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Veröffentlicht am 20.02.2023

Klassischer Western

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
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Einen Klassiker zu schreiben, ohne ihn mit den üblichen Klischees zu überfrachten, ist eine Kunst. Tom Lin hat mit seinem Debut einen überzeugenden klassischen Western geschrieben.

Wir haben einen tragischen ...

Einen Klassiker zu schreiben, ohne ihn mit den üblichen Klischees zu überfrachten, ist eine Kunst. Tom Lin hat mit seinem Debut einen überzeugenden klassischen Western geschrieben.

Wir haben einen tragischen Helden, von üblen Schurken übers Ohr gehauen. Auf der Reise quer durchs Land und auf der Jagd nach seiner Rache trifft er auf eine Gruppe außergewöhnlicher Outlaws, die ihn unter seine Fittiche nehmen.

Das Buch ist düster und spart nicht an Brutalität. Eingebettet sind die Auseinandersetzungen in eine karge, einsame Dürre. Tom Lin schafft es wirklich gut, die Stimmung einzufangen und das Gefühl von Weite und Einsamkeit zu transportieren.

Dazu hat er ein paar interessante Einzelschicksale entworfen. Leider bleiben die Figuren etwas blass vor dem Hintergrund der handlung. Gerne hätte ich noch mehr über die Vorgeschichte von Ming und seinen Begleitern erfahren. So hätte man eine bessere emotionale Bindung aufbauen können.

Insgesamt ist aber eine runde und spannende Geschichte entstanden.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Knallhart und schonungslos

Liebewesen
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Knallhart und schonungslos, so ist das Leben bisher für Lio gelaufen. Bis sie Max kennenlernt, zu dem sie zögerlich eine Beziehung aufbaut. Was anfangs wie ein Neuanfang wirkt, öffenbart aber auch nach ...

Knallhart und schonungslos, so ist das Leben bisher für Lio gelaufen. Bis sie Max kennenlernt, zu dem sie zögerlich eine Beziehung aufbaut. Was anfangs wie ein Neuanfang wirkt, öffenbart aber auch nach und nach seine dunklen Seiten.

Dieser Roman ist ein bisschen wie seine Protagonistin: zurückhaltend und ruhig, mit ungeahnten Tiefen und dunklen Geheimnissen. Dabei baut man sehr schnell eine Verbindung zu Lio auf, leidet mit ihr und kann ihre Emotionen jederzeit sehr gut nachvollziehen.

Dabei werden im Laufe der Geschichte eine Menge schwer verdauliche Themen schonungslos offen angesprochen; von Kindesmisshandlung über Depressionen bis zu ungewollter Schwangerschaft ist alles dabei.

Dabei schafft es die Autorin, nicht lehrerhaft von oben herab zu erzählen, sondern auf Augenhöhe zu bleiben, ohne einen Ausweg vorzuschreiben. So wirkt die Erzählung wie aus dem Leben gegriffen, genau so wie es eben auch im echten Leben läuft. Man begleitet die Menschen in einem gewissen Ausschnitt ihres Lebens, bevor sie weiterziehen.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Gruselspaß

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1)
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Ich mag Bücher, die auf verspielte, nicht zu ernste Art mit dem Tod umgehen und so den kleinen Lesern die Angst davor nehmen. Genauso einen kreativen Umgang mti dem Thema bietet "Die Polidoris und der ...

Ich mag Bücher, die auf verspielte, nicht zu ernste Art mit dem Tod umgehen und so den kleinen Lesern die Angst davor nehmen. Genauso einen kreativen Umgang mti dem Thema bietet "Die Polidoris und der Pakt mit der FInsternis".

Petronella und Pellegrino müssen mit ihrer großen Schwester Roberta zu ihren Großeltern ziehen, als ihre Eltern bei einer Forschungsseereise verschwinden. Ihr neues Heim, das Polidorium, birgt viele Geheimnisse und Überraschungen, nicht zuletzt das Bestattungsunternehmen der Großeltern im Keller. Schnell wird klar, dass nicht alles so ist wie es scheint und die drei gehen auf Entdeckungsreise.

Die drei Geschwister sind sehr interessante Figuren, jede hat mit ihren eigenen Schwächen und Stärken zu kämpfen. Auch die Nebenfiguren haben alle ihre ganz besonderen Eigenheiten, die zur Unterhaltung beitragen.

Die ganze Geschichte ist spannend aufgebaut und wartet mit einigen Überraschungen auf den Leser. Dabei ist die Sprache stellenweise ziemlich anspruchsvoll, dafür, dass sie für Leser ab 11 Jahren gedacht ist.

Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Einen kleinen Abzug in der Bewertung bekommt es lediglich dafür, dass die Spannung zum Ende hin etwas schwächelt und einige unnötige Längen entstehen.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Typisch Südkorea

Frau mit Messer
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Dieses Buch mit James Bond zu vergleichen, wie es so einige Werbesprüche versuchen, halte ich für reichlich gewagt und schürt vermutlich Erwartungen, die dieser Roman nicht halten kann. Wer hier eine actionreiche ...

