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Veröffentlicht am 14.11.2022

Vom Leben und Sterben zwischen Hoffnung und Schicksal

CATAN - Der Roman (Band 1)
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Wenn ich an Catan denke, dann denke ich an lange, spaßige und diskussionsreiche Spieleabende – und damit bin ich sicherlich nicht die Einzige. Sehr viele, die das hier lesen, sind vermutlich mit dem Spiel ...

Wenn ich an Catan denke, dann denke ich an lange, spaßige und diskussionsreiche Spieleabende – und damit bin ich sicherlich nicht die Einzige. Sehr viele, die das hier lesen, sind vermutlich mit dem Spiel aufgewachsen oder haben es mit ihren Kindern gespielt. Ich würde sogar sagen, dass Catan eines meiner liebsten Brettspiele war, beziehungsweise noch immer ist. Als ich dann gesehen habe, dass es ein Buch dazu geben wird, war mir sofort klar, dass ich es lesen muss. Meine Neugier war einfach zu groß. Ich habe den Klappentext nicht wirklich angeschaut, bevor ich zu lesen begonnen habe. Doch wie es sich für meine Rezensionen gehört, werde ich natürlich mit einer kurzen Beschreibung des Inhalts beginnen.

Darum geht’s:
Björn lebt auf Catan. Er ist ein Nachfahre der mutigen Siedler, die vor einigen Jahren ihre Heimat im hohen Norden verlassen haben, um auf Catan ein neues Leben zu beginnen. Doch sind wir ehrlich: Es war nicht der Mut, der sie dorthin getrieben hat, sondern der Kampf um ihre Existenz.
Alles begann mit einer Liebe, die nicht sein durfte. Thorolf liebt Asla, Asla liebt Thorolf – aber sie ist einem anderen Fürsten versprochen. Asla sieht ihren einzigen Ausweg in einer Flucht von Zuhause. Dass ihr dabei ihre jüngere Schwester folgt, war allerdings kein Teil ihres Planes. Ebenso wenig, dass ihr Vater derart außer sich ist, dass er Thorolfs Kopf fordert und dessen Dorf verwüstet.
In einem Kampf auf Leben und Tod, zwischen Hoffnung und Schicksal sticht Thorolf zusammen mit seinen beiden Brüdern Digur und Yngvi, sowie Asla und einigen Dorfbewohnern in See.

Beim ersten Aufschlagen des Romans sind mir direkt die Landkarte auf der Innenseite des Buchdeckels aufgefallen. Hier finden sich - auf anschauliche Weise - neben der Verortung auch die ein oder anderen hilfreichen Details. Ein paar Seiten weitergeblättert sticht dann das Inhaltsverzeichnis ins Auge. Der Roman ist sehr durchdacht strukturiert. Das Buch ist in Teile eingeteilt, diese wiederum in relativ lange Kapitel. Die Kapitel sind in Absätze mit einer angenehmen Länge unterteilt – so wirkt die recht umfangreiche Geschichte doch sehr „handlich“.
Allerdings ist CATAN definitiv ist kein Buch, das sich einfach mal an einem Stück liest. Aber darum geht es bei diesem Buch auch nicht. CATAN ist ein Roman für neblige Sonntage und lange Winterabende. Es ist eine Geschichte, die einen innerhalb von nur einem Satz packt – egal ob man gleich hundert Seiten auf einmal oder immer wieder nur ein halbes Kapitel liest.
Der Schreibstil trägt hierzu sicherlich einen großen Teil bei. Er besitzt das richtige Maß an Spannung um Abenteuer-Feeling aufkommen zu lassen. Zugleich beschreibt er alles sehr detailreich – aber immer nur so viel wie notwendig. Dadurch erlebt man alles hautnah und doch wird es nie langatmig. Ebenso werden genau die richtigen Stellen mit einer Portion Humor gewürzt, was das Leseerlebnis noch vielfältiger gestaltet. Der Humor ist dabei so trocken, dass man gar nicht anderes kann als laut aufzulachen.

