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Veröffentlicht am 07.12.2022

Herzstillstand

Anatomy
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Nichts wünscht sich Lady Hazel Sinnett mehr, als eine angesehene Chirurgin zu werden. Für eine junge Frau im 19. Jahrhundert ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem lässt Hazel sich nicht davon abbringen, ...

Nichts wünscht sich Lady Hazel Sinnett mehr, als eine angesehene Chirurgin zu werden. Für eine junge Frau im 19. Jahrhundert ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem lässt Hazel sich nicht davon abbringen, alles über die menschliche Anatomie zu lernen, was es zu lernen gibt. Egal ob sie dafür in Männerkleidung Vorlesungen besuchen oder illegal ausgegrabene Leichen sezieren muss...

„Anatomy - Eine Liebesgeschichte“ ist ein Jugendbuch mit Gothic Romance-Elementen von Dana Schwartz.

Hazel ist 17 Jahre alt, verhält sich jedoch für ihr Alter angemessen, jung und manchmal etwas naiv. Sie ist eine sehr authentische Protagonistin, auch menschlich gesehen. Intelligent, eigensinnig und bei Rückschlägen mal unfreundlich, ohne einen höheren Sinn als die simple schlechte Laune.

Jack ist, trotz seiner Rolle als Love Interest, ein sehr flacher Charakter. Hinter seinem Verhalten steckt nicht viel mehr, als wir zu Lesen bekommen. Das hat mich etwas enttäuscht.

Abwechselnd werden die Sichtweisen beider Protagonisten beschrieben. Trotz der Erzählperspektive aus der dritten Person, schafft die Autorin Dana Schwartz es, beim Lesen Nähe zum Charakter zu schaffen.

Wie auf dem Cover zu sehen, wird dieses Buch als Liebesgeschichte deklariert. Dem würde ich nicht direkt zustimmen. Klar, es gibt eine Liebesgeschichte, aber darauf liegt nicht der Fokus.
Das Paar kommt sich erst ab der Hälfte so nah, dass Liebe überhaupt zur Möglichkeit werden könnte - und damit meine ich die örtliche Nähe, nicht die Körperliche. Von da an geht es dann sehr plötzlich, ohne nachvollziehbar transportierte Gefühle. Zusätzlich wirkten vereinzelte sexuelle Anspielungen für die Zielgruppe deplatziert. Die Liebesgeschichte konnte mein Herz also leider nicht höher schlagen lassen...

Trotz historischem Setting ist die Sprache und das Verhalten der Charaktere sehr modern, dadurch fällt die Lektüre sehr leicht und man kommt schnell durch die Geschichte.

Der Fantasyanteil bleibt zunächst vage und bringt sich schleichend in die Handlung ein. So war ich mir lange Zeit nicht sicher, ob er überhaupt existent ist. Aber gerade das macht den Charme der Geschichte aus.

Das Buch ist für ein Jugendbuch ziemlich makaber. Wem die Schilderung von Wunden und Leichen in den unterschiedlichsten Verwesungszuständen zu viel des Guten ist, würde ich „Anatomy“ nicht ans Herz legen. Daher bin ich mir unschlüssig, für welches Alter ich es empfehlen würde. Young Adult scheint mir etwas zu jung, während das Alter der Protagonisten und die Darstellung der Liebesgeschichte älteren Lesern als zu kindlich erscheinen kann.

Die Aufmachung des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Es gibt immer wieder schwarze Seiten, auf denen (fiktives) Hintergrundwissen zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der damaligen Zeit abgebildet sind.

Es gab gegen Ende interessante Wendungen, die jedoch nicht besonders gut in die Geschichte eingebunden waren. Hinweise waren ziemlich offensichtlich platziert, daher konnten mich die erwähnten Plot Twists leider nicht überraschen.

