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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn der mörderische Schein trügt

Während du stirbst
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Nach zwölf Tagen grausamer Gefangenschaft in der Wohnung des gefährlichen Psychopathen Dominic Lacey kann Jessica Gold ihrem Peiniger entkommen, indem sie mit seinem Blut einen Hilferuf auf ein Bettlaken ...

Nach zwölf Tagen grausamer Gefangenschaft in der Wohnung des gefährlichen Psychopathen Dominic Lacey kann Jessica Gold ihrem Peiniger entkommen, indem sie mit seinem Blut einen Hilferuf auf ein Bettlaken pinselt und dieses gut sichtbar auf den Balkon hängt. Zu diesem Zeitpunkt hat sie ihn mit einem Messer unschädlich gemacht, befindet sich aber selbst in lebensbedrohlichem körperlichen Zustand, ausgelöst durch tagelange schleichende Vergiftung. Das Ermittlungsteam der Polizei rollt daraufhin die gesamte Vergangenheit von Lacey auf und stößt auf eine dunkle Spur aus Unterlassung, Gewaltverbrechen und Sadismus. Doch ein kleiner Zweifel bleibt, den nur der Täter selbst ausräumen kann, doch bevor er dazu kommt, stirbt Dominic im Krankenhaus an einer Überdosis Insulin. Und plötzlich rückt das gequälte Opfer wieder in den Mittelpunkt des Geschehens …

Das Besondere an diesem schockierenden Psychothriller ist sein zweigeteilter Plot, der den Leser zunächst in das Gefängnis der Jessica Gold entführt. Sie wird schlimmen körperlichen Schmerzen und psychischem Druck ausgesetzt, verursacht von einem grausamen Mann, der weder Skrupel noch Reue kennt. Doch auf wundersame Art und Weise gelingt ihr die Überwältigung des Monsters und sie gelangt in Freiheit. Im zweiten Teil des Buches ändert sich die bisherige Sicht auf die Dinge ganz elementar, denn plötzlich ist Dominic das Opfer in einem perfiden Rachespiel zwischen zwei Frauen, die sich gemeinsam für eine bestrafende Selbstjustiz stark machen. Sehr unterhaltsam und rasant stellt die Autorin alle angenommenen Wahrheiten auf den Kopf und schreibt die Story komplett um, so dass man als Leser immer wieder um die Ecke denken muss.

Lediglich der eingeflochtene Handlungsstrang um eine engagierte aber in ihrem eigenen Leben unzufriedene Ermittlerin stört meines Erachtens die Erzählung ganz wesentlich, nicht nur, weil hier eher stümperhafte Polizeiarbeit beschrieben wird, sondern in erster Linie die Haupthandlung unschön unterbrochen wird.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Sterne (aufgerundet 4) für einen kreativen, ungewöhnlichen Thriller der mit schockierenden Wendungen und verstörenden Szenen aufwartet mich aber dennoch nicht ganz überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf der Suche nach einer verblassten Erinnerung

Albertos verlorener Geburtstag
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Um Tino vom schweren Brandunfall seines Vaters abzulenken und von tristen, bangen Tagen im Krankenhaus zu bewahren, nimmt ihn sein Großvater Alberto mit auf eine abenteuerliche Reise in seine eigene Kindheit. ...

Um Tino vom schweren Brandunfall seines Vaters abzulenken und von tristen, bangen Tagen im Krankenhaus zu bewahren, nimmt ihn sein Großvater Alberto mit auf eine abenteuerliche Reise in seine eigene Kindheit. Denn Alberto feiert bereits viele Jahrzehnte keinen Geburtstag mehr, weil er sich nicht mehr an seine früheste Kindheit, seine Eltern oder ein Zuhause erinnern kann. Und der kleine Tino setzt sich eine Mission: wenn es ihm gelingt den Geburtstag seines Opas ausfindig zu machen, dann wird auch sein Papa wieder gesund werden. Und so reisen die beiden immer weiter zurück in die Vergangenheit, treffen alte Bekannte und stoßen schließlich auf die verschüttete Tragödie, die zum Erinnerungsverlust von Alberto geführt hat …

Dieser Roman ist in erster Linie eine wunderschöne, abwechslungsreiche Familiengeschichte, die aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Die Handlungsstränge verzweigen sich von der Gegenwart bis in die Jahre des spanischen Bürgerkrieges, in dem Alberto aufgewachsen ist und als Findelkind in der Obhut eines kirchlichen Waisenhauses aufwuchs. Sehr anschaulich ergibt sich die Vergangenheit, weil alle Beteiligten zu Wort kommen und ihre ganz eigene Sicht der Dinge schildern. So gelingt es schließlich dem ungewöhnlichen Ermittlerpaar Großvater und Enkel Licht in die frühe Kindheit eines alten Mannes zu bringen und dabei ganz nebenbei die Geschichte eines bewegten, nicht immer geradlinigen Lebens aufzuzeigen.

