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Veröffentlicht am 19.03.2017

Vampire in den Goldenen Zwanzigern

Moonshine - Stadt der Dunkelheit
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Johnsons Roman wirkt manchmal wie ein Exzerpt zum Seminarthema " Die Goldenen Zwanziger". Alles wird angeschnitten: Prohibition, die Frauenbewegung, die Bürgerbewegung, Jazz, Einwanderer, Armut.
Jedoch ...

Johnsons Roman wirkt manchmal wie ein Exzerpt zum Seminarthema " Die Goldenen Zwanziger". Alles wird angeschnitten: Prohibition, die Frauenbewegung, die Bürgerbewegung, Jazz, Einwanderer, Armut.
Jedoch wird ersichtlich, dass sich die Autorin wirklich Gedanken gemacht hat & versucht hat, ein Buch zu verfassen, welches nicht seicht und klischeebelanden ist. Die Idee, die "Roaring (!) Twenties" als Hintergrund zu wählen, ist wirklich kreativ. Auch die Figuren sind an sich erfrischend - da ist Zephyr, eine Provinzpomeranze, die in NY als Vampirrechtlerin arbeitet, obschon ihr "Daddy" (der Ausdruck nervte, konnte man ihn nicht übersetzen?) Vampirjäger ist. Die getöteten Vampire zerplatzen, dies fand ich unstimmig.
Es gibt auch Amir, einen Dschinn, und an sich wären alle Zutaten für einen originellen Roman da. Ausserdem gibt es den bösen Vampirboss Rinaldo ( AL Capone, hallo!). Aber der Roman las sich irgendwie sehr zäh. Johnson neigt zu Satzungetümen und "packt" sehr viele Infos in wenig Raum. Mit Zephyr wurde ich nicht warm. Trotzdem gebe ich Sterne für Johnsons Originalität.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Die Akte Vaterland

Die Akte Vaterland
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Kurzbeschreibung:

"Mysteriöse Mordserie führt Gereon Rath bis nach Masuren

Juli 1932, die Berliner Polizei steht vor einem Rätsel: Ein Mann liegt tot im Lastenaufzug von "Haus Vaterland", dem legendären ...

Kurzbeschreibung:

"Mysteriöse Mordserie führt Gereon Rath bis nach Masuren

Juli 1932, die Berliner Polizei steht vor einem Rätsel: Ein Mann liegt tot im Lastenaufzug von "Haus Vaterland", dem legendären Vergnügungstempel am Potsdamer Platz, und alles deutet darauf hin, dass er dort ertrunken ist.Kommissar Gereon Rath ist wenig erfreut über den neuen Fall, denn er hat schon genug Ärger. Seine Ermittlungen gegen einen mysteriösen Auftragsmörder, der die Stadt in Atem hält, treten seit Wochen auf der Stelle, seine große Liebe Charlotte "Charly" Ritter kehrt von einem Studienjahr in Paris zurück und fängt als Kommissaranwärterin am Alex an ausgerechnet in der Mordkommission, was die Dinge nicht einfacher macht.Der Tote vom Potsdamer Platz scheint Teil einer Mordserie zu sein, deren Spur weit nach Osten führt. Während Charly als Küchenhilfe ins Haus Vaterland eingeschleust wird, ermittelt Rath in einer masurischen Kleinstadt nahe der polnischen Grenze und gerät in eine fremde Welt. Er macht Bekanntschaft mit wortkargen Ostpreußen, schwarzgebranntem Schnaps und den Tücken der Natur. Die Widerstände gegen den Ermittler aus Berlin wachsen, als er ein lang gehütetes Geheimnis aufzudecken droht.Volker Kutscher entwirft erneut eine packende und komplexe Geschichte vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse. Während Straßenschlachten zwischen Nazis und Kommunisten immer mehr Todesopfer fordern, putscht Reichskanzler von Papen die demokratische Regierung Preußens aus dem Amt und mit ihr die Spitze der Berliner Polizei. "

Volker Kutschers "Die Akte Vaterland" konnte mich vollends überzeugen. Dieser Histokrimi ist perfekt recherchiert und hebt sich wohltuend von anderen historisierenden Romanen ab. Mit grosser Detailkenntnis und Faktenwissen erzählt der Autor eine Kriminalgeschichte vor dem Hintergrund der untergehenden Weimarer Republik ( Hitlers Machtergreifung fand bekanntlich 1933 statt). Diese "Wendezeit" illustriert der Autor perfekt, alles stimmig, bis hin zum vorangestellten Zitat am Anfang des Romans.
Die Parteienzersplitterung, die politischen Kämpfe, der Antikatholizismus ( Stichwort: "Ultramontane", Bismarck), die aufkommende "braune" Terrorherrschaft, aber auch der Nachklang der " goldenen Zwanziger " - all dies setzt Kutscher perfekt in Szene.

