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Veröffentlicht am 08.07.2019

Mordkomplott trifft auf Komödie = herrlich schräg

Der Alte muss weg
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Steffis Leben ist so herrlich bequem alles läuft nach einem festen Plan, alles ist überschaubar und unaufgeregt. Genau wie ihre Ehe mit Thomas.
Bei einem routinierten Treffen mit den Stammtischfrauen wird ...

Steffis Leben ist so herrlich bequem alles läuft nach einem festen Plan, alles ist überschaubar und unaufgeregt. Genau wie ihre Ehe mit Thomas.
Bei einem routinierten Treffen mit den Stammtischfrauen wird ein feister Plan geboren - die Männer müssen weg, damit die Frauen och einmal richtig durchstarten können. Das Mordkomplott wird geschmiedet und jede Stammtischschwester versucht auf ihre Art und Weise den Göttergatten bei Seite zu räumen.
Steffi hat auch schon eine Idee, wie sie Tom mägli8chst unauffällig aus ihrem Leben verschwinden lassen kann, doch es stirbt sich eben nicht so schnell, wie sie sich das in ihren Vorstellungen ausgedacht hat…

„Der Alte muss weg“ ist ein sehr kurzweiliger, humorvoller Roman, der mit viel Augenzwinkern geschrieben ist. Dazu kommt noch der Kölsche Dialekt, die rheinische Frohnatur und Lebensart und fertig ist eine amüsante Unterhaltung, die von der abstrusen Idee bis hin zur Durchführung der Mordpläne alles anbietet, was es an Komplott und Ränkespielen überhaupt zu verzeichnen gilt.
Die Figuren sind wirklich schräg, reichen von der biederen, grauen Maus Steffi bis hin zum männermordenden Vamp Babette und sind mit spitzer Feder gezeichnet.
Die Charaktereigenschaften wirken teilweise wirklich überspannt, aber genau das ist es, was den Reiz an der Geschichte ausmacht.
Steffi und Tom sind dabei die Hauptakteure in diesem Roman, deren Geschichte ihr gerne und voller Interesse verfolge. Was da alles passiert ist schon manchmal wirklich heftig und ich frage mich, woher man all diese guten Ideen nimmt, um eine Erzählung mit so viel Finesse, Einfallsreichtum und manchmal auch schon Hartnäckigkeit zum Leben erwachen lässt. Die Entwicklung, die beide durchmachen ist erstaunlich und verblüffend zugleich.
Steffis verzweifelte Versuche, Tom endlich zu beerben sind herrlich komisch und ich kann sie mir richtig gut vorstellen, wie sie bedröppelt aus der Wäsche guckt, wenn mal wieder ein „Mordversuch“ daneben geht. Tom weiß sich aber immer irgendwie geschickt aus der Affäre zu ziehen und ihr zu entwischen.
Während um Steffi herum alle Männer das Zeitliche segnen, ob mit oder ohne Hilfe durch die Hand der jeweiligen Ehefrau, muss sie sich immer wieder neue Ideen einfallen lassen wie sie Tom beseitigen kann.
Doch Tom verändert sich über die Wochen und diese Veränderung gefällt Steffi immer mehr- mir übrigens auch gg
Die Handlung ist variantenreich aufgebaut - ist witzig, teilweise anrührend und hat sogar leichte Krimielemente die für genügend Abwechslung und gute Unterhaltung sorgt.
Toms Veränderung ist geheimnisvoll und die Autorin hält die Spannung konstant bis zum Schluß. Die Wendung ist ihr hervorragend gelungen und ich komme aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Ein geschickter Schachzug, den ich so niemals vermutet hätte.
Wer Lust auf eine actionreiche, schräge Komödie mit leichtem Krimitouch hat, der greift bitte zu diesem Buch – Lacher, Tränen und Überraschungen sind hier wirklich an der Tagesordnung.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Saluti dal Lago di Garda

Dolci schmecken nur zu zweit
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Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Torta al Limone draus - so oder ähnlich könnte das Lebensmotto von Moniga lauten, denn die quirlige Frau passt einfach in keine Schublade. Sie lässt sich ungerne ...

