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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2024

Fesselnde Reise in die Welt der Albae

Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe
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So friedlich der Name des Geborgenen Landes klingt, so friedliebend sind seine Bewohner keines Weges. Wie der Name Dunkelelben schon andeutet, handelt es sich bei ihnen um ein düsteres Volk, dessen Vertreter ...

So friedlich der Name des Geborgenen Landes klingt, so friedliebend sind seine Bewohner keines Weges. Wie der Name Dunkelelben schon andeutet, handelt es sich bei ihnen um ein düsteres Volk, dessen Vertreter und Vertreterinnen nicht vor Gewalt, Intrigen und Mord zurückschrecken.

Markus Heitz lässt einen in "Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe" erneut in die gleichsam grausam, aber auch faszinierende Welt der Albae eintauchen.
Packend von Beginn, folgt man dem intriganten Elben Telinas, der jungen Albin Sajutoria und dem Künstler Amanoras.
Gemeinsam mit ihnen lernt man den Ort Brandenwall kennen, taucht in die Liebe der Albae für Kunst und Poesie ein, trifft auf Zwerge, Moorhexen und andere Fantasiegestalten und wird vor allem Zeuge von Betrug, Machtspielen und blutigen Scharmützeln.

Ein bildhafter und stimmungsvoll düster angehauchter Schreibstil entführen lassen einen in die von Heitz geschaffene Welt der Dunkelelben eintauchen, die zu fesseln weiß.
Unter der Feder des Autors werden Albae, Zwerge und die Handlungsorte lebendig dargestellt.
Dank der unterschiedlichen Perspektiven und der wechselnden Schauplätze kommt von Anfang an ein guter Lesefluss zustande. Neue Entwicklungen und überraschende Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung.
Actionreich ist die Handlung, die Darstellung der Kampfszenen wirkt glaubwürdig und weiß zu fesseln.

Überzeugen kann besonders die vielschichtige Beschreibung der handelnden Charaktere. Die Figuren, ihre Gedanken und eigennützige sowie intriganten Pläne werden greifbar und faszinieren einen. Gerne möchte man mehr über ihre weitere Entwicklung erfahren, wie auch über das Geborgene Land.

Einzig am Anfang braucht die Geschichte etwas um in Gang zu kommen und ist leicht verwirrend, was sich jedoch mit zunehmender Seitenzahl nachlässt.

Fans der Reihe rund um die Dunkelelben werden von Heitz neusten Band sicherlich nicht enttäuscht sein, aber auch Liebhaber fesselnd geschriebener Fantasyromane, bei denen mal nicht die Liebe zwischen den Protagonisten im Vordergrund steht, sondern düstere und zwielichtige Charaktere, werden Gefallen an "Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe" finden.

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Veröffentlicht am 28.04.2024

Abgedrehter und bitterböser Einblick in die Welt der Influencer

Fucking Famous
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Das unschuldig wirkende rosa Buchcover von "Fucking Famous" täuscht, denn der kurzweilig geschriebenen Roman ist alles andere als unschuldig.
Die Protagonistin und Erzählerin Lotte Hohenfeld ist nämlich ...

Das unschuldig wirkende rosa Buchcover von "Fucking Famous" täuscht, denn der kurzweilig geschriebenen Roman ist alles andere als unschuldig.
Die Protagonistin und Erzählerin Lotte Hohenfeld ist nämlich nicht gerade eine Sympathieträgerin, eigentlich niemand so wirklich. Ist aber auch nicht verwunderlich, wenn man in der Influencer-Welt auf Instagram unterwegs ist.

Von Anfang an ist der Ton und die Richtung gesetzt, begleitet mit den bitterbösen und zynischen Gedanken der Protagonistin, folgt man Lotte auf ihrem Weg zu bekannten und erfolgreichen Influencerin mit B-Prominentenstatus.
Die Handlung ist gespickt mit echten Namen aus der Promi- und Influencerwelt und besonders diejenigen, die durch Instagram und Social Media zu zweifelhaften Ruhm gekommen sind, bekommen ihr Fett weg.

Das Buch fühlt sich an, wie ein wilder Rodeo-Ritt und besonders zum Ende hin, wurde es etwas zu wild und abgedreht, was der Unterhaltung jedoch keinen Abbruch tut.

