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Veröffentlicht am 22.01.2018

Europäische Zeitgeschichte in Krimiform

Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
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„Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ oszilliert zwischen dem Banat und Ostdeutschland.

Kripo-Kommissar Ioan Cozma will eigentlich nur seine Ruhe haben und „unter dem Radar“ segeln, da es nur ...



„Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ oszilliert zwischen dem Banat und Ostdeutschland.

Kripo-Kommissar Ioan Cozma will eigentlich nur seine Ruhe haben und „unter dem Radar“ segeln, da es nur noch ein paar Jahre bis zu seiner Pensionierung sind. Im Kommunismus waren seine Methoden nicht immer human und er war kein erklärter Gegner des Systems. Im Jahr 2014 ist jedoch Schluss mit der Ruhe – er soll den Mord an einer jungen Deutschen untersuchen. Lisa Marthen, Tochter eines deutschen Großbauern, wird erstochen aufgefunden, und schnell fällt der Verdacht auf den jungen Feldarbeiter Adrian. Lisa hatte seine Liebe nicht erwidert. Die Ermittlungen führen Kommissar Cozma nach Mecklenburg in Deutschland…

Oliver Bottinis Roman ist mehr als ein schnöder Krimi. Der Autor hat unheimlich sorgfältig gearbeitet und akribisch recherchiert. „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ analysiert auch zeitgeschichtliche Verwicklungen und im Kern ist der Kriminalroman eine Globalisierungskritik.

Reiche Nationen wie etwa Deutschland profitieren nämlich am meisten vom Zusammenbruch des Kommunismus in (Süd)osteuropa. Nachdem Rumänien das Joch eines Diktators abgeschüttelt hatte, hielt eine Pseudodemokratie Einzug. Alte Kader wurden nicht selten lupenreine Demokraten, die Korruption hielt in großem Stil Einzug oder sie verschwand nicht einfach mit dem Zusammenbruch der Blöcke. Land konnte extrem billig erworben werden – von ausländischen Investoren. So begann der Ausverkauf eines Landes. Ähnliches geschah in vielen anderen Ländern Ostmitteleuropas, Südosteuropas und auch in Ostdeutschland. Hier zieht der Autor ganz klare Parallelen und er erklärt so (aber entschuldigt nicht), woher die Frustration vieler Menschen kommt. Die Rumänen, die stets stolz auf ihr lateinisches Spracherbe waren (trotz des Vorhandenseins von slawischem Lehngut im Rumänischen), können am europäischen Wohlstand nicht wirklich partizipieren. Dies ist eigenverschuldet, aber zu großen Teilen eben auch fremdverschuldet. Daher ist Bottinis Krimi ein Roman, der das enge nationalstaatliche Korsett abstreift. Bottini hat einen Thriller geschrieben, der ein wahrhaft europäischer Krimi ist. Dabei legt er das Augenmerk auf Prozesse und Personen. Seine Figuren sind wirklich „rund“ und nicht immer sind sie Sympathieträger. Glücklicherweise umschifft Bottini alle Klischeeklippen. Obwohl er mit dem Buch stark gesellschaftskritische Töne anschlägt, bietet er keine simplen Lösungen an. So ist das Ende der Geschichte folgerichtig ein ambivalentes, aber kein hoffnungsloses. Bottini wirft Fragen nach Schuld und Sühne auf. Der Leser muss etwas Sitzfleisch mitbringen, aber es lohnt sich. Der Roman ist spannend und lesenswert, eine facettenreiche Kritik an herrschenden Verhältnissen, aber kein Thriller, den man en passant lesen kann. Es gibt keine Spannung um der Spannung willen und es ist kein Ermittlungskrimi nach Schema F. Daher vergebe ich für das Buch die volle Punktzahl – fünf Sterne.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Steph und Lula in Aktion

Ziemlich beste Küsse (Plum 22)
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Ich liebe die Reihe rund um die schusselige Kopfgeldjägerin Stephanie Plum. Ich finde, dass man die Bücher auch nicht chronologisch lesen muss, weil Autorin Janet Evanovich alles gut erklärt. Die Protagonisten ...

