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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2019

Komplexes Epos

Der Untergang der Könige
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Jenn Lyons ist mit "Der Untergang der Könige" eine spannende, komplexe, gut strukturierte Geschichte gelungen und somit genau das, was ich an High Fantasy so liebe.

Die Geschichte um den jungen Dieb Khirin, ...

Jenn Lyons ist mit "Der Untergang der Könige" eine spannende, komplexe, gut strukturierte Geschichte gelungen und somit genau das, was ich an High Fantasy so liebe.

Die Geschichte um den jungen Dieb Khirin, der, von einem blinden Musiker und einer Bordellbesitzerin aufgezogen, keine Ahnung davon hat, wer er ist und welche Bedeutung er eigentlich für das gesamte Kaiserreich hat, besitzt alles, was ein gutes Buch zu einem kleinen Meisterwerk macht.

Die Figuren sind komplex, haben einen differenzierten Charakter und sind in den meisten Fällen nicht die, die sie zu sein scheinen.

Die Handlung ist wendungsreich und packend, ohne zu langweilen oder den Leser im Gegenteil zu überfordern.

Das worldbuilding ist umwerfend: Die Welt von Quur und seinen Kolonien ist gezeichnet von Kriegen und Intrigen, das Volk glaubt an verschiedene Götter und Gottkönige. Es gibt Drachen und Elfen, Hexen und Magier und das Schicksal wird bestimmt durch magische Artefakte.

Fazit: Es ist episch, es ist grandios- es ist "Der Untergang der Könige"!

Veröffentlicht am 16.10.2019

Fantastisches Märchen

Licht und Schatten
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"Licht und Schatten" ist mein erstes Buch von Zoran Drvenkar, aber wenn seine Bücher alle so außergewöhnlich geschrieben sind, wird es definitiv nicht mein letztes sein.

In diesem hier erzählt er die ...

"Licht und Schatten" ist mein erstes Buch von Zoran Drvenkar, aber wenn seine Bücher alle so außergewöhnlich geschrieben sind, wird es definitiv nicht mein letztes sein.

In diesem hier erzählt er die Geschichte von Vida, einem jungen Mädchen mit der wichtigsten Bestimmung überhaupt. Sie wurde geboren um die Erde und vor allem die Menschheit vor der Dunkelheit zu retten, ein kleiner Funken Licht in einem Meer aus Finsternis.

Nicht nur beeindruckt mich dieses Buch mit seinem zauberhaften Schreibstil. Herr Drvenkar versteht es, eine vollkommen vereinnahmende Atmosphäre aus Stille und Bedrohung zu schaffen und versetzt den Leser so direkt in seine Welt.
"Licht und Schatten" liest sich wie ein russisches Märchen, enthält aber auch Anleihen aus verschiedenen anderen Kulturen und macht das Buch so zu einer universellen Entstehungsgeschichte. Es erinnert mich in vielen Teilen sehr an Tolkiens Herr der Ringe oder das Silmarillion, auch wenn es ohne Elfen, Zwerge, Orks und andere Fantasiegestalten auskommt. Es ist jedoch ähnlich komplex aufgebaut und erschafft eine Welt, die sich nicht vollkommen mit der unseren deckt.

Für mich ist dieses Buch eine außergewöhnliche Geschichte, die einen (wie der Block des Wächters) in seinen Bann zieht, sobald man Blickkontakt hergestellt hat und einen nicht wieder loslässt, bis das letzte Wort verklingt.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Würdige Fortsetzung

Dead Lions
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Dieses Buch ist für mich ein ziemlich seltenes Kunststück, schafft es doch, was nur wenigen Büchern gelingt. Mit seiner Geschichte versetzt es den Leser auf eine kleine Zeitreise, zeigt einen kleinen Rückblick ...

Dieses Buch ist für mich ein ziemlich seltenes Kunststück, schafft es doch, was nur wenigen Büchern gelingt. Mit seiner Geschichte versetzt es den Leser auf eine kleine Zeitreise, zeigt einen kleinen Rückblick in eine vergangene Ära, obwohl es doch in der Gegenwart spielt.
Und doch spielt im Hinterkopf leise die Titelmelodie des britischen Geheimagenten.

Dabei haben die Mitarbeiter von Slough House auf den ersten Blick nur wenig mit James Bond gemeinsam.Denn sie sind die Beschädigten, die Ausrangierten des MI5, die sich dank eines mehr oder weniger erheblichen Fehlers aufs Abstellgleis für Angenten geschoben wurden. Und doch beweisen sie einen feineren Riecher als alle aktiven Mitarbeiter, als es um russische Schläfer in London geht.

Mick Herron zeigt auch mit seinem zweiten Band um die Truppe von Jackson Lamb wieder ein außergewöhnliches Gespür für Atmosphäre, Spannung und den typisch britischen Humor. Ein feinsinniger Agententhriller, dessen fesselnde Spannung unterschwellig zum Tragen kommt und eventuell dadurch nicht für jedermann geeignet sein wird.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Ein heller Stern am Fantasy-Himmel

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Christelle Dabos verdient sich mit ihrer Reihe "Die Spiegelreisende" nach und nach einen Platz im Fantasy-Olymp!

