbedeutenden Situationen sind, die das eigene Leben in eine bestimmte Richtung lenken, finde ich zutreffend. Der Roman beschreibt sehr ausführlich die Bedeutsamkeit einer Begegnung, die Hoffnung die aus Zuwendung erwachsen kann, den positiven Umgang mit Trauer und Verlust und nicht zu vergessen die menschliche Stärke des Verzeihens.

Fazit: Ich vergebe gute 3,5 Sterne für diesen Roman, der trotz seiner Sprachgewalt und wunderschönen Ausstattung nicht an den Vorgängerroman heranreicht, weil er sich in zu vielen Einzelheiten verliert und mein Leserherz nicht gänzlich erreichen konnte. Eine Leseempfehlung für Zwischendurch vergebe ich dennoch, denn er unterhält ausgezeichnet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gefängnis am Meeresboden

Atlantia
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Rio und Bay leben als Töchter verstorbenen Hohepriesterin Ozeana in den Tiefen des Meeres, gefangen in der bedrückenden Atmosphäre Atlantias. Jedes Jahr darf ein Familienmitglied den Weg nach „Oben“ wählen ...

Rio und Bay leben als Töchter verstorbenen Hohepriesterin Ozeana in den Tiefen des Meeres, gefangen in der bedrückenden Atmosphäre Atlantias. Jedes Jahr darf ein Familienmitglied den Weg nach „Oben“ wählen und diesmal verabschiedet sich Bay von der Gemeinschaft. Doch Rio ist vollkommen verzweifelt, zum einen weil sie diejenige der Schwestern war, die schon immer nach „Oben“ wollte, zum anderen weil sie Bay anscheinend doch nicht so gut kannte, wie sie glaubte. Sie schmiedet einen gewagten Fluchtplan, erfährt dann aber von ihrer Tante Maire immer mehr über ihre besondere Gabe, über ihre Berufung als Sirene und die tatsächliche Macht ihrer Stimme. Doch als Rio endlich das „Oben“ erreicht, scheint bereits alles verloren zu sein …

Prinzipiell eine wunderschöne dystopische Idee, die an versunkene Königreiche und schillernde Meerjungfrauen erinnert, doch die Umsetzung ließ hier zu wünschen übrig. Atlantia selbst wird als ein düsterer, beklemmender Ort beschrieben, der mehr Gefängnis als Erfüllung zu sein scheint. Die Hauptprotagonistin Rio ist eine entschlossene, zielstrebige Person, der trotz ihres persönlichen Verlustes der Kampfwillen erhalten geblieben ist. Ihr Versuch an die Oberfläche zu gelangen ist ihr einziges Ziel und dafür opfert sie sogar eine beginnende Liebe, ihre Fähigkeit Vertrauen zu schenken und den Glauben an von ihr geliebte Menschen. Zu oft erscheint sie mir wütend, verärgert und skeptisch, so dass mir viele ihrer Handlungen fremd sind.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und ganz im Stil von „Cassia und Ky“, also spannend und unterhaltsam. Auch die Atmosphäre der Unterwasserwelt und das Verhalten ihrer Bewohner werden ansprechend wiedergegeben, so dass es sich hier durchaus um ein gelungenes Werk auf dem Sektor der Jugendbücher handelt.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Sterne für einen unterhaltsamen Jugendroman, der mich leider nur bedingt überzeugen konnte. Die wirklich schöne, fantasievolle Grundidee wurde nur mäßig umgesetzt, weil die Autorin zu selten an das Leserherz appelliert hat, weil meine Eindrücke beim Lesen wie unter einer Glaskuppel gefangen waren und mir der direkte Zugang zum Geschehen fehlte. Ich hatte mir von der Story etwas mehr erhofft vor allem das gewisse Etwas.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Reich und Schön in Schweden

Die Erbin
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Die junge Natalia de la Grip ist nicht nur Teil einer großen schwedischen Familiendynastie sondern darüber hinaus eine überaus erfolgreiche Juristin. Als sie vom berühmt-berüchtigten David Hammar zum Essen ...

Die junge Natalia de la Grip ist nicht nur Teil einer großen schwedischen Familiendynastie sondern darüber hinaus eine überaus erfolgreiche Juristin. Als sie vom berühmt-berüchtigten David Hammar zum Essen eingeladen wird, nimmt sie an ohne den Grund für sein plötzliches Interesse zu kennen. Und bereits nach wenigen Treffen ist sie ihm vollkommen verfallen. Doch die kurze, heiße Affäre die beide beginnen, scheint eine Farce zu sein, denn David verfolgt einen ehrgeizigen Racheplan, dessen Ziel die Zerstörung von Natalias Familienunternehmen ist. Nur die Gefühle der beiden zueinander gehen weit über eine nette Unverbindlichkeit hinaus, so dass ihre beruflichen Pläne im krassen Gegensatz dazu stehen. Wie wird sich David wohl entscheiden – Geld oder Liebe?

Simona Ahrnstedt entwirft hier auf 600 Seiten einen zeitgenössischen Liebesroman, der den Leser in die schöne, reiche, prestigeträchtige Finanzwelt der schwedischen Metropole Stockholm entführt. Eine Welt voller Glamour, Geld, teuren Statussymbolen und leider auch oberflächlichen Verhaltensweisen. Die High-Society verfolgt eigene, oft korrupte Ziele, deren Selbstzweck darin besteht, noch mehr Macht und Ansehen anzuhäufen unabhängig von moralischen Grundsätzen.

Während das Buch einen durchaus interessanten Handlungshintergrund in der Finanzwelt schafft, bleibt die eigentliche Liebesgeschichte zwischen Natalia und David auf der Strecke. Einerseits bekommt man Kapitel voller detaillierter Sexszenen präsentiert, andererseits zwei zwiespältige Hauptprotagonisten, die vollkommen differenzierte Wünsche und Erwartungen hegen. Vieles wirkt auf mich konstruiert, emotionslos und manchmal auch überzogen. Außerdem verliert sich die Geschichte in Banalitäten und ausschweifenden Nebenhandlungen, teils auch in absoluten Unwahrscheinlichkeiten. All das konnte mich nicht wirklich überzeugen, so dass ich hier nur eine mittelprächtige Bewertung abgeben kann.

Fazit: Ich vergebe drei Sterne für einen abwechslungsreichen Unterhaltungsroman, der wahrheitsgetreue Gesellschaftskritik übt aber mit einer recht flachen Liebesgeschichte aufwartet. Prinzipiell fällt er nicht in mein Beuteschema und konnte mich dementsprechend auch nicht restlos begeistern.