Das Buch kommt zu einem guten, runden Abschluss, der mich allerdings nicht so sehr berühren konnte. Tatsächlich gibt es auf Englisch bereits einen zweiten Band, namens „Immortality“. Dessen Klappentext ist zwar ansprechend - Ich frage mich aber, was den Leser jetzt noch überraschen soll...

Alles in allem handelt es sich bei „Anatomy - Eine Liebesgeschichte“ um ein solides, historisches Jugendbuch mit düsteren, fantastischen Elementen. ♥️

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Wo Schatten ist, da ist auch Licht

Im Schatten des Fuchsmondes
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Lia, die Tochter eines schottischen Lairds, und Finn, ein Fußballspieler aus Glasgow, könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch als Finn aufgrund eines Vorfalls in die Highlands flieht, wo Lia ihre Sommerferien ...

Lia, die Tochter eines schottischen Lairds, und Finn, ein Fußballspieler aus Glasgow, könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch als Finn aufgrund eines Vorfalls in die Highlands flieht, wo Lia ihre Sommerferien verbringt, treffen sie zwangsläufig aufeinander. Der wachsenden Anziehung zueinander können sie nicht entkommen, doch ist ihre Liebe stark genug, um all die Hindernisse zwischen ihnen zu überwinden?

„Im Schatten des Fuchsmondes“ ist ein Jugendbuch von Antje Babendererde.

Lia ist ein gleichmütiger und ausgeglichener Mensch, ehrlich und freundlich. Ich hätte sie wirklich gerne zur Freundin. Ihr Familienhintergrund bietet viel Konfliktpotenzial, welches intensiv ausgeschöpft wird. Trotz Model als Mutter hat Lia glücklicherweise eine gesunde Einstellung zu Körperbild und Essverhalten und füllt somit ihre Vorbildfunktion voll aus. Atemberaubende und romantische Landschaftsbeschreibungen - Lias Naturverbundenheit kann ich beim Lesen mit jeder Faser meines Körpers spüren. Nur ihr Schmeck-Tick hat mich ein wenig irritiert - aber haben wir nicht alle solche kleinen Macken?
Aufgrund des Klappentext haben ich mir Finn eher lebensfroh und verspielt vorgestellt, doch er ist anders als gedacht. Seine Perspektive hat mich trotzdem sofort in ihren Bann gezogen. Die körperliche Anziehung zwischen den beiden ist definitiv zu spüren.

Durch die Trennung von Lias und Finns jeweiliger Perspektive werden ihre Standpunkte gelungen gegenübergestellt und so nimmt man auch als Leser viel mit. Finns Perspektive ist dabei aus der Sicht des auktorialen, Lias aus der des Ich-Erzählers verfasst. So kann man beide leicht auseinanderhalten.

Dieses Buch schlingt man nicht in wenigen Tagen herunter. Sowohl im informativen, als auch im zwischenmenschlichen Bereich ist es sehr reichhaltig. Man benötigt etwas Zeit, aber dann schließt man die Charaktere schnell ins Herz und fiebert richtig mit ihnen mit.

Total faszinierend fand ich die Thematisierung des Lockdowns. Obwohl es mich eigentlich nicht so hätte überraschen sollen, schließlich ist Antje Babendererde für die Bearbeitung aktueller Problematiken bekannt.

Ein kleiner Fun Fact: Alle erwähnten Bücher gibt es wirklich! Solche liebevollen Details machen eine Geschichte doch erst richtig rund.

Gegen Ende gab es eine sehr ernste Wendung, die ich lange nicht habe kommen sehen. Diese wurde vielseitig beleuchtet und zufriedenstellend aufgearbeitet. Ich finde es so toll, wie alle Handlungsstränge ineinander laufen und Bezug zu nebenbei erwähnten Geschichten nimmt. Alles fügt sich zu einem stimmigen Gesamtbild, dass trotzdem nicht konstruiert wirkt.

