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Veröffentlicht am 27.07.2018

Großes Potential

Nichts ist verziehen
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Dieser Schweden-Krimi versprach so viel: ein Klassentreffen nach über 20 Jahren, am selben Ort wie damals, bringt ehemalige Klassenkameraden zusammen, deren Erlebnisse sich nach den Jahren zu einer glücklichen ...

Dieser Schweden-Krimi versprach so viel: ein Klassentreffen nach über 20 Jahren, am selben Ort wie damals, bringt ehemalige Klassenkameraden zusammen, deren Erlebnisse sich nach den Jahren zu einer glücklichen Erinnerung verklärt haben und reißt offensichtlich alte Wunden auf. Denn am nächsten Morgen ist einer von ihnen tot...

In diesem Setting kann sich jeder Leser wiederfinden. Denn wer verbindet mit seiner Schulzeit nicht auch Unsicherheit, die ersten zarten Gefühle zum anderen Geschlecht und vor allem aber die unaufhaltsame, unerbitterliche Gruppendynamik, der die schwächsten Mitglieder oft zum Opfer gefallen sind?

Die 15 erwachsenen Teilnehmer des Klassentreffens glauben diese Erlebnisse überwunden zu haben und fallen doch sofort in alte Verhaltensmuster zurück, sobald sie sich in der alten Gruppe wiederfinden. Doch wer hegt einen solch starken Groll, um einen Mord zu begehen? Und was ist damals eigentlich geschehen?

Nach dieser Einführung sieht man in dem Buch ein großes Potential und ist gespannt auf die Hinweise, falschen Fährten und letztendlich doch die befriedigende Auflösung des Falls.

Leider schafft es die Autorin nicht ganz, die zu Beginn aufgebaute Spannung konstant zu halten. Besonders der Mittelteil verkommt zu einer mäßig interessanten Charakterstudie über die am Fall beteiligten Ermittler (fünf Stück an der Zahl, die alle mit persönlichen Problemen zu kämpfen haben). Das mag für Leser, die die ersten beiden Teile dieser Reihe um Journalistin Magdalena (eine der Teilnehmerinnen des Klassentreffens) bereits kennen, interessant und ein zusätzlicher Bonus sein, für Quereinsteiger ist es allerdings nur mäßig interessant und lenkt für meinen Geschmack zu sehr vom eigentlichen Fall ab.

Lobend muss erwähnt werden, dass Frau Schulman es schafft, den Leser mit ein paar interessanten Hinweisen auf falsche Fährten zu locken. Leider wird zum Schluss die Auflösung und die Verknüpfung aller losen Enden für meinen Geschmack etwas zu hastig abgehandelt. Die Sorgfalt und Ausführlichkeit, die sie der Rahmenhandlung zuteilwerden ließ, fehlte hier etwas. Vielleicht sollte hier aber auch nur das Interesse für einen weiteren Band der Reihe aufrecht gehalten werden.

Fazit:
Wir haben hier einen grundsoliden Krimi, der Kenner dieser Reihe vollkommen zufrieden stellen wird. Allerdings ist er für Quereinsteiger nicht ganz geeignet. Als Strandlektüre oder Urlaubsschmöker kann er einen aber trotz allem gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.07.2018

Hält, was der Titel verspricht

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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"Als die Tage nach Zimt schmeckten" erzählt über vier Generationen die Geschichte einer Familie, die im Iran einst ihren eigenen kleinen sicheren Hafen aufgebaut haben, um dann zu sehen, wie die Welt um ...

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" erzählt über vier Generationen die Geschichte einer Familie, die im Iran einst ihren eigenen kleinen sicheren Hafen aufgebaut haben, um dann zu sehen, wie die Welt um sie herum in Misstrauen und Brutalität zerfiel.

Das klingt erst einmal nach einer wirklich ergreifenden Geschichte voller schwerer Schicksale, die die Realität im Iran und den Alltag dort (der vor allem für die Frauen nicht leicht war und ist) schildert. Das zumindest habe ich mir nach der Lektüre des Klappentextes und der Leseprobe davon erhofft.

Allerdings orientiert sich das Buch leider doch etwas zu sehr an seinem Titel: auf vielen Seiten und in unzähligen detaillierten Schilderungen lernt man die persische Küche kennen und lieben. Ja, es läuft einem bei der Letüre sogar das Wasser im Mund zusammen, so lecker und wie aus einem Märchen aus tausend und einer Nacht klingen die Schilderungen.
Darüber geht nur leider die eigentliche Handlung verloren. Der Geschichte fehlt ein roter Faden (mal abgesehen vom Essen), der die verschiedenen Zeitstränge miteinander verbindet. So wirken viele Szenen zerstückelt und aneinander gereiht, oft weiß man gar nicht an welchem Zeitpunkt in der Geschichte man sich gerade befindet.
Das ist vielleicht auch ein Sinnbild für Noor, die sich, nachdem ihr Vater sie mit 19 nach Amerika geschickt hat, um sie vor der Frauenfeindlichkeit im Iran zu schützen, ihr Leben lang entwurzelt und nie dazugehörig gefühlt hat. Allerdings macht es das für den Leser nicht gerade zu einem Lesevergnügen.

Auch bleiben die Figuren seltsam blass und schablonenhaft. Man hat teilweise das Gefühl, dass sich die Autorin (die, man merkt es, als Köchin arbeitet) mehr auf die Gerichte denn auf ihre Protagonisten konzentriert hat.

Fazit:
Das Buch inspiriert einen in gewisser Weise und weckt Interesse für die persische Küche. Die persische Lebensweise lernt man aber kaum kennen- möglicherweise ein Sinnbild dafür, dass sie durch die Gewalt und Furcht im eigenen Land mittlerweile zerstört und verstreut über den ganzen Globus in Immigranten und Flüchtlingen weiterlebt. Persien ist heute kein Land mehr, lebt aber in den Herzen seiner Kinder weiter.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Zutiefst berührend

Alles Begehren
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Zutiefst berührend, das kann man sowohl positiv als auch negativ konnotieren. Im Falle des Buches "Alles begehren" ist es für mich eindeutig beides.

Einerseits finde ich es dem Schreibstil der Autorin ...

Zutiefst berührend, das kann man sowohl positiv als auch negativ konnotieren. Im Falle des Buches "Alles begehren" ist es für mich eindeutig beides.

Einerseits finde ich es dem Schreibstil der Autorin hoch anzurechnen, wie schnell einen dieser Roman auf emotionaler Ebene packt. Andererseits sind die Emotionen, die es hervorruft durchweg negativ.

Die Geschichte um den verheirateten Callum, der eine leidenschaftliche Affäre mit der 17 Jahre jüngeren Kate anfängt, während seine Frau gerade mit ihrem gemeinsamen dritten Kind schwanger ist, macht mich so unfassbar wütend.
Nicht etwa, weil Callum so gefühllos wäre und, ohne darüber nachzudenken, sein wunderbares Leben zerstört, sondern weil beide wissen, dass das, was sie da gerade tun, total falsch ist und sie trotzdem nicht aufhören können.

Ruth Jones fängt auf wirklich einfühlsame Weise die Emotionen der Beteiligten ein und schreibt damit ein Trauerspiel über die Bedeutung von Liebe und Begehren, grenzenloser, alles zerstörender Leidenschaft.

"Alles begehren" ist damit wirklich kein Wohlfühlbuch geworden. Vielmehr leidet man mit denen mit, die Kate und Callum in ihrer Raserei zurücklassen und zerstören. Die beiden werden auch in keinem Absatz auch nur ansatzweise sympatisch. Natürlich werden ihre Handlungen nachvollziehbar geschildert, allerdings ist man innerlich permanent am Kopfschütteln darüber, möchte sie am liebsten packen und ihnen ordentlich die Meinung sagen.

Dabei hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass das bei Callum gar nicht nötig wäre, er weiß ja schon, dass er etwas Falsches tut. Allerdings scheint Kate in der Beziehung der treibende Part zu sein: rücksichtslos und scheinbar ohne schlechtes Gewissen verführt sie ihn immer wieder und lässt ihn einfach nicht los.

Fazit:
Das Buch ist technisch gesehen ein großes Stück Literatur, es gehört viel dazu, so eindringlich zu schreiben und den Leser so unvorbereitet zu treffen.
Allerdings ist es definitiv nichts für Romantiker oder Menschen, die noch an die Liebe glauben. Auf dem Umschlag sollte eine große Warnung stehen, denn es trifft einen sehr tief, wenn man die Seiten nichtsahnend aufschlägt!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Kaputt geschrieben

Opfer
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Es hätte ein spannendes Buch werden können, wenn...

Ja, wenn nur dieser verknappte Schreibstil nicht gewesen wäre!

Komissar Verhoeven muss zusehen, wie seine Lebensgefährtin bei einem Raubüberfall brutal ...

Es hätte ein spannendes Buch werden können, wenn...

Ja, wenn nur dieser verknappte Schreibstil nicht gewesen wäre!

