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Veröffentlicht am 08.04.2020

Toller Schmöker mit Schauerelementen

The Doll Factory
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„The Doll Factory“ ist ein Schmöker, der zeitlich in der Epoche des Viktorianismus angesiedelt ist. Ich liebe britische Schauerromane (dieser Roman hätte figurentechnisch auch aus der Feder von Charles ...

„The Doll Factory“ ist ein Schmöker, der zeitlich in der Epoche des Viktorianismus angesiedelt ist. Ich liebe britische Schauerromane (dieser Roman hätte figurentechnisch auch aus der Feder von Charles Dickens stammen können, man denke nur an den Straßenjungen Albie!).
Schon das wunderbar gestaltete Cover animiert zur Lektüre und es lässt auch gewisse Rückschlüsse auf die Handlung zu. Nomen est Omen – im London der 1850er Jahre geht Iris unter härtesten Bedingungen in einer Puppenmanufaktur (doll factory) dem Broterwerb nach. Sie hat eine Zwillingsschwester namens Rose. Das Schicksal hat es nicht gut gemeint mit Rose. Doch Iris hat trotz ihres harten Daseins noch Träume – sie wäre gerne Künstlerin, und als sie den Maler Louis Frost trifft, rückt die Realisierung ihres Traumes in greifbare Nähe. Außerdem verbindet sie mit Louis nicht nur die künstlerische Ader. Aber der Roman wäre keine (Neo)Gothic Novel, wenn nicht ein finsterer Geselle namens Silas sein Unwesen treiben würde …
Der Autorin gelingt es, ein stimmiges Portrait der Zeit zu zeichnen. So findet etwa auch die Weltausstellung Erwähnung. Reich und Arm sind gut beschrieben, der junge Albie etwa träumt von einem neuen Gebiß; die Unterschicht schwelgt gewiss nicht im Reichtum und die beginnende Industrialisierung lässt die Menschen schuften.
Die Erzählung ist nicht unspannend und stellenweise düster; es wird eine beinahe gruselige Atmosphäre evoziert. Auch Stil und Sprache gefielen mir gut, wechselnde Perspektiven führen durch’s Geschehen. Die Kapitel sind aber stellenweise recht kurz, und ich fand das Tempus etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Horrorelemente gefielen mir aber sehr, und das Ganze entwickelte sich zum historischen Thriller, der in einem eher offenen Ende mündete.

Fazit:

„THE DOLL FACTORY“ von Elizabeth MacNeal hat mich klasse unterhalten, da ich mit den gut ausgearbeiteten Figuren mitfiebern konnte und in eine längst vergangene Ära „abtauchen“ durfte.

Ich vergebe vier von insgesamt fünf möglichen Sternen für die Erzählung!

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  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.04.2020

Geheimnisse in Großbritannien

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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„[…] Unter ihren dunklen Augen lagen müde Ringe, die das leichte Puder, das sie verwendete, kaum verdeckte, ihre Wangen waren mit Sommersprossen übersät, ihr Kinn war eckig und ihr roter Lippenstift makellos ...


„[…] Unter ihren dunklen Augen lagen müde Ringe, die das leichte Puder, das sie verwendete, kaum verdeckte, ihre Wangen waren mit Sommersprossen übersät, ihr Kinn war eckig und ihr roter Lippenstift makellos aufgetragen. Sie gehörte zu jenen schönen Frauen, die jeder Makel noch schöner macht – eine kleine Narbe an ihrem Kinn, das linke Ohr bog sich um eine Winzigkeit weiter nach außen als das rechte –, und aus irgendeinem Grund überraschte es mich, ausgerechnet jemanden wie sie in dieser gesetzten Umgebung anzutreffen, aber da man ja nie wusste, wem man an welchem Tag zum ersten Mal begegnet, verstand ich nicht recht, weshalb sie mich derart aus dem Konzept brachte...“



Im Jahr 1939 muss die dreißigjährige Kuratorin Hetty Cartwright eine Sammlung des Londoner Natural History Museum retten. Der Zweite Weltkrieg wirft seinen Schatten voraus. Die Exponate werden in ein verfallenes Herrenhaus gebracht, nach Lockwood Manor. (Es muss nicht immer die „Kinderlandverschickung“ sein, wenn Geschichten aus den 1940er Jahren erzählt werden!). Dort führt ein Witwer ein eisernes Regiment. Mit Lord Lockwood ist nicht zu spaßen; besonders seine sensible Tochter Lucy leidet unter seiner Tyrannei. Auf Lockwood Manor ticken die Uhren anders als in der modernen britischen Metropole, wie Hetty verblüfft feststellen muss.

