Es ist nie zu spät, um das zu sein, was du sein könntest. -George Elliott
Was du nicht siehstIch kenne Franzi nicht persönlich, dennoch folge ich ihr auf Instagram schon einige Jahre. Einige Erlebnisse, die sie auf der Plattform geteilt hat, habe ich mitbekommen. Als sie ankündigte, dass sie ein ...
Ich kenne Franzi nicht persönlich, dennoch folge ich ihr auf Instagram schon einige Jahre. Einige Erlebnisse, die sie auf der Plattform geteilt hat, habe ich mitbekommen. Als sie ankündigte, dass sie ein Buch herausbringt, in dem sie ihre Geschichte erzählt, war ich sehr gespannt darauf.
In ihrem Buch erzählt sie nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern bricht auch mit dem Stigma psychischer Krankheiten und legt schockierende Missstände in unserem psychiatrischen System offen.
Wer den Instagram-Account von Franziska Elea besucht, sieht Bilder einer schönen jungen Frau: Sie trägt hübsche Kleider, führt eine glückliche Beziehung, zeigt sich verträumt in Blumenfeldern oder lachend am Urlaubsstrand – und über 200.000 Leute schauen ihr dabei zu. Doch kaum jemand weiß, was sich hinter der nur scheinbar perfekten Fassade verbirgt:
Eine Kindheit und Jugend, die von emotionaler Vernachlässigung geprägt war, mehrere stationäre Therapie-Aufenthalte, der Wunsch, einem perspektivlosen Umfeld zu entfliehen, in dem Franzi immer die Aussätzige war. In ihrem Buch gibt sie Einblicke in die Ursachen ihrer Krankheitsgeschichte, schildert ihre Erfahrungen in der Psychiatrie, die lange Suche nach wirklicher Hilfe und schließlich ihren Weg zur erfolgreichen Influencerin. Aufklärung im Bezug auf die komplexe Persönlichkeitsstörung Borderline liegt ihr ebenso am Herzen wie ein Appell an alle Leser*innen: Über psychische Erkrankungen zu sprechen darf kein Tabu mehr sein und sich therapeutische Unterstützung zu suchen ist keine Schande.
Die Schilderungen der Erlebnisse in ihrer Kindheit und Jugend haben mich tatsächlich sehr aufgewühlt und bewegt. Noch nie habe ich so schockierende Dinge über stationäre Therapien gehört. Ich glaube ihr, dass es in ihrem Fall tatsächlich so ablief und doch hoffe ich sehr, dass dies nicht immer so ist und dass es viele Mitarbeiter in solchen Einrichtungen gibt, die auf ihre Patienten eingehen und sie bestmöglich unterstützen und ihnen helfen.
Interessant fand ich auch, dass sie nicht nur ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse weitergab, sondern ebenfalls ein wenig Basiswissen in Psychologie und Erziehungswissenschaften zur Sprache kam. Einige die angesprochenen Themen haben wir im Studium beleuchtet und so habe ich mich damit natürlich bereits mehr befasst, dennoch ist es für andere Leser sehr hilfreich auch einen kleinen Einblick in psychologische und wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema zu bekommen.
Der Schreibstil ist flüssig, modern und leicht verständlich. Franzi schreibt sehr direkt und ehrlich. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und beschönigt auch nichts. Trotzdem spricht sie auch an, dass sie nicht perfekt ist und zeigt Verständnis auf Reaktionen ihrer Mitmenschen. Das Vorwort, das an ihre Mutter gerichtet ist, hat mich sehr berührt und mich lange nicht losgelassen.
Liebe Franzi, ich freue mich, dass du endlich jemanden gefunden hast, der dir wirklich hilft und dich voranbringt. Ich wünsche jedem in solch einer Situation eine Stütze, einen Helfer und einen Zuhörer. Jemanden, der das Leid sieht und reagiert.
Fazit: Eine aufwühlende und mitreißende Biografie, die ich jedem weiterempfehlen kann!