Eine warmherzige, liebevolle Lebensgeschichte geprägt von politischen Umwälzungen, persönlichen Dramen und engagierten Menschen nimmt ihren Lauf.

Fazit: Ich vergebe vier Sterne für diese berührende Familiengeschichte, die eine enge ganz besondere Beziehung zwischen einem Großvater und seinem Enkel in den Mittelpunkt rückt und viele überraschende Wendungen bereithält. Unterhaltsam und poetisch erzählt, genau das Richtige für Liebhaber weitverzweigter Familiengeschichten und verborgener Geheimnisse.

Veröffentlicht am 15.09.2016

So nah und doch so fern

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
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Die Senior-Klasse des Irving-Colleges richtet jedes Jahr ein spektakuläres Abschlussfest aus und reicht danach symbolisch den Staffelstab an die nächste Generation weiter. Und so verbinden sich die beiden ...

Die Senior-Klasse des Irving-Colleges richtet jedes Jahr ein spektakuläres Abschlussfest aus und reicht danach symbolisch den Staffelstab an die nächste Generation weiter. Und so verbinden sich die beiden Geschichten des ehemaligen Absolventen Tim mit denen des diesjährigen Spielleiters Duncan. Tim hat Duncan damals ausgewählt und hinterlässt ihm jetzt als geistiges Andenken eine CD Sammlung, die die Tragödie des letzten Winters in ihrer ganzen Vielfalt schildert. Denn Tim erzählt darauf seine ganz persönliche, traurige Collegegeschichte, die mit einem Mädchen begann und einem dramatischen Unfall endete.

Das Jugendbuchdebüt der Autorin besticht durch eine sehr alltägliche und doch besondere Situation: ein Junge, der sich in ein Mädchen verliebt, die bereits vergeben ist und sich nicht von ihrem Freund trennen wird, auch wenn sie für den anderen durchaus Sympathien hegt. Die Vielschichtigkeit dieser Erzählung liegt jedoch in ihren Begleitumständen, denn der Junge der sich hier unglücklich verliebt, ist ein Albino und hat bisher noch niemals erlebt, wie es sich anfühlt, wenn eine andere Person sich tatsächlich für ihn interessiert. Die Charaktere sind ausgesprochen vielseitig beschrieben, so dass der Leser schon bald die persönlichen Stärken und Schwächen der handelnden Personen erkennt und mit den Protagonisten mitfiebern kann.

Auch die Wortwahl und der Lesefluss konnten mich absolut überzeugen, denn die Geschichte ist spannend, dramatisch, traurig und schön zugleich. Sie schildert große Themen der Entwicklung junger Menschen: die erste Liebe, fehlendes Selbstbewusstsein, Komplexe gegenüber anderen, Hoffnung und Euphorie aber auch endgültige Entscheidungen und das bittere Bewusstsein, dass man nicht jede Fehlentscheidung ohne Konsequenzen rückgängig machen kann. Aber auch was es heißt, für seine Gefühle und Bedenken einzustehen.

Fazit: Ich vergebe 4,5 Sterne (aufgerundet 5) für einen realitätsnahen, berührenden Jugendroman der die traurige Geschichte eines Außenseiters erzählt, eines jungen Menschen der trotz großer Bemühungen seine Unzulänglichkeit nicht überwinden kann. Dennoch kann er etwas bewegen, indem er einem fast Fremden seine Fehler eingesteht und ihm anrät, nicht dieselben zu begehen. Prädikat: Absolut empfehlenswert, nicht nur für Jugendliche.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mysteriöse Unterwelt von Buchhaim

Die Stadt der Träumenden Bücher
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Der angehende Dichter Hildegunst von Mythenmetz verlässt seine Heimat die Lindwurmfeste, um in der berühmten Stadt Buchhaim nach einem Schriftsteller zu suchen, der gar wunderbare Lyrik zu Papier gebracht ...

