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Veröffentlicht am 17.06.2023

Faszination Märchenkönig

König Ludwigs Lieblingsplätze
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Eine so ideale, planmäßige und geniale Steigerung der Alpenliebe hat vor ihm kein Sterblicher, geschweige denn ein Herrschender vollbracht.“ Georg Hirth über Ludwig II.

Was wäre Bayern ohne den Kini ? ...

Eine so ideale, planmäßige und geniale Steigerung der Alpenliebe hat vor ihm kein Sterblicher, geschweige denn ein Herrschender vollbracht.“ Georg Hirth über Ludwig II.

Was wäre Bayern ohne den Kini ? Der Märchenkönig, oft verkannt und müde belächelt, hat mit seiner Liebe zur Bergwelt, der Technik und einsamen Orten Unglaubliches geschaffen, in dem er seine Visionen in wundervolle Bauten verwandelt hat. Daraus entstanden sind Lieblingsplätze, die nicht nur eines Königs würdig sind, sondern auch noch lange nach seinem Tod Kini-Fans und Wandernde aus aller Welt faszinieren.

Anette Hausmann ermöglicht mit ihrem Wanderführer "König Ludwigs Lieblingsplätze" auf den Spuren den Märchenkönigs zu wandern und dabei abwechslungsreiche Touren zu gehen, imposante Eindrücke zu genießen und die Bergwelt zu bestaunen, die Ludwig II. so begeistert hat.

Kurzweilig erzählt, erhalten die Leser:innen einen Einblick in das Leben und wirken des bayerischen Königs, lernen einige Stationen seines leider viel zu kurzen Lebensweges kennen und tauchen somit in die magisch-märchenhafte Welt des Monarchen ein.

Die Touren sind ausführlich und sehr informativ beschrieben, beinhalten alles Wissenswerte, um in die eigenen Planung einzusteigen, machen neugierig und wecken die Lust, die Wanderschuhe zu schnüren und in die Fußstapfen des König zu treten. Detailkarten zur Orientierung sowie GPS Tracks zum Downloaden ergänzen die Wegbschreibungen und im Infokasten "Auf einen Blick" sind die wichtiges Details kurz und knapp zusammengefasst (Ausgangs-/Endpunkt, Anfahrt, Gehzeit und Schwierigkeitsgrad, Tipps zum Einkehren und Verweilen, ergänzende Informationen).

Jede einzelne der vorgestellten Wanderungen offenbart König Ludwigs Liebe zur Natur und der Bergwelt - Königshaus am Schachen, Schloss Linderhof, Marienbrücke, Kloster Rottenbuch, Wieskirche in Steingaden - sie alle laden dazu ein, in die Landschaft einzutauchen und sie mit den Augen des Königs zu sehen, um die Faszination des Monarchen nachzuspüren zu können.

Brettlesweg, donnernder Lechfall, Karibik-Feeling am Plansee oder royaler Glanz in München: wer die Abwechslung liebt, romantische Fleckerl Erde sucht und dem Kini ganz nah sein will, der wird mit diesen Wanderführer ganz bestimmt seine eigenen königlichen Momente erleben.

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Veröffentlicht am 16.06.2023

Trau schau wem

Die toten Engel von Kreta
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Es ist die wohl schlimmste Nachricht, die Eltern erhalten können: Ihr Kind ist bei einem tödlichen Unfall ums Leben gekommen. Thea steht vollkommen neben sich und reist nach Kreta, um ihre Tochter Anna ...

Es ist die wohl schlimmste Nachricht, die Eltern erhalten können: Ihr Kind ist bei einem tödlichen Unfall ums Leben gekommen. Thea steht vollkommen neben sich und reist nach Kreta, um ihre Tochter Anna noch ein letztes Mal zu sehen. Doch die Tote ist nicht ihre Tochter, sondern eine ihr unbekannte Person. Die Erkenntnis, dass Anna lebt, ist ein erneuter Schock für Thea, denn ihre Tochter ist anscheinend spurlos verschwunden. Die örtliche Polizei ist ihr keine große Hilfe bei der Suche, denn Thea scheint in ein echtes Wespennest gestossen zu sein. Einzig Alexis, ein undurchsichtiger Einheimischer, bietet seine Hilfe an...aber meint er es auch ehrlich ?


Anja Marschall macht die Insel Kreta zu einem Umschlagplatz für Drogen, Blutrache und wilde Verfolgungsjagden. Dabei gelingt es ihr, die Szenen so rasant und plastisch zu gestalten, das die Leser:innen nicht nur Kopfkino haben, sondern die Bilder inklusive Geräuschkulisse direkt miterleben. Die griechische Insel darf mit all ihren landschaftlichen Schönheiten glänzen, während das Meer düstere Gestalten und noch düstere Geheimnisse anspült.

