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Veröffentlicht am 15.05.2019

Ich bin bereit, ans Meer entführt zu werden :-)

Das Muschelhaus am Deich
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Ganze zwanzig Jahre ist es mittlerweile schon her, dass Kinka, Jenni und Kirsten ihr Abi im Inselinternat bestanden haben. Die Einladung zum Klassentreffen ruft bei allen dreien Erinnerungen wach und sie ...

Ganze zwanzig Jahre ist es mittlerweile schon her, dass Kinka, Jenni und Kirsten ihr Abi im Inselinternat bestanden haben. Die Einladung zum Klassentreffen ruft bei allen dreien Erinnerungen wach und sie beschließen, dass es Zeit ist für ein Wiedersehen, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen und Erinnerungen aufzufrischen.
Im Muschelhaus am Deich, dass ab sofort Kinkas neues Zuhause sein wird, treffen sich die Freundinnen und merken, dass es Zeit ist, endlich frischen Wind in ihr Leben zu bringen und sich nicht mehr treiben zu lassen....

Tanja Janz bringt mit diesem wunderschönen Nordseeroman unheimlich viel Küstenzauber, Inselflair und Wellenglitzern ins heimische Wohnzimmer und entführt mich an den wohl schönsten Strand Deutschlands, nach St. Peter-Ording.
Die Geschichte ist mit ganz viel Charme und Herz geschrieben und zeigt auf, dass man auch mit 40 keine Angst vor neuen Wegen haben muss.
Ihre Figuren sind liebenswert und ich mag die drei Freundinnen sehr, denn sie wirken wie Menschen wie du und ich, haben ihre Alltagssorgen und Nöte, die dem einen oder anderen Leser schon irgendwie bekannt vorkommen und es fällt mir leicht, mich mit ihnen zu identifizieren und so die heimlich vierte im Kleeblatt zu werden Mein Einzug ins Muschelhaus ist somit perfekt und ich bin mittendrin im Geschehen.
Die Episoden von Kinka, Jenni und Kisten werden alltagsnah erzählt und geben den Einblick in das Gefühlsleben frei. Die Sorgen und Nöte, die alle drei plagen, sind Anlass dazu, dass alle drei ihren bisherigen Lebensweg überdenken und gemeinsam schaffen sie es, die eingefahrene Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen. Schön, wenn man Freundinnen hat, die zu einem stehen, die sich gegenseitig Halt geben und die füreinander da sind, auch wenn der Wind mal etwas rauer weht.
Es gibt romantische Momente, die wie Leuchttürme im Alltagsmeer hervorragen, kleine und größere Ereignisse, die die Szenen spannend und abwechslungsreich gestalten, Geheimnissee, die ans Licht kommen und freudige Überraschungen.
Mein persönliches Highlight ist aber der pinkfarbene Bulli, der bereits in "Strandrosensommer" eine große Rolle gespielt hat. Das Wiedersehen mit ihm hat mir große Freude bereitet, auch wenn das Vehikel hier eher eine untergeordnete Rolle in diesem Buch spielt..mein Herz schlägt Bulli und dieses kleine, zauberhafte Detail macht das Buch für mich perfekt.
Für mich bisher das beste Nordsee-Buch, das Tanja Janz geschrieben hat - einfach wohlfühlen und genießen

Veröffentlicht am 13.05.2019

Auf den Spuren der Regentänzerin

Das Gemälde der Tänzerin
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Helena ist am Ende, steht vor dem Schuttberg, der sich einmal ihr Leben genannt hat und muss ihren Traum vom Tanzen wohl endgültig an den Nagel hängen. Arbeitslos und am Rande des Existenzminimums muss ...

Helena ist am Ende, steht vor dem Schuttberg, der sich einmal ihr Leben genannt hat und muss ihren Traum vom Tanzen wohl endgültig an den Nagel hängen. Arbeitslos und am Rande des Existenzminimums muss sie überlegen, wie sie das Leben meistert. Damit sie und ihre Kinder wenigstens etwas über die Runden kommen, nimmt sie wohl oder übel einen Job an, der ihr mehr als verhasst ist. Sie wird Zimmermädchen ausgerechnet in dem Luxushotel, dessen Besitzer an ihrer Misere schuld ist.
Doch im Luxusschuppen ist auch nicht alles Gold was glänzt und Helena erfährt von einem mysteriösen Mord an einem Zimmermädchen, der vor Jahren passiert ist. Dieser Mord soll mit einem Gemälde in Zusammenhang stehen, das seither verschwunden ist. Helenas Spürsinn ist geweckt und sie begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit...