Wer also die Nase voll hat von schlecht recherchierten historisierenden Romanen - der nehme bitte Kutschers Roman zur Hand, da dieser die grosse Ausnahme in dem Pool von Mittelmässigkeit darstellt. Der Zigarette rauchende Ermittler ist ein echtes Original (so wie etwa Phillip Marlowe für den angloamerikanischen Bereich).
Genial finde ich ferner den Umstand, das Krimigenre zu wählen, da dieses die ohnehin spannende Umbruchzeit der Weimarer Republik noch zu potenzieren scheint.

Verdiente Höchstpunktzahl und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.03.2017

Unterhaltsame Chicklit

George Clooney, Tante Renate und ich
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Dieser Roman macht gute Laune:

Eva, Antonia und Bettina bilden eine WG. Evas Tante Renate zieht mit ein, weil es in ihrer Wohnung einen Rohrbruch gab. Auf Zeit gibt es also eine Mehr-Generationen- Wg. ...

Dieser Roman macht gute Laune:

Eva, Antonia und Bettina bilden eine WG. Evas Tante Renate zieht mit ein, weil es in ihrer Wohnung einen Rohrbruch gab. Auf Zeit gibt es also eine Mehr-Generationen- Wg. Besonders gut gefallen hat mir am Roman, dass die Autorin nicht die gängigen chicklitklischees bedient. Eva Schumann wohnt nicht allein mit ihrer Katze und weint sich nicht die Augen nach einem Mann aus. Auch hat sie keinen Schuhtick - aber mit den Männern ihre liebe Not. Freund Tobias wird abserviert, als er Eva zum wiederholten Male ausnutzen will und sie auch noch hintergeht. Im Treppenhaus sieht Eva dann ein Clooney- Lookalike und verliebt sich, während Tante Renate in den Weiten des Internets auf Männerfang geht...
Das Cover und der Titel des Romans sind unschlagbar gut und stimmig, machen Lust auf's Lesen und regen zum Kauf an. Besonders schön ist auch die Tatsache, dass eine Freundschaft im Zentrum steht. Antonia, Bettina und Eva liefern sich keinen Zickenkrieg, sind aber schon manchmal am Lästern, wenn es um Andere geht. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm locker.
Nicht so gut gefallen hat mir aber der Umstand, dass die Figuren etwas blass und wenig ausgearbeitet bleiben - Frauenliteratur muss nicht hochphilosophisch sein, aber ein wenig "rundere" Figuren hätte ich bevorzugt. Darüber hinaus wird fast jeder Konflikt im Roman sogleich aufgelöst, sodass fast keine Spannung aufkommen kann - dadurch bleibt das Buch recht spannungsarm.

Trotzdem ist es ein absoluter Feelgood - Roman mit Happy End.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Lizzies Entscheidung

Bauchentscheidung
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Elizabeth, 17, ist schwanger.

Auf einer öffentlichen Toilette wägt sie ihre Möglichkeiten ab. Was ist zu tun? Das Kind behalten oder nicht?
Lizzie gehört zur working class, höchstens zur lower middle ...

Elizabeth, 17, ist schwanger.

Auf einer öffentlichen Toilette wägt sie ihre Möglichkeiten ab. Was ist zu tun? Das Kind behalten oder nicht?
Lizzie gehört zur working class, höchstens zur lower middle class. Ihre Familienverhältnisse sind nicht die allerbesten - die Mutter bringt die Kinder alleine durch und führt mit dem Vater eine on/off - Beziehung. Lizzies Alltag in einem kleinen,englischen Küstenort ist eintönig und eher trist. Abwechslung bieten die Treffen mit ihrer besten Freundin Shona und mit ihrem Freund.
Doch der Freund stammt auch nicht gerade aus guten Verhältnissen. Sein "alter" Vater Francis zieht den Jungen alleine auf und denkt nicht gerade das Beste über das "Hippiemädchen" Lizzie. Lizzies Freund wiederum ist ein relativ unreifer Junge.
Das Pärchen scheint schon die Zusagen für verschiedene Universitäten zu haben. Die Uni ist Liz' Chance auf ein besseres Leben. Die Hauptpersonen gehören zur working class, einzig Freundin Shona ist reich, aber rebellisch. Shonas Mutter ist depressiv und wahrt den schönen Schein. Haarscharf schlittert die Autorin hier an Klischees vorbei - sind Teenagerschwangerschaften primär ein Problem der working class in GB ?