Auch wenn Thea manchmal ein bisschen zu unbedarft und leichtgläubig erscheint, kann sie mich von der ersten Seite an begeistern und ich werde zu ihrem Schatten, wenn sie gemeinsam mit Alexis über die Insel rast, um ihre Tochter zu finden. Ihr folgt dabei eine Spur der Verwüstung und eiskalten Rache, die mir manchmal die Gänsehaut auf die Arme treibt. So viel Kaltschnäuzigkeit, Abgebrühtheit und Mordlust in einer idyllischen Landschaft ist an Gegensätzen kaum zu überbieten und genau das hält die Spannung hoch.

Die Lesenden können nämlich, wie Thea selbst, nicht mehr unterscheiden, wem man noch trauen kann und das Spiel "Good Cop - Bad Cop" ist Anja Marschall vortrefflich gelungen. Zwielichtige Gestalten geben sich die Klinke in die Hand, kryptische Andeutungen wecken immer wieder aufs neue das Leseinteresse und mittendrin Thea, die jeden Stein umdreht, um die Wahrheit aufzudecken.

Zwischen alten Traditionen, Familienbanden und Verrat spinnt die Autorin einen Krimi, der sich sehen lassen kann. Ein Leseabenteuer mit ausgezeichneten 5 Sternchen.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Als die Bilder laufen lernten

Wunder gibt es immer wieder
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Evas Traum ist es, die Stars und Sternchen der Fernsehwelt mit ihren Kreationen einzukleiden, doch ihr Vater hat ganz andere Pläne mit ihr. Statt sie in ihrem Berufswunsch zu unterstützen, tut er das Ganze ...

Evas Traum ist es, die Stars und Sternchen der Fernsehwelt mit ihren Kreationen einzukleiden, doch ihr Vater hat ganz andere Pläne mit ihr. Statt sie in ihrem Berufswunsch zu unterstützen, tut er das Ganze als Firlefanz ab und legt Eva Steine in den Weg, wann und wo immer er kann. Doch der Traum könnte wahr werden, als Eva zufällig als Komparsin bei den Dreharbeiten zum ersten Sissi-Film einen Chance erhält und Gerdago ihre Entwürfe zeigen kann. Zunächst scheint auch alles glatt zu gehen, bis Evas Vater Wind von allem bekommt. Aber Träume sind dazu da, um sie zu verwirklichen und nicht, um sie in den Wind zu schreiben....


Schon mit den ersten Seiten habe ich mich Herz über Kopf in dieses Buch verliebt und bin mitten in der wunderschönen Filmkulisse zum ersten Sissi-Film. Ich sehe das wuselige Treiben am Filmset, höre das Rascheln der bauschigen Kleider und ein Hauch von Theaterschminke liegt in der Luft. Eva wird mir gleich zur guten Freundin und es fällt mir leicht, mich an ihre Ballerinas zu heften und mit ihr die konservativen 50er Jahre zu erleben, aus dessen engem gesellschaftlichen Korsett sie sich freischwimmen will.

Vater Axel ist der Vorzeigepatriarch und er hat schon leichte tyrannische Züge, denn wie er seine Frau Annemie knechtet und klein hält, lässt die Wur in mir hochkochen . Annemie kuscht immer brav und fügt sich ganz in das Weltbild, das die Bräuteschule zu diesem Zeitpunkt vermittelt und vorlegt. Zum Glück hat sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft gewandelt.

Mit dem Einzug des Fernsehens in die deutschen Wohnzimmer bekommt Unterhaltung plötzlich einen ganz anderen Stellenwert und ich sehe die Showgrößen von damals direkt vor mit - Peter Frankenfeld in seinem karierten Sakko, Robert Lembke, wenn er den Heiermann im Sparschein klimpern lässt und natürlich Romy Schneider, die als Kaiserin Sissi Weltruhm erlangt.

Filmkulissen werden lebendig, das Klappern der Schreibmaschinentypen in den Sekretariaten des WDR klingt durch die Seiten (hier habe ich die Titelmelodie von "Büro, Büro" im Ohr) und mittendrin Eva, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Sie tut alles, um ihren Traum zu verwirklichen und scheut sich nicht, sich gegen ihren Vater aufzulehnen. Ich habe mehr als einmal vor Wut die Fäuste beim Lesen geballt, vor Zorn die Haare gerauft und mit Eva Tränen der Enttäuschung geweint, denn der Schreibstil von Beate Sauer ist nicht nur sehr plakativ, sondern auch mitreißend und überraschend. Die Autorin macht Evas großen Traum zur Herzensangelegenheit der Leser;innen, lässt sie an Evas Stelle fühlen, leiden, hoffen und lieben und zieht ihnen so Evas Ballerinas an, um die Welt der 1950er Jahre mit ihren Augen zu sehen.

Auch haben die Lesenden Annemie einiges an Wissen voraus und das schürt natürlich die Neugier, ob Evas Mutter noch von ihrem großen Geheimnis erfährt. Auch macht Annemie eine wunderbare Wandlung durch und nimmt sich ein Beispiel an ihrer Tochter. So viel Energie und Durchsetzungswillen hätte wohl niemand hinter der stillen Fassade vermutet.