Man sagt ja oft, dass die mittleren Bände einer Tri- oder Quadrilogie oft die schwächsten ...

Christelle Dabos verdient sich mit ihrer Reihe "Die Spiegelreisende" nach und nach einen Platz im Fantasy-Olymp!

Man sagt ja oft, dass die mittleren Bände einer Tri- oder Quadrilogie oft die schwächsten sind. Und nachdem ihr erster Band "Die Verlobten des Winters" die Messlatte schon sehr hoch gelegt hatte, waren meine Befürchtungen, was diese Theorie angeht, doch sehr stark. Aber sie waren vollkommen grundlos: "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" legt eher noch eine Schippe drauf!

Nachdem Ophelia ihre Maskerade nun ablegen konnte, darf sie sich frei bewegen. Doch die Gefahren werden nicht weniger. Nicht nur, dass der Kavalier sie weiterhin bedroht, auch die Konkurrentinnen um die Gunst des Familiengeistes Faruk haben sie ins Visier genommen. und als wäre das noch nicht genug, erhält sie plötzlich Drohbriefe von einem Unbekannten, der sich selbst als "Gott" bezeichnet..

Ich finde diese Geschichte so wundervoll oldfashioned, die Szenerie wirkt etwas angestaubt, obwohl sie ja eine mögliche Zukunft unserer Erde darstellt. Und doch hat sich ein viktorioanisches Gesellschaftsbild entwickelt, das durch seine Klassen- oder in diesem Fall eher Clanrivalitäten die nötigen Zwistigkeiten und Intrigen mitbringt, um die Spannung hochzuhalten.

Zudem wird die Rahmenhandlung im Vergleich zum ersten Band noch einmal etwas komplexer, indem die Entstehungsgeschichte der Familiengeister einen größeren Raum einnehmen darf und offensichtlich für die Entwicklung der Handlung eine große Rolle spielt.

Einer der größten Vorzüge dieser Reihe ist allerdings die Liebe zum Detail, die in der Entwicklung der Figuren steckt. Keine einzige wirkt eindimensional, jede entwickelt sich weiter, hat Ecken und Kanten und wirkt dadurch absolut authentisch. Besonders Ophelia und Thorn wachsen mir immer stärker ans Herz, so wie sie auch eine immer stärkere Bindung zueinander entwickeln.

Das einzige Manko ist dieser absolut fiese Cliffhanger, mit dem das Buch endet, der die Wartezeit bis zum nächsten Band fast unerträglich werden lässt!

Veröffentlicht am 21.06.2019

Wieviel sehen wir wirklich

Niemalswelt
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"Wir sind felsenfest überzeugt, dass wir einander sehen, aber das, was wir wahrnehmen, ist nur ein winziger Bullaugenausschnitt vom Ozean. [...] Es ist so leicht, die Hübsche zu hassen, das Genie zu verehren, ...

"Wir sind felsenfest überzeugt, dass wir einander sehen, aber das, was wir wahrnehmen, ist nur ein winziger Bullaugenausschnitt vom Ozean. [...] Es ist so leicht, die Hübsche zu hassen, das Genie zu verehren, für den Rockstar zu schwärmen, dem guten Mädchen zu vertrauen. Aber das ist nie ihre einzige Geschichte. Wir sind alle Anthologien. "

Der Carlsen-Verlag hat mit "Niemalswelt" eine kleine Mystery-Perle im Programm, die definitiv einen zweiten Blick wert ist.

Bee trifft ein Jahr nach dem rätselhaften Tod ihres Freundes Jim zum ersten Mal ihre gemeinsamen Freunde wieder. Nachdem die fünf knapp einem Autounfall entgehen, wachen sie am nächsten Tag auf und finden sich in einer Zeitschleife wieder. Die Niemalswelt liegt zwischen Leben und Tod- und nur einer von ihnen wird sie lebend verlassen können.

Marisha Pessl hat einen spannenden Mix aus "Und täglich grüßt das Murmeltier" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" erschaffen, der überraschend tiefgründig für einen Jugendroman ausfällt. Während die Jugendlichen einen Weg aus ihrer Lage suchen, arbeiten sie dabei den Verlust ihres Freundes auf und legen dabei einen flotten Seelenstriptease aufs Parkett.

Auch wenn die Figuren nicht durchweg sympathisch erscheinen und man sich des öfteren fragt, worauf ihre Freundschaft überhaupt basiert, entwickelt ihre Gruppendynamik doch einen fesselnden Sog.

Die Autorin überzeugt mich vor allem mit ihrem Schreibstil und ihren teilweise sehr feinfühligen Formulierungen. Das Buch hat ein paar eher leise Momente, bevor einen die Action wieder anbrüllt, aber gerade dieses Auf und ab gefällt mir.