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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2022

Würdiger Abschluss

Das verbotene Kapitel
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Ein letztes Mal reisen wir in die Welt der geheimen Bibliothek, zu Elfen und Drachen, in der Worte manchmal doch mächtiger als das Schwert sein können. Gemeinsam mit Irene, Kai und Vale geht es rund um ...

Ein letztes Mal reisen wir in die Welt der geheimen Bibliothek, zu Elfen und Drachen, in der Worte manchmal doch mächtiger als das Schwert sein können. Gemeinsam mit Irene, Kai und Vale geht es rund um die Welt und zu anderen Welten.

Denn Alberich ist wieder da und bedroht die Bibliothek mit all ihren Geheimnissen. Und auch andere Welten verschwinden plötzlich auf geheimnisvolle Art und Weise, niemand scheint die Ursache zu kennen.

Die Geschichte verläuft gewohnt schwungvoll. Wie erhofft und erwartet gibt es eine Vielzahl unerwarteter Wendungen und kluger Finten. durch die uns unsere Lieblingsheldin hindurch navigiert.

Dabei erhalten eine Vielzahl bereits bekannter Figuren noch einmal die Gelegenheit für einen Auftritt, sodasss wir von ihnen Abschied nehmen können.

Man merkt der Geschichte ein Stück weit den Abschluss an. Viele lose Enden werden verknüpft, ob jedoch alle offenen Fragen beantwortet werden, möchte ich gerne offen halten.

Zum Schluss fällt der Abschied schwer, auch wenn der Abschluss zumindest für mich befriedigend war. Allein die *Sprache* hat mir ein wenig gefehlt.

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Veröffentlicht am 24.11.2022

Tragisches Zeitzeugnis

Isidor
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Bücher wie "Isidor" sind unheimlich wichtig, um uns zu zeigen, welche Fehler wir auf keinen Fall wiederholen dürfen.

Shelly Kupferberg arbeitet in diesem Buch das Schicksal ihrer Familie auf, im Mittelpunkt ...

Bücher wie "Isidor" sind unheimlich wichtig, um uns zu zeigen, welche Fehler wir auf keinen Fall wiederholen dürfen.

Shelly Kupferberg arbeitet in diesem Buch das Schicksal ihrer Familie auf, im Mittelpunkt steht dabei ihr schillernder Großonkel Isidor.

Anhand von alten Briefen und Fotos, die dank ihres Großvaters in Isreal überebt haben, und mithilfe einer mühsamen Suche nach alten Dokumenten, die in den verschiedenen Staatsarchiven verwahrt sind, schildert sie die Erlebnisse zwischen den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts und 1938, dem Sterbejahr ihres Verwandten (und so vieler anderer Juden).

Die Erzählung beginnt mit glücklichen Erinnerungen und schildert die Erfolge der Geschwister Geller, ehe der harte Bruch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Wien eingeleitet wird.

Nicht nur durch die darauf folgenden Schilderungen wird das Buch zu einer harten Lektüre. Auf jeder Seite merkt man am Beispiel dieser Familie, wie durch das rigorose Umsetzen der damaligen Maßgaben ganze Familiengeschichten ausgelöscht wurden. Meist blieb niemand zurück, der von seinen Vorfahren erzählen oder sich noch an sie erinnern kann. Rekonstruieren lassen sich ihre Geschichten nur noch über behördliche Dokumente. Und immer wieder im Laufe der Handlung wird einem bewusst, dass dies keine Einzelschicksale waren und hier eine ganze Kultur ausgelöscht werden sollte und beinahe auch wurde.

Ein unheimlich wichtiges Buch, das mich sehr bewegt hat.

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Etwas ratlos

Intimitäten
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Ich bin wirklich unschlüssig, wie ich diesen Roman letztlich für mich bewerten soll und schwanke zwischen Begeisterung über das literarische Können und der Enttäuschung über den nichtssagenden Eindruck, ...

Ich bin wirklich unschlüssig, wie ich diesen Roman letztlich für mich bewerten soll und schwanke zwischen Begeisterung über das literarische Können und der Enttäuschung über den nichtssagenden Eindruck, den er zum Schluss hinterlässt.

Die Erzählerin lebt seit kurzer Zeit in Den Haag und arbeitet als Dolmetscherin am Gerichtshof. Auch wenn ihre Arbeit ihr tiefe Einblicke in die Leben und Köpfe einiger weltbekannter Verbrecher bietet, scheint sie privat noch Anschluss zu suchen.