Ich liebe die Reihe rund um die schusselige Kopfgeldjägerin Stephanie Plum. Ich finde, dass man die Bücher auch nicht chronologisch lesen muss, weil Autorin Janet Evanovich alles gut erklärt. Die Protagonisten und die Nebenfiguren sind einfach spitze. Mein Favorit ist das golden girl Grandma Mazur, dicht gefolgt von Stephanies Mutter.
Ein Tipp: Lest die Romane auf Englisch, sie sind dann noch lustiger.
Zum Inhalt: Nachdem Stephanie Plum ihren Job als Unterwäscheverkäuferin verlor, heuerte sie bei Cousin Vinnie als Kopfgeldjägerin an. Ihr sidekick ist Lula, eine afroamerikanische Exprostituierte, die bei Vinnie eigentlich die Ablage machen soll. Durch die zunehmende Digitalisierung wird dies überflüssig, also geht sie lieber mit Stephanie, die recht schusselig ist, auf Ganovenjagd.
Dabei wenden die beiden recht unkonventionelle Methoden an.
Stephanies Privatleben ist so chaotisch wie ihr Job. Sie kann sich nicht zwischen Langzeitfreund Joe Morelli und dem Leiter einer Sicherheitsfirma, dem heißen Latino Ranger entscheiden.
In diesem Band schlägt Polizist Morelli zu Stephanies Leidwesen eine Trennung auf Zeit vor. Stephanie kocht vor Wut, obwohl sie nicht ganz unschuldig daran ist. Eine Entscheidung in Sachen Männer ist eigentlich längst überfällig.
Die Jagd auf einen Kautionspreller führt Steph ins Universitätsmilieu. Student Ken Globovic soll den miesepetrigen Dekan verprügelt haben. Als Ken untertaucht, stößt Stephanie gegen eine Mauer des Schweigens – seine Kommilitonen verraten kein Sterbenswörtchen.
Eines Tages liegt der Dekan erschossen in seinem Vorgarten, was aber Keinen zu interessieren scheint. Stephanie schwant, dass es am College neben wilden Studentenparties und saufenden Verbindungsbrüdern auch große Geheimnisse gibt…
Ich habe mich mal wieder köstlich amüsiert, obwohl die Figurenzeichnung einigermaßen schematisch ist. Der Roman ist spannend und Stephanie gerät mal wieder in Gefahr. Der Wortwitz und die Slapstickeinlagen sind einfach unschlagbar. Nach größeren und kleineren Katastrophen muss Lula erst mal etwas essen ?. Stephanies strukturierte Pläne münden immer im völligen Fiasko, und etliche Autos gehen zu Bruch. Doch lest selbst! Ich kann den Roman nur empfehlen, die Reihe ist tolle, witzige chicklit mit einem Augenzwinkern!

Veröffentlicht am 09.01.2018

Kukolka 4 - ever

Kukolka
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Samira ist Roma und wächst in einem Waisenhaus in der Ukraine auf. Dort herrschen Drill und Lieblosigkeit. Etwas Wärme bringt einzig Marina in Samiras Leben.
Doch als Marina von einer reichen Familie ...

Samira ist Roma und wächst in einem Waisenhaus in der Ukraine auf. Dort herrschen Drill und Lieblosigkeit. Etwas Wärme bringt einzig Marina in Samiras Leben.
Doch als Marina von einer reichen Familie aus dem Westen adoptiert wird, verliert „Kukolka“, das Püppchen,
die wichtigste Bezugsperson in ihrem jungen Leben.

Für Samira ist klar: Sie muss nach Deutschland gehen und Marina finden.
Samira gerät an den zwielichtigen Rocky, sie muss stehlen, um zu überleben. Als sie älter wird, ist sie gezwungen, sich zu prostituieren…Doch auch im Westen ist nicht alles Gold, was glänzt.

„Kukolka“ von Lana Lux ist schwere Kost. Thematisch ist der Roman nichts Neues, postsowjetisches Elend wird zum Beispiel auch im Film „Lilja - 4- ever“ gezeigt, ebenso die rechtsfreie Zone in den 1990er Jahren. Auch der Menschenhandel ist integraler Bestandteil.
Daher ist „Kukolka“ auf keinen Fall eine Wohlfühllektüre. Stellenweise ist die Erzählung brutal und regelrecht abstoßend, schonungslos wird das Thema Zwangsprostitution ausgebreitet.
Als Leser wünscht man dem Romamädchen ein wenig Glück im Leben, dieser Wunsch geht jedoch nicht in Erfüllung. Die Ereignisse, die durch die Augen eines Kindes erfahren werden, können keinen kalt lassen.
Der Stil der Autorin ist guter Durchschnitt, und so ist „Kukolka“ ein Roman, der zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Böser Bube & Braves Mädchen

I Knew U Were Trouble
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„I knew you were trouble“ ist ein Jugendbuch, welches von Kami Garcia verfaßt wurde. Man könnte es auch dem Young Adult Genre zuordnen.

Der Kern der Geschichte ist eine Westsidestory – oder Romeo & Julia ...

„I knew you were trouble“ ist ein Jugendbuch, welches von Kami Garcia verfaßt wurde. Man könnte es auch dem Young Adult Genre zuordnen.

