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Veröffentlicht am 17.09.2021

Demokratie kindgerecht erklärt

Wie du die Welt verändern kannst
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Im Buch wird das Prinzip von Demokratie und Föderalismus in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Vergleichen erklärt, sodass das Grundprinzip verständlich wird. Zudem werden ein paar historische ...

Im Buch wird das Prinzip von Demokratie und Föderalismus in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Vergleichen erklärt, sodass das Grundprinzip verständlich wird. Zudem werden ein paar historische Grundlagen genannt und auch ein vergleichender Blick auf Diktaturen geworfen.

Auch wie eine Wahl funktioniert, welche Stimmen es gibt, welche verschiedenen Wahlen und Regierungsebenen wir in Deutschland haben, wird im Buch erläutert. Damit ist es nicht nur für Kinder, sondern ebenso für „politikfaule“ Erwachsene geeignet, um sich im Begriffswust von Bundestag, Bundesrat und co zurechtzufinden.

Die Kinder werden als „DU“ direkt angesprochen. Vom kleinen zum großen Bereich wird Schritt für Schritt geschildert, wo und wie Kinder mitwirken können: zuhause in Verhandlungen mit Eltern, in der Schule über Klassensprecherinnen und Schülerinnenparlamente, in ihrer Stadt und dem ganzen Land mit Briefen an Politiker*innen, Demonstrationen oder Petitionen.
Dabei wird darauf hingewiesen, dass es nicht immer darum geht, am Ende wirklich etwas durchzusetzen – denn das kann, gerade auf Stadt- oder gar Bundesebene, natürlich ein schwieriger und langwieriger Prozess sein, Veränderungen überhaupt in Gang zu bringen. Und natürlich sind nicht alle Kinderwünsche umsetzbar und sinnvoll für Erwachsene und auch tatsächlich bezahlbar…
Aber es geht darum, den Mut und die Beharrlichkeit aufzubringen, es überhaupt zu versuchen. Sich für die eigenen Interessen oder den Planeten einzusetzen und sich Gehör zu verschaffen. Und vielleicht kommt ja auf lange Sicht etwas in Gang… Zuhause mit etwas Glück auch schon früher.
So werden den Kindern neben Anleitungen, wie Demonstrationen beantragt und Petitionen eingereicht werden, auch Tipps und Tricks für Verhandlungen an die Hand gegeben: für zuhause oder für die Schule. Und an dieser Stelle weist das Buch für mich ein paar Schwächen auf, denn hier werden Erwachsene teils für dumm verkauft. So wird darauf hingewiesen, sich in vielen Bereichen Hilfe von älteren Kindern oder Erwachsenen zu suchen (was beispielsweise Internetaktivitäten oder Anträge angeht). Aber bei einigen Aktionen wird empfohlen, die Jüngsten zu schicken, da diese gestresste Erwachsene besser um den Finger wickeln können…

Auch was die Tipps für die Verhandlungen mit Eltern angeht, finde ich zumindest die Art der Formulierung teils grenzwertig. Klar geht es immer wieder darum, Kompromisse zu finden, mit denen alle einverstanden sind, Zugeständnisse zu machen und sich auch in die Gegenseite hineinzudenken, um deren Sichtweise zu verstehen. Aber platt gesagt, werden die Kinder hier dazu aufgefordert, die Erwachsenen in ihren Verhandlungen auszutricksen. Und natürlich sollen sie den Erwachsenen diese Tricks nicht verraten, sonst klappen sie ja nicht mehr.

Dabei sind mir die Vorschläge, was sich Kinder wünschen könnten, teils etwas zu skurril und weltfremd: jeden Tag Pudding zum Mittag in der Schule, kostenloses Eis im Freibad… Allerdings wird zumindest in einigen Fällen auch erläutert, warum viele Dinge, die richtig cool wären, halt so leider nicht funktionieren können, weil verschiedene Parteien oder Kosten oder Jobs daran hängen.

Spannend sind die vielen Beispiele von Städten, Schulen und Projekten, wo Kinder etwas erreicht haben – eine demokratische Schule, in der man auch den ganzen Tag spielen dürfte, statt zu lernen, oder Kinderbürgermeisterinnen.

Das Buch ist ansprechend gestaltet. Es gibt viele einfach gehaltene Grafiken und bunte Kästen mit zusätzlichen Erläuterungen, die den Text auflockern. Und Text gibt es tatsächlich eine ganze Menge. Gut ist auch der „Kurz & Knapp“-Bereich am Ende vieler Abschnitte, der die wichtigsten Punkte, z.B. die Schritte der Wahl oder den Ablauf des Klassenrats, nochmal zusammenfasst.

Als nicht so gelungen empfinde ich die kleinen Quizfragen, die am Ende einen Lösungssatz ergeben: Die falschen Antworten sind nämlich durchweg lächerlicher Blödsinn, sodass es nicht wirklich eine Rolle spielt, ob der entsprechende Text gelesen, geschweige denn verstanden, wurde.

Fazit

Die Begriffe Demokratie und Föderalismus werden kindgerecht (und politikuninteressiertengerecht) erklärt. Auch das deutsche Wahl- und Regierungssystem wird in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Beispielen dargestellt. Auf dieser Grundlage zeigt das Buch verschiedene Beispiele auf, wo und wie Kinder mitwirken können, wobei auch ihre Chancen abgewogen werden – die in der Familie oder Schule natürlich besser stehen als in der Stadtpolitik, wo viel mehr Bereiche und Menschen in Entscheidungen einbezogen werden müssen. Kinder werden aber dennoch aufgefordert, den Mut zu fassen, sich für ihre persönlichen Wünsche ebenso wie für Belange, die ihnen am Herzen liegen, einzusetzen und sich nicht zu leicht abwimmeln zu lassen.

Die Tipps für die Verhandlungen mit Erwachsenen mögen aus Kindersicht ganz cool sein, ich empfinde sie – als Erwachsene – aber als teilweise grenzüberschreitend, da Erwachsene dabei an einigen Stellen als dumm hingestellt werden und den Kindern signalisiert wird, ‚mit diesen Handlungsweise und Argumenten kannst du deine Eltern in die Ecke drängen, sie veralbern und deinen Willen durchsetzen‘.

Durch viele verschiedenen bunten Infokästen werden die langen Textpassagen aufgelockert. Gar nicht gelungen empfinde ich die Rätsel, da die falschen Antworten überwiegend unsinnig (im Sinne von absolut albern) sind, sodass zur Beantwortung der Frage auch auf das Lesen des Buches verzichtet werden kann.

Veröffentlicht am 17.09.2021

weder realistisch noch vernünftig, aber oft spaßig und in gewisser Weise lehrreich

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
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„Und manchmal braucht man jemanden, der für einen träumt,
wenn einem selbst die Fantasie fehlt.“ (Kapitel 21)

Gustav würde gern seinen Vater finden. Als seine Mutter mit ihrem neuen Freund in den Urlaub ...

„Und manchmal braucht man jemanden, der für einen träumt,
wenn einem selbst die Fantasie fehlt.“ (Kapitel 21)

Gustav würde gern seinen Vater finden. Als seine Mutter mit ihrem neuen Freund in den Urlaub fährt, bietet sich für ihn eine Chance: Zusammen mit seinem Opa und Freundin Charles begibt sich Gustav auf eine lange, ereignisreiche Suche, die Gustav schon bald für aussichtslos hält. Doch Charles vertraut auf die mystische Kraft des Universums…

Gustav und Charles sind zwei sehr gegensätzliche Figuren. Gustav, sehr schweigsam, hat seinen Wohnort bisher kaum verlassen. Er weiß nichts über seinen Vater, stellt sich aber allerlei Berufsmöglichkeiten vor. Als Ich-Erzähler der Geschichte teilt er zumindest den Leser/innen seine Gedanken und Gefühle mit – seiner Umwelt nur bedingt.
Charles hingegen ist offen, fast schon aufdringlich, voller Fantasie und Abenteuerlust. Während Gustav wenig redet, sprudeln die Worte und Weisheiten aus ihr nur so heraus. Aufgeben ist keine Option für sie. Und so ist sie maßgeblich für das kommende Abenteuer verantwortlich.

Die Handlung selbst ist schon sehr unrealistisch und in vielen Punkten auch einfach schräg. Nur mit einem Namen und völlig veralteten Infos durch halb Europa zu fahren, auf der Suche nach einem Menschen, von dem man weder weiß, was er heut tut, noch wie er inzwischen aussieht… klingt nicht gerade erfolgsversprechend.
Begleitet von einem Opa, der diese wahnsinnige Strecke vielleicht besser nicht allein fahren sollte. Einer eigentlich Fremden, die Gustav in dieses Abenteuer gedrängt hat. Einem mindestens 30 Jahre altes Kaninchen…. Und einer mehr oder weniger sprechenden Wasserpflanze.
An abenteuerlichen Geschehnissen mangelt es genauso wenig wie an einer skurrilen Reisegesellschaft.

Aber darum geht es letztlich gar nicht: Der Kernpunkt der Geschichte ist, dass man an etwas glauben soll. Dass man dranbleiben soll, egal wie unwahrscheinlich es auch ist. In den Worten von Charles – man soll auf das Universum vertrauen und darauf, dass vom Universum geschaffene Umwege ebenfalls ihre Berechtigung haben.

Der Weg ist das Ziel – und das Ziel ist nicht unbedingt immer, wie man sich es vorgestellt hat.

Und das gilt in gewisser Weise auch für das Buch.
Die Geschichte liest sich auf keinen Fall schlecht, der Schreibstil ist passend kindgerecht gehalten. Allerdings empfand ich die Story aufgrund der zahlreichen eigenwilligen Begebenheiten nicht immer als ganz rund. Berührende Passagen und kluge Weisheiten entschädigen aber dafür. Die andauernde Suche hält eine gewisse Spannung aufrecht.

Zwischen den Zeilen stecken noch viel mehr angedeutete Themen und Sorgen. Wenn über die schwierige Familiensituation mit wechselnden Männern berichtet wird, über eingesperrte Zirkustiere, oder über Gustavs Mutter, die aus Angst, nach einem Urlaub nicht mehr in ihr Leben zu passen, ihr zuhause lieber gar nicht erst verlässt…

Fazit

Eine Reise voller Abenteuer und kleiner Hindernisse – weder realistisch noch vernünftig, aber oft spaßig und in gewisser Weise dennoch lehrreich (in einigen Punkten aber halt auch nicht).

Veröffentlicht am 17.09.2021

abwechslungsreiche, lehrreiche Story mit zu vielen Themen

Leo und Lucy 1: Die Sache mit dem dritten L
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Leo wünscht sich ein spezielles Skateboard. Dieses gibt es als Preis bei einem Vorlesewettbewerb zu gewinnen. Allerdings ist Lesen nicht gerade Leos Stärke. Dennoch ist er fest entschlossen, in den verbleibenden ...

Leo wünscht sich ein spezielles Skateboard. Dieses gibt es als Preis bei einem Vorlesewettbewerb zu gewinnen. Allerdings ist Lesen nicht gerade Leos Stärke. Dennoch ist er fest entschlossen, in den verbleibenden Wochen bis zum Wettbewerb zu üben. Unterstützung bekommt er von seinen Freunden, die sich immer neue Aufgaben für ihn überlegen.

Das Thema Legasthenie hat mich im Klappentext direkt angesprochen. Ich war neugierig, in welcher Form es umgesetzt wird und wie Leo und sein Umfeld damit umgehen.
Überrascht war ich aber, wie viele andere Themen noch in das Buch gepackt wurden. Und insgesamt muss ich sagen, waren es vielleicht dann doch etwas zu viele, denn am Ende bleibt einiges auf der Strecke…

Leo ist der Ich-Erzähler der Geschichte. In einfacher Sprache schildert er seine Erlebnisse und Gefühle. Gelungen finde ich dargestellt, wie sich seine Gedanken manchmal verknoten. Wenn er beispielsweise negativ über Mitschüler denkt und für sich feststellt, dass er dies eigentlich gar nicht will und es auch nicht gut ist, er aber gerade nicht anders kann.

Wenn Leo versucht, zu lesen, machen sich die Buchstaben auf dem Papier selbstständig. Vor allem, wenn er unter Druck oder Beobachtung steht, fällt es ihm schwer, Wörter zu entziffern. Ist er allein, gelingt das Lesen deutlich leichter – und dann kann Leo sich auch richtig viel merken. Seine Leseschwierigkeiten, wie sich die Buchstaben verhalten und verdrehen, werden sehr anschaulich dargestellt.
Die Strategien seiner Freunde, optische Eselsbrücken zu bauen, fand ich sehr clever. Die ganze Nachbarschaft wird in die Pläne mit einbezogen und unterstützt Leo tatkräftig, auch wenn nicht jede/r die nötige Geduld mitbringt. Richtig wütend gemacht hat mich hingegen der Umgang seines Lehrers mit dem Thema.

Leos Wettebewerbsvorbereitung zeigt, wie wichtig es ist, sich etwas zuzutrauen und für seinen Traum zu arbeiten. Wie gut, dass Leo so tolle Freunde hat, die ihn auf unterschiedlichste, kreative Arten unterstützen. Ihn aufbauen, wenn Leo der Mut verlässt und ihn nicht aufgeben lassen.

Die Freundschaft der drei Kinder ist neben Leos Legasthenie ein zentrales Thema. Leo und Lucy sind beste Freunde. Begleitet werden die zwei auf Schritt und Tritt von Lucys Hund Blumenkohl. Cornelius kommt neu zu diesem Grüppchen dazu, hat aber keinen ganz einfachen Einstieg. Die drei müssen erst zusammenwachsen und besonders Leo setzt sich in dieser Zeit auch mit den Themen Neid und (fehlendem) Vertrauen auseinander. Die Kinder erkennen, wie wichtig es ist, sich Fehler einzugestehen und aus diesen zu lernen.

Mobbing erfahren alle drei in der Schule auf verschiedene Weise. Leo durch seine Leseschwäche. Lucy sitzt im Rollstuhl. Und Cornelius wegen seiner Figur und Unsportlichkeit. Die Schwierigkeiten, mit denen sich Leos Freunde auseinandersetzen müssen, schwingen allerdings nur nebenbei mit. So wird beispielsweise zigfach darauf hingewiesen, dass Cornelius von seinen Eltern nur Salat zum Essen bekommt, sodass ich mir letztlich auch nochmal einen intensiveren Umgang mit diesem Themen gewünscht hätte.

In einer Szene versuchen einige Erwachsene, Leo, der von Mitschülern gehänselt wird, aufzumuntern, indem sie ihm zeigen, welche Beleidigungen sie bereits in ihrem Leben ertragen mussten. Dies ist zwar ein berührender Moment, fördert aber viele neue Themen wie Rassismus oder Sexualität zutage, für die kein weiterer Raum zur Bearbeitung zur Verfügung steht.

Und dann gibt es da ja auch noch die Sache mit Leos Eltern. Leo lebt allein bei seiner Mutter. Seinen Vater kennt er nicht. Er weiß nur, dass dieser Astronaut ist – zumindest ist er fest davon überzeugt.
Im Verlauf offenbart seine Mutter ein persönliches Geheimnis. Und findet den neuen Hausmeister ganz spannend… Und um den Vater tut sich ganz am Ende auch noch eine Story auf, auf die für mein Empfinden aber viel zu wenig eingegangen wird.

Und als wäre das alles nicht genug, werden die Kinder auch noch in eine Hundeentführung verstrickt.

Fazit

Legasthenie, Mobbing, Behinderung, Freundschaft, Familie, Hundeentführungen, große Träume und kleine Abenteuer… Ganz schön viel Stoff. Für mich verliert die Handlung dabei immer mal wieder den roten Faden und ich empfand einige der Abschweifungen als langatmig, während ich mir an anderen Stellen eine intensivere Bearbeitung einiger angeschnittener Themen gewünscht hätte (wenn man sie halt schon benennt).
Insgesamt konnte mich die teils verrückte, teils berührende Geschichte aber gut unterhalten. Und letztlich zeigt sich, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Und dass es sich lohnt, für seine Ziele zu arbeiten…

Veröffentlicht am 24.08.2021

Viele Informationen kindgerecht verpackt

Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser, Band 1: Dinosaurier
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Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Die vielen großen Zeichnungen in Kombination mit dem Textblöcken wirken sehr ansprechend. Viele beschriftete Grafiken verdeutlichen oder ergänzen die im ...

Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Die vielen großen Zeichnungen in Kombination mit dem Textblöcken wirken sehr ansprechend. Viele beschriftete Grafiken verdeutlichen oder ergänzen die im Text enthaltenen Informationen.

Die Texte sind im Prinzip einfach geschrieben – die vielen Fachbegriffe rund um die Dinosaurier bzw. deren Namen sorgen natürlich trotzdem für den ein oder anderen Zungenbrecher.
Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit den Grundlagen von Körperbau und Ernährung, besonderen Vertretern (besonders groß, besonders schnell...) und die Erforschung der Dinosaurier. Dabei sind alle Informationen auf das Wesentliche begrenzt, um Kindern einen leicht verständlichen Überblick zu verschaffen.
Am Abschluss jedes Kapitels gibt es ein kleines Rätsel. Diese sind abwechslungsreich gestaltet und (mit Textkenntnis) problemlos lösbar.

Ein optisch ansprechendes Buch zum Einstieg in das Thema.

Veröffentlicht am 17.08.2021

hier wird (zu) viel Vorwissen vorausgesetzt…

Im Land der weißen Schokolade
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Martin lebt in der Tschechoslowakei. Doch seine Eltern sind mit dem Leben dort unzufrieden und beschließen 1980, in den Westen zu fliehen. Für den 12-jährigen beginnt eine aufregende Zeit voller Zweifel, ...

Martin lebt in der Tschechoslowakei. Doch seine Eltern sind mit dem Leben dort unzufrieden und beschließen 1980, in den Westen zu fliehen. Für den 12-jährigen beginnt eine aufregende Zeit voller Zweifel, Angst, Hoffnungen und der Aussicht auf weiße Schokolade und Apfelshampoo. Dabei möchte er eigentlich gar nicht so gern weg, denn Martin ist frisch verliebt in seine Pionierleiterin und muss sich mit dem System deshalb nochmal auf ganz andere Art auseinandersetzen…

Auf den ersten Blick hatte mich das Buch gar nicht angesprochen. Ich bin dann aber neugierig geworden, als ich sah, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, weil ich gespannt war, wie das Thema der Flucht kindgerecht verarbeitet wurde. In meinen Augen ist aber genau das nicht wirklich passiert – denn wirklich kindgerecht empfinde ich das Buch aus verschiedenen Gründen trotz des 12-jährigen Ich-Erzählers nicht.

Die Umstände der Zeit werden nicht ausführlich genug geschildert, um sie wirklich nachvollziehen zu können, wenn man nicht irgendwie einen Bezug zu der Zeit oder entsprechendes Vorwissen hat.
Das angehängte Glossar (Fußnoten hätte ich einfacher gefunden, da man nie weiß, wann sich das nachschlagen lohnt) hätte sehr viel länger ausfallen müssen: Dass Ivanka eine Koseform ist, braucht keine Erklärung, ist halt ein Name. Und bedarf „Kosmos“ tatsächlich einer Definition? Aber Begriffe wie Kommunismus oder Bolschewismus fehlen hingegen in der Erklärungsliste und werden ganz selbstverständlich benutzt. So wie noch viel zu viele andere Dinge ganz selbstverständlich vorausgesetzt werden.

An vielen Stellen fehlen weiterführende Infos. Teilweise werden in Nebensätzen Begebenheiten geschildert, die nicht weiter ausgeführt werden, obwohl sie mir wichtig erschienen wären. Auch am Ende fehlen für mich ganz entscheidende Informationen zum Verständnis, um die Ereignisse richtig einordnen zu können.

Was ich sehr nachvollziehbar dargestellt fand, waren Martins wechselnden Gefühle und Gedanken. Er ist in die etwas ältere Ivanka verliebt, die er unbedingt beeindrucken möchte. Daher tut er bei den Pionieren einige Dinge, die er eigentlich total unsinnig findet. Ihr macht er vor, dass er das politische System gutheißt, während er zuhause die ablehnende Haltung seiner Eltern mitbekommt, die sich auf ihre heimliche Flucht vorbereiten. Er hat Angst davor, sein Zuhause und seine Großeltern zu verlassen, aber er ist neugierig auf all die Westprodukte, die er teilweise aus der Werbung oder aus Erzählungen kennt. Und je näher der Zeitpunkt rückt, desto mehr Sorgen macht er sich, dass die Staatssicherheit ihre Plänen erahnen und die Familie erwischen könnte.
Und auch die Unsicherheit und Sorgen seiner Eltern spiegelt sich in vielen widersprüchlichen Aussagen wieder.

Dadurch entsteht ein stetiger Wechsel zwischen ängstlichen Momenten aber auch völlig skurrilen und witzigen Szenen – beispielsweise in der Darstellung von Ivankas regeltreuer Familie oder wenn Martin und seine Eltern auf der Flucht unbekanntes Essen zu bestellen versuchen.
Doch obwohl es immer wieder zu diesen schrägen Momenten kommt, empfand ich die Stimmung insgesamt doch als eher bedrückend und angespannt – die Angst immer im Nacken oder ganz konkret in Form von bewaffneten Grenzsoldaten vor Augen.

Eine Karte mit dem „Reise“weg (von der ČSSR durch drei Länder nach Westdeutschland) wäre interessant gewesen, vor allem, da sich die Länger seitdem ja auch etwas verändert haben.

Fazit

Die Sorgen, Ängste und Hoffnungen des 12-jährigen Martin, der versucht ein Mädchen zu beeindrucken, während er heimlich auf eine verbotene Flucht vorbereitet wird, werden anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. Es kommt dabei zu einigen schrägen Momenten, insgesamt ist die Stimmung aber eher angespannt und bedrückend.
Leider empfinde ich die Umsetzung der Thematik als Kinderbuch (ab 11 Jahren) nur als bedingt gelungen: das politische System und die Lebensumstände werden in meinen Augen nicht ausführlich genug erklärt, sodass man ein gewisses Vorwissen benötigt, um die Sorgen der Menschen und das System verstehen zu können. Zwar gibt es ein Glossar, dort werden aber viele für das Verständnis wichtige Begriffe nicht aufgeführt.
Auch an anderen Stellen fehlen für das Verständnis der Handlung bzw. zur Einordnung entsprechender Zusammenhänge notwendige Informationen.

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