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Veröffentlicht am 04.10.2021

melancholische Chick-Lit

Du hast mir gerade noch gefehlt
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„Ich vermisse Dich.“
Das Cover von „Du hast mir gerade noch gefehlt“ versprüht durch die Farbgebung und die Motive auf dem Umschlag definitiv Retro-Charme. Ich hatte mich beim Blick auf’s Buch ...

„Ich vermisse Dich.“
Das Cover von „Du hast mir gerade noch gefehlt“ versprüht durch die Farbgebung und die Motive auf dem Umschlag definitiv Retro-Charme. Ich hatte mich beim Blick auf’s Buch auf heitere Chick-Lit gefreut. Mhairi McFarlane steht eigentlich für gute Unterhaltung. Die deutsche Übersetzung „Du hast mir gerade noch gefehlt“ erinnert an Screwball-Komödien-Titel, der englische Originaltitel „Last Night“ klingt ernst & mysteriös.

Worum geht’s?
Eine Ich – Erzählerin führt durch das Geschehen. Diese Erzählperspektive mag ich sehr!
Im Mittelpunkt der Handlung stehen zunächst vier Freunde. Susie, Eve, Justin und Ed sind seit ihrer Collegezeit eine verschworene Gemeinschaft. Als Eds Freundin Hester ihm einen Heiratsantrag macht, ist Eve sehr unglücklich, da sie schon lange heimlich in Ed verknallt ist. Ein Unfall zerstört die Idylle, und Susies älterer Bruder Finlay taucht auf. Nach anfänglicher Skepsis merkt Eve, dass der spröde Bruder ihrer Freundin unter der harten Schale einen weichen Kern verbirgt; dies findet Eve durchaus attraktiv. Da kommt es zu einer unverhofften Wendung – plötzlich spielt Ed mit dem Gedanken, die anstehende Hochzeit zu canceln, und stürzt die Erzählerin Eve in’s Gefühlschaos…

Während der Lektüre hatte ich das Gefühl, dass es dauerte, bis die Geschichte richtig in Fahrt kam. McFarlane braucht in „Du hast mir gerade noch gefehlt“ sehr lange, um auf den (romantischen) Punkt zu kommen. Als Autorin hätte ich den plot gestrafft, der britische Humor gefiel mir jedoch gut. Ich wollte eine spritzige story zum Träumen & Entspannen lesen, der Roman ist jedoch eine eigentümliche Mischung aus Frauenliteratur und Drama, die nicht immer stimmig ist. Ich verstehe, dass Mhairi eine Lovestory mit Tiefgang präsentieren wollte, ich hatte mich aber (wie bereits erwähnt) auf eine heitere Erzählung gefreut, die traurigen Elemente nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein. Man muss in der richtigen Stimmung sein, um das Buch zu lesen, witzige (ein wenig hirnlose) Chick-Lit im Stil einer Sophie Kinsella oder Helen Fielding bekommt man als Leser/in hier nicht serviert. Natürlich baut Mhairi McFarlane auch klassische Elemente des Genres ein. Ein love triangle darf selbstverständlich nicht fehlen. Eine routinierte Erzählerin ist die gebürtige Schottin allemal.

Fazit:
„Du hast mir gerade noch gefehlt“ konnte meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Der Roman ist trotzdem nicht schlecht, ich vergebe daher gute drei von insgesamt fünf möglichen Sternen für Mhairi McFarlanes neuestes Werk!

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Eine runde Sache

Frei von Angst durch die Heilung der Mitte
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„Der Ansatz des Westens ist es, gegen die Angst direkt vorzugehen, der Ansatz des Ostens ist es, den Körper und den Geist so zu stärken, dass die Angst verschwindet.“

Dr.med. Georg Weidinger studierte ...

„Der Ansatz des Westens ist es, gegen die Angst direkt vorzugehen, der Ansatz des Ostens ist es, den Körper und den Geist so zu stärken, dass die Angst verschwindet.“

Dr.med. Georg Weidinger studierte Medizin &Psychologie in Wien, außerdem Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an der MedChin (in Europa). Er ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für TCM.
Mit „Frei von Angst durch die Heilung der Mitte“ hat er einen Ratgeber vorgelegt, in welchem er dem Patienten (m/f) auf Augenhöhe begegnet. Westliche Behandlungsmethoden und östliche Heilungsansätze werden gut verständlich präsentiert, das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der TCM. Die Umschlaggestaltung des Buches finde ich klasse, der Band liegt gut in der Hand und er besitzt die richtige Größe.
Es gibt praktische Tipps, die nicht nur die vielzitierten Atemübungen umfassen, dies gefiel mir sehr gut. Überhaupt ist die Gliederung des Buches sehr gelungen, der Autor spricht kein Fachchinesisch, da das Sachbuch sich nicht nur an Mediziner wendet, es soll eben kein Aufsatz in einer Fachpublikation sein. Georg Weidinger integriert Yogaübungen & eine gesunde Lebensführung in das von ihm präsentierte Pyramidenmodell, er lehnt jedoch die Schulmedizin nicht ab und betont, dass in manchen Fällen Medikamente nötig seien. Bravo! Hier wird kein esoterischer Quatsch propagiert, sondern auf seriöse Weise Hilfe angeboten.
Manche Tipps werde ich sicher ausprobieren. Ein warmes Frühstück etwa soll Körper und Geist stärken. Die klugen und treffenden Analysen des Autors -
„Eine Tablette aus einer Pflanze ist nicht dasselbe wie die Pflanze selbst.“ - haben mich positiv überrascht.
Die zur Auflockerung eingestreuten Illustrationen habe ich aber leider als störend empfunden, ich hätte auf die Bilder verzichten können. Daher ziehe ich bei meiner Bewertung einen halben Stern ab. Ansonsten ist das Buch aber eine runde Sache, daher empfehle ich „Frei von Angst durch die Heilung der Mitte“ von Dr. med. Georg Weidinger gerne zur Lektüre.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Perfekt für den Strandkorb