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Torta al Limone draus - so oder ähnlich könnte das Lebensmotto von Moniga lauten, denn die quirlige Frau passt einfach in keine Schublade. Sie lässt sich ungerne vorschreiben, wie sie ihr Leben zu Leben hat und eine Entschuldigung beim Chef kommt gar nicht in die Tüte.
Dass sie nun arbeitslos ist, stört sie nicht, denn der Job war eh nicht ihr Ding.
Mit einer frischgebackenen Torta al Limona in der Hand besucht sie Oma Klara und die erzählt ihr von einer Reise an den Gardasee, die sie mit ihrer Tochter Susanna gemacht hat, ziemlich genau 9 Monate vor Monigas Geburt. Da Oma Klara aber schon leicht dement ist, wirft sie einiges durcheinander und Moniga kann sich keinen rechten Reim auf das Gehörte machen. Kurzerhand wird Oma Klara samt gepackten Koffern ins Auto verfrachtet und es beginnt eine Reise, die es in sich hat...

Ich stehe kurz vor der Abreise an den Gardasee, um meinen Sommerurlaub dort zu verbringen und habe dieses Buch als Einstimmung auf die Urlaubstage in Bella Italia gewählt. Besser hätte ich es nicht treffen können, denn dieser Roman ist für mich die absolute Verkörperung der italienischen Lebensfreude, lässt den Zauber der Örtchen rund um den See auf den Leser wirken und macht mit leckeren Köstlichkeiten den Mund wässrig.
Dazu kommt noch eine große Portion Humor und Liebe - fertig ist für mich d e r Sommerroman 2019 !
Ich weiß gar nicht, wo ich bei meiner Lobeshymne anfangen soll, denn es gibt so viele tolle Szenen, die das Buch lesenswert machen.
Allein schon die Bilder im Kopf , wenn Oma und Moniga mit ihrem Gepäck zusammengepfercht im Cinquecento Richtung Italien düsen, lösen schon Grinsebäckchen aus.
Dazu kommen noch die unfassbar witzigen Dialoge, die Oma Klara führt, wenn sie mal wieder aufgrund ihrer Demenz einiges durcheinander wirbelt und somit den Sinn einer Szene verfälscht. Sie ist aber auch einfach herzig und man kann nicht anders, als sie einfach ins Herz schließen und liebhaben.
Moniga ist aber auch nicht ohne und ihre Art durchs Leben zu gehen gefällt mir.
Die Erzählung lebt von den humorigen Szenen im Hier und Jetzt, wird zusätzlich durch die Rückblenden zur damaligen Reise interessant gestaltet und deckt so nach und nach das Geheimnis auf, das es herauszufinden gilt. Die Akteure sind alle so echt und authentisch, man meint, dass man wirklich mit ihnen am Gardasee auf Entdeckungstour ist. Ich fahre in Gedanken die Gardesana mit ab, um mit ihnen die Schönheiten des historischen Zentrums von Sirmione zu erkunden, genieße in Bardolino ein Gläschen des gleichnamigen Weins und mache Halt im idyllischen Hafen von Torri del Benaco, um einfach das wunderschöne Bild der bunten Fischerboote vor der mächtigen Skaligerburg zu genießen.
Damit der Trip an den Gardasee auch nachhaltig im Gedächtnis bleibt, hält der Autor noch ein paar wirklich leckere Rezepte zum Nachmachen und Zuhause genießen für den Leser bereit.
Ein rundherum gelungenes und kurzweiliges Lesevergnügen, das für eine kleine Auszeit am Gardasee sorgt.
Semplicemente meraviglioso !

Veröffentlicht am 06.07.2019

Gib dem Leben mehr Raum für deine Träume

Paulas erster Frühling
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Paula und Thilo haben sich mehr oder weniger in ihrer lieblosen Ehe arrangiert. Das Leben plätschert träge vor sich hin, sie teilen sich die Arbeit in der gemeinsamen Apotheke und Tochter Katharina wird ...

