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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2024

Spannend bis zum Schluss

Wer zuerst lügt
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In "Wer zuerst lügt" entführt uns die Autorin Ashley Elston in ein Netz aus Täuschungen, falscher Identitäten und gefährlichen Geheimnissen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, Evie Porter führt als ...

In "Wer zuerst lügt" entführt uns die Autorin Ashley Elston in ein Netz aus Täuschungen, falscher Identitäten und gefährlichen Geheimnissen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, Evie Porter führt als neue Lebensgefährtin von Ryan ein traumhaftes Leben. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine komplexe Wahrheit: Evie Porter heißt eigentlich Lucca Marino, eine Frau mit vielen Gesichtern, die im Auftrag ihres geheimnisvollen Chefs Mr. Smith brisante Informationen sammelt und Aufträge unter anderen Identitäten ausführt. Auch ihre Begegnung mit Ryan ist kein Zufall, sondern Teil einer sorgfältig orchestrierten Mission. Als Evie plötzlich einer Frau begegnet, die behauptet, die echte Lucca Marino zu sein – ihre wahre Identität beginnt der Boden unter Evies Füßen zu wanken. Der vermeintliche Unfalltod dieser Doppelgängerin lässt die Spannung ins Unermessliche steigen.

Durch Rückblenden wird man immer mehr in Evies Vergangenheit gezogen und kann sich Stück für Stück ein Bild ihrer Geschichte machen. Immer wieder tauchen neue Erkenntnisse auf und man versucht ständig das Rätsel um Mr. Smith zu lösen. Die Beziehung zwischen Evie und Ryan, obwohl scheinbar nebensächlich, trägt eine zusätzliche Ebene der Spannung bei. Es ist nicht nur die Liebesgeschichte, die fesselt, sondern wie ihre Verbindung in das komplexe Geflecht von Lügen und Wahrheiten verwoben ist. Ashley Elstons Schreibstil ist von Beginn an fesselnd und hält die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht. Mit einer meisterhaften Konstruktion der Handlung und tiefgründig entwickelten Charakteren führt sie alle Handlungsstränge zu einem unerwarteten und überzeugenden Finale zusammen.

"Wer zuerst lügt" ist ein beeindruckender psychologischer Thriller, der die Leser auf eine Achterbahnfahrt der Emotionen mitnimmt. Die Geschichte hat definitiv das Potenzial für eine packende Verfilmung! Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Reflexionen über das Leben auf dem Land

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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Ein kleines, aber intelligentes Buch über die Sehnsucht nach einem Leben auf dem Land, die Freiheit und dem Zusammenleben als Gesellschaft. "Das Befinden auf dem Lande" ist eine vielschichtige Reflexion ...

Ein kleines, aber intelligentes Buch über die Sehnsucht nach einem Leben auf dem Land, die Freiheit und dem Zusammenleben als Gesellschaft. "Das Befinden auf dem Lande" ist eine vielschichtige Reflexion über gesellschaftliche Dynamiken, persönliche Erfahrungen und die Sehnsucht nach Freiheit. Björn Vedder entführt uns in seine Welt, geprägt von Kindheitserinnerungen auf dem Land und dem Leben als Familienvater nach dem Umzug von München zum Ammersee, gespickt mit Episoden aus städtischen Gefilden. Dabei zeichnet er ein facettenreiches Bild von Gemeinschaft, sozialer Kontrolle und den Ambivalenzen des Landlebens. Das Werk ist weder ein Lobgesang auf das Land- noch auf das Stadtleben. Es ist eine differenzierte Analyse der provinziellen Mentalität und ihrer Auswirkungen auf individuelle Freiheit. Der Autor bedient sich einer breiten Palette an Quellen, von Psychologie über Philosophie bis hin zur Literatur, um seine Thesen zu untermauern.

Der Autor vergleicht das Verhalten der Menschen auf dem Land u. a. mit einer höfischen Inszenierung, einem Theaterschauspiel um Anerkennung der anderen zu erlangen. Durch die dauerhafte Nähe zu den immer gleichen Menschen wäre dieses Verhalten deutlich ausgeprägter als in der Stadt. Andersartigkeiten werden kritisch beurteilt, da reicht es schon, eine moderne Rollenverteilung zu leben. Außerdem vergleicht er die Unterscheidung in Freund und Feind auf dem Land mit der rechtskonservativen Auffassung von Politik.