Bis ans Ende aller Fragen
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„Und interessant, ja, das ist mein Retter durchaus."

Hinter dem Pseudonym „Anne Hertz" verbirgt sich ein patentes Autorinnenduo. Beim Blick auf das Cover von „Bis ans Ende aller Fragen“ habe ...

„Und interessant, ja, das ist mein Retter durchaus."

Hinter dem Pseudonym „Anne Hertz" verbirgt sich ein patentes Autorinnenduo. Beim Blick auf das Cover von „Bis ans Ende aller Fragen“ habe ich sofort Lust auf die Lektüre des Unterhaltungsromans, der sich wohl primär an eine weibliche Leserschaft richtet, bekommen. Die Umschlaggestaltung ist unaufdringlich, aber ansprechend. Man wird nicht mit Nackenbeisser-Ästhetik belästigt, da hat der HarperCollins- Verlag ganze Arbeit geleistet.
Worum geht's in der Geschichte?
Wir erhalten Einblick in das Leben von Maxi. Die Protagonistin ist Anfang vierzig, und ihre Bilanz fällt ernüchternd aus. Ihr Freund hat ihr den Laufpass gegeben und sie gegen eine jüngere Gespielin eingetauscht. Ihren Kinderwunsch kann die sympathische Frau wohl zu den Akten legen. Karriere gemacht hat Maxi auch nicht, sie arbeitet in einem stinknormalen Café in Norddeutschland. Sie ist nicht „Kinderärztin mit eigener Praxis“ geworden, wie sie es sich einst erträumte. Null Glamour! Da kommt Maxis Nichte die Idee, ihre Tante in eine Trauergruppe einzuschleusen. Und tatsächlich gibt es in dieser Gruppe einen Witwer, der Maxi gefällt. Als sie jedoch flunkern muss und selbst die trauernde Witwe mimt (was natürlich gelogen ist), überschlagen sich die Ereignisse…
Geht es nicht vielen Frauen so wie Maxi? „Bis ans Ende aller Fragen“ ist jedoch keine deprimierende Angelegenheit. Die Erzählung ist durchaus humorvoll, verzichtet jedoch auf dümmliche Kalauer; dies gefiel mir ausgesprochen gut. Eine Ich-Erzählerin führt durch das Geschehen, über die Tagebucheinträge einer Teenie-Maxi musste ich richtig schmunzeln! Jugendlicher Enthusiasmus aus dem Jahr 1991 trifft auf die Realität eines neuen Jahrtausends. Den schwärmerisch-naiven Ton eines Teenagers hat Anne Hertz (es handelt sich wie gesagt um zwei Schriftstellerinnen) perfekt getroffen. Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet. Maxis Objekt(ihre Nichte nennt ihn „Mcsexy") der Begierde, Gregor Blomberg, ist ein kultivierter Familienvater, der sich rührend um seine zwei Kinder kümmert. Maxi ist eine Chaotin, die das Herz am rechten Fleck hat. Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend. Der Stil ist eher simpel. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens hat mich die Geschichte prima unterhalten, es ist eine Story zum Träumen und Entspannen, einfach perfekt für den Strandkorb!

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Veröffentlicht am 31.08.2021

Runde zwei

Die Zeit der Kirschen
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„Ein Jahr lang waren wir glücklich".
Das sagt der Ich-Erzähler, der seine Freundin zunächst unter Pseudonym eroberte, denn er ist eigentlich gar kein englischer Schriftsteller. Die Protagonisten ...

„Ein Jahr lang waren wir glücklich".
Das sagt der Ich-Erzähler, der seine Freundin zunächst unter Pseudonym eroberte, denn er ist eigentlich gar kein englischer Schriftsteller. Die Protagonisten schweben nicht mehr auf Wolke sieben. Worum geht's also in „Die Zeit der Kirschen"? Wunsch oder Wirklichkeit, Kunst oder Kommerz?