Als die ausgestopften Tiere scheinbar nachts umherwandern und sogar zerstört werden, steht fest – es gibt Geheimnisse, die es zu ergründen gilt…

Jane Healeys Debutroman steht in der Tradition des englischen Schauerromans, außerdem präsentiert Healey eine Geschichte mit feministischem Unterton. Hetty und Lucy könnten unterschiedlicher nicht sein – die eine ist eine resolute Person, die sich in einer Männerdomäne durchsetzen muss, die andere eine überaus ängstliche junge Frau; die Gegensätzlichkeit der Figuren fand ich spannend. Überhaupt muss man sagen, dass die Figuren für das Geschehen wichtiger sind als der plot, einen Roman, in welchem die Handlung dominiert, sollte man also nicht erwarten. Die Grundidee von „Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ gefiel mir sehr gut, der Anfang war spannend und das Ende einigermaßen überraschend. Obwohl es Längen und Wiederholungen in der Erzählung gab, habe ich die Lektüre nicht bereut, da ich in eine längst vergangene Zeit „abtauchen“ konnte.



Fazit:

Ich – Erzählerinnen führen durch das Geschehen, der bildhafte Stil der Autorin gefiel mir sehr gut. „Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ hat mich trotz kleiner Schwächen gut unterhalten!

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Wo das Glück zu Hause ist

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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„Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist“ ist der Auftaktband einer tollen neuen Reihe. Als die Bibliothekarin Nina Redmond ihren Job in Birmingham verliert, bläst sie nicht lange Trübsal. ...

„Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist“ ist der Auftaktband einer tollen neuen Reihe. Als die Bibliothekarin Nina Redmond ihren Job in Birmingham verliert, bläst sie nicht lange Trübsal. Selbst ist die Frau, denkt sie sich und so macht sie sich auf, um in Schottland Bücher an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Mit dem Bücherbus „gondelt“ sie durch die Highlands. Die schüchterne junge Frau stößt dabei auf manches Hindernis. Nach einigen Startschwierigkeiten findet Nina nicht nur beruflich ihr Glück...

Ich habe den Roman aus Jenny Colgans Feder sehr gerne gelesen! Colgans Stil liest sich einfach und flüssig, klare, kurze Sätze dominieren, mir war der Stil fast ein wenig zu schlicht! Die Protagonistin Nina wandelt sich von der schüchternen jungen Frau zu einer resoluten jungen Dame, die Wandlung wird plausibel beschrieben, sie kommt nicht aus dem Nichts heraus! Auch die Liebe spielt eine Rolle im ersten Band einer neuen Serie. Die Figuren haben Ecken und Kanten, sie sind gut charakterisiert und nicht zu flach; Ninas Mitbewohnerin Surinder mochte ich sehr gerne. Wenn man viele Romane des Genres gelesen hat, wird man manche Elemente vielleicht etwas vorhersehbar finden, und man sollte keinen Mann’schen Tiefgang erwarten. Das Ganze wirkt in Zeiten der Digitalisierung und Onleihe liebenswert altmodisch. In diesen unruhigen Zeiten war Jenny Colgans Sommer- Schmöker aber genau die richtige Lektüre für mich.

Fazit:
„Happy Ever – Wo das Glück zu Hause ist“ von Jenny Colgan ist der erste Band einer neuen Reihe, die sich wohl primär an Frauen richtet. Die Protagonistin muss sich beruflich neu orientieren & findet ganz nebenbei die große Liebe.

Kurzum: Tolle Chick -lit!

Ich vergebe vier von insgesamt fünf möglichen Sternen für den Roman.




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Veröffentlicht am 02.03.2020

Only life can be stranger than fiction

Milchmann
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„Milchmann“ ist in seinem Kern ein feministischer Roman. Es gibt namenlose Figuren wie die achtzehnjährige Protagonistin, nur der nicht minder ominöse „Milchmann“ ist näher charakterisiert, nicht auf gute ...