Gerade dieser Kontrast machen diesen Roman interessant. Einerseits baut sie unfreiwillig eine tiefere Beziehung zu ihr eigentlich fremden Menschen auf, schafft es andererseits aber nicht dies auch im Privaten umzusetzen.

Dabei hat die Autorin einen wirklich feinfühligen, tiefgründigen Schreibstil und schafft es so abschnittsweise, mich komplett zu fesseln. Und trotzdem kann mich das Buch nicht restlos begeistern. Manche Episoden kommen mir einfach zu bekannt vor und das Ende lässt mich etwas ratlos zurück.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Beklemmendes Kammerspiel

Lügen über meine Mutter
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Nicht jede Ehe ist für die Ewigkeit und nicht jede Beziehung wird auf hundertprozentig psychisch gesunde Art und Weise geführt. Wie übel es laufen kann, zeigt Frau Dröscher auf sehr intensive Art.

Ela ...

Nicht jede Ehe ist für die Ewigkeit und nicht jede Beziehung wird auf hundertprozentig psychisch gesunde Art und Weise geführt. Wie übel es laufen kann, zeigt Frau Dröscher auf sehr intensive Art.

Ela wächst mit Mutter und Vater im dörflichen Hunsrück auf. Ständiger Zankapfel der Familie ist das mütterliche Erscheinungsbild. Immer wieder verkündet der Vater auf wenig subtile Weise seinen Unmut über das angebliche Übergewicht. Was mit Bodyshaming beginnt, wächst sich schnell zu einer massiven mentalen Gängelei einer eigentlich starken, selbstbestimmten Frau aus, deren Einflüsse auch nicht vor der Tochter Halt machen.

Es liest sich wirklich bedrückend, wie ungesund diese Beziehung eigentlich ist und auf welchen Wegen der psychische Terror ins Ziel trifft. Jede Frau, die die Worte dieses furchtbaren Vaters liest, wird sich davon angegriffen fühlen können; die hier aufgeführten Mechanismen sind universell und vermutlich bekannt.

Man fragt sich immer wieder, warum man eine solche Situation aushält, warum sich die Frau aus dieser Ehe nicht befreit. Es tut weh, davon zu lesen. Man möchte schreien und wüten. Stattdessen blättert man Seite um Seite um, in der Hoffnung, dass es sich doch noch bessert.

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Veröffentlicht am 13.11.2022

Klischeefeuerwerk

Ein Alman feiert selten allein
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Weihnachten sorgt wohl jedes Jahr für kleine Spannungen und Wirrungen, auch wenn es das besinnlichste Fest des Jahres ist. Das stellt man sogar fest, wenn man als kleines Rädchen dieses Getriebes mittendrin ...

Weihnachten sorgt wohl jedes Jahr für kleine Spannungen und Wirrungen, auch wenn es das besinnlichste Fest des Jahres ist. Das stellt man sogar fest, wenn man als kleines Rädchen dieses Getriebes mittendrin steckt. Wie skurril dies allerdings auf Außenstehende wirken kann, zeigt uns Aylin Atmaca in ihrem Debut.

Elif wird dieses Jahr das Weihnachtsfest mit ihrem Freund Jonas und dessen Familie verbringen. Ob dies der richtige Moment ist, um die potentiellen Schwiegereltern kennenzulernen, daran zweifelt sie recht bald, spätestens als sie bereits Anfang des Jahres in die Weihnachts-Whatsapp-Gruppe eingeladen wird. Möge der Wahnsinn beginnen.

Einerseits ist dieser vorgehaltene Spiegel sehr aufschlussreich. Gerade auf andere Kulturen muss das deutsche Weihnachstfest mehr als merkwürdig und eventuell sogar abschreckend wirken. So viele Traditionen und Regeln, die eingehalten und beachtet werden müssen. Teilweise artet das Fest in eine durchgeplante Pflichtveranstaltung aus.

Dies humoritisch überspitzt vorgelegt zu bekommen, darüber lache ich gerne mal.

Leider driftet die Autorin aber etwas zu sehr vom Thema ab bzw findet kein würdiges Maximum. Stattdessen artet das Buch, das wahrlich kein ausuferndes Werk ist mit seinen 192 Seiten, in ein wahres Klischeefeuerwerk aus. Natürlich wird der rassistische Onkel ebenso aufs Tapet gebracht wie die überspannte Schwester. Das wirkt irgendwann nur noch bemüht und angestrengt. Die Unterhaltung geht dabei gehörig flöten. Schade!

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