Leseempfehlung
Sanfte Einführung ins ChaosMit "Sanfte Einführung ins Chaos" habe ich einen Ausflug in ein neues Genre gewagt und bin positiv überrascht worden. Nach dem interessanten Klappentext mit dem eindrücklichen ersten Zitat "Ich bin schwanger. ...
Mit "Sanfte Einführung ins Chaos" habe ich einen Ausflug in ein neues Genre gewagt und bin positiv überrascht worden. Nach dem interessanten Klappentext mit dem eindrücklichen ersten Zitat "Ich bin schwanger. Und ich will es nicht bekommen." wollte ich das Buch unbedingt lesen.
Ich habe oftmals das Gefühl, dass es viele Themen gibt, die in unserer Gesellschaft ignoriert und überhaupt nicht thematisiert werden. Ungewollte Schwangerschaften, Schwangerschaftsabbrüche und die Lebensplanung als Paar gehören da auf jeden Fall dazu. Besonders das Thema der Schwangerschaftsabbrüche ist umstritten. Eine mutige und tolle Entscheidung ein Buch zu dem Thema zu schreiben. Sicherlich kein einfaches Gebiet...und mit vielen kontroversen Meinungen verknüpft.
Der Autorin ist, meiner Meinung nach, eine tolle Balance zwischen emotionalen Elementen und Fakten gelungen. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl belehrt zu werden oder Vorgaben zu bekommen, wie man sich in einer solchen Situation verhalten soll. Ein toller und tiefgründiger Schreibstil, der dem Thema "Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch und den gesellschaftlichen Anforderungen an Mann und Frau" gerecht wird. Ich wurde zwar nachhaltig zum Nachdenken angeregt, aber nicht belehrt. Eine rundum gelungene Umsetzung.
Dennoch bekommen wir als Leser*innen Einblicke in die Gefühlswelt der Betroffenen. Wir begleiten die beiden Protagonisten Marta und Daniel. Nach einer Einführung in das gemeinsame Leben des Paars und dem positiven Schwangerschaftstest wird beiden Raum für ihre Ansichten gegeben. In mehreren Kapiteln begleiten wir die beiden jeweils einzeln durch eine Phase der Ratlosigkeit, des Erinnerns und des Entscheidung Treffens. Beide Standpunkte werden gut nachvollziehbar erläutert. Ich konnte Marta und auch Daniel gut nachvollziehen.
Besonders innerhalb der Sichtweisen von Daniel werden Zukunftspläne und der Einfluss der Vergangenheit auf das spätere Leben und die Entscheidungsfindung thematisiert. Es wird deutlich, dass nicht das gesamte Leben vorab geplant werden kann.
Trotz dieser Offenheit und der Transparenz war mir bis zum Ende nicht klar, ob die beiden das Kind bekommen werden oder nicht. Diese Entscheidung verrate ich hier natürlich auch nicht. Lest es lieber selbst.
Das Buch wirft Fragen auf, die in unserer Gesellschaft auftauchen und regt an vielen Stellen zum Nachdenken an. Keine leichte Kost und es braucht definitiv eine Triggerwarnung, aber dennoch interessant zu lesen.