Der tief zynische Ton, die leicht überdrehte Handlung, in der liebenswerte Charaktere quasi nicht existent sind, und dazu noch eine wenig für sich einnehmende Hauptperson, wird nicht jeden ansprechen.
Für alle, die gerne mal etwas Neues und Frisches lesen wollen, das nur so von Boshaftigkeit, Oberflächlichkeit und kaum Menschlichkeit sprüht, sowie einen interessanten Einblick in der Welt der Influencer wirft, der wird seine (Schaden?)freude mit "Fucking Famous" haben.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Eve Kleins spannende Reise in der Welt der Reichen und Superreichen

9mm Cut
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In "9mm Cut" hält sich die Autorin Sybille Ruge nicht lange mit Nebensächlichkeiten und unnötigen Firlefanz auf.
Direkt und unverblümt folgt Szene auf Szene, wodurch der gut und glaubwürdig konstruierte ...

In "9mm Cut" hält sich die Autorin Sybille Ruge nicht lange mit Nebensächlichkeiten und unnötigen Firlefanz auf.
Direkt und unverblümt folgt Szene auf Szene, wodurch der gut und glaubwürdig konstruierte Thriller schnell eine Sogwirkung entfaltet.

Im Mittelpunkt der spannenden Handlung steht die intelligente Privatermittlerin Eve Klein, die für ihren Auftraggeber bei der NGO "Interni" Nachforschungen betreiben soll, den bei der wohltätigen Stiftung scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Dazu begibt sich Eve nach Zürich und ermittelt verdeckt im Umfeld der Geschäftsführung von "Interni". Sie erhält so Zugang zur Welt der Reichen und Superreichen, die von Scheinheiligkeit und Gier geprägt ist und auch nicht vor zwielichtigen Geschäften haltmacht.

Mit der Eve Klein hat die Autorin eine Privatermittlerin erschaffen, die während sie ihre Gegenspieler ausschaltet, Goethe zitieren kann und sonst auch nicht lange fackelt.
Eve ist praktisch veranlagt und zeigt nur wenig Emotionen, was sich auch im Erzählton widerspiegelt. Dieser ist von Nüchternheit, der ein oder anderen derben Formulierung und einer Prise Sarkasmus geprägt und sicherlich nicht für jeden ansprechend. Wer einen bildhaften Schreibstil und eine atmosphärische Beschreibung bevorzugt, wird nur wenig Gefallen an dem Thriller finden.

Leider leidet auch die Personenzeichnung von Eve unter dem rasanten und kompakten Schreibstil. Eve als Person lernt man nicht so richtig kennen, sie bleibt unnahbar. Für ihre Tätigkeit als Privatermittlerin von Vorteil, einen bleibenden Eindruck bei Leser und Leserinnen hinterlässt sie eher weniger.
Im Gegensatz zur gut durchdachten Handlung, die sich durch scharfzüngige Beobachtungen aktueller politischer sowie gesellschaftlicher Entwicklungen und einer glaubhaften Beschreibung der Lebens- und Scheinwelt der Reichen sowie Superreichen überzeugen kann.

"9mm Cut" ist ein etwas untypischer Thriller. Es ist ein Thriller, der sich durch seine scharfe Beobachtungsgabe, eine vielversprechende Protagonistin und ein dichtes Erzähltempo, das volle Aufmerksamkeit fordert, auszeichnet.
Gerne mehr von Eve Klein!

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Veröffentlicht am 14.03.2024

James bekommt eine eigene Stimme und was für eine!

James
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"James" erzählt den Klassiker "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" erfrischend neu.

Erzählt wird die packende Neuerzählung der bekannten Geschichte, die in den 1840er-Jahren in Missouri spielt, aus der ...

"James" erzählt den Klassiker "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" erfrischend neu.

Erzählt wird die packende Neuerzählung der bekannten Geschichte, die in den 1840er-Jahren in Missouri spielt, aus der Sicht des Sklaven Jim, der sich lieber James nennt.
Jim mimt den dummen Sklaven, er ist aber genau das Gegenteil davon. Er ist intelligent, kann lesen und schreiben und zeichnet sich durch Empathie gegenüber seinen Mitmenschen aus.
Als er an einen Mann in New Orleans verkauft werden soll, was ihn von seiner geliebten Frau und Tochter trennen würde, flieht er gemeinsam mit Huckleberry "Huck" Finn, der seinem gewalttätigen Vater entkommen will. Für beide beginnt eine Reise voller Abenteuer den Mississippi herunter, um die freien Staaten zu erreichen. Mehr als einmal muss Jim hierbei Huck retten.