Der Roman ist wirklich ein großartiger Auftakt zur Fernsehschwestern-Saga, der Heißhunger auf mehr Geschichten aus der Film- & Fernsehwelt macht und ich bin mehr als gespannt, wie es weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Wenn der Berg ruft....

Der unendliche Gipfel
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Walter hat es geschafft - er steht auf dem höchsten Gipfel der Erde und hat das letzte große Abenteuer bestanden, das er als Bergsteiger erreichen wollte. Doch der Preis, den Walter zahlen musste ist hoch, ...

Walter hat es geschafft - er steht auf dem höchsten Gipfel der Erde und hat das letzte große Abenteuer bestanden, das er als Bergsteiger erreichen wollte. Doch der Preis, den Walter zahlen musste ist hoch, sehr hoch. Aus dem Mann, der das Bergsteigen zu seiner Passion gemacht hat, ist ein einsamer Mensch geworden. Walter zieht Bilanz und stellt fest, dass seine Leidenschaft das Einzige ist, was ihm geblieben ist. Eine Leidenschaft, die ihn immer wieder zu Höchstleistungen,über die Schmerzgrenze hinaus, anspornt und ihn Gipfel um Gipfel erklimmen lässt...


Toine Heijmanns treibt mit "Der unendliche Gipfel" seiner Leser:innen an, auf das Dach der Welt zu steigen und den Höhenrausch mit Walter zu erleben, der immer wieder Adrenalin durch die Adern pumpt. Doch der Weg zum Gipfel ist nicht nur beschwerlich und entbehrungsreich, er ist gefährlich, riskant und einsam. Die schneidende Kälte bläst regelrecht aus den Seiten, lässt die Glieder schmerzen und jeder Schritt an der Seite von Walter kostet Überwindung.

Die Achttausender zu bezwingen wird zur Sucht und genau diese weiß der Autor in seinem Buch sehr plakativ zu beschreiben. Die schroffen Felsen, die schier endlos in den Himmel ragen und Tod bringend sind. Wege, die Messner, Hillary und Harrer gegangen sind und dabei alpine Geschichte geschrieben haben, lassen das Blau der Gletscher leuchten und den Schnee unter den Schuhen knirschen.

Ist es wirklich der Nervenkitzel, mit jedem Schritt Auge in Auge dem Tod gegenüber zustehen ? Ist es die Leidenschaft, die nie gestillt werden kann ? Heijmans lässt Walter von seiner inneren Zerrissenheit, seiner Resignation und seinem Weg in die Einsamkeit erzählen, bezieht dabei die Leser:innen mit ein, indem er die Ich-Form wählt und dadurch eine sehr intime Atmosphäre schafft. Wenn aus Freundschaft Leere wird, aus Passion Einsamkeit und aus Sehnsucht eine fast schon unstillbare Gier, dann ist der nächste Berg das eigene Anspruchsdenken, welches als unendlicher Gipfel nie erreicht wird.

Das Buch ist eine mehr als gelungene Mischung über den Ruf der Berge, der immer mehr zum Massentourismus verkommt, dem Wunsch nach Freiheit und den Folgen, die durch das massive Eingreifen durch Menschenhand entstehen. Heijmans nimmt den Leser;innen die Klischee behaftete Brille ab, legt den Finger in die bereits offenen Wunden durch den Klimawandel und regt zum Nachdenken an. "Der unendliche Gipfel" ist definitiv kein Buch für zwischendurch, sondern ein Roman, der etwas in den Leser:innen bewegt, wenn sie dem Ruf der Berge folgen.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Geheime Schätze hinter den Türen

Tresor
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Die Aura der Schweizer Privatbanken ist geheimnisvoll, denn hinter den verschlossen Türen liegen nicht nur monetäre Schätze. Nur wenigen ist es vergönnt, einen Fuß in die geschichtsträchtigen Bankhäuser ...

Die Aura der Schweizer Privatbanken ist geheimnisvoll, denn hinter den verschlossen Türen liegen nicht nur monetäre Schätze. Nur wenigen ist es vergönnt, einen Fuß in die geschichtsträchtigen Bankhäuser zu setzen, um das Innenleben wirklich kennen- und genießen zu lernen. Peter Beyer macht mit "Tresor" das Unmögliche möglich und öffnet mit seinem Buch Türen, die sonst fest verschlossen sind.

Dabei fungiert schon das Cover als Door-Opener und lässt erahnen, was sich hinter dem Einband verbirgt. Es sind einzigartige Räume, die zeitlose Eleganz, Tradition und Würde ausstrahlen und in denen automatisch die Stimme gesenkt wird. Stuckverzierte Decken, schmiedeeiserne Treppengeländer und Marmorböden bilden dabei den historischen Rahmen, der sich mit raffinierten modernen Bürolösungen zu einer perfekten Symbiose vereint. Festgehalten in eindrucksvollen Aufnahmen in Schwarz-Weiß beweist Peter Beyer ein perfektes Gespür für anziehende und interessante Details und ermöglicht den Blick in die Seele der privaten Schweizer Bankhäuser.

Ein gelungener Bildband, der sehr ästhetisch, edel und aussergewöhnlich zugleich ist.

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