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Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebenslügen und ihre Folgen

Du hättest es wissen können
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Grace arbeitet als erfolgreiche Eheberaterin und steht kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Romans. Aber ihr Bilderbuchleben gerät ins Wanken, nachdem ihr über alles geliebter Mann Jonathan förmlich ...

Grace arbeitet als erfolgreiche Eheberaterin und steht kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Romans. Aber ihr Bilderbuchleben gerät ins Wanken, nachdem ihr über alles geliebter Mann Jonathan förmlich über Nacht verschwindet. Dabei handelt es sich keinesfalls- wie gehofft- um ein Missverständnis, sondern um eine alles überschattende Lebenslüge, die für Grace ungeahnte Ausmaße annimmt. Nach und nach gesellt sich ein böses Detail zum anderen und Grace fällt in ein tiefes Loch, von dessen Existenz sie bisher nicht einmal etwas wusste. Als sie schließlich akzeptiert, dass Jonathan ganz und gar nicht der war, der er vorgab zu sein, steht sie selbst vor den Scherben ihres ganz persönlichen Glücks.

„Du hättest es wissen können“ thematisiert die Fehleinschätzung einer liebenden Person innerhalb einer Ehe, einer Frau die ihr ganzes Vertrauen auf ihren Mann gerichtet hat, der es seinerseits nicht verdient hat und die im Gegenzug viele eigenständige Entscheidungen nicht mehr traf, weil keine Notwendigkeit dafür bestand.

Trotz bester Voraussetzungen ist auch sie nicht vor Fehleinschätzungen sicher und belastet sich ähnlich wie ihre hilfesuchenden Klienten mit bitteren Selbstvorwürfen.

Sehr eindringlich beschreibt die Autorin den langsamen aber unaufhaltsamen Verfall einer unausgewogenen Partnerschaft. Sie führt sowohl den Leser als auch die Hauptprotagonistin an den Wendepunkt der Geschichte und bietet die Perspektive auf einen Neuanfang.

Trotzdem fehlt es der Geschichte meines Erachtens an Handlung und daraus resultieren unschöne Längen, die gerade im Mittelteil bereits an Langeweile grenzen. Der Kummer und die seelischen Verletzungen werden ausführlich erörtert, doch der untreue, lügende, mordende Ehemann bleibt eine blasse Randfigur, so dass man sich ernsthaft fragt, warum er überhaupt so großen Schaden anrichten konnte. Wahrscheinlich hätte mir der Roman mit wechselnden Erzählperspektiven (aus Sicht von Mann und Frau) besser gefallen.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Sterne für einen beziehungsorientierten Unterhaltungsroman, der sich mit Lebenslügen im Allgemeinen und ihren traurigen Konsequenzen im Besonderen auseinandersetzt, der aber noch wesentlich mehr Entwicklungspotential gehabt hätte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Zukunft gehört dir, doch dein Körper gehört uns!

Starters
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Nach den Sporenkriegen splittet sich die Gesellschaft in sehr junge Menschen, genannt Starters und extrem alte Menschen, genannt Enders. Während viele der Jugendlichen ums bloße Überleben kämpfen, genießen ...

Nach den Sporenkriegen splittet sich die Gesellschaft in sehr junge Menschen, genannt Starters und extrem alte Menschen, genannt Enders. Während viele der Jugendlichen ums bloße Überleben kämpfen, genießen die Alten ihr Dasein in Reichtum und Überfluss. Dieses Ungleichgewicht macht sich das ominöse Unternehmen der „Body-Bank“ zu Nutzen, indem es einen Mietvertrag zwischen den Enders und Starters vermittelt, in dem es um das Verleihen jugendlicher Körper gegen gute Bezahlung geht. Um an das nötige Geld für die ärztliche Behandlung ihres kleinen Bruders zu kommen, schließt sich die 16-jährige Callie der Body-Bank an. Doch ihre Mieterin verfolgt einen ganz anderen Plan: Mithilfe von Callies Körper will sie die korrupten Machenschaften des Firmenimperiums aufdecken und ein Attentat auf den Vorstand verüben. Doch der reibungslose Ablauf des geheimen Unterfangens misslingt und bald schweben beide Personen in Lebensgefahr …

In ihrem Debütroman, zu dem es mittlerweile eine Fortsetzung gibt, entwirft die Autorin ein ansprechendes, sehr spannendes Zukunftsszenario. Ausgangspunkt dieser Dystopie ist die alte Menschheitsfrage nach dem Leben in ewiger Jugend und dem damit verbundenen Wunsch nach Perfektion und Erfahrung. Viele Gegensätze werden hier vereint: arm gegen reich, jung gegen alt und über allem steht der Machtanspruch Einzelner gegenüber der Gesellschaft. Die Hauptcharaktere sind sympathisch und der Schreibstil zieht den Leser in seinen Bann, so dass der Verlauf der Geschichte unterhält und zum Nachdenken anregt. Auch der Fokus auf den zweiten Band, auf den Fortgang der Erzählung gefällt mir sehr gut, denn obwohl hier Zwischenbilanz gezogen wird, scheint es noch weit mehr zu erzählen zu geben.