"Das Befinden auf dem Lande" ist kein leichter Lesestoff, aber ein Buch, das zum Nachdenken anregt und Fragen über gesellschaftliche Entwicklungen aufwirft. Es ist eine Warnung vor den Abgründen der dörflichen Gemeinschaft, aber auch ein Aufruf zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt und Toleranz. In einer Zeit, in der das Leben auf dem Land wieder an Attraktivität gewinnt, liefert das Buch einen Beitrag, der weit über oberflächliche Betrachtungen hinausgeht und zum Dialog anregt.

Fazit: Eine kleine interessante Abhandlung über das Landleben und die menschliche Freiheit! Ich hoffe, die Nachbarn des Autors haben Humor und das Zusammenleben am Ammersee wird durch das Buch nicht noch schwieriger.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Liebe und Kunst – Die Geschichte eines Lebens!

Annas Lied
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In Annas Lied geht es um die jüdische Familiengeschichte und das Leben von Hannah Koppelmann (eigentlich Anna Koppel), beginnend in den Dreißigerjahren. Sie verbringt eine glückliche Kindheit und Jugend ...

In Annas Lied geht es um die jüdische Familiengeschichte und das Leben von Hannah Koppelmann (eigentlich Anna Koppel), beginnend in den Dreißigerjahren. Sie verbringt eine glückliche Kindheit und Jugend in Kopenhagen, immer mit viel Leidenschaft und Talent für Musik in einer lebhaften jüdischen Familie mit vier Brüdern und zahlreichen Onkeln und Tanten. Man bekommt viele Einblicke in das jüdische Leben und die Traditionen. Gerade als Mädchen ist sie stärker als ihre Brüder mit den strengen religiösen Anforderungen in einer jüdischen Familie konfrontiert. Ihr eigenes Glück und ihre Wünsche stellt sie immer hinten an. Nur ihre Liebe zur Musik begleitet sie ihr ganzes Leben hindurch. Ihre Brüder verfolgen ebenfalls eine musikalische Karriere und auch sie bekommt einen der begehrten Plätze am Konservatorium.

Nachdem die Nazis auch in Dänemark einmarschieren muss die Familie nach Schweden flüchten. Schließlich wird sie einem Mann in Paris als Ehefrau versprochen und wagt es nicht dagegen aufzubegehren, obwohl sie sich längst in einen anderen Mann verliebt hat. So lebt sie ihr Leben mit einem von Minderwertigkeitskomplexen geplagten und gewalttätigen Mann an ihrer Seite in einer lieblosen Ehe. Im Buch geht es um ihren Umgang mit der Situation, das Glück auch in kleinen Dingen, späte Reue und vor allem ihre Träume. Die Musik gibt ihr die Kraft, zahlreiche Schicksalsschläge zu überstehen. Ich konnte sehr mit ihr mitfühlen. Das Buch begleitet ihr komplettes Leben, bis sie fast 100 Jahre alt wird. Schade, dass sie ihr Leben nie so leben konnte, wie sie es sich gewünscht hat. Man fragt sich aus heutiger Sicht beim Lesen des Buches ständig, warum sie ihn nicht einfach verlässt. Erst als ihr Mann schließlich stirbt, blüht sie noch mal auf. Eine sehr beeindruckende Lebensgeschichte! Ich kann das Buch absolut empfehlen!

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Die Entdeckerin der Doppelhelixstruktur der DNA

Das verborgene Genie
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Rosalind Franklin, eine herausragende, jedoch lange Zeit unterbewertete Wissenschaftlerin, wird durch den Röntgeneffekt auf dem Cover zwar interessant präsentiert, es spricht mich aber nicht ganz an. Das ...

Rosalind Franklin, eine herausragende, jedoch lange Zeit unterbewertete Wissenschaftlerin, wird durch den Röntgeneffekt auf dem Cover zwar interessant präsentiert, es spricht mich aber nicht ganz an. Das ist mein erstes Buch der Autorin. Mir gefällt die Idee, die Geschichten vergessener Frauen zu erzählen, hervorragend. Sie hat auch über die Frauen von Einstein und Churchill geschrieben.

Das Buch erzählt spannend von Rosalind Franklins Leben, beginnend nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris, wo sie bedeutende Fortschritte auf dem Forschungsgebiet der Röntgen-Kristallografie erzielt. In Paris wird ihre exzellente Forschungsarbeit geschätzt, sie wird von ihren Kolleg:innen sehr gut aufgenommen. Die Atmosphäre am Forschungsinstitut und das damalige Leben in Paris werden lebendig dargestellt. Aufgrund eines Vorfalls mit ihrem Chef kehrt sie jedoch nach London zurück. Der Grund wirkt für eine rationale Wissenschaftlerin, wie sie etwas weit hergeholt. In London forscht sie an der Struktur der DNA und macht bedeutende Fortschritte. Rosalind war eine akribische und herausragende Wissenschaftlerin, die für ihre Arbeit gelebt hat! Leider erschweren ihr skrupellose männliche Kollegen das Leben. Der einzige Lichtblick ist ihr loyaler Forschungsassistent Ray.