Der Kern der Geschichte ist eine Westsidestory – oder Romeo & Julia – Adaptation. Bad boy meets good girl. Nichts wirklich Neues, aber dieses Grundmuster wendet die Autorin gut an und sie bringt ihre eigene Note hinein. Der Stil liest sich einfach und flüssig, er paßt gut zum Geschehen.

Frankie Devereux ist ein wohlhabendes Mädchen aus den Heights, welches seit dem Mord an ihrem besten Freund schwer traumatisiert ist. Sie trifft auf den tätowierten Schwerenöter Marco Leone, als sie zu ihrem Vater zieht, der in einer unsicheren Gegend wohnt, da er als Undercover – Polizist arbeitet.

Natürlich ist Frankies Vater von der Verbindung überhaupt nicht begeistert, Marco ist kein Umgang für seine Tochter, denn er fährt zu allem Überfluss auch noch illegale Autorennen. Doch Frankie glaubt an Marco Leone …

Insgesamt ist „I knew you were trouble“ ein solider Roman, der gute Unterhaltung bietet. Autorennen und sympathische Nebenfiguren wie die Powerfrau Cruz lockern das Geschehen auf. Besonders gut gefiel mir der Anfang der Erzählung, auch der Mittelteil war nicht schlecht, vom Abschluss der Geschichte war ich jedoch trotz Vorhandenseins eines happy endings enttäuscht, da die Autorin sich nicht die Zeit nimmt, ihre Geschichte in Ruhe zu Ende zu erzählen. Das Ende wurde mir in der Gesamtschau einfach zu schnell abgehandelt. Auch hätte ich mir bei der Figurenzeichnung ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, aus dem Stoff hätte Kami Garcia noch mehr machen können. Trotzdem habe ich den Roman gern gelesen.

Fazit: „I knew you were trouble“ ist ein unterhaltsames Jugendbuch mit kleinen Schwächen.

Veröffentlicht am 19.12.2017

Chas Riley ermittelt wieder

Beton Rouge
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Die Reihe rund um die Staatsanwältin deutsch – amerikanischer Herkunft mag ich sehr. Chastity Riley stammt eigentlich aus Frankfurt, lebt und arbeitet jedoch in der Hansestadt Hamburg.
Zwei Fälle beschäftigen ...

Die Reihe rund um die Staatsanwältin deutsch – amerikanischer Herkunft mag ich sehr. Chastity Riley stammt eigentlich aus Frankfurt, lebt und arbeitet jedoch in der Hansestadt Hamburg.
Zwei Fälle beschäftigen die Powerfrau: Zum einen gibt es einen traurigen Todesfall mit Fahrerflucht, zum anderen werden misshandelte Männer in Käfigen aufgefunden, die die Leiter des Verlags Mohn & Wolff sind…
Der 7. Band der Reihe ist trotz kleiner Macken echt lesenswert. Ich liebe den Stil der Autorin Simone Buchholz sehr. Poetisch, eigen, etwas sperrig.
Die Krimi Reihe hebt sich durch diesen einzigartigen Stil von allen anderen deutschen Krimireihen ab.
Ich habe als erstes die „Blaue Nacht“ gelesen, dann mit Band eins weitergemacht und nach und nach alle Teile regelrecht verschlungen. In der Gesamtschau ist „Beton Rouge“ für mich etwas schwächer als die anderen Teile der Reihe. Irgendwie wirkt das Buch wie mit angezogener Handbremse geschrieben. Sehr reduziert, alles. Und der Schluss bleibt unbefriedigend offen.
Chas‘ Freundeskreis zerfällt: Rocco und Carla haben eine fette Ehekrise, Freund Klatsche kriegt mit einer anderen Frau ein Kind. Mentor Faller ist im Urlaub. Es gibt aber auch neue Figuren, etwa den Afrikaner Acolatse und den Ermittler Ivo Stepanovic. Hier war wohl der serbische Fußballtrainer Dragoslav Stepanovic Namenspate ?.
Calabretta hat eine Midlifecrisis.
Chas‘ Privatleben kommt nur am Rande vor, und die beiden Fälle haben mich auch nicht vom Hocker gerissen. Gut gefiel mir aber wie gesagt die Figurenzeichnung. Auch verzichtet Buchholz auf eine Moral in Robin-Hood-Manier, was ich gut finde.
Die im Krimi enthaltene Gesellschaftskritik kommt stimmig daher.

Fazit:
Sprachlich und stilistisch ein Hochgenuss, inhaltlich leider nicht ganz so stark. Dafür gibt es für den neuesten Band meiner deutschen Lieblingskrimireihe 4 Sterne und trotzdem eine Leseempfehlung.