Fazit: ich vergebe gute 4 Sterne für einen gelungenen Jugendroman, der mit einer interessanten Thematik aufwartet und nicht nur junge Leser begeistern kann. Prädikat: lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Nachruf auf die Liebe

Eins
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Dieser Jugendroman beschäftigt sich mit der Identitätsfindung zweier Schwestern, die als siamesische Zwillinge geboren wurden und bisher alles gemeinsam erlebt haben, die einander lieben und sich gleichsam ...

Dieser Jugendroman beschäftigt sich mit der Identitätsfindung zweier Schwestern, die als siamesische Zwillinge geboren wurden und bisher alles gemeinsam erlebt haben, die einander lieben und sich gleichsam wie eine Person fühlen, obwohl sie es nicht wirklich sind. Entgegen aller ärztlichen Prognosen sind Tippi und Grace mittlerweile 16 Jahre alt geworden und trotzen ihrer Behinderung auf eigene Art und Weise. Natürlich steht die ständige Präsenz der Körperlichkeit an erster Stelle, denn die beiden sind hüftabwärts zusammen gewachsen und teilen sich einen Unterleib. Aber ihr Wesen, ihre Gedanken und natürlich ihre Charaktere sind durchaus verschieden und einzigartig.

Die Autorin schildert in ganz normalen Alltagsszenen das Leben einer fünfköpfigen Familie, bei denen es so ziemlich alles gibt, nur keine Normalität. Während der Vater seine Sorgen im Alkohol ertränkt, die Mutter in die Arbeitslosigkeit gerät und die jüngere Schwester als Primaballerina immer mehr dem Hungerwahn verfällt, bemühen sich Tippi und Grace angestrengt darum ein einigermaßen normales Leben zu führen, ganz gleich wie hoffnungslos dieses Unterfangen auch scheint.

Sie verständigen sich oft ganz ohne Worte, fühlen nicht nur ihre körperliche Verbundenheit sondern auch ihre seelische Nähe. Manchmal sind sie EINS und dann fragen sie sich wieder, wie es wäre, wenn man eine eigene Identität, einen eigenen kompletten Körper hätte. Nach einer Infektion werden beide sehr krank und es ist abzusehen, dass eine Trennung ihrer Körper die einzige Möglichkeit ist, ihr Leben zu retten, oder zumindest das von einer der beiden …

Dieser Roman bringt echte Abwechslung beim Lesen, denn die Geschichte lebt von ihrer Besonderheit, schafft Verbundenheit mit den Protagonisten und wirft tiefschürfende Probleme Jugendlicher auf, die auch unabhängig von einer Behinderung auftreten und so typisch sind für die Zeit des Erwachsenwerdens. Eher störend empfand ich hier das Layout des Buches, fast leere Seiten, unzählige Überschriften und unzusammenhängende Kapitel. De Facto hätte man das Buch auf die Hälfte der Seiten drucken können, ohne es einzukürzen.

Fazit: Ich vergebe gute 4 Sterne für einen ungewöhnlichen Jugendroman, der sehr einfühlsam mit schwerer Thematik umgeht, der Behinderung, Krankheit und Sterben ebenso offensiv angeht wie die erste Liebe, das Finden einer eigenen Identität und die Liebe, die aus lebenslanger Verbundenheit entsteht. Ein Buch fürs Herz, dem es nur ein klitzekleines bisschen an Tiefgang und Nachklang fehlt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

In den dunklen Tiefen der Nacht

Der Nachtwandler
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Um die Ehe von Leon und Natalie ist es nicht gerade gut bestellt, als die junge Frau eines Tages mit schlimmen Verletzungen und absolut übereilt die gemeinsame Wohnung verlässt. Diese überstürzte Handlung ...

