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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2021

Aufwühlend und beruhigend zugleich

Der Brand
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Rahel und Peter - beide um die 50 und bereits viele Jahre verheiratet. Sie haben zwei erwachsene Kinder. Der Sohn ein Selbstläufer, der mitten im Leben steht und alles geregelt bekommt. Die Tochter ...

Rahel und Peter - beide um die 50 und bereits viele Jahre verheiratet. Sie haben zwei erwachsene Kinder. Der Sohn ein Selbstläufer, der mitten im Leben steht und alles geregelt bekommt. Die Tochter schon als Teenager schwierig, was sich im Erwachsenenalter mit zwei kleinen Kindern und Problemen in der Ehe nicht geändert hat.
Eine Berghütte in Bayern sollte das Urlaubsdomizil für Rahel und Peter im Sommer der Pandemie werden. Kurz vor Reisebeginn bekommt das Ehepaar die Nachricht, dass die Hütte abgebrannt sei, der Urlaub muss storniert werden. Gleichzeitig kommt ein Hilferuf einer alten Freundin, deren Mann einen Schlaganfall hatte. Ruth aus der Uckermark sucht dringend jemanden, der sich um ihren Hof kümmert, während sie für ihren Mann in der Reha da sein muss.
Rahel und Peter machen sich also auf den Weg  nach Brandenburg.

Daniela Krien beschreibt sehr treffend und realistisch überwiegend aus der Sicht von Rahel die Situation des Paares. Entstanden ist eine intensive Lektüre mit Tiefgang, die sich leicht und flüssig lesen lässt. Ein leises, melancholisches Buch, das besonders berührt, wenn man sich im gleichen Alter befindet, lange verheiratet ist und mit den Protagonisten mitfühlen kann
Nachdem mich von der Autorin bereits der Roman "Die Liebe im Ernstfall" sehr begeistert hat, wollte ich auch ihr neuestes Werk unbedingt lesen und wurde nicht enttäuscht.
Ein richtig gute Sommerlektüre, die ich uneingeschränkt empfehlen kann!

"Der Brand" ist im Diogenes Verlag erschienen und hat  272 Seiten.

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Ein mitreißender Schmöker

Wenn die Hoffnung erwacht
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Regensburg 1947 - hier beginnt der neue Roman von Lilli Beck.
Nora begleitet ihre Freundin Hedi zu einem deutsch-amerikanischen Silvesterball. Heimlich, denn Noras Vater hätte ihr nie erlaubt, mit den ...

Regensburg 1947 - hier beginnt der neue Roman von Lilli Beck.
Nora begleitet ihre Freundin Hedi zu einem deutsch-amerikanischen Silvesterball. Heimlich, denn Noras Vater hätte ihr nie erlaubt, mit den Besatzern zu feiern. Zu ihnen gehört auch der US-Offizier William, in den sich Nora an dem Abend verliebt. Die beiden werden ein Paar, was sich anfangs noch verheimlichen lässt. Doch dann wird Nora schwanger und dazu kommt, dass William zurück muss in die USA. Noras Vater ist außer sich, hat aber letztendlich einen Plan, der das Ansehen der Familie wieder retten und ihr zu Geld verhelfen würde. Dieses Vorhaben ist so absurd für die junge Mutter, dass sie Hals über Kopf ihre Sachen packt und mit ihrem Kind nach München flieht. Dort begegnet sie auf der Straße der verwirrten Celia, Tochter der reichen Familie Wagner. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Lilli Beck entführt uns mit "Wenn die Hoffnung erwacht" in die Nachkriegszeit nach Regensburg und München. Der Schwarzmarkt boomt, in München ist die Möhlstraße berühmt dafür. Wer wertvolle Gegenstände besitzt, der kann hier nahezu alles tauschen - Kaffee, Nylonstrümpfe, Schokolade, Zigaretten - was das Herz begehrt.
Und Lilli Beck erzählt von einer Familie, die zwar ihren Besitz retten konnte, der es materiell an nichts fehlt, die im Krieg jedoch ihre Söhne verloren hat. Dieser Familie begegnet nun die junge Nora.

Ich habe diesen Schmöker regelrecht verschlungen. Ab der ersten Seite ist man mittendrin im Geschehen. Man fiebert und leidet mit der Protagonistin mit. Sehr bildlich und detailliert beschreibt Lilli Beck die damalige Zeit, die Jahre nach dem Krieg, die Probleme der Menschen und vor allem die Situation einer ledigen Mutter.
Die Geschichte bleibt bis zum Schluss absolut spannend, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Ein sehr empfehlenswerter Schmöker!

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Ein Buch zum Entschleunigen

Das Tal in der Mitte der Welt
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Eine kleine Shetlandinsel im Atlantik - nur wenige Menschen leben hier.
Unter anderem David, der dort aufgewachsen ist, mit seiner Frau Mary. Sandy, der auf der Insel sesshaft werden möchte. Alice, die ...

Eine kleine Shetlandinsel im Atlantik - nur wenige Menschen leben hier.
Unter anderem David, der dort aufgewachsen ist, mit seiner Frau Mary. Sandy, der auf der Insel sesshaft werden möchte. Alice, die einen Zufluchtsort sucht, nachdem ihr Mann gestorben ist. Ihr Alltag wird geprägt von den Jahreszeiten, von der Natur, dem stürmischen Atlantik.

Der schottische Autor Malachy Tallack ist in Shetland aufgewachsen. Er hat es geschafft, auf beeindruckende Weise ein Buch zu schreiben, das einerseits völlig leise und ruhig erscheint, und das doch so ausdrucksstark und voller Tiefgang ist. 2018 kam es auf die Shortlist des Highland Book Prize und wurde für den Royal Society of Literature Ondaatje Prize nominiert.
Ein Roman über das Leben, über Heimat, die Liebe, auch über Kummer und Schmerz.
Erinnert hat mich die Lektüre ein wenig an Elizabeth Strout. Auch ihre einzelnen Geschichten über Menschen sind zu einem Ganzen verwoben und ergeben ein stimmiges Bild.
Wer ein Buch sucht zum Entschleunigen, eine ruhige Lektüre, die völlig unspektakulär wirkt und doch so viel beinhaltet, dem kann ich "Das Tal in der Mitte der Welt" wärmstens empfehlen.

Der Roman ist im Luchterhand Verlag erschienen, wurde aus dem Englischen von Klaus Berr übersetzt und hat 384 Seiten.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Mit Commissario Morello nach Venedig

Der Tintenfischer
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Antonio Morello, auch genannt "der freie Hund" - ein Commissario mit Ecken und Kanten, der sich nicht unterkriegen lässt, der einen guten caffè schätzt, dazu ein Cornetto con Crema, ganz klassisch italienisch. ...

Antonio Morello, auch genannt "der freie Hund" - ein Commissario mit Ecken und Kanten, der sich nicht unterkriegen lässt, der einen guten caffè schätzt, dazu ein Cornetto con Crema, ganz klassisch italienisch.
Und Venedig in Zeiten der Pandemie, ohne Touristen, nahezu menschenleer. Dort versucht ein junger Flüchtling aus Nigeria, sich das Leben zu nehmen, indem er in den Canal Grande springt.
Er kann zum Glück gerettet werden von Anna Klotze, Morellos Kollegin.
Aber was hat den jungen Mann zu dieser Tat bewogen? Was belastet ihn?
Anna und Antonio forschen nach, nicht immer ganz legal, aber das, worauf sie stoßen, hat unbeschreibliche Ausmaße, und Vorsicht ist angesagt, denn mit Cosa Nostra und der nigerianische Mafia ist nicht zu spaßen.

Ich muss zugeben, anfangs hat mich das Buch nicht sofort gepackt. Vielleicht habe ich es zu sehr verglichen mit dem erst kürzlich erschienenen neuen Band von Donna Leon, den ich mit Begeisterung gelesen habe. Aber nach etwa einem Drittel war ich drin in der Geschichte und auch komplett gefesselt.

"Der Tintenfischer" ist der zweite Krimi von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo über den sizilianischen Commissario Morello.
Die Geschichte beginnt in Venedig und führt uns schließlich in den Süden Italiens nach Sizilien. Sie ist leicht und unterhaltsam, gleichzeitig aber spannend und informativ geschrieben.
Man muss den ersten Band "Der freie Hund" nicht kennen. Im Buch wird allerdings bei einigen Passagen darauf hingewiesen, sodass ich doch neugierig geworden bin auf den Vorgänger. Bei Gelegenheit werde ich ihn mir vielleicht zulegen und lesen.

Insgesamt ist "Der Tintenfischer" eine gut gemachte Lektüre, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.
Abgerundet wird sie übrigens mit einer Liste der Charaktere am Anfang sowie einem Glossar mit italienischen Begriffen und einigen Rezepten am Ende des Buches. Sehr nett!

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Etwas langatmig

Sommer der Träumer
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Nach dem Tod ihrer Mutter reist die 18-jährige Erica in den 1960er-Jahren von London aus mit ihrem Freund Jimmy nach Griechenland. Auf der Insel Hydra lebt Charmian Clift, eine Freundin von Ericas Mutter, ...

Nach dem Tod ihrer Mutter reist die 18-jährige Erica in den 1960er-Jahren von London aus mit ihrem Freund Jimmy nach Griechenland. Auf der Insel Hydra lebt Charmian Clift, eine Freundin von Ericas Mutter, die die jungen Leute zu sich einlädt. Unter verschiedenen Künstlern und Aussteigern genießen sie dort das Leben im Süden. Erica fühlt sich frei und unabhängig.

Nachdem mich das Buch anfangs nicht wirklich fesseln konnte, habe ich es erst im zweiten Anlauf zu Ende gelesen. Insgesamt fand ich die Geschichte etwas langatmig und wenig berührend. Die Protagonisten konnten mich nicht wirklich erreichen.
Trotz allem ist "Sommer der Träumer" ein Buch, dass einen in die Sonne entführt und ein wenig den Alltag in den Hintergrund treten lässt. Ein Roman, den man zwischendurch mal lesen kann, der aber bei mir keine großen Spuren hinterlassen hat.

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