Profilbild von kayla

kayla

Lesejury Star
offline

kayla ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kayla über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2017

Toller Roman

Felsenmond
0

Jemen hautnah: Die großen Auf- und Umbrüche in der arabischen Welt erregen weltweit Aufmerksamkeit, doch der eigentliche Kampf findet im Verborgenen statt – in der Familie. Während Latifa gegen ihren Willen ...

Jemen hautnah: Die großen Auf- und Umbrüche in der arabischen Welt erregen weltweit Aufmerksamkeit, doch der eigentliche Kampf findet im Verborgenen statt – in der Familie. Während Latifa gegen ihren Willen verheiratet wird, geht die 15-jährige Hanna freiwillig die Ehe mit einem reichen Saudi ein. Aischa wehrt sich gegen die herrische Schwiegermutter, und Sausan muss ihr Studium abbrechen, als ihre Bekanntschaft mit einem Kommilitonen auffliegt. Malika dagegen schreibt kritische Zeitungsartikel, was sie bald in Schwierigkeiten bringt ... Die Geschichte fünf junger Frauen mit unterschiedlichen Schicksalen, doch vereint durch einen gemeinsamen Traum: Sie alle kämpfen um Selbstfindung und individuelle Freiheit ...

Meine Meinung:

Die Autorin Jasmin Adam studierte Islamwissenschaften und Anglistik. Mehrere Jahre verbrachte sie im Ausland - in Kanada und auf der Arabischen Halbinsel, und daher merkt man es dem Roman an, dass die sympathische Schriftstellerin weiß, wovon sie spricht: Es ist zwar eine fiktive Erzählung, aber man hat als Leser direkt das Gefühl, dabei zu sein, da alles so wahrhaftig und lebendig geschildert wird! Mit großer Empathie und Sensibilität entwirft Adam ihre Geschichte. Nie verfällt sie dabei in
Schwarzweißmalerei, die Klischeeklippe "Orientkitsch" umschifft sie tadellos. Die Figuren und das Geschehen können niemanden kalt lassen; während der Lektüre war ich stellenweise gerührt, aber auch tief betroffen. Da das Buch durchweg spannend ist, habe ich beim Lesen richtig mitgefiebert und ich war fast traurig, dass ich "Felsenmond" so schnell ausgelesen hatte. Ich durfte Einblick in ein mir unbekanntes Land erhalten, ich habe mein Wissen erweitern können und unzählige Denkanstöße erhalten. Auch sprachlich und stilistisch konnte mich "Felsenmond" überzeugen, daher möchte ich den Roman unbedingt zur Lektüre empfehlen (ab 14 Jahren, nicht ab 12, wie vom Verlag empfohlen), obwohl ich mich auch über ein Glossar und eine weiterführende Literatur -Empfehlung gefreut hätte, aber damit wäre das Buch womöglich überfrachtet gewesen.

Fazit:
Dieser lehrreiche und lesenswerte Roman sollte in keinem Bücherregal fehlen!

Veröffentlicht am 18.03.2017

Phantastischer Anfang, fader Rest

Lieben lassen
0

Alex ist eine junge Fotografin, die mit ihren sexuell expliziten Arbeiten das neue enfant terrible der internationalen Kunstszene ist. Die femme fatale steht indes ziemlich unter Druck: Für die Biennale ...

Alex ist eine junge Fotografin, die mit ihren sexuell expliziten Arbeiten das neue enfant terrible der internationalen Kunstszene ist. Die femme fatale steht indes ziemlich unter Druck: Für die Biennale soll sie aufregende Kunstwerke auf Knopfdruck liefern. Sie hofft, in Rom Inspiration zu finden. Auch ihr Vater war ein berühmter Fotokünstler, daher hat die Heldin immense Versagensängste, außerdem schwebt eine Krankheit wie ein Damoklesschwert über ihr, in manisch - depressiver Weise oszilliert sie zwischen Lebenslust und Todessehnsucht. Tom ist ein ausgebrannter Mann, der in der Werbebranche arbeitet. Seine Arbeit ödet ihn nur noch an und er trauert seiner einzigen Liebe hinterher. Sex, drugs, Models langweilen ihn . "Neunundreißigneunzig" von Beigbeder lässt sehr stark grüßen: Dies wird in der Werbung für den Roman allerdings angekündigt, sodass man nicht wirklich von einem Plagiat sprechen kann, nur neu ist das Ganze eben nicht.
Für einen Auftrag muss auch Tom, der einen leichten psychischen Knacks hat und unter Visionen leidet, in die Ewige Stadt. Dort verfällt er Alex Mondo, und er verliebt sich sogar in sie. Eine (einseitige) amour fou ?

Stilistisch haben wir es mit alternierenden Perspektiven zu tun, "sie" sagt, "er" sagt- dieses Stilmittel hängt mir mittlerweile leider zum Hals heraus, weil es so inflationär gebraucht wird.

