Profilbild von julemaus94

julemaus94

Lesejury Star
offline

julemaus94 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit julemaus94 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2023

Authentisch, aber mit Längen

Das Leuchten der Rentiere
0

Liest man den Klappentext dieses Buches, rechnet man mit einem spannenden, düsteren Krimi am Rande des Nordpolarkreises. Aber die Geschichte über Elsa ist so viel mehr.

Elsa wächst als eine der indigenen ...

Liest man den Klappentext dieses Buches, rechnet man mit einem spannenden, düsteren Krimi am Rande des Nordpolarkreises. Aber die Geschichte über Elsa ist so viel mehr.

Elsa wächst als eine der indigenen Sami im Norden Schwedens auf. Ihre Familie zählt zu den traditionsbewussten Rentierzüchtern, was nicht von allen gern gesehen ist. Eines Abends erwischt sie jemanden aus dem Nachbardorf, als er ihr Ren ermordet. Der Fall bleibt ungelöst und wird sie noch Jahre später beschäftigen.

Klar enthält die Geschichte auch kriminalistische Elemente. In erster Linie geht es aber um eine Gesellschaftsstudie. Wer schon immer etwas über die Sami, die von ihnen auch heute noch erfahrene und erlebte Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren möchte, fährt mit diesem Buch auf jeden Fall gut.

Man erlebt hautnah, wie schwierig es für dieses sehr traditionsbewusste, patriarchale Volk ist, ihre Gebräuche und ihre Sprache auch in der heutigen schnelllebigen Zeit zu bewahren und sich gegen Vorurteile zur wehr zu setzen.

Der Erzählstil trägt diese Themen mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art sehr gut. Das führt allerdings auch dazu, dass das Buch teilweise einige Längen entwickelt. Durchhaltevermögen wird aber mit einer sehr einfühlsamen Geschichte belohnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.12.2022

Spannendes Experiment

Unsterblich sind nur die anderen
0

Einigen wird Simone Buchholz mit Sicherheit ein Begriff sein, hat sie sich doch mit ihrer Krimi-Reihe bereits einen Namen gemacht. Ich habe mit diesem Roman Neuland betreten und bin beeindruckt.

Sie erzählt ...

Einigen wird Simone Buchholz mit Sicherheit ein Begriff sein, hat sie sich doch mit ihrer Krimi-Reihe bereits einen Namen gemacht. Ich habe mit diesem Roman Neuland betreten und bin beeindruckt.

Sie erzählt die Geschichte von Malin und Iva, die auf der Suche nach ihren drei Freunden auf der MS Rjukandi landen, einer Nordseefähre, die zwischen Dänemark und Island pendelt. Kaum an Bord stellen sie fest, dass hier so einiges etwas anders läuft. Die Besatzung sieht überirdisch schön aus und auf dem Schiff scheint so manches Mal die Zeit still zu stehen.

Die Geschichte entfaltet von Beginn an einen gewissen Zauber und lässt sich nur schwer in irgendeine Genreschublade stecken. Ist es Mystik, Kriminalfall oder doch Fantasy. Vielleicht steckt auch ein wenig Historie darin?

Auch textlich lässt sich das Buch nicht festnageln, schwankt zwischen Prosa, Lyrik und Tagebucheinträgen. Es enthält sogar ein Theaterstück in drei Akten.

Der Schreibstil lässt sich ein wenig mit Stefanie vor Schulte vergleichen. In beiden Fällen muss man sich auf das Abenteuer einlassen, sich fallen lassen. Dann aber wird man mit einem wahren Abenteuer und etwas gänzlich Einzigartigen belohnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2022

Nicht sehr heldenhaft

Ich verliebe mich so leicht
0

An Herve le Tellier kommt man ja zur Zeit kaum vorbei, nachdem sein Debut "Anomalie" dermaßen eingeschlagen ist. Allein deswegen wollte ich seinen neuen Roman unbedingt lesen.

Aber was sag ich Roman? ...

An Herve le Tellier kommt man ja zur Zeit kaum vorbei, nachdem sein Debut "Anomalie" dermaßen eingeschlagen ist. Allein deswegen wollte ich seinen neuen Roman unbedingt lesen.

Aber was sag ich Roman? Mehr als eine Kurzgeschichte ist es leider nicht geworden. Diese ist schnell gelesen und noch schneller beschrieben:

Der Held fliegt von Paris nach Schottland um seine Geliebte, die Heldin, zu treffen. Er verzehrt sich vor Liebe zu ihr, sie- nun ja- leider eher weniger. Was dann geschieht überlasse ich mal der Fantasie, sonst müsste man das Buch nicht mehr lesen.