Paula und Thilo haben sich mehr oder weniger in ihrer lieblosen Ehe arrangiert. Das Leben plätschert träge vor sich hin, sie teilen sich die Arbeit in der gemeinsamen Apotheke und Tochter Katharina wird langsam flügge.
Als Thilo sie von einem auf den anderen Tag verlässt fragt sich Paula, was aus ihren Träumen eigentlich geworden ist.
Ihre Schwester Iris, die am Down-Syndrom erkrankt ist, nimmt sie in ihrer kindlichen Art an die Hand und zeigt Paula, wie das Leben funktioniert. Nämlich mit ganz viel Sonnenschein im Herzen und viele bunten Träumen, die es zu leben gilt...

Susanne Lieder schreibt wundervolle Romane, die nicht nur gut unterhalten, sondern auch immer eine Botschaft in sich tragen. In "Paulas erster Frühling" lässt sie uns an dem Leben von Paula teilhaben, das zuerst von der gegenseitigen Missachtung, Gleichgültigkeit und Eiseskälte zischen Paula und Thilo geprägt ist.
Es gib Szenen zwischen den Ehepartnern, die manch einer von uns sicherlich schon einmal erlebt hat (Verschanzen hinter der Tageszeitung, Rückzug mit einem Buch auf das Sofa) und die mir wirklich im Herzen weh tun. Man möchte einfach Paula und Thilo wachrütteln und ihnen aufzeigen, wie herz- & lieblos sie miteinander umgehen.
Nach der Trennung fängt Paula langsam an umzudenken und zu hinterfragen, was aus ihren Träumen eigentlich geworden ist, warum sie sie solange begraben und wieso sie immer wieder ihre eigenen Bedürfnisse zurückgesteckt hat. Es ist schön zu lesen, wie sie mithilfe ihrer gehandicapten Schwester wieder Licht und Liebe in ihr Leben lässt und dadurch regelrecht aufblüht.
Endlich bricht sie einmal aus ihren selbstauferlegten Regeln und Rahmen aus, gibt ihren Träumen mehr Raum , um sich zu entfalten und siehe da, aus der trägen, inaktiven Paula wird langsam eine lebensfrohe Frau, die mit viel Optimismus und bunten Ideen in die Zukunft schaut. Sie ist sogar bereit, ihr Herz für eine neue Liebe zu öffnen.
Susanne Leider schriebt einen regelrechten Mutmacher für Frauen im besten Alter, die auch vor einer Entscheidung stehen, wie sich ihr Leben von nun an gestalten soll. Es ist nie zu spät, die Richtung zu ändern und einen neuen Weg einzuschlagen. Bleib einfach neugierig auf das Leben und gib deinen Träumen Flügel...eine wunderschöne Botschaft, die nicht zuletzt von einer hervorragenden Protagonistin, nämlich Iris, ins Leben hinausgetragen wird.
Für mich ist Iris das Beste, was Susanne Lieder bisher an Figuren erschaffen hat - ich würde gerne mehr von ihr und ihrem Leben erfahren. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, ihre Geschichte in einem eigenen Roman fortzuführen

Veröffentlicht am 03.07.2019

Romantik und Familiengeheimnisse vor der traumhaften Kulisse der walisischen Küste

Bis wir wieder fliegen
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Anne und Owen sind normalerweise das perfekte Team, wenn es um die berufliche Zusammenarbeit geht. doch kaum ist der Dienst bei der Flugrettung beendet, giften sich die beiden an, was das Zeug hält. Anne ...

Anne und Owen sind normalerweise das perfekte Team, wenn es um die berufliche Zusammenarbeit geht. doch kaum ist der Dienst bei der Flugrettung beendet, giften sich die beiden an, was das Zeug hält. Anne hat bis heute nicht herausgefunden, warum sich Owen so abweisend und schroff zu ihr verhält.
Als dann beide bei einem Rettungseinsatz verschüttet werden, wendet sich das Blatt und es kommen nicht nur alte Familiengeheinbisse ans Tageslicht...