Ich war aber überrascht über den anfänglichen geistreichen Tiefgang der Alex-Passagen, alles so bildhaft beschrieben und auch klug. Die Mutter-Beziehung, der Vaterkomplex, dass die Protagonistin einer alten Dame im Heim vorlas, rührte mich. Das Leben einer Kosmopolitin, ein toller Einblick für mich. Die Tom - Passagen haben mich sehr an Beigbeders "39,90" erinnert, und insgesamt fand ich , dass der Sex der Geschichte diente, also keine Geschichte um das Hauptthema Sex "herum" geschrieben wurde.
Skandalös fand ich die Sexszenen nicht. Sex ist auch nicht das Hauptcharakteristikum des Romans, alle, die eine Art Hausfrauenporno erwarten, werden sicher enttäuscht sein und ich bin froh, dass das Buch eigentlich mehr zu bieten hat. Nach einem fantastischen Beginn konnte das hohe Niveau aber leider nicht gehalten werden, die Passagen aus Toms Sicht nervten, und der Roman wurde zunehmend profaner und gewöhnlicher. Beide Protagonisten haben einen Vaterkomplex, Tom erinnert immer mehr an das Klischee eines Marketingmenschen , vor allem die Episode mit den Models, Alex' Geschichte erinnert auch sehr an die Lebensgeschichte von Terry Richardson, leicht verfremdet.

Terrys Vater Bob war selbst ein berühmter Fotograf, bei beiden ist das Sex-Element Teil ihrer "Kunst"- ich zitiere mal aufschlussreiche Passagen aus einem Artikel:

"[...] Often a session would wind up with sex, a famous 1960s fashion photographer named Bob Richardson later recalled of his shoots. A handsome man with a mane of hair, Richardson came out of nowhere and blew up the field. A lot of editors found him impossible to work with, but he introduced a dark, dreamy realism into a genre then characterized by cold perfection, and the photographers Bruce Weber, Peter Lindbergh, and Steven Meisel have all cited his influence. For Italian Vogue, he shot Anjelica Huston with a bathing lover styled as a Nazi. His most famous editorial work, a 16-page spread for French Vogue in 1967, featured the actress Donna Mitchell on a Greek island, crying. Accompanying him on that two-week shoot in the Aegean were his wife, a former Copacabana dancer named Norma Kessler who worked as his stylist, and their infant son, Terry.Two years later, Bob had left Norma and Terry for 17-year-old Huston, with whom he remained for three years before descending into schizophrenia and homelessness.[ ...] "
Quelle:
[...]

Die international wirkenden Elemente aus Alex' story könnten der Vita der Autorin entnommen sein, alles scheint mir eine weniger gelungene Mixtur zu sein.

Toms Verzweiflung wird leider nicht mit schriftstellerischen Mitteln transportiert und ich spürte sie beim Lesen nicht..
Das Stilmittel "Drei Dinge über" fand ich schrecklich konventionell und gewöhnlich!

Terry Richardson wird im Text sogar einmal genannt.

Vielleicht will "Lieben lassen" bewusst eine Hommage, ein Patchworkroman oder gar eine Persiflage sein; aber das Ganze flacht schnell ab, überrascht nicht, auch nicht das Küchenlatein, sodaß ich sagen muß, dass eigentlich nichts im Roman steht, das ich nicht schon woanders gelesen hätte. Außerdem wäre die Erzählung ohne Toms Erzählstimme besser geraten. Der Beginn war fantastisch, der Rest leider vorhersehbar und ausgelutscht.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Roadtrip mit Reptil

Albert muss nach Hause
0

Inhalt:

" Eine Reise ins Ungewisse. Ein Alligator zum Verlieben. Ein Buch, das glücklich macht. 'Ich oder der Alligator!' Keinen Tag länger will Homer Hickam der Ältere sein Badezimmer mit einem bissigen ...

Inhalt:

" Eine Reise ins Ungewisse. Ein Alligator zum Verlieben. Ein Buch, das glücklich macht. 'Ich oder der Alligator!' Keinen Tag länger will Homer Hickam der Ältere sein Badezimmer mit einem bissigen Reptil namens Albert teilen. Als der Bergwerksarbeiter seiner Frau ein Ultimatum stellt, muss Elsie lange überlegen. Schließlich ist ein Leben ohne Alligator doch sinnlos. Wie alles hier in Coalwood, West Virginia. Die ganze trostlose Stadt liegt unter einer schwarzen Staubschicht begraben. Und selbst vor ihrer Ehe hat die Große Depression keinen Halt gemacht. Trotzdem fällt Elsie die Entscheidung - unter einer Bedingung: Sie müssen Albert nach Hause bringen. Zurück nach Florida. In einem alten Buick. Mit Alligator auf dem Rücksitz … "

Meine Meinung:

Dieser Roman ist eine Entdeckung! Mit viel Humor und Charme erzählt der Autor eine skurrile Geschichte, die auf den ersten Blick absurd erscheint. Und doch steckt die Erzählung voller Wahrheit - es geht um nicht gelebte Träume, um das Auf und Ab in einer Liebesbeziehung, vom Annähern und Entfernen wird berichtet. Kurzum: Das Leben selbst spielt die Hauptrolle.
Die skurrilen Figuren und Begebenheiten habe ich geliebt! Aber auch sprachlich und stilistisch konnte Hickam mich überzeugen, und das Motiv des Roadtrip in der Literatur mag ich sowieso. Ich habe mit den Figuren geschmunzelt und gelitten; das Buch hat mich prima unterhalten, aber auch zum Nachdenken angeregt! So stelle ich mir einen lesenswerten Unterhaltungsroman vor.