Fortsetzungen sind selten so gut wie die Auftaktwerke, das gilt für Filme, aber auch für literarische Texte. „Die Zeit der Kirschen“ von Nicolas Barreau ist ein gutes Beispiel für diese These. Zwar handelt es sich um einen lesenswerten und durchaus charmanten Unterhaltungsroman,er kommt aber nicht ganz an „Das Lächeln der Frauen“ heran. Die Geschichte rund um ein französisches Liebespaar geht in die zweite Runde. Der Alltag ist eingekehrt beim gefeierten Autor und der patenten Köchin. Als diese unversehens eine Auszeichnung erhält und sich die Ehrung letztendlich als Verwechslung entpuppt, ist guter Rat teuer. Denn der Koch und Preisträger weckt das Interesse seiner Konkurrentin. Professionelle Kameradschaft oder romantische Gefühle? Plötzlich merkt der Autor Andre , dass die Liebe seiner Angebeteten keine Selbstverständlichkeit ist!Schon längst hätte er seiner Liebsten einen Heiratsantrag machen können,tja! Und dann tut er es ausgerechnet am Valentinstag. Es kommt zu Eifersucht und Konkurrenz…
Der Stil des Autors liest sich sehr angenehm und flüssig, aber auch gefällig. Nicolas Barreau schrammt für mein Empfinden haarscharf am Paris-Kitsch und am Frankreich-Klischee vorbei. Die Protagonistin ist natürlich wunderschön. Müssen Frauen immer gute Köchinnen sein? Fragen über Fragen! Trotz kleiner Schwächen hat mich der Belletristikroman aus Nicolas Barreaus Feder gut unterhalten, ich habe die Lektüre nicht bereut! Es schadet allerdings nicht, „Das Lächeln der Frauen“ zu kennen, obgleich der hier vorliegende Roman auch als stand alone funktioniert.
Fazit
Für „Die Zeit der Kirschen“ von Nicolas Barreau vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Sternen!

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Veröffentlicht am 31.08.2021

There's no place like Split

Träume und Kulissen
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"Man träumte auch von der Gerechtigkeit einer klassenlosen Gesellschaft, von der Brüderlichkeit zwischen Arbeitern und Bauern, von starken Staaten und noch stärkeren Staatsführern, von der Flucht nach ...

"Man träumte auch von der Gerechtigkeit einer klassenlosen Gesellschaft, von der Brüderlichkeit zwischen Arbeitern und Bauern, von starken Staaten und noch stärkeren Staatsführern, von der Flucht nach Amerika und von der Flucht wohin auch immer.”


Alida Bremer lebt und arbeitet als Übersetzerin und Autorin in Deutschland. Das große Thema der kroatischen Schriftstellerin ist ihre Heimatregion Dalmatien. Im Roman “Olivas Garten" erzählt Bremer in verfremdeter und fiktionalisierter Form ihre Familiengeschichte mütterlicherseits, die vor allem vom Partisanenkampf im Zweiten Weltkrieg geprägt war.
Auch in ihrem neuen Roman entführt Bremer den Leser oder die Leserin an die Adriaküste. 1936 gehört die kroatische Stadt Split offiziell noch zum Königreich Jugoslawien, welches 1941 nicht mehr existieren soll. Die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts sind eine Zeit des Umbruchs – diverse politische Gruppierungen kämpfen um die Vorherrschaft, Schlepper verdienen in der Adriametropole mit dem Elend der Menschen ihr Geld, da viele Juden verzweifelt versuchen, Europa zu verlassen.Italienischer Irredentismus trifft auf Faschismus und Kommunismus. Gewiefte Glücksritter sind unterwegs: Ein deutsches Filmteam hat das ehemalige Spalato für sich entdeckt, die Kunst ist jedoch pure Projektion. Und dann geschieht auch noch ein Mord...

“Träume und Kulissen” ist ein toller historischer Kriminalroman. Der Handlungszeitraum beträgt geschätzt zwar nur eine Woche, dies schadet dem Gehalt der Geschichte jedoch nicht!
Die Autorin profitiert ganz klar vom Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Sprachlich und stilistisch konnte mich die Geschichte absolut überzeugen, man kann als Leserin oder als Leser en passant sehr viel über Südosteuropa lernen, man muss sich jedoch auch konzentrieren, um alle Nuancen zu erfassen.Dalmatinische Einsprengsel wie “briškula" sorgen für Authentizität. Die Figuren sind gut ausgearbeitet. Das kosmopolitische (oder provinzielle?) Split ist dem Ermittler Mario Bulat keine große Hilfe. Die Leute reden viel und sagen wenig, der “Schnüffler" bleibt in der Stadt ein Außenseiter , dies wird mit glaubwürdigen erzählerischen Mitteln transportiert. So kommt es, dass alles eher zufällig aufgeklärt wird, das Krimielement rückt im plot in den Hintergrund, da voller Erzählfreude gezeigt wird, dass Split eine Stadt wie keine andere ist.


Fazit:
“Träume und Kulissen” ist ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman, vielleicht auch ein versteckter Kommentar zur Zeitgeschichte. Die Story rund um eine versunkene mediterrane Welt hat mich absolut gefesselt. Daher spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus, auch über eine Verfilmung würde ich mich freuen.

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