überwiegend interessant
Wir lieben VintageMarianne von Waldenfels und Jennifer Dixon sind die Autorinnen des Buches „Wir lieben Vintage“, das in Callwey Verlag erschienen ist. Als Herausgeberinnen werden im Buch die Gründerinnen der Vintage-Plattform ...
Marianne von Waldenfels und Jennifer Dixon sind die Autorinnen des Buches „Wir lieben Vintage“, das in Callwey Verlag erschienen ist. Als Herausgeberinnen werden im Buch die Gründerinnen der Vintage-Plattform „Catchy“ angegeben, die im Buch Verkaufstipps präsentieren und immer wieder auf ihre Verkaufsplattform hinweisen.
Zu Beginn des Buches wird Grundlagen-Vintagewissen vermittelt, wobei immer wieder in kleinen Ecken die Informationen des Textes zusammengefaßt werden. So erfährt man beispielsweise den Unterschied zwischen vintage ( ca. 1920-80er) und second hand ( bis 15 Jahre alt)
Das Buch gliedert sich in zwei Teile, im ersten werden nach Jahrzehnten eingeteilt, beginnend mit den 20er Jahren, Modeschöpfer und Stilvorbilder beschrieben. Man erfährt in kurzen und knappen, aber ausssagefähigen Darstellungen Wissenswertes über beispielsweise Coco Chanel, Nina Ricci, Christian Dior, Yves Saint Lorent und etliche andere, auch, mir zum Teil vorher nicht bekannte Modeschöpfer, die Interessierteren aber wahrscheinlich sehr wohl bekannt sein werden. Für mich war es besonders interessant, die jeweiligen Kreationen im zeitlichen Zusammenhang zu sehen, beispielsweise Modelle von Dior aus den 50er Jahren, die mit viel Luxus nach der reduzierten Mode der Kriegsjahre aufwarteten und die Wespentaille, die nach den „Hungerjahren“ wohl weit verbreitet war, in den Vordergrund zu stellen. Ebenfalls die zeitliche Zuordnung der damaligen Stilikonen wie unter anderem Greta Garbo, Joan Crawford oder Audrey Hepburn haben diesen gewonnenen Eindruck wunderbar abgerundet. Diese Darstellungen reichen bis zu den 90er Jahren, die kurz als „Vintage für Tomorrow“ angerissen werden.
Hieran schließt sich ein Kapitel an, in dem 10 Vintage-Stücke vorgestellt werden, die man auch als Kapitalanlage sehen könnte, beispielsweise die Birkin Bag und die Kelly Bag von Hermès, ein Wickelkleid von Diane von Fürstenberg, Rockstocks von Valentinooder die Speedy 25 von Louis Vuitton. Zu jedem dieser erlesenen Stücke finden sich kurze Beschreibungen, zu den einzelnen Marken kurze Beschreibungen mit Hinweisen zu echten oder gefälschten Stücken, manchmal „30 Sekunden“-Infos zum Modedesigner oder Angaben zur Wertsteigerung sowie weitere Fotos, die Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Kleidungsstücken aufzeigen.
Im zweiten Buchteil kommen dann „Vintage-Profis“ zu Wort: Designer, Blogger und Influencer, Plattform und Geschäftsbetreiberinnen erzählen in einem Interview über ihren Stil und ihre Kaufempfehlung.
Dem schließt sich, mal wieder, aber diesesmal ausführlicher, eine Darstellung der Plattform „Catchys“ an, deren Betreiber und Herausgeberinnen dieses Buches stellen ihr „Geschäft“ genauer vor , geben Tipps zum Kleiderschrankausmisten, Das sie „Wardrobe-Detox“ nennen, beispielsweise Kleidungsstücke, die defekt oder verschlissen sind auszusortieren und Fehlkäufe berühmter Labels zu verkaufen. Dazu erhält der Interessierte auch Tipps wie: aussagekräftige Fotos verwenden, unbedingt selbstgemacht, da Fotodiebstahl rechtliche Folgen haben kann. Mängel sollte man unbedingt erwähnen. Die Tipps sind nicht wirklich neu für mich, schade. Dann werden Seiten und Shops vorgestellt, deren feilgebotene Vintagemode auf Echtheit überprüft wurde und es findet sich eine farblich gestaltete Tabelle mit den sieben (!) wichtigsten Plattformen im Überblick: „momox“, „Kleiderkreisel“, selbstverständlich auch „Catchys“ und noch vier andere. Auch diese Aufstellung finde ich, ehrlich gesagt, ein wenig dürftig. Auf einer Seite gibt es Tipps, wie man seine Handtasche pflegt und dann folgt eine fünfseitige Adressenliste zu Shops und Flohmärkten.
Das Buch läßt mich etwas zwiegespalten zurück: den ersten Teil fand ich großartig und den zweiten leider eher bescheiden. Die Tipps zum Onlineverkauf sind keinesfalls neu, genauso wie die Tipps für den Kauf bei momox. Zudem muß ich gestehen, dass ich eine Modeberatung von Bloggern und Influencern nicht nutze und auch deren Stil oder den von Stars und Sternchen nicht imitieren will.Ich habe da schon meinen eigenen Geschmack und Stil und ich würde auch keine Handtasche als Kapitalanlage kaufen wollen, sondern das, was mir gefällt. Der Fashion-Report, also ungefähr das letzte Drittel des Buches waren für mich nicht wirklich interessant, aber, wenn Sie beispielsweise schon immer wissen wollten, welches liebste Vintage-Stück „Streetstyle Ikone Veronika Heilbrunner“ hat, welche Vintage-Labels sie bevorzugt, wovon sie sich niemals trennen würde oder in welchem Laden sie am liebsten einkauft, kommen sie voll auf Ihre Kosten.
Das Buch wurde aufwendig gestaltet; viele Fotos und farbige Hintergründe geben ihm ein sehr hochwertiges Erscheinungsbild. Bis auf die persönlichen Geschichten bzw. Interviews einzelner, selbstberufener Moderatgeber fand ich das Buch sehr interessant.