Es war insgesamt fesselnd, den Wettkampf um die Entdeckung der DNA-Struktur zu verfolgen, besonders in einer Zeit, in der Frauen in der Wissenschaft vor großen Herausforderungen standen. Das Buch verdeutlicht, dass obwohl sich die Lage heute etwas verbessert hat, Gleichberechtigung noch nicht erreicht ist. Die Verwendung eines Spitznamens statt Dr. Franklin durch ihre verhassten Kollegen hat mich an die heutige Kommunikation in sozialen Medien über Politikerinnen erinnert. Trotz des bekannten Ausgangs fiebert man mit Rosalind mit und ärgert sich über ihre hinterlistigen Kollegen. Die Beschreibung der Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Röntgenstrahlung lässt nicht viel Raum für Überraschungen. Auch wenn man ihre Geschichte nicht kennt, ist spätestens ab dem dritten Teil klar, dass der jahrelange Umgang damit seinen Tribut zollt. Im dritten Teil des Buches findet sie zum Glück wieder angenehmere Kollegen. Die wissenschaftlichen Ausführungen sind angemessen und nicht zu ausführlich. Die Charaktere sind authentisch beschrieben, man kann sich gut in sie hinein versetzen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen – insgesamt eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Verstörender Einblick in eine streng religiöse Gemeinde

Der rechte Pfad
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Der Hauptprotagonist Benjamin kehrt in „Der rechte Pfad“ nach Jahrzehnten zurück zu seinem Vater in ein Dorf im Sauerland mit einer streng religiösen Gemeinde. Dort hatte er als Kind und Jugendlicher seine ...

Der Hauptprotagonist Benjamin kehrt in „Der rechte Pfad“ nach Jahrzehnten zurück zu seinem Vater in ein Dorf im Sauerland mit einer streng religiösen Gemeinde. Dort hatte er als Kind und Jugendlicher seine Ferien verbracht. Nach einem Ereignis auf einem Weihnachtsmarkt, bei dem eine Person stirbt und für das sich Benjamin die Schuld gibt, kommt er ins Dorf zurück, um das Erlebte zu verarbeiten. In seiner Jugend kam seine Jugendliebe Hanna bei einem tragischen Ereignis ums Leben, weshalb er den Ort seitdem gemieden hat. Nun muss er beide Schicksalsschläge aufarbeiten und sieht sich gleichzeitig mit den strengen Regeln und dem immer stärkeren Rechtsruck der Gemeinde konfrontiert.

Das Buch hat mich noch länger beschäftigt. Die Autorin beschreibt die Gewalt, den religiösen Fanatismus und die rechten Tendenzen so eindringlich, dass ich beim Lesen ständig das Gefühl hatte, als wäre die nächste Katastrophe nicht weit. Benjamin dagegen scheint manchmal nicht wirklich begreifen zu wollen, wie sich seine Kindheitsfreunde mittlerweile verändert haben. Er nimmt viele Geschehnisse einfach hin oder ignoriert sie, ohne richtig darauf zu reagieren.

Die Erzählung wechselt zwischen der Gegenwart und Benjamins Jugendzeit vor 25 Jahren. Die einzelnen Charaktere werden teilweise im Dialekt bzw. mit ihren sprachlichen Eigenheiten dargestellt, was einen einerseits noch mehr in die Geschichte zieht, andererseits die Lesbarkeit erschwert. Gerade die Haushälterin seines Vaters ist hier ein Extrembeispiel. Dennoch hat mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen, allein weil man das teilweise seltsame Verhalten der Dorfbewohner nachvollziehen möchte.

Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, etwas zwischen den Zeilen finden zu müssen, was ich aber nicht finden konnte. Einige Aspekte wie Benjamins familiäre Situation und das distanzierte Verhalten seines Vaters bleiben ungeklärt. Positiv fand ich die Thematisierung von Homosexualität, die in der Gemeinde natürlich absolut tabu ist. Insgesamt bietet das Buch einen erschreckenden Einblick in eine fundamentalistische Gemeinde und ist durchaus fesselnd!

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