Komissar Verhoeven muss zusehen, wie seine Lebensgefährtin bei einem Raubüberfall brutal zusammengeschlagen wird und macht sich natürlich auf die Jagd nach den Verbrechern.

Das klingt nach einer rasanten Verfolgungsjagd, die dem Leser den Atem raubt. Und irgendwie nach einer ziemlich emotionalen Geschichte, schließlich ist der Ermittler persönlich involviert.

Aber Herr Lemaitre schafft es, daraus ein graues Kammerspiel inklusive emotionslosem Gedankenstriptease zu machen. Ich kann es kaum in Worte fassen, aber er zerlegt die Handlung in kleine, scheinbar zusammenhanglose Bruchstücke aus Gedankenschnipseln, die mir als Leser keinerlei Gefühle vermitteln können. Komissar Verhoeven scheint mir mehr mit seiner geringen Körpergröße als mit den Schmerzen seiner Freundin zu kämpfen zu haben.

Der nächste Kritikpunkt: Anders als bei einem "gewöhnlichen" Thriller, bei dem Leser kleine Schnipsel mit Hinweisen zu Täter und Handlung vorgeworfen werden, aus denen er sich sein eigenes Bild zusammenbasteln kann, scheint man hier dem Komissar nur hinterher zu hecheln und hat ständig das Gefühl, als würden einem wesentliche Informationen fehlen, um die Handlung nachvollziehen zu können. Die Geschichte zeigt zwar ein paar überraschende Wendungen, die man aber kaum genießen kann, weil man ihre Bedeutung aufgrund fehlender Hintergrundinformationen einfach nicht begreift. Als würde man in der Mitte einer Geschichte feststecken, deren Anfang man verpasst hat (oder Band 3 einer Reihe lesen, ohne Band 1 und 2 zu kennen).

Ich möchte den Autor auch nicht grundsätzlich verschmähen, es ist das erste Buch von ihm, das ich gelesen habe. Vielleicht sind seine anderen Werke ganz anders und wesentlich verständlicher geschrieben, allerdings würde ich nach diesem Werk die Hände von ihm lassen, da in mir der Verdacht aufkeimt, dass sein Schreibstil und ich einfach nicht kompatibel sind.

Trotzdem möchte ich das Buch auch nicht vollkommen verteufeln. Es hatte durchaus ein paar gute Ansätze und der Grundtenor der Story hätte mir gefallen, wäre sie von einem anderen Autor geschrieben worden.

Fazit:
Meine Erwartungen gingen wohl in eine vollkommen andere Richtung als die Intentionen des Autors. Wer Lemaitre kennt, wird "Opfer" vielleicht lieben, ich tue es defintiv nicht.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Leise fesselnd

Hyde
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Zu Beginn des Buches konnte ich mir so gar nicht vorstellen, wo die Reise hingehen soll.

Katrina, gerade 18 geworden und auf der Walz, schlägt sich mitten im eisigen Winter trampend durch die Gegend. ...

Zu Beginn des Buches konnte ich mir so gar nicht vorstellen, wo die Reise hingehen soll.

Katrina, gerade 18 geworden und auf der Walz, schlägt sich mitten im eisigen Winter trampend durch die Gegend. Sie scheint eine ziemlich üble Vergangenheit hinter sich zu haben, was man so in den aus ihrer Sicht geschilderten Rückblicken erfährt. Langsam aber sicher lernt man dieses einsame, verschreckte Mädchen mit dem Kämpferherzen immer besser kennen und erfährt, warum sie auf Rache sinnt...

Das Buch hat einen ziemlich düsteren Grundtenor, was auch durch das Cover sehr gut wiedergespiegelt wird. Von Anfang an ist klar, dass dies keine heile Welt-Geschichte wird. Aber worauf das ganze hinaus läuft, war mir trotzdem lange Zeit nicht klar. Trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, so sehr hat es mich gefangen genommen. Das Gleichgewicht aus Rückblicken und dem eigentlichen Handlunsgstrang ist wirklich sehr gut gelungen.

Katrinas Erlebnisse erreichen einen auch sehr schnell auf emotionaler Ebene. Man leidet mit dem Mädchen mit, trauert mit ihm, aber erfreut sich auch an den vergangenen schöneren Zeiten.

Das Beste an dem ganzen Buch ist für mich aber das Ende: Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man diese Geschichte zu einem akzeptablen Ende führen könnte. Aber Frau Wagner hat es perfekt getroffen.

Fazit:
Eine ungewöhnliche Geschichte, die sich irgendwie nicht in passende Schubladen einfügen lässt.