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Veröffentlicht am 16.06.2023

Zeitschriftenbeiträge der berühmten Autorin

Der Boulevard
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„Die graue Kutte der Sinnlosigkeit legte sich um ihn. Vergeblich versuchte er sich an die Töne zu erinnern, die ihn über die Trübsal des Alltags und der Einsamkeit erhoben hatten. Alles war so wie vorher.“

Die ...


„Die graue Kutte der Sinnlosigkeit legte sich um ihn. Vergeblich versuchte er sich an die Töne zu erinnern, die ihn über die Trübsal des Alltags und der Einsamkeit erhoben hatten. Alles war so wie vorher.“

Die für ihre Mumin-Bücher berühmte Autorin und Illustratorin Tove Jansson war ein Ausnahmetalent. Vielen hierzulande dürfte nicht (mehr?) bekannt sein, dass sie auch Literatur für Erwachsene geschrieben hat. In „Der Boulevard“ versammeln sich Texte - Kurzgeschichten, Auszüge - der bekannten Schriftstellerin, die in Zeitschriften erschienen sind.
Nachdem ich den Kurzgeschichtenband „Reisen mit leichtem Gepäck“ von Jansson mit großer Begeisterung las, war ich sehr gespannt auf diesen Sammelband. Die Texte in „Der Boulevard“ beinhalten allerdings eine deutlich andere Zusammenstellung. Manche Anspielung versteht man nur, wenn man ihre Fantasiewelten bereits kennt. Einige Texte wirken etwas unfertig und nicht so pointiert, wie ich es von der Autorin zu kennen meinte. Dennoch finden sich auch in diesen Geschichten viele kluge Sätze und Begebenheiten.
Tove Jansson war eine kluge Beobachterin, eine Menschenkennerin, die in ihren Geschichten stets freundlich auf ihre Figuren schaut, so schwierig und eigensinnig sie auch sein mögen. Das spürt man auch in „Der Boulevard“.
Das Buch ist ein eher holpriges Lesevergnügen. Das liegt vermutlich an der Zusammenstellung der Texte, die nicht von der Autorin selbst kommt, sondern von der Jansson-Forscherin Sirke Happonen. Spannend ist hier wohl vor allem der literaturwissenschaftliche und neue Blick auf das Gesamtwerk der Autorin.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Neuinterpretation eines Klassikers

Anne auf Green Gables
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„Durch das Fenster von Green Gables konnte Anne ihr Leben sehen - eine Zukunft erfüllt von ehrenwerter Arbeit, aufrichtigen Freundschaften und ungeahnten Abenteuern und ihr wurde bewusst, dass ihre Welt ...



„Durch das Fenster von Green Gables konnte Anne ihr Leben sehen - eine Zukunft erfüllt von ehrenwerter Arbeit, aufrichtigen Freundschaften und ungeahnten Abenteuern und ihr wurde bewusst, dass ihre Welt größer war, als sie es sich jemals ausgemalt hatte.“

Anne ist eine der Jugendbuchfiguren, die mich am stärksten geprägt hat. Bis ins Erwachsenenalter hinein. Und da mich die Originalbücher von Lucy Maud Montgomery so sehr begeistern, freue ich mich auch immer auf Adaptionen und Neuinterpretationen.

Diese Graphic Novel habe ich also mit hohen Erwartungen in die Hand genommen und wurde nicht enttäuscht. Die Illustrationen sind nicht besonders lieblich, eher charakterstark. Irgendwo zwischen rau und romantisch. Die Gesichtsausdrücke der Figuren sind ausdrucksstark und haben besonders mein siebjähriges Kind beim Lesen in ihren Bann gezogen.

Faszinierend finde ich, dass die Geschichte trotz der Kürze und besonderen Ausdrucksform sehr nah am Original erzählt wird.
Ein wirklich schönes Buch, das besonders Fans von Anne begeistern wird.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Freude am Lesen und Lernen

Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser, Band 11: Detektive und Ermittler
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Nachdem mein Sohn als Kindergartenkind (und auch heute noch) die „Wieso? Weshalb? Warum?“ Klappenbücher für Kinder von 4 - 7 Jahren verschlungen hat, ist er nun begeisterter Leser der Erstleserreihe. Inzwischen ...

Nachdem mein Sohn als Kindergartenkind (und auch heute noch) die „Wieso? Weshalb? Warum?“ Klappenbücher für Kinder von 4 - 7 Jahren verschlungen hat, ist er nun begeisterter Leser der Erstleserreihe. Inzwischen ist er seit etwa einem Jahr in der Schule und kann sich alleine mit einem Buch aus dieser Reihe befassen. Die meisten Worte kann er selbstständig erlesen. Bei diesem sehr spezifischen Thema hatte er allerdings an den fremdsprachigen Lehnworten und Namen sehr zu raten. Er konnte sich das Buch also nicht hundertprozentig allein erarbeiten. Das ist nicht weiter schlimm und bei einem Fachthema auch nicht anders möglich, bremst aber manch motivierten Leseanfänger etwas in seiner Euphorie.
Erschwerend kommt hinzu, dass auch in den Rätseln diese Worte vorkommen. So sind die Rätsel sprachlich sehr niveauvoll, können aber für Frust beim ‚Ich-kann-das-jetzt-selbst“-Leseanfänger auslösen.

Inhaltlich sind wir auch in diesem Sachbuch wieder voll auf unsere Kosten gekommen. Es gibt viele spannende Fakten zu lernen; der Arbeitsalltag und das Anforderungsprofil eines Detektivs werden dargestellt, psychologische Tricks verraten und berühmte Detektive und Detektivgeschichten vorgestellt.

Wir sind begeistert von der „Wieso? Weshalb? Warum?“ - Erstleserreihe. Die Kinder werden auf ihrem Entwicklungsstand abgeholt, aber auch herausgefordert. Sie können sich ein Sachthema selbst erarbeiten. Dieses Buch macht einfach Freude: Freude am Lesen und Lernen.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

Herausragende Kurzgeschichten

Böses Glück
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„Welche Bedeutung hat ein Mensch überhaupt für den anderen, abgesehen davon, dass der eine den anderen zum Handeln zwingt?“

Kleine, ganz alltägliche Begebenheiten Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in ...

„Welche Bedeutung hat ein Mensch überhaupt für den anderen, abgesehen davon, dass der eine den anderen zum Handeln zwingt?“

Kleine, ganz alltägliche Begebenheiten Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Dänemark. Eigentlich könnten die Geschichten aber auch in einer anderen Zeit spielen, denn an Aktualität haben sie kein bisschen eingebüßt. Zumeist geht es vor allem um die (Familien-) Beziehungen der Protagonistinnen und um ihr Innenleben.

Die Geschichten sind in sehr klarerer, ungeschmückter Sprache geschrieben, kommen fast leicht daher. Und doch spürt man bereits beim ersten Satz, dass wir es hier nicht mit der Leichtigkeit des Seins zu tun bekommen. Im Gegenteil, die Protagonistinnen stolpern über Sätze, Blicke, Betonungen... scheinbare Kleinigkeiten, die andere (meist Männer) gar nicht wahrzunehmen scheinen. Und plötzlich muss alles in Frage gestellt werden.

Mir läuft es eiskalt den Rücken runter bei diesen Kurzgeschichten. Sie sind unversöhnlich und irgendwie auch trostlos. Voller Resignation.

Tove Ditlevsen - der Name war mir bisher noch nicht aufgefallen. Und jetzt frage ich mich, wieso ich nicht viel früher auf diese Autorin aufmerksam geworden bin!

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Und plötzlich bricht die Welt zusammen

Siegfried
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„Wie schlecht ist man im Vergleich zu dem, was gut wäre – und wie soll man mit diesem Terror fertigwerden?“

Und plötzlich bricht die Welt zusammen. Aber nicht mit einem lauten Knall oder viel Lärm, sondern ...


„Wie schlecht ist man im Vergleich zu dem, was gut wäre – und wie soll man mit diesem Terror fertigwerden?“

Und plötzlich bricht die Welt zusammen. Aber nicht mit einem lauten Knall oder viel Lärm, sondern weil alles zu viel wird und aus dem Gleichgewicht gerät. So geht es der Protagonistin in Antonia Baums neuem Roman ‚Siegfried‘.
Sie streitet sich mit ihrem Partner. Er zeigt ihr die kalte Schulter. Nebenbei gilt es den Anforderungen des Alltags als junge Mutter wie immer gerecht zu werden… Nach und nach lässt sie ihre Familiengeschichte Revue passieren und es wird deutlich, dass es nicht nur die konkreten Herausforderungen im Alltag sind, die ihren Zusammenbruch gefordert haben. Auch in ihrer Geschichte und der ihrer Eltern und Großeltern liegen Probleme verborgen, die bis heute nachwirken.

Antonia Baum spricht eine aktuelle und sehr wichtige Thematik an. Sie analysiert Zusammenhänge, die bis in unsere Herkunftsfamilien reichen. Ein durchaus gelungenes, unterhaltendes Buch. Es ist auch ein sehr junges Buch, modern und urban. Manchmal fand ich die Vielschichtigkeit und gleichzeitige Strukturlosigkeit etwas anstrengend. Es ist auch kein Buch, das besonders lange nachhallt. Zumindest für mich nicht. Dennoch empfehlenswert.

„Die Dunkelheit dort war so unerträglich gewesen, dass ich das Licht wieder angemacht und auf den Tag gewartet hatte. Jetzt war er da, und ich wusste nicht, wie ich ihn überstehen sollte. Mir war heiß, ich hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen, und vielleicht kam mir da das erste Mal der Gedanke, in die Psychiatrie zu fahren.“

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