Ich habe im Vorhinein bereits „Der Sommer der blauen Wünsche“ von Antje Babendererde gelesen, und obwohl beide Bücher in Schottland spielen, waren sie komplett eigenständige, nachhaltige Erlebnisse.

Wer Lust auf ein lehrreiches, atmosphärisches Jugendbuch mit Fokus auf eine grandiose Liebesgeschichte hat, ist mit „Im Schatten des Fuchsmondes“ richtig beraten. 🦊

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Eine warme Umarmung

Shortbread und Shiva
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Gemütliches Jugendbuch über die erste Liebe, den zweiten Blick und drei beste Freunde

Emma, Shiva und Pen sind beste Freunde. Doch als Emma sich in Shiva verliebt, Shivas Oma das perfekte Match für ihn ...

Gemütliches Jugendbuch über die erste Liebe, den zweiten Blick und drei beste Freunde

Emma, Shiva und Pen sind beste Freunde. Doch als Emma sich in Shiva verliebt, Shivas Oma das perfekte Match für ihn findet und Pen plötzlich auch Gefühle hegt, scheint sich der allseits bekannte Spruch zu bewahrheiten: Drei sind einer zu viel. Oder vielleicht auch genau richtig?

„Shortbread und Shiva“ ist ein Jugendbuch von Rebecca Elbs.

In rasantem Tempo geht es los. Dieses Buch vereint so viele meiner Lieblingsdinge: Buchläden, Backwaren, Bollywood. Und natürlich das weihnachtliche London.

Emma ist mit ihren 15 Jahren jünger als gedacht, sie ist offen, ehrlich und etwas verpeilt. Ich fand es spannend, mehr über die Probleme eines kleinen Menschen zu erfahren. Emmas Verknalltheit wird gut rübergebracht, genauso wie die Freundschafts-Zwickmühle, in der sie steckt. Obwohl wir uns nicht gerade ähnlich sind, fühle ich mich die ganze Zeit total mit Emma als Protagonistin verbunden.

Auch ihre besten Freunde Shiva und Pen sind richtig tolle, vielschichtige Charaktere. Nur Emmas Verliebtheit in Shiva konnte ich nicht so richtig nachvollziehen.

Emmas Familiendynamik gefällt mich richtig gut, genau wie der WG-Aspekt. Natürlich gibt es mal Unstimmigkeiten und Streit, aber am Ende unterstützt doch jeder jeden. Und Josh ist ja wohl ein ziemlich toller großer Bruder:)

Rebecca Elbs vermengt LGBTQIA+ Themen auf ganz natürliche Weise mit einem klassischen YA-Plot und fügt am Schluss noch eine Prise Selbstliebe und einen Teelöffel jugendlicher Verwirrung hinzu.

Immer wenn ich etwas erwarte, kommt es ganz anders und ständig passiert etwas Neues. Das Buch transportiert exakt die ambivalenten Gefühle, die das Teenager-Sein ausmachen. Situationen wie Blödeleien unter Freunden, aber auch tiefgründige Gespräche, die Dynamik eines Schulklasse und ein Frühstück mit der Familie sind authentisch eingefangen.

Der Schreibstil macht Spaß, mit seinen ironischen Zwischenschüben beschreibt er das Leben als Teenager perfekt. Dieses stetige Gefühl von Unzulänglichkeit, dass auch Emma stets begleitet, aber auch das Zusammenspiel aus schulischem Druck, Herzschmerz und Unverständnis der Eltern.

Ein kleiner Negativ-Punkt, der aber eher auf das Korrektorat zurückzuführen ist: Es gibt einige Rechtschreibfehler und Unstimmigkeiten im Text.
Im dritten Drittel gibt es noch eine überraschende Wendung, die sich jedoch etwas konstruiert anfühlt. Das kann ich aber hinnehmen, denn dadurch fügt sich alles zu einem rundum runden Ende.

Das Buch fühlt sich an wie eine Umarmung von Freunden, eingewickelt in einen warmen Quilt und vollgestopft mit Tee und leckerem Shortbread 🍵

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Es spricht zu mir

Kein Sommer ohne dich
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Poppy und Alex könnten unterschiedlicher nicht sein, trotzdem waren sie zehn Jahre lang die besten Freunde. Bis ein Moment alles zwischen ihnen veränderte. Seit zwei Jahren haben sie nun keinen Kontakt ...

Poppy und Alex könnten unterschiedlicher nicht sein, trotzdem waren sie zehn Jahre lang die besten Freunde. Bis ein Moment alles zwischen ihnen veränderte. Seit zwei Jahren haben sie nun keinen Kontakt mehr, aber als Poppy sich ein Herz fasst, brechen die beiden in einen letzten gemeinsamen Sommerurlaub auf, um ihre Freundschaft zu retten. Doch manche Dinge kann man nicht mehr ungeschehen machen...

„Kein Sommer ohne dich“ ist ein sommerlicher Liebesroman von Emily Henry.

Poppy ist ein richtiger Wirbelwind, laut, lustig und spontan. Sie liebt es zu reisen und arbeitet als Journalistin für ein New Yorker-Reisemagazin namens „Rest + Relaxation“.

Alex dagegen ist die Kontrolle in Person, arbeitet als Lehrer in der Kleinstadt seiner Kindheit, geht jeden Tag ins Gym und liest lieber, anstatt zu feiern.

Das war mein erstes Buch, das den allseits bekannten Friends-to-Lovers Trope. Ich habe nicht erwartet, dass dieser mich so sehr catchen könnte, doch ich wurde von diesem Prinzip absolut überzeugt. Die Autorin Emily Henry hat es grandios hinbekommen, die Freundschaft und langsam entstehende Anziehung zwischen den beiden aufzubauen und zu vermitteln. Beides ist authentisch und nachvollziehbar, man kann die Chemie zwischen Poppy und Alex beinahe anfassen.

Ich persönlich konnte mich abwechselnd sowohl in Alex als auch in Poppy wiederfinden. Die Protagonisten sind unfassbar gut ausgearbeitet. Sie haben Humor, aber auch viel Tiefe und kämpfen mit den selben Problemen wie wir alle. Auch Nebencharaktere sind so natürlich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, ihnen jederzeit auf der Straße oder im Büro begegnen zu können.

Mir gefiel besonders, dass die Protagonisten schon deutlich erwachsen sind und mitten im Leben stehen. Das erkennt man sowohl in m beruflicher, als auch in sozialer Hinsicht.

Wie schon erwähnt, trieft Emily Henrys Schreibstil nur so vor trockenem und weniger trockenem Humor, besonders durch die ständigen Insider der Freunde. Seit langem musste ich in einem Buch nicht mehr so haltlos loskichern, dass meine Umgebung mich irritiert fragte, ob alles in Ordnung sei.

Die Autorin bedient sich außerdem einiger, auf den ersten Blick klischeehafter, Handlungsstränge, auch Tropes genannt, Kleine Twists sorgen jedoch weiterhin für Spannung und Unvorhersehbarkeit.

Es wurden mehrere wichtige Themen aufgearbeitet, aber nicht zu viele. Themen, die jeder Mensch gewisser Weise nachvollziehen kann und betroffene Leser auf besondere Weise berührt. Diese Menschen können durch die Geschichte einen neuen Blickwinkel auf aktuelle oder vergangene Erfahrungen gewinnen. So ging es mir zumindest.

Um die Anfänge der Freundschaft zwischen Poppy und Alex, aber auch das Geheimnis des letzten gemeinsamen Sommers zu ergründen, gibt es immer wieder Rückblicke. Diese waren wichtig für die Entwicklung der Geschichte und wurden gut in die Handlung eingestreut. Jedoch waren die Sprünge immer etwas verwirrend.

Das Finale der Liebesgeschichte ist endlich mal richtig zuende gedacht und trotzdem befriedigend. Wer einen realistischen Liebesroman mit Spannung und eigensinnigen Charakteren lesen will, ist mit „Kein Sommer ohne dich“ richtig beraten:)

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Wortlos

Schallplattensommer
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Maserati ist es gewohnt, von allen angestarrt zu werden. Als einziges Mädchen im Umkreis von 13 Kilometern aufzuwachsen ist nicht einfach. Sie arbeitet im Imbiss ihrer Oma, serviert tagtäglich Teigtaschen ...

Maserati ist es gewohnt, von allen angestarrt zu werden. Als einziges Mädchen im Umkreis von 13 Kilometern aufzuwachsen ist nicht einfach. Sie arbeitet im Imbiss ihrer Oma, serviert tagtäglich Teigtaschen mit Sauerkraut und Pommes mit Ketchup und antwortet auf die immer gleichen Fragen. Ihr eintöniges Leben wird aufgewirbelt, als eine Familie ins Nachbarhaus zieht. Theo und sein Cousin Caspar sind eine willkommene Abwechslung zu ihrem geordneten Leben, doch sie kommen ihrem Geheimnis gefährlich nahe...

„Schallplattensommer“ ist ein Jugendroman von Alina Bronsky.

Maserati ist ein selbstbewusstes Mädchen mit einem starken Willen und Widerstandskraft. Sie hat ein großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Menschen, die sie liebt, allen voran ihrer Großmutter. Das ist umso bemerkenswerter, weil ihre Oma sie, aufgrund innerer Umstände, weder liebt, noch richtig für sie da sein kann.

Caspar und Theo sind ziemlich unterschiedlich. Der eine ist offen und gesprächig, der andere bleibt in seinem Zimmer und hört exzessiv Musik. Es ist interessant Maseratis Umgang mit Gleichaltrigen zu erleben.

Die Liebesgeschichte ist authentisch und berührend, bleibt jedoch vage und nimmt nur einen kleinen Teil der Handlung ein.

Das Dorf, in dem Maserati lebt, ist eine wahre Idylle. Der Sommer beginnt und die Natur fängt an zu blühen. Ob wir mit Maserati im See schwimmen oder auf der verlassenen Kirschplantage Früchte für die Marmelade ihrer Oma sammeln, die sommerliche Stimmung ist greifbar und zaubert ein Lächeln auf jedes, vom Winter gezeichnete, Gesicht.

Alina Bronskys Schreibstil ist unfassbar gut. Mit wenigen Worten spinnt sie eine Geschichte, die eindringlich und dramatisch zugleich ist. Viele Dinge werden nicht ausgesprochen, sondern stehen zwischen den Zeilen. Diese Nüchternheit lenkt den Fokus auf die Handlung und lässt den Leser die Emotionen am eigenen Leib spüren, statt sie ihm aufzudrücken. Situationen entstehen und werden angenommen, ohne als gut oder schlecht bewertet zu werden. Außerdem wird niemandem die alleinige Schuld an einer Situation zugewiesen, der Ausgangszustand ist ein Produkt der Handlungen sämtlicher beteiligter Parteien.

Der Twist der Geschichte wurde immer wieder angedeutet und Stück für Stück eingeleitet, bis schließlich alle Puzzleteile an ihrem Platz fallen. Zurück bleibt eine bekannte Geschichte aus ungewohnter Perspektive, die ein wenig überraschendes und gleichzeitig erschreckendes Licht auf unsere Gesellschaft wirft. Am Ende gibt es eine weitere Wendung, die den Love Interest betrifft. Diese empfinde ich jedoch als zu konstruiert und der Einfluss auf den Handlungsverlauf ist nur gering.

„Schallplattensommer“ ist eine eindringliche Geschichte mit sommerlicher Atmosphäre und berührender Tiefe. Dieses Buch liest man nicht nur einmal.

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