Dieses Buch mit James Bond zu vergleichen, wie es so einige Werbesprüche versuchen, halte ich für reichlich gewagt und schürt vermutlich Erwartungen, die dieser Roman nicht halten kann. Wer hier eine actionreiche Agenten-Reißerei erwartet, wird mit SIcherheit enttäuscht sein. Statt Kugelhagel erhält man ein feinfühliges Gesellschaftsporträt aus Südkorea.

Hornclaw bringt für Geld Leute um, ohne dabei Fragen zu stellen. Mit 65 Jahren wird sie langsam zu alt für den Job, ihr Körper wendet sich lansam gegen sie und zuhause wartet nur ihr zwölfjähriger Hund Deadweight auf sie. Und zu allem Übel scheint ihr Herz sich langsam für ihre Mitmenschen zu erweichen.

Ein Roman über Auftragsmörder oder Schädlingsbekämpfer, wie sie sich selbst in diesem Roman nennen, das klingt auf den ersten Blick ziemlich aufregend.

Stattdessen bekommt man ein Porträt über eine einsame Frau, die sich mit den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Kultur und der daraus resultierenden Unsichtbarkeit auseinander setzen muss.

In gewohnt trockenem Erzählstil führt uns die Autorin durch ihre Geschichte. In Korea spart man offensichtlich grundsätzlich an offenkundigen Emotionen (diese muss man zwischen den Zeielen suchen) und geizt dafür nicht an langen Schachtelsätzen. Wer sich aber einmal daran gewöhnt hat, wird mit einer besonderen, teilweise sehr skurrilen Geschichte belohnt.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Überzeugende Küchenexperimente

MEZCLA
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Ich liebe die italienische Küche, ebenso wie die asiatische. Seit einiger Zeit wage ich auch gerne mal Ausflüge in die mexikanische Kochwelt. Mit dem neuen Kochbuch von Ixta Belfrage kann man gleich mehrere ...

Ich liebe die italienische Küche, ebenso wie die asiatische. Seit einiger Zeit wage ich auch gerne mal Ausflüge in die mexikanische Kochwelt. Mit dem neuen Kochbuch von Ixta Belfrage kann man gleich mehrere dieser Welten bereisen, denn sie hebt die Fusionsküche Italiens, Mexikos und Südamerikas auf ein neues Level.

Wer es gerne würzig bis scharf mag und beim Kochen ab und zu auch etwas mehr Zeit investieren möchte, ist hier genau richtig. Hier wird mit Salsa, Pasten und Ölen experimentiert; so ziemlich jedes Rezept kocht mit verschiedenen Aromaten, Chilisorten und Knoblauch.

Untergliedert ist das Kochbuch in drei Kapitel; "Für jeden Tag", "Entertainment (irgendwie)" und "Zu guter Letzt". In jedem Kapitel finden sich sowohl in der Hauptsache vegetarische Gerichte als auch solche mit Fisch und Fleisch. Ein absoluter Bonus sind die vielen Tipps und Ersatzmöglichkeiten, die zu jedem Rezept geboten werden und so auch die Möglichkeit bieten, das Gericht je nach Geschmack abzuwandeln.

Jedes Gericht, das ich in den letzten Wochen ausprobiert habe, hat mich geschmacklich absolut überzeugt und überrascht. Ungewöhnliche Geschmackskompsitionen und Kombinationen von Zutaten, die ich so noch nicht gesehen habe. Ixta zeigt, dass vegetarisch oder vegan definitiv nicht langweilig sein muss und auch als Eyecatcher auf einer großen Tafel herhalten kann.

Allerdings muss man auch dazu sagen, dass hier mit ziemlich exotischen Zutaten gekocht wird. Nicht alle Gewürze findet man im Supermarkt, manche Obst- und Gemüsesorten, ebenso wie Saucen und Reissorten sind nur in Feinkostläden zu finden. In Berlin nicht unbedingt problematisch, in ländlicheren Regionen vielleicht schon.

Auch muss bedacht werden, dass die (meisten) Gerichte nicht mal eben in zehn Minuten gezaubert sind. Sie verlangen sowohl Zeit als auch Platz in der Küche, die Investition lohnt sich aber auf jeden Fall. Garnelen-Lasagne, Piri-Piri-Tofu auf Knusper-Knusper-Orzo oder Butternuss-Gnocchi mit Miso-Butter wird es bei uns in Zukunft öfter mal geben.

Ein kleines Manko ist leider die etwas unübersichtlich gegliederte Struktur des Buches. Drei Kapitel sind bei der Masse an Rezepten einfach zu wenig. Zudem ist das Register nicht aussagekräftig genug um jedes gewünschte Rezept auf Anhieb zu finden. Hier lohnt sich die Investition in Post-its auf alle Fälle.

Insgesamt bin ich von diesem Kochbuch aber auf jeden Fall begeistert und es bekommt einen Platz im festen Repertoire meiner Küche.

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