Nach "Unvollendet" ist dies das zweite Buch, das ich von Christine Jaeggi lesen darf und ich bin wieder restlos begeistert.
Schon nach wenigen Seiten hat mich der Roman total von sich eingenommen und ich bin tief in die Geschichte eingetaucht, erlebe eine Zeitreise der besonderen Art und finde nur schwer wieder zurück ins Hier und Jetzt.
Die Autorin schickt mich zurück in die Zeit Ende der 1940er Jah re, als der Zweite Weltkrieg die Welt fest in seinen Fängen hat und lässt mich am Leben der beiden Schwestern Hedi und Lydia teilhaben, die zu dieser Zeit im Hotel ihren Dienst verrichten.
Der Blick zurück ist mit viel Liebe zum Detail, aber auch mit viel akribischer Recherche geschildert und so lässt die Autorin ein sehr lebhaftes Bild von damals entstehen, das mich fasziniert und in seinen Bann zieht.
Die Geschichte wird hier als Genremix präsentiert und vereint gekonnt Krimielemente mit historischen Ereignissen, lässt einen Einblick in die Machenschaften der Nazi zu, wenn die Autorin über die sog. Beutekunst der braunen Schergen berichtet und geizt nicht mit spannenden Momenten.
Die Figuren bewegen sich scheinbar mühelos durchs Geschehen und Jaeggi verleiht ihnen so viel Leben, dass man meint, diese Personen zu kennen und mit ihnen in der jeweiligen zeitlichen Epoche genau das Beschriebene zu erleben. Allen voran steht Helena, die sich nicht unterkriegen lässt, wie eine Löwin für ein besseres Leben für sich und ihre Kinder kämpft und so der Wahrheit auf der Spur ist. Wie sie gemeinsam mit Noah nach und nach alle kleinen Puzzleteilchen zusammensetzt, um damit alles in rechte Licht zu rücken, ist schon ein genialer Schachzug von der Autorin, denn mit Helena steht und fällt die Geschichte.
Auch finden die beiden Schwestern Hedi und Lydia einen Platz in meinem Leserherz, denn Christine Jaeggi weiß, wie man Figuren gestaltet, damit sie den Leser faszinieren und begeistern .
Der Roman geizt nicht mit spannenden Szenen, der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten und so gestaltet sich die Suche nach dem Gemälde sehr abwechslungsreich, legt alte Zerwürfnisse offen und gibt der Liebe eine Platz, um zu erblühen.
Ein genialer Schachzug, Spannung mit Zeitgeschichte und einer Romanze zu verbinden und daher absolute Leseempfehlung.

#NetGalleyDEChallenge

Veröffentlicht am 08.05.2019

Herzkino, Sehnsuchtsmoment eund die ganz große Liebe

Das Haus der Sehnsucht
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Als Autorin Michelle dem Mann ihrer Lektorin Clare gegenübersteht, trifft sie die Liebe wie ein Blitz. Beide fühlen sich zueinander hingezogen und wehren sich erst gegen das, was nicht sein darf. Doch ...

Als Autorin Michelle dem Mann ihrer Lektorin Clare gegenübersteht, trifft sie die Liebe wie ein Blitz. Beide fühlen sich zueinander hingezogen und wehren sich erst gegen das, was nicht sein darf. Doch die Liebe ist stärker und sie führen eine verbotene Beziehung.
Als Michelle merkt, dass sie schwanger ist, zieht sie die Reißleine und trennt sich von Alex, kauft sich ein kleines romantisches Haus und führt fortan ihr Leben zurückgezogen und auf sich allein gestellt. Alex hat zwischenzeitlich genügen Sorgen mit seiner depressiven Frau und das Leben mit ihr gestaltet sich nicht immer einfach. Einziger Lichtblick ist Sohn Timothy, der beide noch zusammen hält, bis ein folgenschwerer Schicksalsschlag das Leben aller Betroffenen auf den Kopf stellt...