Um die Ehe von Leon und Natalie ist es nicht gerade gut bestellt, als die junge Frau eines Tages mit schlimmen Verletzungen und absolut übereilt die gemeinsame Wohnung verlässt. Diese überstürzte Handlung kann sich Leon nur durch sein Verhalten als Nachtwandler erklären. Hat er Natalie misshandelt ohne es zu wissen? Leon beschließt seinem nächtlichen Treiben mittels Videoüberwachung auf den Grund zu gehen und entdeckt dabei ungeahnte Türen und Schächte in seinem Wohnhaus, die ihn in abgelegene Keller und andere Zimmer führen. Doch was treibt er wirklich in den dunklen Nachtstunden? Bald kann Leon nicht mehr unterscheiden, was Realität und was Traum ist und wer Natalie wirklich solch unsagbares Leid zugefügt hat. Dabei gerät er immer mehr in einen Strudel des Wahnsinns …

In diesem Psychothriller glänzt Sebastian Fitzek wieder in gewohnter Höchstform, indem er ein hochintensives, beängstigendes Gedankenkonstrukt erschafft, dem sich der Leser kaum entziehen kann. Nicht nur die scheinbare Alltäglichkeit der Handlung schockt, sondern vor allem ihre Intensität und Tiefe wirkt hier nach, denn das begonnene Verwirrspiel lässt sich kaum greifen und so verwischen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auf grausame Art und Weise. Ähnlich wie der verzweifelte Hauptprotagonist, der um jeden Preis der Wahrheit auf die Spur kommen möchte, drängen sich auch die möglichen Lösungsmöglichkeiten des Dilemmas in den Kopf des Lesers. Neben morbiden, recht brutalen Folterszenen hat mir besonders die mystische Grundstimmung gefallen. Ein Haus voller Geheimnisse, versteckter Geheimgänge und eigenartiger Bewohner – äußerst spannend.

Fazit: Ich vergebe 5 Sterne für Spannungsliteratur erster Güteklasse, die mich absolut überzeugen konnte und das Schreibtalent des jungen, deutschen Autors einmal mehr unter Beweis stellt. Wer Fitzek mag, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mysteriöses Verschwinden einer Jugendlichen

Lauras letzte Party
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Die ehemalige Polizistin Miia tritt gerade ihren neuen Job an der Schule ihrer Heimatstadt an, als über Nacht eine 16-jährige Schülerin verschwindet. Was zunächst wie eine Ausreißer-Aktion aussieht, entwickelt ...

Die ehemalige Polizistin Miia tritt gerade ihren neuen Job an der Schule ihrer Heimatstadt an, als über Nacht eine 16-jährige Schülerin verschwindet. Was zunächst wie eine Ausreißer-Aktion aussieht, entwickelt sich mehr und mehr zum Rätsel, denn es gibt zwar keine Leiche aber die verschwundene Laura wird nirgends gesichtet. Obwohl Miia sich eigentlich von der Ermittlungsarbeit distanzieren wollte, greift sie nun doch ins Geschehen ein, vor allem weil sie der Fall an ihre vor fast 20 Jahren verschwundene Schwester erinnert. Mittels Internetrecherche stößt sie auf mehrere Ungereimtheiten, in die auch ihr Bruder Nikke verwickelt zu sein scheint. Als Schulpsychologe kannte er Laura sehr gut und rückt damit schon bald ins Visier der Öffentlichkeit …

Die vielversprechende Ausgangssituation dieses Romans, den man wirklich nicht als spannungsgeladenen Thriller bezeichnen kann, wird nur mäßig ausgebaut und dadurch wirkt das geschriebene Wort sehr konstruiert und unglaubwürdig. Im Großen und Ganzen geht es hier nicht nur um ein verschollenes Mädchen sondern in erster Linie um Kompetenzüberschreitung und öffentliche Anfeindungen, die gerade im Internetzeitalter in eine wahre Hetzkampagne ausufern können. Zahlreiche Spekulationen, sehr wenige Fakten und eine Hobby-Ermittlerin, deren Liebesleben die Autoren ganz besonders interessiert, machen das Buch für mich ziemlich uninteressant. Auch die Auflösung des Falls wirkt abrupt herbeigeführt und unbefriedigend, so dass ich mit Sicherheit keinen weiteren Band der „Palokaski-Trilogie“ lesen werde.

Fazit: Für mich handelt es sich weder um einen dunklen, psychologischen Thriller noch um ein fesselndes Beziehungsdrama, wie auf dem Einband versprochen wird. Die Story ist nicht schlecht geschrieben, so dass man sie durchaus lesen kann aber der Roman erreicht allerhöchstens das Mittelmaß.