Der angehende Dichter Hildegunst von Mythenmetz verlässt seine Heimat die Lindwurmfeste, um in der berühmten Stadt Buchhaim nach einem Schriftsteller zu suchen, der gar wunderbare Lyrik zu Papier gebracht hat. Doch in der Stadt der träumenden Bücher wimmelt es nur so von zwielichtigen Gestalten und unseriösen Angeboten, so dass Hildegunst nur auf ein kleines Wunder hoffen kann. Leider begegnet er den falschen Personen, die ihm nichts Gutes wollen und insgeheim einen Plan schmieden, wie sie den aufdringlichen Dinosaurier am schnellsten und effektivsten loswerden können. Als er in das unheimliche Antiquariat von Phistomephel Smeik kommt, scheint er dem gesuchten Dichter endlich näher zu kommen, doch der alte Smeik schickt Hildegunst gegen seinen Willen in die Katakomben der Stadt. Nun muss er sich gegen allerlei böswillige Geschöpfe durchsetzen und versuchen zu überleben – doch der Herrscher dieser Unterwelt ist der angsteinflößende Schattenkönig und er ist dem Eindringling dicht auf der Spur …

Dieser Fantasyroman entführt den Leser nach Buchhaim, der sagenumwobenen Bücherstadt. Er schildert ausführlich und sehr anschaulich die Begebenheiten und Zusammenhänge dieser mysteriösen Bücherwelt und entwirft damit ein schaurig-schönes Geschehen inmitten einer riesengroßen, verzweigten Bibliotheksstadt. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen dabei die verrückten Erlebnisse des sympathischen, leicht naiven Lindwurms Hildegunst, der gemeinsam mit dem Leser allerlei Abenteuer in und vor allem unter der Stadt erlebt, tief in den Katakomben einer längst vergessenen Welt.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Sterne (aufgerundet 4) für eine abenteuerlustige, fantastische Geschichte die ein kleines Universum rund um unsere geliebten Bücher entwirft und den motivierten Leser an die Hand nimmt und mit ihm auf Entdeckungstour geht. „Die Stadt der träumenden Bücher“ ist ein Buch für ältere Kinder, enthält viele märchenhafte Elemente aber auch das ein oder andere Gruselgeschehen. Punktabzug für die vielen sinnlosen Wortschöpfungen und andauernden Wiederholungen, denn dadurch entstehen unnötige Längen, die den Lesefluss bremsen. Außerdem empfehle ich dieses Buch entweder in der Taschenbuchausgabe oder als ebook zu lesen, meine vorliegende Hardcoverausgabe ist einfach nur sehr, sehr schwer und unhandlich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Selbstbestimmung und Verantwortung

Die Frauen von La Principal
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Erzählt wird hier die Lebensgeschichte dreier Frauen, die nicht nur den gleichen Vornamen tragen, sondern Großmutter – Mutter und Tochter sind und denen in erster Linie die Leitung eines angesehenen Weingutes ...

Erzählt wird hier die Lebensgeschichte dreier Frauen, die nicht nur den gleichen Vornamen tragen, sondern Großmutter – Mutter und Tochter sind und denen in erster Linie die Leitung eines angesehenen Weingutes obliegt. Während Maria (genannt „die Alte“) ihren Platz an erster Stelle hart erkämpfen muss, weil sie als einzige Tochter ihrer Eltern in einer Zeit groß wird, in der die Männer das Sagen und die Macht haben und nur unter Protest davon abrücken, plagt sich ihre Tochter Maria (genannt „Senyora“) mit einem mittlerweile unrentablen Unternehmen herum und mit einem ominösen Tötungsdelikt direkt vor ihrer Haustür. Und schließlich muss die junge Maria (die Enkeltochter der ersten), die mittlerweile auch schon das 60igste Lebensjahr erreicht hat, erkennen das ihr Vater ein mörderisches Geheimnis in seinem Herzen trägt, dessen Erkundung sie weit in die Vergangenheit ihrer gut betuchten Familie führt.

Ein grandioser Roman, der sich nicht nur einer wunderschönen, poetischen Sprache bedient, sondern ein wahres Feuerwerk der Erzählkunst ist. Lluís Llach kombiniert hier sehr verschiedene Themen zu einem intensiven, dichten Roman, der mühelos Zeitsprünge macht und Erzählperspektiven wechselt, ohne verwirrend zu sein. Manchmal ist es ein Familienroman, dann wieder ein schonungsloser, zeitkritischer Gesellschaftsroman, manchmal geht es um die Liebe, manchmal um den Mut von notwendigen Veränderungen, manchmal handelt es sich um einen Kriminalroman und manchmal um eine detaillierte Heimatstudie. Selten gelingt ein derart vielschichtiger Plot so perfekt, dass sich jeder Handlungsstrang klärt, dass es immer spannend bleibt und das man als Leser die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dreier Generationen so glaubwürdig vermittelt bekommt.

Fazit: Ich vergebe volle Punktzahl für diesen abwechslungsreichen Roman, der eine besondere Stimmung erzeugt und sich mit dem wechselnden Frauenbild über Jahrzehnte beschäftigt. Der Emanzipation und Abhängigkeit ebenso miteinander vereint wie Optimismus und innere Zwänge. Eine Prosa die einen Kreis schließt, in dessen Zentrum innere Stärke, Selbstvertrauen und Zuversicht stehen und drei ganz besonders eigenwillige Frauen. Absolute Leseempfehlung!