Veröffentlicht am 18.03.2017

tolle Sommerlektüre

Minigolf Paradiso
0

1997. Es sind Sommerferien:

Der Teenager Malina hat es nicht leicht - als Aussiedlerkind ist sie eine Außenseiterin, die vor lauter Anpassungsdruck (Niemand soll merken, dass die Familie aus Polen stammt, ...

1997. Es sind Sommerferien:

Der Teenager Malina hat es nicht leicht - als Aussiedlerkind ist sie eine Außenseiterin, die vor lauter Anpassungsdruck (Niemand soll merken, dass die Familie aus Polen stammt, da dies soziale Ausgrenzung und sogar Gewaltandrohung bedeutet) ganz schüchtern geworden ist. Ausserdem hat sie die typischen Adoleszenzprobleme - ein schlaksiger Körper, mit den Eltern liegt sie im Generationenclinch.

Hinzu kommt jedoch ein handfestes Identitätsproblem - Einzelkind Malina weiss nichts über ihre Wurzeln. Wieso fahren die Eltern nie mehr nach Polen, weshalb ist der Kontakt zu Oma Rosa abgebrochen? Als Malina auf einer VHS - Kassette eine Gameshowaufnahme sieht, traut sie ihren Augen nicht: Der Kandidat ist doch der verstorbene Opa Alois! Oder ist er etwa gar nicht tot ?

Malina macht sich auf die Suche nach ihrem Hochstapler - Großvater und wächst dabei über sich hinaus - sie versöhnt die Familie und findet ihre Wurzeln. So kann sie endlich ihr Leben leben. Doch zuerst geht es von Deutschland nach Polen ...

Dieses Buch ist die ideale Sommerlektüre für alle, die skurrile roadtrips mit schrägen Figuren lieben! Auch sprachlich und stilistisch konnte mich der Roman überzeugen - neben absurden Situationen gibt es eine große Portion Tiefgang und schöne Sprachbilder.

Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen. Die story ist flüssig und witzig geschrieben, wobei ich den zweiten Teil des Romans lieber als den ersten Teil mochte. Es ist keine platte nineties - Klamotte, sondern ein feines Buch über das Erwachsenwerden und über die Erkenntnis der eigenen Stärke.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Puppenruhe

Puppenruhe
0

Cover:

Das Cover ist absolut gelungen, Ich würde in der Buchhandlung sofort nach dem Buch greifen, weil der erste optische Eindruck so gut ist. Ich mag die reduzierte Farbgebung! Und meine erste Assoziation ...

Cover:

Das Cover ist absolut gelungen, Ich würde in der Buchhandlung sofort nach dem Buch greifen, weil der erste optische Eindruck so gut ist. Ich mag die reduzierte Farbgebung! Und meine erste Assoziation war "Berlin". Kommt hin. Bei dem Roman handelt es sich bereits um den dritten Teil einer Reihe. Ich finde die
Umschlaggestaltung von
"Puppenruhe" besser als die der anderen Bände. Die Schrift wirkt weniger reißerisch
im Vergleich zu den Vorgängern.

Inhalt:

"Johnny Thiebeck wird als verdeckter Ermittler in die Drogenszene eingeschleust. Als eine Reihe von bizarren Morden verübt wird und es so aussieht, als würde das Ganze in einem Bandenkrieg zwischen verfeindeten Drogenbossen eskalieren, findet Thiebeck Hinweise darauf, dass die Drahtzieher möglicherweise an ganz anderer Stelle sitzen ..."

Meine Meinung:

Es handelt sich hier um Band 3 einer Reihe. Obwohl ich Band 1 und Band 2 nicht gelesen habe, kam ich beim Lesen prima zurecht, weil Ben Bauhaus' Stil klar und angenehm ist; man erhält alle für das Leseverständnis nötigen Informationen. Der Expolizist Johannes T. ist eine Figur mit Ecken und Kanten. Die üblichen Thriller-Klischees werden zum Glück nicht bedient, daher habe ich den Thriller gern gelesen. Es müssen nicht immer skandinavische oder amerikanische Krimis sein! Besonders gut gefiel mir der Handlungsstrang rund um das familiäre Konfliktpotential - Johnny und sein problembehafteter Adoptivbruder könnten unterschiedlicher nicht sein!
Der Autor konnte mich mit einem guten Aufbau und frischen Ideen überzeugen, die Spannung kam nicht zu kurz!

Für den Thriller "Puppenruhe" vergebe ich 4,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen.