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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2022

Doppelt schräg, doppelt schön

Doppelt oder nichts, sagt das Glück
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Emily ist im sechsten Monat schwanger. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Schwangerschaft und bereitet sich auf die Geburt vor.
Leonie ist Geschäftsfrau und hat weder Zeit noch Lust, sich näher mit ...

Emily ist im sechsten Monat schwanger. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Schwangerschaft und bereitet sich auf die Geburt vor.
Leonie ist Geschäftsfrau und hat weder Zeit noch Lust, sich näher mit ihrer Situation auseinanderzusetzen.
Als die zwei Frauen im Geburtsvorbereitungskurs aufeinandertreffen, merken sie schnell, dass sie nicht gut zueinanderpassen. Bis sie ihre große Gemeinsamkeit bemerken: ihre Kinder haben denselben Vater. Dieser Schock bringt sie einander näher…

Die Story ist zugegebenermaßen insgesamt etwas schräg. Schon die Ausgangssituation ist abenteuerlich und auch so manches, was die Frauen im Verlauf tun und erleben ist hier und da doch arg übertrieben. Dazu tragen auch die außergewöhnlichen Familien der beiden bei: auf der einen Seite überbesorgte Brüder, die schnell über das Ziel hinausschießen, auf der anderen Seite zerstrittene Eltern, die den Kampf auf dem Rücken ihrer Tochter austragen.

Dennoch hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen.
Leonie und Emily könnten unterschiedlicher kaum sein – die eine plant bis ins kleinste Detail, die anderen geht alles entspannt an, oder sieht schlicht die Notwendigkeit für bestimmte Dinge nicht. Doch sie raufen sich zusammen und färben auch ein wenig aufeinander ab. Sie scheuen sich nicht, einander die Meinung zu sagen und auch wenn beide auf den ersten Blick nicht wirklich von ihrer Position abrücken, bringen sie sich doch mehrfach zum Nach- und Umdenken.

Und letztlich bringen alle guten Pläne nichts, wenn das Leben am Ende einen anderen Weg wählt…
Es wird geschrien, gelogen und geliebt. So manches geht zu Bruch, aber an anderen Stellen wird auch gekittet. Die Story ist schräg, bunt, laut und chaotisch. Aber auch gefühlvoll, ernst und nachdenklich.

Durch die unterschiedlichen Ansichten der zwei Protagonistinnen werden verschiedene Positionen zum Thema Stillen und Geburtsplanung in die Handlung eingewoben. Zudem sind auch die Schwangerschaftsverläufe extrem unterschiedlich, sodass hier sowohl positive als auch schwierige Zeiten durchlebt werden. Und auch viele andere Aspekte rund um das Thema Kinderwunsch und Schwangerschaft werden angesprochen und teilweise schonungslos ausgeführt.

Besonders angetan hat es mir der Handlungsort am Meer, der immer wieder bildhaft, atmosphärisch beschrieben wird.
Abwechselnd wird das Geschehen aus der personalen Sicht von Emily und Leonie geschildert. Der detaillierte, flüssige Schreibstil gibt dabei immer wieder nachvollziehbare Eindrücke der aufgewühlten Gefühlswelt wieder.

Fazit

Schräg, schräger, Liane Mars. Verrückte Figuren sind ihre Spezialität und so sind auch Emily und Leonie sehr eigen und geraten in allerlei skurrile Situationen und Gespräche. Auch wenn vieles recht überzogen ist, macht es dennoch Spaß, das Buch zu lesen. Und es gibt auch die leisen, ernsten, gefühlvollen Momente.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Kommunikation ist alles…

Idol - Gib mir alles von dir
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4. Band der Reihe.
Die Bücher können grundsätzlich unabhängig voneinander gelesen werden, allerdings bauen die einzelnen Beziehungen schon ein Stück weit aufeinander auf, sodass die gesamte Dynamik zwischen ...

4. Band der Reihe.
Die Bücher können grundsätzlich unabhängig voneinander gelesen werden, allerdings bauen die einzelnen Beziehungen schon ein Stück weit aufeinander auf, sodass die gesamte Dynamik zwischen den Figuren mit Vorwissen besser verständlich ist.

Bereits in den ersten Bänden hat mir der anschauliche, flüssige Schreibstil gut gefallen. Die wechselnden Ich-Perspektiven geben Einblicke in die Gedanken und Gefühle der Figuren.
Wenn sie diese doch nur auch miteinander teilen würden…

Leider muss ich sagen, dass sich das Buch für mich immer wieder zog. Eigentlich ist von Beginn an alles klar. Brenna und Rye fühlen sich zueinander hingezogen. Sie mögen einander, auch wenn sie dies im Dauerstreit gut verbergen. Aber sie reden nicht vernünftig miteinander.
Stattdessen treffen sie ein eigenwilliges Abkommen, durch welches das Buch mit Unmengen erotischen Szenen aufwarten kann. Sie haben Sex. Sie denken an Sex. Aber ansonsten drehen sie sich im Kreis, weil niemand den Mund aufmacht. Die Geschichte ist nicht schlecht, aber schlicht zu lang.

Dabei müssen beide eine gewisse Entwicklung durchmachen. Auf unterschiedliche Art müssen sie sich über bestimmte Dinge klar werden, mit vergangenen Erlebnissen abschließen und sich von vorhandenen Verbindungen lösen.
Den Weg, den beide durchmachen, fand ich dennoch interessant. Überhaupt sind mir die zwei – wie auch die ganze Clique – total sympathisch. Besonders das Zusammenspiel in der großen Gruppe hat mir immer wieder richtig gut gefallen und ich hoffe trotz der jetzigen Längen, dass auch Whip noch einen eigenen Band bekommen wird, da das Buch seine Geheimnisse andeutet.

Fazit

Die Charaktere sind sehr sympathisch – sie sind ja bereits bekannt und die ganze Band samt „Anhang“ ist einfach klasse. Leider schaffen es Brenna und Rye allerdings nicht, einmal vernünftig miteinander zu reden, sodass sich das Buch unnötig in die Länge zieht und Drama verursacht wird, welches nicht notwendig gewesen wäre.

Veröffentlicht am 04.03.2022

berührend und witzig

Irgendwo ist immer Süden
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Alle in Inas Klasse erzählen von ihren tollen Reiseplänen für die Sommerferien. Sie fliegen in ferne Länder, in teure Hotels, auf sonnige Inseln.
Ina hat keine Pläne, doch das will sie nicht zugeben, wenn ...

Alle in Inas Klasse erzählen von ihren tollen Reiseplänen für die Sommerferien. Sie fliegen in ferne Länder, in teure Hotels, auf sonnige Inseln.
Ina hat keine Pläne, doch das will sie nicht zugeben, wenn sie dazugehören will. Also sagt sie, sie fährt auch in „den Süden“.
Alles eine Frage der Perspektive, wie sich herausstellen. Denn irgendwo ist immer Süden, wie ihr der neue Mitschüler Vilmer zeigt und damit ganz besondere Ferienerlebnisse schafft.

Dies ist ein Kinderbuch, das Spaß macht, obwohl es viele ernste Themen enthält.
Inas Mutter hat weder Geld, noch Zeit, mit ihrer Tochter gemeinsame Ferien zu gestalten. Damit die Lüge, die Ina in der Schule erzählt hat, nicht auffliegt, traut sich die Sechstklässlerin nicht aus dem Haus, damit sie niemand zufällig sehen kann. Letztlich lockt der neue Mitschüler, Vilmer, der in der selben Siedlung wohnt und ebenfalls nicht wegfahren kann, aus dem Haus.
Vilmer zeigt Ina sein Geheimversteckt, wo die zwei sich ihren ganz eigenen „Süden“ zaubern.

Das Ferienparadies, das sich Ina und Vilmer ausstatten, ist total niedlich. Kreativ nutzen die zwei das wenige, was ihnen zur Verfügung steht, um sich ihren Süden zu schaffen und Südendinge zu erleben. Und zeigen damit, dass es nicht immer auf materielle Dinge ankommt.

Zwischen all dem Spaß, den die beiden erleben, gibt es viele ernste, traurige und berührende Momente. Es ist eine ganz besondere Geschichte über die erste Liebe, eine besondere Freundschaft, falsche Freunde und den Wunsch, dazuzugehören.
Ina macht einige Fehler und muss lernen, dass es manchmal nicht reicht, Entschuldigung zu sagen – manchmal muss man auch Entschuldigung tun. Im Verlauf erkennt sie, dass ihr ursprünglicher Wunsch nicht das ist, was sie glücklich macht – zumindest nicht für den Preis, den sie dafür zahlen muss. Mit Inas Erkenntnis und dem Weg, den sie dafür gehen muss, bringt das Buch tolle Botschaften mit.

Immer wieder schwingen auch die Probleme von Inas Mutter und Vilmers Vater mit, die beide Kinder wahrnehmen und auf ihre Weise mittragen müssen. Ich-Erzählerin Ina beschönigt nicht nur ihre häusliche Situation vor ihrem Umfeld, sondern verbirgt auch ihre Sorgen vor ihrer Mutter, um dieser ihrerseits weniger Sorgen zu bereiten.

Der Erzählstil ist kindgerecht einfach gehalten, flüssig und anschaulich.

Fazit

Warmherzig und lockerleicht erzählt Marianne Kaurin eine ebenso unterhaltsame wie berührende Geschichte voller Tiefe – über Mobbing, Selbstzweifel, Freundschaft und Fehler, die wieder gutgemacht werden müssen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Starke Fortsetzung

Heartless, Band 2: Das Herz der Verräterin
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Achtung: 2. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger.

Die Handlung wird nahtlos fortgesetzt. Im Verlauf gibt es kleinere Rückblicke, die die wichtigsten Fakten nochmal auffrischen. Dennoch ...

Achtung: 2. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger.

Die Handlung wird nahtlos fortgesetzt. Im Verlauf gibt es kleinere Rückblicke, die die wichtigsten Fakten nochmal auffrischen. Dennoch war ich froh, mir die Geschichte von Band 1 als Hörbuch in Erinnerung gerufen zu haben, um so auch alle kleinen Details und Andeutungen parat zu haben.

Der Cliffhanger von Band 1 war richtig fies, daher war ich sehr gespannt, wie es weitergeht. Direkt zu Beginn konnte mich die Handlung überraschen, da ich mit dieser Wendung absolut nicht gerechnet habe. Später im Verlauf hingegen gibt es eine weitere Wendung, die sich bereits angedeutet hat, aber nicht weniger dramatisch daherkommt.
Die Geschichte ist eine Mischung aus spannenden, aufregenden Passagen, hitzigen Wortgefechten und vielen, vielen inneren Monologen. Zera hadert mit ihrem Schicksal. Sie hadert mit ihren Dasein als Herzlose. Sie hat Schuldgefühle aufgrund der Dinge, die sie getan hat und zu tun gezwungen war. Darüber denkt sie unglaublich viel nach – für mich fast ein klein wenig zu viel, sodass die insgesamt rasante, abwechslungsreiche Geschichte immer mal wieder ein wenig ausgebremst wird. Die vielen dramatischen und wendungsreichen Ereignisse machen diese Passagen aber wieder wett, sodass es mir insgesamt schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen.

Ich-Erzählerin Zera ist prinzipiell eine starke Protagonistin, die häufig einen frechen Spruch auf den Lippen hat. Sie hat für sich selbst ein klares Ziel definiert, versucht aber dennoch, im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste für ihre Freunde zu tun und nimmt dabei in Kauf, selbst verletzt zu werden. Nur in einem Punkt ist sie nicht zu Kompromissen bereit. Ihre innere Zerrissenheit wird durch die zahlreichen inneren Monologe nachvollziehbar dargestellt. Ihre aufgewühlte Gefühlswelt ist verständlich.
Einen Perspektivwechsel zu Lucien hätte ich allerdings auch interessant gefunden, da er ebenfalls ein spannender, sympathischer Charakter ist.
Auch die treuen Freunde, die Lucien an seiner Seite hat, sind tolle, facettenreiche Figuren, die immer wieder für eine Überraschung gut sind.

Im Verlauf werden einige Fragen beantwortet, aber auch neue aufgeworfen. Das Ende lässt noch vieles offen.

Fazit

Nach den dramatischen Ereignissen des ersten Bandes erwarten Zera nun nicht weniger schwierige und gefährliche Aufgaben. Die Handlung steckt voller Wendungen und Überraschungen, Emotionen und dramatischen Ereignissen, die sich dank des anschaulichen Schreibstils schnell verschlungen lassen.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Tolle Idee mit schwächen in der Umsetzung

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
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Die grundsätzliche Idee des Buches finde ich total klasse: Einige Tierarten haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als gefährlich, dreckig, stinkend, eklig… Das Buch möchte mit den Vorurteilen aufräumen ...

