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Veröffentlicht am 28.01.2021

Auf Frieden folgt Krieg

Im Schatten des Granatapfelbaums
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Der Frieden in Granada ist zu Ende. Wir schreiben das Jahr 1499 und die Welt steht Kopf.

Die Wände des maurischen Königreichs bröckeln. Religiöser Fanatismus, Macht und Geldgier regieren mit. Der spanische ...

Der Frieden in Granada ist zu Ende. Wir schreiben das Jahr 1499 und die Welt steht Kopf.

Die Wände des maurischen Königreichs bröckeln. Religiöser Fanatismus, Macht und Geldgier regieren mit. Der spanische König Ferdinand und seine Königin Isabella schaffen es, mit Hilfe der kirchlichen Inquisition ihre Macht ausreichend zu demonstrieren.

Für die muslimische Bevölkerung bedeutet diese Machtübernahme Flucht, Verlust von Heimat und der Aufgabe der eigenen Identität.

Umar steht also vor einer Wahl, die eigentlich keine ist. Als aufgeklärter Moslem muss er und seine Familie um sein Gut bangen.

Tariq Ali erzählt durch die einzelnen Familienmitglieder dieses traurige Kapitel unserer Geschichte. Was Ausgrenzung, Fanatismus und Vertreibung aus Menschen macht, sehen wir Tag für Tag.

Als Leser dürfen wie einen tiefen Einblick in diese Zeit miterleben. Atemberaubende Kunst, Bildung und ein Miteinander treffen auf Machtgier einiger weniger Menschen. Untermauert wird dies mit fadenscheinigen religiösen Weltanschauungen.

Tariq Ali fasziniert mit seiner Erzählweise. Er blickt tief mit den Augen der einzelnen Familienmitgliedern Umars auf sein Granada im Jahr 1499.

Die Vergangenheit wird immer wieder in unserer Geschichte zur Zukunft. Lehrreiche Stücke unserer Zeitgeschichte machen uns dennoch zu keinen besseren Menschen.

Mutig tritt Tariq Ali auch gegen Vorbehalte diverser religiöser Gruppen ein. Religion scheint schon immer eine Auslegungssache zu sein.

Bewaffnet mit schonungsloser Offenheit zeigt Tariq Ali, dass Koran und Bibel sich in ihrer Erzählung gar nicht so uneinig sind und dass man sich als Mensch und Gläubiger, egal welcher Weltreligion immer für das Gute im Menschen und für den gesunden Menschenverstand entscheiden sollten.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Hör auf Deinen Bauch

Essen gut, alles gut
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Wie wir lernen, wieder auf unseren Bauch zu hören

Überall lauern sie, die Diätpläne und konfusen Ernährungstipps. JoJo-Effekt und Mangelernährung ist vorprogrammiert.

Doch was ist überhaupt Ernährung, ...

Wie wir lernen, wieder auf unseren Bauch zu hören

Überall lauern sie, die Diätpläne und konfusen Ernährungstipps. JoJo-Effekt und Mangelernährung ist vorprogrammiert.

Doch was ist überhaupt Ernährung, woher kommen all diese Tipps und Tricks?

Der Einstieg in das Sachbuch fällt leicht, denn die inneren Werte zählen hier und gehen über den so beliebten Body-Mass-Index hinaus. Satt werden ist hier die Devise und das möglichst gesund mit Freunde, denn das Hirn und das Auge essen selbstverständlich mit.

Weiter geht es mit etwas Fachwissen. Für jeden Esser gelten andere Regeln und andere Bedürfnisse. Doch wie wird man diesem gerecht?

Wir beschäftigen uns weiter mit Lebensmitteln und was Wasser für uns bedeutet. Über Eiweiße, Kohlenhydrate und zu diversen Stoff- und Ölwechseln gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, den gesunden Einstieg zu schaffen.

Ein paar Spielregeln zum Schluss geben dem Leer noch weitere Ideen und Hinweise, wie wir uns gesund ernähren, ohne zu viel Verzicht üben zu müssen.

Die Kapitel werden mit leckeren Rezepten abgeschlossen. Nachkochen ausdrücklich erwünscht!

Dr. Heike Niemeier macht es einem leicht, sich selbst in diesem Ratgeber zu finden. Ganz auf den Patienten einzugehen und sich selbst in den gut geschilderten Beispielen wiederzuerkennen gelingt spielend.

Als Allergikerin ist man natürlich schon ein wenig geschult und es fällt mir leicht, mich mit der Materie „Lebensmittel“ zu befassen. Dennoch habe ich tolle Tipps und Tricks neu entdeckt und nehme auch ein paar leckere Rezepte mit auf die nächste Einkaufsliste.

Niemeier schafft es, nicht zu sehr in Detail zu gehen. Für mich also ein gelungenes Nachschlagewerk. Besonders die Tipps, ausreichend zu Trinken und Fehlverhalten und ungesunde Verhaltensweisen so nach und nach einfach aus dem Alltag zu streichen hat mir sehr gut gefallen. Aus Frust wird so schnell Genuss und das macht doch unsere Ernährung aus.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Frankfurts Bahnhofsviertel

Happy birthday, Türke!
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Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in hessischen Frankfurt und natürlich mit sämtlichen Klischees behaftet, die es so gibt.

Sein neuer Fall kommt ihm gerade etwas unpassend. Seit geraumer Zeit nervt ...

Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in hessischen Frankfurt und natürlich mit sämtlichen Klischees behaftet, die es so gibt.

Sein neuer Fall kommt ihm gerade etwas unpassend. Seit geraumer Zeit nervt ihn eine Wespe in seinem Büro und als er dieses fiese Ding endlich zu fassen bekommt, klingelt es an der Tür.

Die Auftraggeberin befindet sich in tiefer Trauer. Die junge kleine Türkin erzählt Kayankaya vom Tod ihres innig geliebten Mannes. Nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ermittelt die Polizei nur schleppend. Das es sich bei dem Fundort der Leiche um ein Bordell handelt, scheint die junge Witwe nicht wirklich zu beschäftigen und Kayankaya braucht dringend ein wenig Geld.

Ein kleines Problem verheimlicht er allerdings seiner Auftraggeberin, die natürlich selbstverständlich davon ausgeht, dass er fließend türkisch spricht. Doch der Tausend-Mark-Schein ist einfach zu verlockend.

Die Ermittlungen führen ins Drogenmillieu. Mit der Holzhammermethode macht er sich bei der örtlichen Polizei natürlich nicht gerade Freunde, aber beim Pensionär Löff stößt er auf offene Ohren, bis der erste Drohbrief reinflattert.

Mit viel hessischem Charme schafft es Kayankaya schnell, sich Durchblick im Frankfurter Bahnhofsviertel zu verschaffen.



Jakob Arjouni macht es einem sehr leicht, Kayankaya zu mögen. Der frischgebackene Privatdetektiv nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt den Leser schnell mal laut auflachen. Feiner Humor und gut gezeichnete Charaktere machen diesen Roman/Krimi, wenn auch nur 170 Seiten lang zu einem abendfüllenden Programm.

Das der Krimi im Jahr 1983 spielt und im klassischen Chandler/Marlow-Stil geschrieben ist, macht schon nach den ersten paar Seiten Lust auf mehr. Doch leider ist Jakob Arjouni bereits an einem Krebsleiden früh verstorben.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Raus aus dem Hamsterrad

Manchmal liegt der Zauber so nah
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Einfach mal abschalten? Geht das überhaupt und wenn ja, wie? Alle kennen das. Die Zeit rennt und rennt und wir hetzen irgendwie hinterher. Wie soll man also ausgerechnet Zeit dafür finden, einfach mal ...

Einfach mal abschalten? Geht das überhaupt und wenn ja, wie? Alle kennen das. Die Zeit rennt und rennt und wir hetzen irgendwie hinterher. Wie soll man also ausgerechnet Zeit dafür finden, einfach mal nichts zu tun?

Selbstoptimierung ist derzeit in. Nachdem man alle Zimmer ausgemistet hat, sich ein wenig in die Ecke des Minimalismus begeben hat und vor gepackten Säcken steht, tja was dann?

Wo fängt man an, wo hört man auf? Leistungsdruck in allen Bereichen macht uns zu dem, was wir sind. Deshalb ist es so wichtig, zwischendurch einfach mal abzuschalten.

