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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2019

Irene in Höchstform

Das tödliche Wort
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Immer wieder gerne tauche ich ein in die magische Welt der Bibliothek und erlebe Abenteuer mit Irene, Vale und Kai.

Dieses Mal verschlägt es die drei in ein Paris Ende des 19. Jahrhunderts. Bei einem ...

Immer wieder gerne tauche ich ein in die magische Welt der Bibliothek und erlebe Abenteuer mit Irene, Vale und Kai.

Dieses Mal verschlägt es die drei in ein Paris Ende des 19. Jahrhunderts. Bei einem geheimen Treffen von Drachen und Elfen soll ein Friedensvertrag verhandelt werden. Bis ein Mord geschieht, den nur Vale mit Irenes Hilfe auflösen kann.

Obwohl sich das Buch zu Beginn die Zeit nimmt, diese Welt auch für Quereinsteiger verständlich zu machen und die wichtigsten Figuren einführt, nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und entwickelt sich zu einem gewohnt spannenden Plot.

Die Dynamik zwischen den Hauptfiguren finde ich immer wieder toll, meine große Heldin ist und bleibt aber Irene. Mit ihr hat die Autorin eine wirklich starke und kluge weibliche Protagonistin geschaffen, die keinen Prinzen braucht, der ihr zu Hilfe eilt. Dabei wirkt sie keinesfalls übermächtig, sondern sehr menschlich und sympathisch.

Eine großartige Reihe mit einer starken Heldin, für alle Bücherliebhaber geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Originalität
  • Fantasie
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2019

Überraschend gut

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Ich muss gestehen, dass ich mit dem Jugendbuch-Fantasy-Genre etwas auf Kriegsfuß stehe. Zu oft ist der Plot klischeehaft, die Figuren bleiben schablonenhaft und die unabwendbare Liebesgeschichte (natürlich ...

Ich muss gestehen, dass ich mit dem Jugendbuch-Fantasy-Genre etwas auf Kriegsfuß stehe. Zu oft ist der Plot klischeehaft, die Figuren bleiben schablonenhaft und die unabwendbare Liebesgeschichte (natürlich meistens im Dreieck gesponnen) ist übertrieben süßlich. Man könnte sich jetzt fragen, warum ich diesem Buch dann überhaupt eine Chance gegeben habe und meine Zeit nicht lieber anderen Büchern gewidmet habe.
Ich bin ein Cover-Opfer und werde von hübscher Umschlaggestaltung magisch angezogen. Und dann schaut euch diese Schönheit an und sagt mir, wie ich daran hätte vorbeigehen können!

Überraschenderweise konnte mich dann sogar der Inhalt vollkommen überzeugen.
Die Geschichte um Mailin, die eines Tages plötzlich in die fremde Welt von Lyaskye gezogen wird wie Alice ins Wunderland, ist spannend, bringt einen frischen Plot voller neuer Ideen mit und Figuren, mit denen man mitfiebern und mitleiden kann.

Positiv beeindruckt bin ich vor allem Mailin, die sich trotz der überfordernden, neuen Situation nicht einschüchtern lässt. Mit ihr hat Jennifer Benkau eine wirklich starke, weibliche Hauptfigur geschaffen, die sich nicht von einem strahlenden Ritter retten lässt, sondern selbst aktiv wird, ohne dabei übermenschlich zu wirken. Natürlich hat sie auch ihre Schwächen, mit denen sie aber sehr gut umzugehen lernt.

Und auch Lyaskye mit seinen vielen Tieren und faszinierenden Landschaften hat mich gefesselt. Ich weiß nicht, ob ich selbst jemals dort landen wollen würde (eigentlich eher nicht, wenn man das Schicksal der Mädchen "von jenseits der Zeit" bedenkt), aber einen Tag durch seine Wälder und Wiesen streifen würde mir schon gefallen.

Der einzige Wermutstropfen, den ich an diesem Buch überhaupt finden kann: es ist, mal wieder, kein Einzelband. Man muss sich nun also bis nächstes Frühjahr gedulden, um endlich zu erfahren, wie es mit Mailin und Lyaskye weitergeht!

Veröffentlicht am 25.11.2019

Atmosphärisch

Liebes Kind
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In diesem Thriller ist nichts so wie es scheint- und das von Beginn an.

Eine junge Frau wird nach einem Autounfall mit Fahrerflucht schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Begleitet wird sie von ...

In diesem Thriller ist nichts so wie es scheint- und das von Beginn an.

Eine junge Frau wird nach einem Autounfall mit Fahrerflucht schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Begleitet wird sie von einem Mädchen namens Hannah, das behauptet ihre Tochter zu sein. Schnell kommt der Verdacht auf, dass es sich bei der Frau um die vor Jahren als vermisst gemeldete Lena handelt. Doch wo hat sie die letzten Jahre gesteckt? Und wer ist der Vater ihrer Tochter?

Das Buch behandelt also den Entführungsfall der jungen Lena und betrachtet die Geschichte dabei aus verschiedenen Erzählperspektiven. So kommen sowohl Hannah, als auch die Eltern der Vermissten und die verunglückte Frau selbst zu Wort und schildern die Erlebnisse der vergangenen Zeit ebenso wie den aktuellen Verlauf der Ermittlungen.

Durch die permanenten Andeutungen, dass dem Leser Geschehnisse vorenthalten würden, baut sich von den ersten Seiten an eine sehr beklemmende Stimmung auf, die Romy Hausmann bis zum Schluss gekonnt aufrecht erhält.

Die Vertonung des Hörbuches trägt seinen Teil dazu bei: die weiblichen Stimmen wurden perfekt gewählt und verkörpern sowohl die Tochter als auch die Mutter glaubhaft, tragen die Emotionen der beiden spürbar.
Die männliche Stimme hingegen wirkte manchmal etwas übertrieben auf mich, was aber auch an (Groß-)Vater Matthias liegen mag. Als Vater des Entführungsopfers ist er permanent agressionsgeladen, agiert oft unüberlegt und behandelt besonders Hannah auf eine beinahe ungesund innige Art und Weise. Damit wirkt er auf mich dermaßen unsympathisch und abstoßend, was sich vermutlich auf die Assoziation mit dem Vorleser auswirkt.

Insgesamt kann mich die Geschichte mit ihren Wendungen aber immer wieder überraschen, hält mich gefangen und jagt mir des Öfteren Schauer über den Rücken. Auch die Auflösung des Falls ist für mich stimmig und beantwortet alle offenen Fragen.

Besonders der Titel ist nach Ende des Buches beeindruckend tiefgründig gewählt und absolut passend, in mehr als einer Hinsicht.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Familie in Bruchstücken

Otto
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Wenn ein Patriarch, am Ende seines Lebens stehend, von seinen Erlebnissen erzählt, ergibt das keine glatte, runde Geschichte. Wenn dieser Mann, so wie Otto, ein jüdischer Exilant aus Siebenbürgen ist und ...

Wenn ein Patriarch, am Ende seines Lebens stehend, von seinen Erlebnissen erzählt, ergibt das keine glatte, runde Geschichte. Wenn dieser Mann, so wie Otto, ein jüdischer Exilant aus Siebenbürgen ist und dank der geschichtlichen Verwicklungen des letzten Jahrhunderts viel erlebt hat, hat er umso mehr zu berichten.

Seine Erfahrungen gibt er in bruchstückhaften Annekdoten an seine Lieblingstochter Timna weiter (denn die jüngere Babi würde es eh nicht verstehen).
So entsteht ein Roman, der einerseits einen kranken, alten Mann präsentiert, der sein Leben in Gedanken zu ordnen versucht (was nur selten gelingt) und andererseits seine nächsten Angehörigen und Vertrauten (von denen er nicht mehr besonders viele hat), die versuchen sich der Gängelei ihres Oberhauptes zu entziehen (und es doch nicht schaffen).

Das Buch wird mit einer ganz feinen Note Humor erzählt, die Otto seltsam sympathisch wirken lässt, auch wenn er sich augenscheinlich nie darum bemüht hat und die ihn zuallererst menschlich macht.
Wahrscheinlich kennt jeder diese Menschen und hat sie mit noch größerer Wahrscheinlichkeit auch im Familienkreis: die unsympathischen, fordernden, leicht ich-bezogenen, die die größten Erwartungen an andere stellen- und die doch die größten Lücken reißen, wenn sie eines Tages nicht mehr sind.

Zumindest sind mir beim Lesen oft Parallelen aufgefallen. Wahrscheinlich ist mir dieses Buch deswegen so ans Herz gewachsen, hat es mir doch meinen eigenen "Otto" so unheimlich verständlicher gemacht!

Veröffentlicht am 21.11.2019

Kleinod

Letzte Rettung: Paris
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Es ist schon eine hohe Kunst, seine Hauptfiguren gleichzeitig unheimlich unsympathisch und liebevoll-schrullig wirken zu lassen, sodass sie einem nach und nach ans Herz wachsen.

Patrick deWitt hat das ...

Es ist schon eine hohe Kunst, seine Hauptfiguren gleichzeitig unheimlich unsympathisch und liebevoll-schrullig wirken zu lassen, sodass sie einem nach und nach ans Herz wachsen.

Patrick deWitt hat das mit seiner Geschichte um die bankrotte, verwitwete Frances und ihren ziellos durchs Leben streifenden erwachsenen Sohn Malcolm geschafft, die mit ihrem als Katze reinkarnierten Mann/ Vater vor dem Geldeintreiber nach Paris flüchten. Dabei begegnen ihnen viele verschiedene Menschen, die sich in ihrer Skurrilität förmlich gegenseitig versuchen zu überbieten.

Ihm ist damit auf jeden Fall eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte gelungen, die einen perfekt vom Alltag ablenkt. Durch die etwas vage gehaltene Randgeschichte fällt die zeitliche Einordnung etwas schwer, was das ganze zu einem universellen Märchen macht. Auch wenn die moralische Quintessenz dafür zu unscheinbar ausfällt.

Von Frances kann man für meinen Geschmack aber definitiv etwas lernen: manchmal bringt man es im Leben weiter, wenn man sich nicht ständig darüber Gedanken macht, welchen Eindruck man bei anderen hinterlässt. Lebe dein Leben, wie es dir gefällt, bereuen kann man immer noch, wenn man tot ist.