Anfangs noch der ursprünglichen Handlung folgend, beginnt Everett etwa ab der Mitte des Romans anhand überraschende Wendungen die Geschichte in eine andere Richtung zu lenken.
Es wird deutlich, dass es nicht Hucks Geschichte, sondern Jims ist. Man taucht in Jims Gedanken- und Gefühlswelt ein und bekommt einen Eindruck davon, was es heißt, ein Sklave zu sein. Stimmungsvoll wird hierbei eine Bild der damaligen Zeit erzeugt. Der Autor ist sich des historischen Kontextes des Romans bewusst, schafft es jedoch, die sozialen und rassischen Belange unserer heutigen Zeit anklingen zu lassen.

Einzig am Anfang braucht der Roman etwas, um an Fahrt aufzunehmen.

"James" ist voller Action und Satire, aber auch ernsten Momenten und ein gelungenes Beispiel dafür, wie man einen Klassiker in die Gegenwart überführt, ohne dabei den Geist des Originals zu verlieren.
Everett erzählt all dies in seiner scharfen und direkten Prosa düsterer, gewalttätiger, unheimlicher und moralisch verdorbener als im Original.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Bildhaft erzähltes Familienporträt um die Jahrhundertwende

Unsereins
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"Unsereins" von Inger-Maria Mahlke ist ein bildreich erzählter Familienroman, in dessen Mittelpunkt die bürgerliche und kinderreiche Familie Lindenhorst steht.
Der Roman spielt um die Jahrhundertwende ...

"Unsereins" von Inger-Maria Mahlke ist ein bildreich erzählter Familienroman, in dessen Mittelpunkt die bürgerliche und kinderreiche Familie Lindenhorst steht.
Der Roman spielt um die Jahrhundertwende in Lübeck. Man folgt der Familie, ihren Bediensteten sowie Bekannten und Freunden über mehrere Jahre und wird so Teil ihres Lebens und Schicksals.

Der ruhige erzählte Roman erinnert mit seiner Handlung und Setting an "Buddenbrooks" von Thomas Mann, der in Form des Autors auch Eingang in "Unsereins" findet.

Kurze Kapitel bzw. Abschnitte sorgen gemeinsam mit dem flüssigen und bildreichen Schreibstil dafür, dass ein überzeugendes und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit entsteht.
Mit feiner Beobachtungsgabe taucht man in die Welt der Lindenhorsts, des Dienstmädchen Ida und des Ratsdieners Isenhagen ein und bekommt so einen Eindruck der damaligen Gesellschaft. Man wird Zeuge von gesellschaftlichen Auf- und Abstiegen und wie die Frauen des Romans versuchen aus ihren gesellschaftlichen Rollen auszubrechen bzw. sich Freiräume zu schaffen.

Es ist ein Roman, der detailverliebt und mit einem leicht spöttischen Ton erzählt wird.
Erzählt aus unterschiedlichen Erzählperspektiven, die in ihrem Erzählstil die Persönlichkeit des jeweiligen Charakters widerspiegeln, wird zwar ein plastisches und umfassendes Figurenbild gezeichnet, macht es aber vor allem anfangs auch etwas verwirrend. So muss man erst einen Überblick über die handelnden Personen und die verschiedenen Handlungsschauplätze gewinnen, um sich ganz auf die Geschichte einlassen zu können.

Leider geht jedoch ab etwa der Mitte des Romans der rote Faden verloren. Zudem wirkt er etwas sprunghaft, wodurch die anfängliche inhaltliche Tiefe an Schärfe verliert.

Trotz der schwächeren zweiten Hälfte des Buches kann "Unsereins" begeistern. Der Roman ist ein gut herausgearbeitetes und bildreich dargestelltes Familien- und Zeitporträt, der vor allem durch seine ausdrucksstarke Sprache überzeugen kann.

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