Bibo Loebnau erklärt uns hier wirklich kurz und knapp, wie man dieser Falle entkommt, in dem man als erstes auf seinen Körper hören soll.

Es gilt den Punkt zu finden, bei dem einem das Nichtstun leichtfällt. Daraus erschließt sich schneller als gedacht, dass wir bereit dafür sind, bessere Entscheidungen in unserem Alltag zu treffen. Dennoch kämpfen wir alle tagtäglich gegen Arbeitsüberlastung an.

Wenn der Job erledigt ist, fängt abends dann das Hamsterrad im Kopf zu rennen. Dagegen gibt es in diesem kleinen praktischen Ratgeber ebenfalls Tipps und Tricks, das Rad endlich anzuhalten.

Gezielt, strukturiert und mit einem starken Willen, auch mal Nein zu sagen packen wir das nächste Kapitel an und lassen uns definitiv nicht mehr unterkriegen.

Mit Bibo Loebnau fällt es einem weniger schwer, im Nichtstun einen Sinn zu sehen. Begleitet von schönen Zitaten, ausgewählt passenden Bildern wird man sanft auf unser Problem, dem Alltag nicht entfliehen zu können gestupst.

Wie deutet man seinen eigenen Stress, bevor es zu spät ist? Hier findet man viele kleine und praktische Tipps und Tricks. Loebnau schafft mit „Manchmal liegt der Zauber so nah“ eine kleine Auszeit für Jedermann. Praktisch, kompakt und mit passenden Zitaten schafft man sich so eine ganz eigene kleine Auszeit, die einen praktischerweise auch wieder an die Notwendigkeit unserer eigenen ME-TIME zu erinnern. Eignet sich auch hervorragend als Geschenk!

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Ottos Leben in Briefen

Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume
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Otto hat es nicht leicht. Seine Eltern drängen ihn drauf, dass er schnellstmöglich nach Schweden ausreist, um den Nazis zu entgehen. Die Entscheidung liegt schwer auf den Schulten von Ottos Eltern, aber ...

Otto hat es nicht leicht. Seine Eltern drängen ihn drauf, dass er schnellstmöglich nach Schweden ausreist, um den Nazis zu entgehen. Die Entscheidung liegt schwer auf den Schulten von Ottos Eltern, aber die Alternative macht es ihnen wiederum leicht, Otto in diese ungewisse Zukunft zu entlassen.

Das Schicksal nagt schwer an Otto. Während er sich im Heim einzuleben versucht, verfasst er Briefe und darin auch seine Sehnsucht nach Wien. Es findet ein reger Briefwechsel mit seiner so geliebten Mutti statt. Trotz liebender und aufbauender Worte kann Otte jedoch nicht verstehen, warum ausgerechnet er nicht in eine Pflegefamilien aufgenommen wird. Doch dann findet Otto eine Arbeitsstelle in einer Gärtnerei während Hitler in Tschechien einmarschiert.

Die Angst in Wien ist groß. Aber davon bekommt Otto nichts mit. Das Leben für die zurückgebliebene Familie ist hart, doch dank ihrer alten Haushaltshilfe Mizzi jedoch noch mit kleinen Lichtblicken unterbrochen.

Ingvar lernen wir als einen jungen, motivierten und durchweg intelligenten jungen Mann kennen, der seine Großmutter über allen Maßen liebt. Er tritt bei den Nazis ein und fühlt sich dort wohl und auch verstanden. Die Werbestrategie und die Hochglanzbroschüren haben ihren Dienst dazu beigetragen.

Für den Leser wechselt die Szenerie immer zwischen völliger Euphorie Ingvars und dem tristen Alltag Ottos hin und her.

Åsbrink hat aus einem fast 500-teiligen erhaltenen Briefwechsel Otto und Ingvars Leben sichtbar gemacht. Innige Sehnsucht nach der Familie und der Anerkennung im Krieg zeigen auf, dass die Kinder damals so jung und so gar keine Wahl hatten.

Die Geschichte Ottos und Ingvars ist aus dem regen Briefwechsel entstanden.

Wie die Geschichte ausgeht, ist allen Lesern klar. Schonungslos offen legt Åsbrink auch die Deportation, die Flucht und die gnadenlose Mobilmachung in der Hoffnung, dass unseren Kindern diese Zeit für immer verschont bleiben wird.

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