"Das Haus der Sehnsucht" ist der neue Roman von Romina Gold und für mich der Beste, den sie bisher zu Papier gebracht hat.
Mit viel Fingerspitzengefühl widmet sie sich dem Thema Depression und verbindet die Tücken der Krankheit geschickt mit ihrer Story, die trotz der Schwere des Themas nicht von ihr erdrückt wird. Ganz im Gegenteil, Romina gibt diesem Tabuthema eine wunderbare Plattform, um endlich einmal mit Vorurteilen zu brechen und so einen kleinen, aber doch sehr detaillierten Einblick in die Welt eines Betroffen zu geben.
Ihre Figuren sind sehr differenziert ausgearbeitet, haben ganz viele individuelle Charakterzüge und machen sie so lebendig. Egal, ob es der charismatische Alex ist, der sofort mein kleines Leserherzchen im Sturm erobert, der Patriarch Edmond, der die Zügel des Verlages fest im Griff hat und nicht eine Spur bereit ist, von seinen eingefahren Wegen abzuweichen, Clare, die in ihrer kalten Welt gefangen ist, oder Michelle, die herzensgut, lebensbejahend und frisch ist - alle Beteiligten sind Romina wundervoll gelungen und ich folgen ihnen nur allzu gerne, um eins mit ihnen zu werden und mit den Szenen und der Geschichte zu verschmelzen.
Sehnsuchtsmomente, Herzklopfen und ebenso viele Zweifel sind Rominas Hauptzutaten, die sie hier wohl dosiert in ihrem gefühlvollen Roman einfließen lässt und so eine Erzählung kreiert, die nicht alltäglich und daher umso faszinierender ist.
Die Frage, wie viel eine Beziehung verträgt, ob man nur aus Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein zusammen bleiben soll oder ob man seinen Wünschen und seinen Sehnsüchten nachgibt, wird hier sehr behutsam angesprochen und bringt den Leser auch zum Nachdenken, wie man wohl selbst in dieser Situation handeln würde.
Für mich ein ganz besonderer Liebesroman, der ein Highlight am Bücherhimmel ist - daher 5 Sternchen

Veröffentlicht am 05.05.2019

Voller Charisma, Charme und Blütenpracht ...faszinierend bis zur letzten Seite

Die Tochter des Blütensammlers
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Anna steckt mitten in den Renovierungsarbeiten ihres kleinen geerbten Hauses, als sie ein altes Tagesbuch und eine silberne Schatulle mit Samenkörner findet. Sofort ist ihre Neugier geweckt und sie versinkt ...

Anna steckt mitten in den Renovierungsarbeiten ihres kleinen geerbten Hauses, als sie ein altes Tagesbuch und eine silberne Schatulle mit Samenkörner findet. Sofort ist ihre Neugier geweckt und sie versinkt in den Aufzeichnungen.
Sie begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit und taucht tief ein in eine faszinierende Welt zu Ende des 19. Jahrhunderts, in der Elisabeth sich auf den Weg nach Chile macht, um dort eine sagenumwobene Pflanze zu finden, deren Gift Fluch und Segen zugleich ist. Inmitten der farbenprächtigen Blüten muss aber Elisabeth feststellen, dass zwischen all der Blütenpracht auch eine große Gefahr auf sie lauert...

Manchmal fehlen mir einfach die Worte, um ein Buch wirklich so treffend zu beschreiben, das es dem Gelesenen gerecht wird. Hier reichen ja kaum die Superlativen aus, um es wirklich so zu loben, wie es ihm zusteht.
"Die Tochter des Blütensammlers" glänzt mit ganz viel Charme, einer farbenprächtigen Schilderung der Blüten und lässt seine charismatischen Figuren regelrecht durch die Geschichte tanzen.
Die Autorin weiß geschickt das kleine Tütchen mit den Samenkörnern zu öffnen, die Geschichte wohl dosiert auf zwei Zeitebenen zu erzählen, damit zum Schluss dann die ganze Blütenpracht zum Vorschein kommt.
Der Erzählstrang von Elisabeth lässt mich eine beeindruckende Zeitreise erleben und ich bin angetan von der Exotik und der Vielfalt, die hier auf der anderen Seite des Ozeans zu finden sind. Es ist eben eine ganz andere Welt, in die Elisabeth eintauchen kann und die so viel Interessantes, aber auch Gefährliches zum Vorschein bringt. Aufmerksam lese ich jede Seite, verfolge die spannenden Einzelheiten und es fällt mir schwer, ins Hier und Jetzt zurückzukommen.
Geschickt wird das Auftauchen in die Gegenwart, die ja Annas Geschichte beinhaltet, von der Autorin in das bestehende Grundgerüst eingearbeitet und so kann ich auch Anna sehr gut folgen, wenn sie das Geheimnis ihrer Familie ergründet und sich in den Tagebuchseiten verliert. Anna steht in meiner Beliebtheitsskala ein bisschen hinter Elisabeth, denn sie lässt mich nicht zu hundert Prozent an sich heran und das lässt sie ein weinig kühl und distanziert erscheinen. Im Grunde ist sie aber eine sehr sensible Frau, die Angst davor hat, verletzt zu werden. Beide Frauen sind auf ihre eigene Art stark und gehen ihren Weg, egal was sich ihnen in den Weg stellt.
Zum Schluss klappe ich das Buch mit einem Seufzer zu, denn das Verlassen der exotischen Blütenpracht mit all ihren Farben und Düften fällt mir doch extrem schwer und ich wünsche mir, dass es irgendwie weitergeht...evtl. ist eine Fortsetzung geplant ? Ich fände es großartig.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Von Menschlichkeit und Achtung vor dem Leben