Die grundsätzliche Idee des Buches finde ich total klasse: Einige Tierarten haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als gefährlich, dreckig, stinkend, eklig… Das Buch möchte mit den Vorurteilen aufräumen und die guten und nützlichen Eigenschaften der einzelnen Tiere aufzeigen. Dies gelingt ihm in meinen Augen aber nur bedingt.

Aufgebaut ist das Buch wie folgt:

Zu jeder Tierart gibt es zwei Doppelseiten.

Auf der ersten Seite sind die Tiere gruselig, blutrünstig und gefährlich gezeichnet – soll heißen: sie fletschen die Zähne, die Augen glühen (rot) oder sie schauen fies. Dazu gibt es etliche farblich abgesetzte Felder, teilweise in Form von Sprechblasen, die direkt von den Tieren ausgehen, in denen allerlei fiese Dinge stehen: ich bin gemein, gefährlich, ich stinke, ich mache XY um dich zu ärgern, ich klaue dir dein Essen, kommst du mir zu nah, greife ich dich an … Hier finden sich viele bekannte Eigenschaften wieder, die man den Tieren gemeinhin zuschreibt. Manches empfand ich aber auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Auch war ich über manche der aufgeführten Tierarten überrascht, da ich von Orcas, Füchsen oder Kamelen kein grundsätzlich negatives Bild im Kopf hatte.

Auf der zweiten Doppelseite findet dann das Gegenteil statt. Die Darstellung der Tiere ist lieb und niedlich. Alle schauen durchweg freundlich und haben riesige Kulleraugen. Dabei finde ich die Zeichnungen einiger Tiere weniger gelungen – Körperproportionen werden zugunsten möglichst großer, niedlicher Gesichter verzerrt. Einige sehen schlicht lächerlich aus. Auch Kackhaufen bekommen hier lustige Gesichter…
Zudem gibt es auch auf dieser Doppelseite Text: Einmal in Form eines schwarzen Kastens, der wissenswerte Fakten zu den Tieren wiedergibt. Diese Details fand ich überwiegend wirklich interessant und sinnvoll. Dies trifft aber nicht zwingend auf den restlichen Text zu:
In weiteren Textfeldern, teilweise wieder in Form von Sprechblasen, teilweise frei auf der Seite schwebend, gibt es einige weitere interessante Daten zu den Tieren.
Zudem werden die meisten „Fakten“ der Negativseite aufgegriffen und richtiggestellt – was in einigen Fällen Sinn macht, in anderen Fällen aber daneben geht. So behauptet nahezu jedes Tier von sich, doch total süß, flauschig und niedlich zu sein oder weist auf seine lustigen, niedlichen, hübschen Gliedmaßen oder Farben etc. hin. Der Stier lädt uns auf eine Tasse Tee ein und Rotkäppchen kuschelt sich an den ach so lieben Wolf.
Letztlich wird mir zu viel Zeit damit verschwendet, zu sagen: „hallo, ich bin niedlich und ich mache all die bösen Sachen gar nicht mit Absicht“ statt handfestes Wissen zu vermitteln. Was am Anfang vielleicht noch ganz witzig ist, wird bei 38 Tieren dann doch anstrengend. Teilweise erfährt man dadurch über einzelne Tierarten leider relativ wenig, während sich das allgemeine Geplänkel immer wieder wiederholt.
Der Kinder-Praxistest wird erst noch zeigen, ob die Kids am Ende zwischen all den Behauptungen Wahrheit und Lüge noch werden sortieren können oder was am Ende zu den Tieren tatsächlich hängen bleibt.

Am Ende des Buches gibt es eine hilfreiche kleine Liste mit Begrifferklärungen von benutzten Wörtern wie bestäuben, Aas oder Schädling.

Fazit

Schöne Idee, die in der Umsetzung für mich nicht komplett geklappt hat. Grundsätzlich ist die optische Gestaltung mit den farbenfrohen Zeichnungen und den abgesetzten Textfeldern ansprechend. Der Versuch, die Tiere freundlich darzustellen, führt allerdings in vielen Fällen zu überzogenen, unrealistischen Abbildungen. Für ein Kindersachbuch kommt mir auch die Faktenvermittlung teilweise zu kurz, da jedes Tier immer wieder von sich behauptet, total niedlich und süß zu sein, was zu unnötigen Wiederholungen führt, immerhin wird das Prozedere mehr als 30 mal durchgezogen. Was aus dieser Flut an Behauptungen am Ende in Erinnerung bleibt, ist dann nochmal eine ganz andere Frage.