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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2023

Typisch Südkorea

Frau mit Messer
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Dieses Buch mit James Bond zu vergleichen, wie es so einige Werbesprüche versuchen, halte ich für reichlich gewagt und schürt vermutlich Erwartungen, die dieser Roman nicht halten kann. Wer hier eine actionreiche ...

Dieses Buch mit James Bond zu vergleichen, wie es so einige Werbesprüche versuchen, halte ich für reichlich gewagt und schürt vermutlich Erwartungen, die dieser Roman nicht halten kann. Wer hier eine actionreiche Agenten-Reißerei erwartet, wird mit SIcherheit enttäuscht sein. Statt Kugelhagel erhält man ein feinfühliges Gesellschaftsporträt aus Südkorea.

Hornclaw bringt für Geld Leute um, ohne dabei Fragen zu stellen. Mit 65 Jahren wird sie langsam zu alt für den Job, ihr Körper wendet sich lansam gegen sie und zuhause wartet nur ihr zwölfjähriger Hund Deadweight auf sie. Und zu allem Übel scheint ihr Herz sich langsam für ihre Mitmenschen zu erweichen.

Ein Roman über Auftragsmörder oder Schädlingsbekämpfer, wie sie sich selbst in diesem Roman nennen, das klingt auf den ersten Blick ziemlich aufregend.

Stattdessen bekommt man ein Porträt über eine einsame Frau, die sich mit den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Kultur und der daraus resultierenden Unsichtbarkeit auseinander setzen muss.

In gewohnt trockenem Erzählstil führt uns die Autorin durch ihre Geschichte. In Korea spart man offensichtlich grundsätzlich an offenkundigen Emotionen (diese muss man zwischen den Zeielen suchen) und geizt dafür nicht an langen Schachtelsätzen. Wer sich aber einmal daran gewöhnt hat, wird mit einer besonderen, teilweise sehr skurrilen Geschichte belohnt.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Überzeugende Küchenexperimente

MEZCLA
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Ich liebe die italienische Küche, ebenso wie die asiatische. Seit einiger Zeit wage ich auch gerne mal Ausflüge in die mexikanische Kochwelt. Mit dem neuen Kochbuch von Ixta Belfrage kann man gleich mehrere ...

Ich liebe die italienische Küche, ebenso wie die asiatische. Seit einiger Zeit wage ich auch gerne mal Ausflüge in die mexikanische Kochwelt. Mit dem neuen Kochbuch von Ixta Belfrage kann man gleich mehrere dieser Welten bereisen, denn sie hebt die Fusionsküche Italiens, Mexikos und Südamerikas auf ein neues Level.

Wer es gerne würzig bis scharf mag und beim Kochen ab und zu auch etwas mehr Zeit investieren möchte, ist hier genau richtig. Hier wird mit Salsa, Pasten und Ölen experimentiert; so ziemlich jedes Rezept kocht mit verschiedenen Aromaten, Chilisorten und Knoblauch.

Untergliedert ist das Kochbuch in drei Kapitel; "Für jeden Tag", "Entertainment (irgendwie)" und "Zu guter Letzt". In jedem Kapitel finden sich sowohl in der Hauptsache vegetarische Gerichte als auch solche mit Fisch und Fleisch. Ein absoluter Bonus sind die vielen Tipps und Ersatzmöglichkeiten, die zu jedem Rezept geboten werden und so auch die Möglichkeit bieten, das Gericht je nach Geschmack abzuwandeln.

Jedes Gericht, das ich in den letzten Wochen ausprobiert habe, hat mich geschmacklich absolut überzeugt und überrascht. Ungewöhnliche Geschmackskompsitionen und Kombinationen von Zutaten, die ich so noch nicht gesehen habe. Ixta zeigt, dass vegetarisch oder vegan definitiv nicht langweilig sein muss und auch als Eyecatcher auf einer großen Tafel herhalten kann.

Allerdings muss man auch dazu sagen, dass hier mit ziemlich exotischen Zutaten gekocht wird. Nicht alle Gewürze findet man im Supermarkt, manche Obst- und Gemüsesorten, ebenso wie Saucen und Reissorten sind nur in Feinkostläden zu finden. In Berlin nicht unbedingt problematisch, in ländlicheren Regionen vielleicht schon.

Auch muss bedacht werden, dass die (meisten) Gerichte nicht mal eben in zehn Minuten gezaubert sind. Sie verlangen sowohl Zeit als auch Platz in der Küche, die Investition lohnt sich aber auf jeden Fall. Garnelen-Lasagne, Piri-Piri-Tofu auf Knusper-Knusper-Orzo oder Butternuss-Gnocchi mit Miso-Butter wird es bei uns in Zukunft öfter mal geben.

Ein kleines Manko ist leider die etwas unübersichtlich gegliederte Struktur des Buches. Drei Kapitel sind bei der Masse an Rezepten einfach zu wenig. Zudem ist das Register nicht aussagekräftig genug um jedes gewünschte Rezept auf Anhieb zu finden. Hier lohnt sich die Investition in Post-its auf alle Fälle.

Insgesamt bin ich von diesem Kochbuch aber auf jeden Fall begeistert und es bekommt einen Platz im festen Repertoire meiner Küche.