Mehr als die Erinnerung
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Gut Mohlenberg hat einen wohlklingenden Namen, doch hinter den Mauern leben viele Menschen, die von den Leuten "draußen" geächtet werden. Vielen ist ihre psychische Erkrankung ein Dorn im Auge und man ...

Gut Mohlenberg hat einen wohlklingenden Namen, doch hinter den Mauern leben viele Menschen, die von den Leuten "draußen" geächtet werden. Vielen ist ihre psychische Erkrankung ein Dorn im Auge und man möchte den Bewohnern der "Irrenanstalt" lieber nicht begegnen.
Friederike von Aalen erscheint da wie ein wohltuender Balsam auf der Seele der Kranken, denn sie kümmert sich liebevoll im sie. Gemeinsam mit ihrem Vater betreut und umsorgt die sie Kranken, so auch ihren Mann, der nach einer schweren Hirnverletzung ihre ganze Zuwendung benötigt.
Als dann kurz hintereinander zwei Morde geschehen steht schnell fest, dass es nur einer der "Irren" gewesen sein kann. Doch Friederike glaubt nicht an die Schuld ihrer Patienten und will deren Unschuld beweisen. Sie ahnt nicht, dass sie sich mit ihren Nachforschungen auf dünnes Eis begibt....

Ich habe bereits mehrere Bücher von Melanie Metzenthin gelesen und mich mit großer Vorfreude auf dieses Buch regelrecht gestürzt. Schon nach wenigen Seiten ist mir klar, das ist ein Roman der Extraklasse und die Autorin lässt mich hier ganz nah an ihre Figuren heran, was die Geschichte nur noch realistischer und glaubhafter macht.
Der Blick in das Leben eines Menschen mit Beeinträchtigung ist Metzenthin hier sehr einfühlsam und feinfühlig gelungen und zeigt mir auf, wie wichtig es für den Erkrankten ist, auch noch mit Handicap geliebt und geachtet zu werden.
Das Gefühls- und Seelenleben von Friederikes Mann Bernhard lässt tief blicken und bringt viel von seiner Fürsorge und Zärtlichkeit für seine Frau hervor.
Dem gegenüber steht ein Mensch, den ich von ganzem Herzen verabscheue - Dr. Weiß. Dieser Mann kennt die Worte Menschlichkeit, Achtung und Respekt mit keiner Silbe und so ist auch sein Verhalten und Auftreten mehr als menschenverachtend. Ein Mann, dessen Seele schwarz vor Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit ist.
Friedericke ist für mich der gute Engel, der sich aufopferungsvoll und barmherzig um die Erkrankten kümmert. Nie wird sie müde, sich den Menschen hingebungsvoll zu widmen und so für ihr Wohlergehen zu sorgen.
Die kleinen Gesten der Zuwendung, die sich zwischen ihr und ihrem Mann abspielen, sind rührend und zeugen davon, dass die Liebe auch in schwierigen Zeiten immer wieder für einzigartige Momente sorgt, die beide miteinander verbindet, obwohl Bernhard krank und auf Hilfe angewiesen ist.
Die Geschichte um Gut Mohlenberg wird in eine kriminalistische Handlung eingebettet, die spannend und aufwühlend zugleich ist, mich fasziniert und fesselt.
Die Beteiligten sind von der Autorin sehr anspruchsvoll und charakteristisch breit gefächert angelegt, geben dem Leser immer wieder die Möglichkeit, sich direkt in die einzelnen Personen hineinzuversetzen und so die Geschichte aus der Sicht der Mitwirkenden zu erleben.
Ein Roman, der von seinen abwechslungsreichen Bildern, seiner ansprechenden Handlung und einer brillanten Umsetzung lebt.
Absolute Leseempfehung !