Tolle Idee mit schwächen in der Umsetzung
Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 JahrenDie grundsätzliche Idee des Buches finde ich total klasse: Einige Tierarten haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als gefährlich, dreckig, stinkend, eklig… Das Buch möchte mit den Vorurteilen aufräumen ...
Die grundsätzliche Idee des Buches finde ich total klasse: Einige Tierarten haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als gefährlich, dreckig, stinkend, eklig… Das Buch möchte mit den Vorurteilen aufräumen und die guten und nützlichen Eigenschaften der einzelnen Tiere aufzeigen. Dies gelingt ihm in meinen Augen aber nur bedingt.
Aufgebaut ist das Buch wie folgt:
Zu jeder Tierart gibt es zwei Doppelseiten.
Auf der ersten Seite sind die Tiere gruselig, blutrünstig und gefährlich gezeichnet – soll heißen: sie fletschen die Zähne, die Augen glühen (rot) oder sie schauen fies. Dazu gibt es etliche farblich abgesetzte Felder, teilweise in Form von Sprechblasen, die direkt von den Tieren ausgehen, in denen allerlei fiese Dinge stehen: ich bin gemein, gefährlich, ich stinke, ich mache XY um dich zu ärgern, ich klaue dir dein Essen, kommst du mir zu nah, greife ich dich an … Hier finden sich viele bekannte Eigenschaften wieder, die man den Tieren gemeinhin zuschreibt. Manches empfand ich aber auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Auch war ich über manche der aufgeführten Tierarten überrascht, da ich von Orcas, Füchsen oder Kamelen kein grundsätzlich negatives Bild im Kopf hatte.
Auf der zweiten Doppelseite findet dann das Gegenteil statt. Die Darstellung der Tiere ist lieb und niedlich. Alle schauen durchweg freundlich und haben riesige Kulleraugen. Dabei finde ich die Zeichnungen einiger Tiere weniger gelungen – Körperproportionen werden zugunsten möglichst großer, niedlicher Gesichter verzerrt. Einige sehen schlicht lächerlich aus. Auch Kackhaufen bekommen hier lustige Gesichter…
Zudem gibt es auch auf dieser Doppelseite Text: Einmal in Form eines schwarzen Kastens, der wissenswerte Fakten zu den Tieren wiedergibt. Diese Details fand ich überwiegend wirklich interessant und sinnvoll. Dies trifft aber nicht zwingend auf den restlichen Text zu:
In weiteren Textfeldern, teilweise wieder in Form von Sprechblasen, teilweise frei auf der Seite schwebend, gibt es einige weitere interessante Daten zu den Tieren.
Zudem werden die meisten „Fakten“ der Negativseite aufgegriffen und richtiggestellt – was in einigen Fällen Sinn macht, in anderen Fällen aber daneben geht. So behauptet nahezu jedes Tier von sich, doch total süß, flauschig und niedlich zu sein oder weist auf seine lustigen, niedlichen, hübschen Gliedmaßen oder Farben etc. hin. Der Stier lädt uns auf eine Tasse Tee ein und Rotkäppchen kuschelt sich an den ach so lieben Wolf.
Letztlich wird mir zu viel Zeit damit verschwendet, zu sagen: „hallo, ich bin niedlich und ich mache all die bösen Sachen gar nicht mit Absicht“ statt handfestes Wissen zu vermitteln. Was am Anfang vielleicht noch ganz witzig ist, wird bei 38 Tieren dann doch anstrengend. Teilweise erfährt man dadurch über einzelne Tierarten leider relativ wenig, während sich das allgemeine Geplänkel immer wieder wiederholt.
Der Kinder-Praxistest wird erst noch zeigen, ob die Kids am Ende zwischen all den Behauptungen Wahrheit und Lüge noch werden sortieren können oder was am Ende zu den Tieren tatsächlich hängen bleibt.
Am Ende des Buches gibt es eine hilfreiche kleine Liste mit Begrifferklärungen von benutzten Wörtern wie bestäuben, Aas oder Schädling.
Fazit
Schöne Idee, die in der Umsetzung für mich nicht komplett geklappt hat. Grundsätzlich ist die optische Gestaltung mit den farbenfrohen Zeichnungen und den abgesetzten Textfeldern ansprechend. Der Versuch, die Tiere freundlich darzustellen, führt allerdings in vielen Fällen zu überzogenen, unrealistischen Abbildungen. Für ein Kindersachbuch kommt mir auch die Faktenvermittlung teilweise zu kurz, da jedes Tier immer wieder von sich behauptet, total niedlich und süß zu sein, was zu unnötigen Wiederholungen führt, immerhin wird das Prozedere mehr als 30 mal durchgezogen. Was aus dieser Flut an Behauptungen am Ende in Erinnerung bleibt, ist dann nochmal eine ganz andere Frage.