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Veröffentlicht am 03.01.2023

Authentisch, aber mit Längen

Das Leuchten der Rentiere
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Liest man den Klappentext dieses Buches, rechnet man mit einem spannenden, düsteren Krimi am Rande des Nordpolarkreises. Aber die Geschichte über Elsa ist so viel mehr.

Elsa wächst als eine der indigenen ...

Liest man den Klappentext dieses Buches, rechnet man mit einem spannenden, düsteren Krimi am Rande des Nordpolarkreises. Aber die Geschichte über Elsa ist so viel mehr.

Elsa wächst als eine der indigenen Sami im Norden Schwedens auf. Ihre Familie zählt zu den traditionsbewussten Rentierzüchtern, was nicht von allen gern gesehen ist. Eines Abends erwischt sie jemanden aus dem Nachbardorf, als er ihr Ren ermordet. Der Fall bleibt ungelöst und wird sie noch Jahre später beschäftigen.

Klar enthält die Geschichte auch kriminalistische Elemente. In erster Linie geht es aber um eine Gesellschaftsstudie. Wer schon immer etwas über die Sami, die von ihnen auch heute noch erfahrene und erlebte Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren möchte, fährt mit diesem Buch auf jeden Fall gut.

Man erlebt hautnah, wie schwierig es für dieses sehr traditionsbewusste, patriarchale Volk ist, ihre Gebräuche und ihre Sprache auch in der heutigen schnelllebigen Zeit zu bewahren und sich gegen Vorurteile zur wehr zu setzen.

Der Erzählstil trägt diese Themen mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art sehr gut. Das führt allerdings auch dazu, dass das Buch teilweise einige Längen entwickelt. Durchhaltevermögen wird aber mit einer sehr einfühlsamen Geschichte belohnt.

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Veröffentlicht am 25.12.2022

Spannendes Experiment

Unsterblich sind nur die anderen
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Einigen wird Simone Buchholz mit Sicherheit ein Begriff sein, hat sie sich doch mit ihrer Krimi-Reihe bereits einen Namen gemacht. Ich habe mit diesem Roman Neuland betreten und bin beeindruckt.

Sie erzählt ...

Einigen wird Simone Buchholz mit Sicherheit ein Begriff sein, hat sie sich doch mit ihrer Krimi-Reihe bereits einen Namen gemacht. Ich habe mit diesem Roman Neuland betreten und bin beeindruckt.

Sie erzählt die Geschichte von Malin und Iva, die auf der Suche nach ihren drei Freunden auf der MS Rjukandi landen, einer Nordseefähre, die zwischen Dänemark und Island pendelt. Kaum an Bord stellen sie fest, dass hier so einiges etwas anders läuft. Die Besatzung sieht überirdisch schön aus und auf dem Schiff scheint so manches Mal die Zeit still zu stehen.

Die Geschichte entfaltet von Beginn an einen gewissen Zauber und lässt sich nur schwer in irgendeine Genreschublade stecken. Ist es Mystik, Kriminalfall oder doch Fantasy. Vielleicht steckt auch ein wenig Historie darin?

Auch textlich lässt sich das Buch nicht festnageln, schwankt zwischen Prosa, Lyrik und Tagebucheinträgen. Es enthält sogar ein Theaterstück in drei Akten.

Der Schreibstil lässt sich ein wenig mit Stefanie vor Schulte vergleichen. In beiden Fällen muss man sich auf das Abenteuer einlassen, sich fallen lassen. Dann aber wird man mit einem wahren Abenteuer und etwas gänzlich Einzigartigen belohnt.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Nicht sehr heldenhaft

Ich verliebe mich so leicht
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An Herve le Tellier kommt man ja zur Zeit kaum vorbei, nachdem sein Debut "Anomalie" dermaßen eingeschlagen ist. Allein deswegen wollte ich seinen neuen Roman unbedingt lesen.

Aber was sag ich Roman? ...

An Herve le Tellier kommt man ja zur Zeit kaum vorbei, nachdem sein Debut "Anomalie" dermaßen eingeschlagen ist. Allein deswegen wollte ich seinen neuen Roman unbedingt lesen.

Aber was sag ich Roman? Mehr als eine Kurzgeschichte ist es leider nicht geworden. Diese ist schnell gelesen und noch schneller beschrieben:

Der Held fliegt von Paris nach Schottland um seine Geliebte, die Heldin, zu treffen. Er verzehrt sich vor Liebe zu ihr, sie- nun ja- leider eher weniger. Was dann geschieht überlasse ich mal der Fantasie, sonst müsste man das Buch nicht mehr lesen.

Der Schreibstil ist interessant und stringent, wodurch man förmlich durch das Buch gezogen wird. So sind die knapp 100 Seiten schnell gelesen. Allerdings verfliegt der Eindruck auch ebenso schnell wieder.

Der Autor schafft es nur schwer, die Gefühle zu transportieren, denen sein Held ausgesetzt bzw von denen er herumgeschleudert wird.

Irgendwie fühlte sich das Ganze leider ziemlich belanglos an und bekommt deshalb keine Empfehlung von mir.

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