Ein Thriller, der anders ist
Symphonie des SchweigensDer Anwalt Ken Miller hat durch seine ungewöhnlichen Prozesse nationale Bekanntschaft erreicht. Scheinbar bereits verurteilte Mörder werden durch seine Verteidigung freigesprochen. Dabei geht es ihm weder ...
Der Anwalt Ken Miller hat durch seine ungewöhnlichen Prozesse nationale Bekanntschaft erreicht. Scheinbar bereits verurteilte Mörder werden durch seine Verteidigung freigesprochen. Dabei geht es ihm weder um Gerechtigkeit noch um die Menschen selbst, die er verteidigt. Einzig sein Egoismus und sein Drang, die Schwächen und Fehler des amerikanischen Rechtssystems und derjenigen, die es vertreten, schamlos auszunutzen, profitieren von seiner Arbeit.
Doch dann wird sein Bruder Frankie als Serienmörder überführt und zum Tode verurteilt. Mit einem Mal erlischt seine arrogante Dominanz vor Gericht. Mit dem ersten Prozess, den er verliert, verliert Frankie seine Freiheit, sein Ansehen und in weiterer Folge auch sein Leben.
Zwölf Stunden sind es noch, bevor Frankies Leben frühzeitig beendet wird. An der Seite von Ken rollt der Geistliche Werner Hansen, Kens Erfolgsgeschichte Stück für Stück auf. Er ist überzeugt von Frankies Unschuld und versucht alles, in seiner Macht stehende zu tun, um dessen Schicksal von ihm abzuwenden.
Dann beichtet der Serienmörder seine Tat unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses und Werner sitzt in der Klemme.
Der Anwalt, der Pfarrer und der Tod
Peter Riese stellt in dieser unglaublichen Geschichte zwei völlig konträre Charaktere gegenüber.
Auf der einen Seite haben wir Ken Miller, einen intelligenten und gerissenen Anwalt, der sich auf das Gebiet der Verteidigung spezialisiert hat. Moral und Mitgefühl sind ihm fremd. Anderen grundlos etwas auszuwischen, amüsiert ihn. Er kennt keine Grenzen, macht weder Halt vor Unrecht noch vor den Sakramenten der Kirche. Nichts ist ihm heilig, außer seinem Ego, seinem Stolz und sein kleiner Bruder.
Ihm gegenüber steht ein Geistlicher. Werner Hansen wurde Prieser aus Überzeugung. Seine Predigten begeisterten die Menschen. Er übt seinen Beruf an einem trostlosen Platz aus, der Todeszelle. Seine Begegnung mit Ken Miller und die Beichte des Serienmörders stoßen den Geistlichen in ein tiefes Loch, aus dem er nicht mehr herauskommt. Nach und nach wachsen seine Zweifel an Gott, an seiner Bestimmung und an der Sinnhaftigkeit des Lebens.
Todesstrafe, Beichtgeheimnis, Zölibat
Peter Riese fesselt seine Leser nicht nur mit einer haarsträubenden Geschichte. Er drängt, sich mit den angeschnittenen Thematiken zu beschäftigen. Seine konträren Charaktere argumentieren für und wider, kommentieren und behaupten. Und ganz nebenbei erläutert der Autor unglaubliche Fakten und Hintergrundanalysen zu den verschiedenen Themen. Von der inhumanen Durchführung der Todesstrafe, über den verstaubt anmutenden Zölibat bis zu der Sinnhaftigkeit des Beichtgeheimnisses. Fakten und eigene Meinung des Autors bilden ein dichtes Netz aus möglichen Perspektiven, die den Leser geradezu zwingen, seine eigene Meinung zu bilden.
Unschuldig verurteilt, schuldig freigesprochen
Rasend schnell läuft die Geschichte dahin. Die ausweglose Situation von Frankie Miller bildet den roten Faden, der die einzelnen Verhandlungen miteinander verbindet. In der Gegenwart fliegt die Zeit.
Kapitelweise verrinnen die Stunden bis zur Hinrichtung. Durch die Rückblicke zu den vergangenen Verhandlungen, wird das Bild der Gegenwart klarer.
Seine Art zu erzählen und dem ständigen Wechsel zwischen der strahlenden Vergangenheit und der trostlosen Gegenwart zieht Peter Riese in seinen Bann.
Dieses Buch kann man nicht aus der Hand legen. Immer wieder wandern die Gedanken zurück zu den Seiten des Thrillers, der so erfrischend anders ist.
Peter Riese hat ein Monster geschaffen, aber eines, dass man nicht hassen kann. Und ein Buch geschrieben, das man nicht aus der Hand legen kann.