Du nimmst dieses Buch in die Hand, lässt dich vom wildromantischen Cover verzaubern und tauchst ein in eine Geschichte, in der dir die Herzen der Protagonisten sofort zufliegen.
Ella Simon schriebt mit einer absoluten Leichtigkeit einen wahnsinnig gefühlvollen und einfühlsamen Roman, der mir sofort unter die Haut geht. Schon mir dem Lesen des Prologs ist klar, dass hier Gefühlsachterbahn und Herzklopfen vorprogrammiert sind.
Die Autorin lässt mit Anne eine strake Frau durch die Geschichte gehen, die es wirklich nicht leicht gehabt hat. Im Kindesalter von den Eltern im Stich gelassen, ein jedes Elternteil auf seine Weise, wächst sie bei Evelyn in einem liebevollen Zuhause auf und bekommt von ihrer Pflegemutter alles mit, was man an Liebe, Güte und Herzenswärme nur irgendwie bekommen kann.
Die Autorin schildert dieses herzliche Mutter-Tochter-Verhältnis für den Leser mit warmherzigen Worten, sodass man gerne Teil dieser innigen Beziehung ist.
Nach und nach offenbaren sich die Figuren ihre Gefühle und Ängste, das Schicksal schlägt ganz schöne Kapriolen und so wird die Geschichte niemals langweilig. Der Spannungsbogen ist straff gespannt, hält den Leser bei der Stange und weckt immer wieder die Neugier auf die nächste Seite. Dieses Buch hat wirklich echtes Suchtpotential - einmal angefangen, kann man es wirklich erst dann aus der Hand legen, wenn die letzte Seite mit einem Seufzer gelesen und das Buch leider zugeklappt ist.
Egal ob Owen, Anne oder all die anderen Figuren in diesem Buch - Ella Simon schafft es, sie alle zu meine Freunden werden zu lassen und ihrer Geschichte gespannt zu folgen. Ein Buch voller Romantik und Familiengeheimnisse, die nach langer Zeit mit aller Macht ans Tageslicht drängen. Dazu noch die wildromantische Küstenlandschaft von Wales -Herz was willst du mehr

Veröffentlicht am 02.07.2019

Wenn die Natur die Seele heilt...

Bergsommer
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Katharina hat es schon immer in die Berge gezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie den Entschluß fasst, in den Sommer auszusteigen und auf den Berg zu gehen. Auf einer Schweizer Alp arbeitet ...

Katharina hat es schon immer in die Berge gezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie den Entschluß fasst, in den Sommer auszusteigen und auf den Berg zu gehen. Auf einer Schweizer Alp arbeitet sie von früh bis spät, lernt das harte, aber doch glückliche Leben der Älpler kenne und merkt, dass die Natur die Seele heilen kann, als ihr Bruder durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt.
Die Berge, die Tiere und die Bauersfamilie geben ihr das, was sie in dem Moment am meisten braucht: halt, Leibe und Geborgenheit.

In "Bergsommer" von Katharina Afflerbach dürfen wir Teil ihrer Geschichte sein, dürfen wir erfahren, wie sich das leben auf der Alp gestaltet und dürfen erleben, wie sich aus der geplagten Großstadtseele ein Mensch entfaltet, der mit sich und der Natur im Reinen ist.
Hier geht es nicht um den romantisch verklärten Blick auf das Leben in den Bergen, nein, hier erzählt die Autorin, wie sie vom ersten Augenblick kräftig mit anpacken und hart arbeiten muss. Dass diese Arbeit ihr aber dabei hilft, sich wieder zu erden, hat sie vorher nicht bedacht.
Die Herzlichkeit der Bauersfamilie springt sofort auf den Leser über, die Schönheit der Natur hält einen gefangen und man rackert sich mit Katharina gemeinsam durch die Arbeiten, die auf der Alp anfallen.
Das einfach Leben, die immer gleiche Arbeit und die Klarheit, mit der ein Tag auf der Alp strukturiert ist, entschleunigt nicht nur Katharina sondern auch den Leser und man gewinnt gemeinsam mit ihr Energie und innere Ruhe. Ein tolle Nebeneffekt, der beim Lesen entsteht.
Dazu noch die tollen Fotos, die Katharina mit uns teilt - so ist man mittendrin , wenn sie von ihrem Alltag in den Bergen erzählt.
Ein Buch, das Kraft und Stärke verströmt, Mut macht auch mal ins Ungewisse aufzubrechen und die Seele heilen lässt.
Für mich eine wundervolle kleine Auszeit in der Hektik des Alltags.