„Milchmann“ ist in seinem Kern ein feministischer Roman. Es gibt namenlose Figuren wie die achtzehnjährige Protagonistin, nur der nicht minder ominöse „Milchmann“ ist näher charakterisiert, nicht auf gute Weise. Er stalkt die Protagonistin, wird jedoch nicht an den Pranger gestellt. Vielmehr wird die Schuld der unschuldigen Hauptfigur zugeschoben -slut shaming lässt grüßen (Ich musste während der Lektüre an die Serie „Fleabag“ denken. In der Streaming – Serie wird die Protagonistin vom Mann ihrer Schwester bedrängt, niemand glaubt ihr)!
Überhaupt bleibt in dieser Erzählung von Anna Burns Vieles ungesagt, es lässt sich jedoch zwischen den Zeilen herauslesen. Die Gewalt und der Terror implizieren, dass der Ort der Handlung Belfast (in Nordirland) ist. In den späten 1970er Jahren waren die sogenannten „Troubles“ das beherrschende Thema der britischen Innenpolitik. Anna Burns beschreibt die bürgerkriegsähnlichen Zustände sehr anschaulich, daher ist das Buch bestimmt kein „Wohlfühlbuch“; dennoch ist es eine gewitzte Erzählung, ein schwarzhumoriger Kommentar, der auf sarkastische Art die bitterernste Bedrohung der damaligen Zeit aufzeigt, die an Skurrilität grenzende Bigotterie. Wie Eugène Ionesco entwirft Burns eine absurde Szenerie, aber wie sagt der Engländer so schön: „Only life can be stranger than fiction.“ Die kafkaeske Grundstimmung des Romans trifft auf wahre Begebenheiten, denn der Nordirlandkonflikt fand in seiner heißen Phase wirklich so statt, wie es die Autorin schildert – auch wenn sie mit Verfremdungseffekten arbeitet. Als Leser muss man jedoch über „Sitzfleisch“ verfügen, denn es gibt keinen wirklichen plot, fast könnte man meinen, der Roman sei sehr handlungsarm, aber es passiert dennoch Vieles, das auch in der heutigen Zeit noch für Probleme sorgt. Daher ist „Milchmann“ mehr als ein (zeit)historischer Roman; er spiegelt durchaus auch das heutige Machtgefälle der Geschlechter wider. „Milchmann“ ist völlig zurecht mit dem Man Booker Prize 2018 ausgezeichnet worden, denn es ist eine formal innovative Geschichte, die aber leider auch Längen aufweist. Daher vergebe ich für Milchmann von Anna Burns vier von insgesamt fünf möglichen Sternen, und ich spreche eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Klasse Jugendbuch

Herz Slam
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Cover:

Das Cover ist eher schlicht, aber richtig gut gemacht & es animiert auf jeden Fall zum Lesen. Der Titel "Herzslam" ist ein Graffiti tag in Herzform, und der Titel an sich lässt erahnen, dass auch ...

Cover:

Das Cover ist eher schlicht, aber richtig gut gemacht & es animiert auf jeden Fall zum Lesen. Der Titel "Herzslam" ist ein Graffiti tag in Herzform, und der Titel an sich lässt erahnen, dass auch poetry slams eine Rolle spielen. Ich persönlich würde den Roman allerdings erst ab vierzehn Jahren empfehlen.
In der Buchhandlung würde ich nach dem Buch greifen!


Beschreibung:


Hauptschüler sind dumm, prollig und schlecht angezogen - behauptet Leas beste Freundin Sophie. Lea findet Sophie manchmal ziemlich arrogant, dennoch hat auch sie so ihre Vorurteile. Als die beiden sich für einen Poetry-Slam-Workshop anmelden, wissen sie nicht, dass auch Jugendliche einer anderen Schule daran teilnehmen werden: einer Hauptschule. Eine Vollkatastrophe! Es hagelt Wortgefechte und Beleidigungen, doch nach und nach beginnen die Fronten zu bröckeln und Herzen heftig zu schlagen ...


Meine Meinung:


Ein richtig tolles Jugendbuch! Es liest sich spritzig und witzig; außerdem ist es am Puls der Zeit; Stil und Sprache sind an die Hauptzielgruppe angepaßt.

Sorgen und Nöte von Heranwachsenden, aber auch ihre Hoffnungen und Träume werden thematisiert. Die Figuren sind liebevoll und nicht zu flach gezeichnet.

Typische Teeniethemen wie Liebe, Freundschaft und Feindschaft werden literarisch verarbeitet, darüber hinaus ist "Herz - Slam" aber auch pädagogisch wertvoll, da der Autor leichtfüßig und ganz ohne erhobenen Zeigefinger Gesellschaftskritik übt. Müssen soziale Unterschiede schon im Kindesalter zementiert werden?

Und wieso urteilt man über etwas, das man eigentlich gar nicht richtig kennt? Aus Arroganz? Oder steckt gar die Erziehung oder schlichtweg die Angst vor dem Unbekannten, die nicht selten in Vorurteilen mündet, dahinter ? Gut gefiel mir auch die Einbindung des poetry slam - Phänomens, denn schon vor Julia Engelmanns "Eines Tages, Baby" wurde in den USA und dann in Deutschland geslammt, was das Zeug hält. Der Autor trägt mit diesem Buch dazu bei, die Szene in Deutschland noch ein bisschen bekannter zu machen, was ich klasse finde. Für Herzslam vergebe ich 4 - 4,5 von 5 möglichen Sternen. Ich habe während der Lektüre richtig mitgefiebert und manchmal geschmunzelt & mich richtig gut unterhalten gefühlt, wobei es, wie gesagt, ein Jugend - Roman mit einer wichtigen message bzw. Botschaft ist. Doch lest selbst!

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