Der Schreibstil ist interessant und stringent, wodurch man förmlich durch das Buch gezogen wird. So sind die knapp 100 Seiten schnell gelesen. Allerdings verfliegt der Eindruck auch ebenso schnell wieder.

Der Autor schafft es nur schwer, die Gefühle zu transportieren, denen sein Held ausgesetzt bzw von denen er herumgeschleudert wird.

Irgendwie fühlte sich das Ganze leider ziemlich belanglos an und bekommt deshalb keine Empfehlung von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2022

Enttäuschende (Titel-)Heldin

Elektra, die hell Leuchtende
0

Ein griechisches Drama aus Sicht der beteiligten Frauen geschildert zu bekommen, klingt verlockend. In den bekannten Werken werden diese Schlachten immer aus Sicht der Helden erzählt, die Frauen sind reine ...

Ein griechisches Drama aus Sicht der beteiligten Frauen geschildert zu bekommen, klingt verlockend. In den bekannten Werken werden diese Schlachten immer aus Sicht der Helden erzählt, die Frauen sind reine Randfiguren oder Kriegstrophäen, im schlimmsten Falle der Grund für eine Auseinandersetzung. Was Helena über die Schlacht von Troja dachte oder welche (Ehe-)Frauen um die Krieger der verhassten Griechen gebangt haben, darüber sollte dieses Buch einen Einblick geben.

Im Fokus stehen Klytämnestra, Frau von Agamemnon und Schwester von Helena, sowie ihre Tochter Elektra, die die Heimkehr des geliebten Vaters ersehnt. Auf trojanischer Seite schildert Kassandra die Eindrücke der Schlacht.

Wer weiß, ob meine Meinung genauso ausgefallen wäre, hätte ich nicht in letzter Zeit einige Bücher mit griechischem Mythologie-Background gelesen. So aber hat Jennifer Saint das Pech, mit anderen Autorinnen verglichen zu werden, die ihren Job wesentlich besser gemacht haben.

Einerseits ist es ein kluger Kniff, die Geschichte zwischen den drei Frauen aufzuteilen. Die Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählungen erhöhen zu einem gewissen Grad die Spannung und bieten die Möglichkeit, die unterschiedlichen Charaktere der Frauen näher zu beleuchten.

Leider rückt gerade die titelgebende Elektra viel zu sehr in den Hintergrund und zeigt wenig hell Leuchtendes. Auch die anderen beiden Frauen wirken enttäuschend blass und nicht immer stark. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie nicht immer kluge oder nachvollziehbare Entscheidungen treffen.

Am schwierigsten für mich ist allerdings der Schreibstil. Das Buch hätte locker um 100 Seiten kürzer ausfallen können, würde sich die Autorin nicht so gerne in Wiederholungen verlieren. Einerseits ist es schön, dass sie der Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Figuren so viel Raum gibt. Andererseits hat man deren haltung irgendwann auch mal verstanden und müsste sie nicht zum zehnten Mal ausgeführt bekommen.

Fazit:
Die Idee ist super, die Umsetzung könnte besser sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2022

Klassisch zurückhaltend

Die rätselhaften Honjin-Morde
0

Wer Agatha Christie und japanische Literatur mag, wird die Mischung aus beidem lieben. Denn Herr Yokomizo vereint das Beste von beiden; nüchterne Zurückhaltung mit cleveren Winkelzügen.

Privatdetektiv ...

Wer Agatha Christie und japanische Literatur mag, wird die Mischung aus beidem lieben. Denn Herr Yokomizo vereint das Beste von beiden; nüchterne Zurückhaltung mit cleveren Winkelzügen.

Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wird hinzugezogen, als das frisch verheiratete Ehepaar Kenzo und Katsuko brutal mit einem Katana ermordet aufgefunden wird. Der Fall des in einem verschlossenen Gebäude aufgefundenen Paares, von frisch gefallenem Schnee umgeben, scheint unlösbar.

Die Japaner haben einfach eine unnachahmbare nüchterne Art und Weise, ihre Geschichten zu erzählen. Da bildet dieser Krimi wahrlich keine Ausnahme. Der Autor beschreibt sehr detailiert und genau, wirkt dabei aber eher wie ein Bericht als eine gefühlsbetonte Erzählung. Das lässt den Mord aber umso grausamer erscheinen.

Zudem stellt dieses Buch eine Wiederauflage dar, das Original ist bereits 1946 erschienen. Dementsprechend können einige der geschilderten Ansichten beinahe antiquiert wirken. Mir persönlich aber gefallen diese Art von alten Geschichten.

Insgesamt schafft es Seishi Yokomizo, auf gerade einmal 200 Seiten eine komplexe, verwinkelte Geschichte zu erzählen, die wahrlich keine Spannung vermissen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere