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Veröffentlicht am 23.01.2023

Gibt es ein Dazwischen?

Zwischen Welten
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„Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban - ein Briefroman bestehend aus Nachrichten per WhatsApp und eMails.

Gefühlt sind es zwei verschiedene Welten, in denen Theresa und Stefan leben. Sie bewirtschaftet ...

„Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban - ein Briefroman bestehend aus Nachrichten per WhatsApp und eMails.

Gefühlt sind es zwei verschiedene Welten, in denen Theresa und Stefan leben. Sie bewirtschaftet den Ökobauernhof ihres verstorbenen Vaters in Brandenburg. Er ist Kulturchef bei „Der Bote“, Deutschlands größter Wochenzeitung. Beide kennen sich aus dem Studium und waren damals sehr eng miteinander befreundet. Nun nach 20 Jahren sehen sie sich zufällig wieder. Was folgt, ist ein reger Austausch digitaler Nachrichten.

Aneinander vorbeireden, gar nicht auf die angesprochenen Themen des anderen eingehen, sie regelrecht ignorieren, immer wieder einfach die eigenen Probleme in den Vordergrund stellen - das gelingt Theresa und Stefan perfekt. Und das spiegelt so ein bisschen unsere Gesellschaft wieder.
Trockenheit, Schweinepest - Landwirte, die um ihre Existenz kämpfen, Klimapolitik, Gendern, Rassismus - große Themen, die Theresa und Stefan beschäftigen und über die sie sich streiten. Und dieser Streit spitzt sich mehr und mehr zu.

„Es gibt so ne gläserne Wand zwischen diesen beiden Lebensräumen“, sagt Juli Zeh in einem Interview.
Gibt es diese „Wand“ nur im Roman? Wie sieht es in der Realität aus? Existiert da noch ein „Dazwischen“?
„Zwischen Welten“ regt zum Nachdenken und Diskutieren an.

Ein starkes Buch - unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Poetisch und einfach wunderbar

Die Liebe an miesen Tagen
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»Der Zauber des Anfangs… wieso kann er nicht immer bleiben? Wieso kann man sich nicht immer um diese Kleinigkeit fremd bleiben, damit man die wahre Nähe nicht verliert?«

Es gibt Geschichten, die sind ...

»Der Zauber des Anfangs… wieso kann er nicht immer bleiben? Wieso kann man sich nicht immer um diese Kleinigkeit fremd bleiben, damit man die wahre Nähe nicht verliert?«

Es gibt Geschichten, die sind so schön erzählt, dass man kaum Worte findet, um einen Leseeindruck zu verfassen.
Ewald Arenz hat mit „Die Liebe an miesen Tagen“ wieder genau so eine Geschichte geschaffen. Einen Roman, bei dem vom Anfang bis zum Schluss alles absolut stimmig ist - sprachlich so fein, so dezent, fast poetisch, ganz ausdrucksstark.

Da ist Clara, eine Fotografin, die ihren Job verliert und nun arbeitslos ist. Und Elias, er ist Schauspieler und wesentlich jünger als Clara, ganz jung allerdings auch nicht mehr. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Sozusagen Liebe auf den ersten Blick.

„Man denkt immer, sie trifft einen nicht. Und dann trifft sie einen doch, diese eine große Liebe.“

Klingt banal? Ist aber alles andere als das.
„Die Liebe an miesen Tagen“ ist eine tiefgehende Lektüre, die einen fesselt, bewegt, zwischendurch auch erheitert - eine Lektüre über gute und miese Tage - einfach ein Genuss und für mich das erste Lesehighligh in diesem Jahr.
Daher kann ich nur sagen: „Unbedingt lesen!“

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Historischer Eifel-Roman

Ginsterhöhe
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Schwer entstellt kehrt Albert Lichtermann 1919 aus dem Krieg zurück in das Dorf Wollseifen, wo seine Familie einen Bauernhof besitzt. Alberts Mitmenschen reagieren sehr unterschiedlich auf ihn und seine ...

Schwer entstellt kehrt Albert Lichtermann 1919 aus dem Krieg zurück in das Dorf Wollseifen, wo seine Familie einen Bauernhof besitzt. Alberts Mitmenschen reagieren sehr unterschiedlich auf ihn und seine Verletzungen. Während seine Frau Bertha absolut entsetzt ist und sich von ihm abwendet, reagiert Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes Hennes, ganz anders. Albert lebt sich nach und nach wieder ein, und was seine Kriegsverletzung betrifft, findet er Hilfe bei einem Arzt in Bonn. Es kehrt Ruhe ein in dem Dorf in der Eifel, doch dann kommen die Nazis an die Macht.

In „Ginsterhöhe“ hat Anna-Maria Caspari Zeitgeschichte mit Fiktivem verknüpft und dadurch einen historischen Roman geschaffen, der uns in die Zeit von 1919 bis 1949 entführt. Die Geschichte lässt sich schnell und leicht lesen - ein Buch, welches sich gut zum Schmökern für ein Wochenende eignet. Bei mir hat es etwas gedauert, bis mich die Lektüre gefesselt hat, aber nach ein paar Kapiteln ging es dann. Es ist zwar kein spektakuläres Buch, aber gut und informativ geschrieben. Wer gerne historische Romane liest, dem kann ich „Ginsterhöhe“ durchaus empfehlen.
Im Nachwort wird übrigens auf eine Trilogie hingewiesen. Mal sehen, was noch kommt.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Eine bewegende Vergangenheit

Isidor
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Dr. Isidor Geller - der Onkel von Shelly Kupferbergs Großvater Walter und somit Shellys Urgroßonkel - der schillernde Isidor, ein Lebemann, Multimillionär und Kunstliebhaber, Kommerzialrat in Wien, 1938 ...

Dr. Isidor Geller - der Onkel von Shelly Kupferbergs Großvater Walter und somit Shellys Urgroßonkel - der schillernde Isidor, ein Lebemann, Multimillionär und Kunstliebhaber, Kommerzialrat in Wien, 1938 von den Nazis fast in den Tod getrieben.

In diesem Debüt, das im Diogenes Verlag erschienen ist, erzählt Shelly Kupferberg von ihren jüdischen Vorfahren, insbesondere von Isidor und Walter. Die Journalistin hat sich auf die Suche gemacht, hat sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit begeben. Auf Spuren, die nach Ostgalizien, Wien, Budapest und sogar Hollywood führten.

Was für eine bemerkenswerte Erzählung!
Diese klare, elegante Sprache, die bildhaften Schilderungen. Ich bin begeistert!

Das Buch hatte ich mir von Freunden ausgeliehen und werde es mir nun aber kaufen. So eine Lektüre möchte ich einfach selbst besitzen und vielleicht irgendwann nochmal lesen. Man merkt, ich bin sehr beeindruckt. Von mir gibt’s daher eine ganz klare Leseempfehlung für „Isidor“.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Wunderbar und federleicht

Die Familien der anderen
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„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden ...

„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden Werks. Mit Beenden ihres Buches möchte sie auch mit Thomas Manns Zauberberg durch sein. Ob ihr das gelingt erfahren wir in „Die Familien der anderen“.
Christine Westermann - Journalistin, Moderatorin und Autorin - erzählt in der Lektüre sehr kurzweilig aus ihrem Leben und von ihrer Liebe zum Lesen. Nebenbei lässt sie Buchempfehlungen einfließen. Und immer wieder erfahren wir zwischendurch von ihrem Lesefortschritt bezüglich des Zauberbergs.

Mit 224 Seiten ist „Die Familien der anderen“ ein Buch, das sich leicht und schnell lesen lässt. Wer Christine Westermann kennt, der hat beim Schmökern bestimmt ihre Stimme im Ohr. Oder man widmet sich dem Hörbuch, welches die Autorin selbst liest.
Mir hat diese Art von Biografie gut gefallen. Ich mag Christine Westermann sehr und denke wehmütig an die Sendung „Zimmer frei“ mit Götz Alsmann zurück.
Von mir gibt’s daher eine klare Leseempfehlung für diese schöne Lektüre. Eine Lektüre so „federleicht“, um es mit den Worten von Christine Westermann auszudrücken.

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