Und so steht der Teenie vor einer grossen Entscheidung....

Nach Beginn der Lektüre konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, und ich habe es in einem Rutsch ausgelesen. Es ist gut geschrieben und spannend. Episodenartig werden diverse Entscheidungen der Protagonistin durchgespielt, und obwohl es vordergründig keine weitläufige Handlung gibt, fesselt der Roman den Leser . Das Ende bleibt offen und trägt somit der Mündigkeit des Lesers Rechnung. Der Roman "Bauchentscheidung" ist ein tolles Buch, aber ich habe auch ein paar kleine Kritikpunkte anzubringen - Form und Inhalt passen irgendwie nicht richtig zusammen. Das pinkfarbene Cover und der saloppe Titel "Bauchentscheidung" suggerieren, dass es sich um seichte, vielleicht alberne chicklit handelt. Weit gefehlt - der Roman ist für ein Jugendbuch überraschend tiefgründig und nie klamaukhaft. Daher finde ich den englischen Titel - " But what next? " sehr viel gelungener & adäquater. Wer also ein humoristisches, lustiges Buch zum Schmunzeln sucht, der wird am Roman keine Freude haben.
Fazit: Ein lesenswertes Jugendbuch mit einem ernsten Hintergrund.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Paradiessucher

Paradiessucher
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Die 17-jährige Lenka lebt mit ihrer Mutter, die in einem Friseursalon arbeitet, in einer tschechischen Kleinstadt. In den achtziger Jahren erscheint der Sozialismus unendlich trist. Man soll sich unterordnen, ...

Die 17-jährige Lenka lebt mit ihrer Mutter, die in einem Friseursalon arbeitet, in einer tschechischen Kleinstadt. In den achtziger Jahren erscheint der Sozialismus unendlich trist. Man soll sich unterordnen, gehorchen, nicht aus der Reihe tanzen. Nicht mal richtiges Klopapier gibt es. Ein Konsumparadies ist das Land wahrlich nicht. Die Schule und die konventionellen Fächer langweilen Lenka, und so gibt sie sich keine Mühe. Sie möchte Schauspielerin werden. Nachdem sie zum wiederholten Male nicht an der Schauspielschule angenommen wird, argwöhnt sie : Könnte es sein, dass es nicht an ihrem mangelnden Talent liegt, sondern an fehlenden Beziehungen ? Die Familie ist schliesslich nicht auf Parteilinie. Der Alltag ist dröge, Abwechslung bieten da die Freundin Drobina und der Freund Pavel, der Lenka zwar liebt, aber auf ihre Bedürfnisse nicht unbedingt Rücksicht nimmt.

Früh heiraten, Kinder kriegen, das möchte Lenka nicht.
Eines Tages kommt ein Brief - und ein Urlaub in der BRD wird zum Sprungbrett ins Westparadies. Keine leichte Entscheidung! Doch das neue Leben im Westen ist hart, Lenka und ihre Mutter werden teils diskriminiert und müssen ganz von vorne anfangen. Selbst ein Schulbesuch will erkämpft sein. Und Lenka erkennt, dass Konsumgüter allein nicht glücklich machen.

Doch Lenka boxt sich durch...

Sprachlich und stilistisch sieht der Leser alles mit den Augen des Teenagers. Flapsig, frech, ungestüm und unmittelbar nimmt er teil an den Gedanken und Erfahrungen des Mädchens. Die Ich-Perspektive verstärkt dies stilistisch noch. Der Roman liest sich flott und flüssig, nur hätte ich mir manchmal ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, was aber mittels der gewählten Erzählperspektive evtuell schwierig zu realisieren ist.
Als Jugendbuch funktioniert der Roman aber vorzüglich und eröffnet dem Leser neue Perspektiven und Einblicke.
Was heisst es, "fremd" zu sein, und ist es nicht jedem Menschen selbst überlassen, seine Identität zu definieren ?
Der Roman ist empfehlenswert für alle, die ihren Lesehorizont erweitern möchten.