Das Buch wird zum größten Teil aus der dritten Person erzählt und beleuchtet dabei viele verschiedene Figuren. Tatsächlich gibt es sehr viele Hauptfiguren und noch mehr Nebenfiguren. Es dauert ein paar Seiten, bis man die vielen Namen zuordnen kann; aber irgendwann macht es dann klick und man denkt gar nicht mehr darüber nach, wie viele verschiedene Figuren es gibt. (Als kleiner Tipp: Am Ende der Danksagung gibt eine Figurenliste und einen Stammbaum)
Im Mittelpunkt stehen besonders die drei Halbbrüder Digur, Thorolf und Yngvi, sowie Asla. Sie leben in einer komplett anderen Zeit und auch die Sitten waren damals anderes - schließlich entstammen sie einer Wikinger-Familie. Dennoch fiel es mir erstaunlich leicht, mit den Figuren zu sympathisieren. Ich mochte ihr authentisches, nachvollziehbares Handeln sehr. Und auch ihre – sehr unterschiedlichen – Charakterzüge machen die Geschichte vielfältig.
Asla ist eine sehr junge Frau, doch das vergisst man schnell, wenn man bedenkt, womit sie zu kämpfen hat und was sie alles meistert. Sie arbeitet als Heilerin, was eine interessante Thematik darstellt. Ich mochte an ihr besonders ihre Klugheit und Selbstsicherheit.
Thorolf ist ein äußerst vielschichtiger Mann. Es sticht in nichts besonders heraus und ich mochte sein ausgeglichenes Gemüt sehr. Wie stark seine Liebe zu Asla ist, hat mich beeindruckt.
Digur ist der Inbegriff von „stille Wasser sind tief“. Er stellt einen spannenden Kontrast dar, denn obwohl er im Kampf ohne mit der Wimper zu zucken seine Gegner tötet, hat er ein unfassbar großes, weiches Herz.
Yngvi ist der Sonnenschein der Geschichte. Ob es in den Moment passt oder nicht – Yngvi hat immer einen Scherz parat. Doch taktlos ist er niemals – denn Yngvi weiß in den richtigen Situationen mit Ernsthaftigkeit zu überzeugen.

Insgesamt ist CATAN ein durch und durch facettenreicher Roman. Sämtlicher Aspekte des Lebens als Wikinger, Händler und Siedler wurden anschaulich und ausführlich belichtet. Alles ist gut recherchiert und nichts kommt zu kurz. Es geht um die Männer- und Frauenbilder jener Zeit. Die Stellung der Knechte und Mägde. Der ständige Kampf ums Überleben. Drohende Gefahren. Glückliche Fügungen. Handwerk und Kämpfe. Und ja, auch um die Liebe. Nur um ein paar Beispiel zu nennen…

Mein Fazit:
CATAN ist für mich auf jeden Fall ein Highlight, das ich bestimmt noch ein paar Male re-readen werde. Es überzeugt beim Lesen in praktisch jeder Kategorie. Zugleich findet der Autor immer ein Gleichgewicht – zwischen Spannung und Humor, Abenteuer und Gefühl, Detaillierung und Kurzweiligkeit. Das Buch mag zwar kein Schnäppchen sein, doch es ist die Investition wert oder auch ein sehr geeignetes Geschenk für die anstehenden Feiertage. Von mir gibt es zusammen mit vollen 5 Sternen eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Zugleich zu viel und zu wenig für einen Auftaktband

The Witches of Silent Creek 1: Unendliche Macht
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Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich an Herbst denke, dann denke ich automatisch an düstere Nebeltage, Kürbisgeister und ein wenig Gruseln. Und was passt da besser, als ein Buch mit Gruselelementen, ...

Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich an Herbst denke, dann denke ich automatisch an düstere Nebeltage, Kürbisgeister und ein wenig Gruseln. Und was passt da besser, als ein Buch mit Gruselelementen, Hexen und Geistern? Dazu ein paar Drachen und die schaurig-schöne Kulisse Schottlands et voilà – das perfekte Herbstbuch. Entsprechend vorfreudig begann ich THE WITCHES OF SILENT CREEK zu lesen. Und darum geht es:

Helenas Eltern sind beide tot. Es gibt nichts mehr, was sie in ihrer Heimat hält. Dafür umso mehr, was sie in die Ferne zieht – tausend Fragen, auf die sie endlich Antworten will. Wieso hat ihre Mutter vor all den Jahren Silent verlassen? Wieso ist sie nie mehr dorthin zurückgekehrt? Helena beschließt ihr Studium genau dort zu beginnen, wo sie selbst noch nie war – bei ihrem Großvater in Silent Creek. Doch schon bei ihrer Ankunft muss sie feststellen, wie seltsam der Ort ist. Schön zwar, aber auch beunruhig. Und es gehen seltsame Dinge vor sich. Geradezu übernatürliches. Und ob sie will oder nicht – bald schon ist sie mittendrin…
Ich habe das Buch zu lesen begonnen und war eigentlich direkt fasziniert. Erst ein vielversprechender Prolog, dann das beeindruckende Setting und auch Helena war mir direkt sympathisch. Ich habe weiter und weiter gelesen. Die Seiten vergingen, dann die Kapitel. Aber irgendetwas passte für mich nicht. Es dauerte ein wenig, bis mir auffiel, dass ich selbst nach über 100 Seiten noch nicht wirklich in der Geschichte angekommen war. Das war es, was mich verwirrt hat. Das, und noch so viel mehr.

Bald schon offenbart sich die erste Besonderheit – das Buch wird nicht aus einer einzigen Perspektive erzählt. Auch nicht aus zwei oder drei. Es sind ganze vier Stück: Tyrael, der Helena vom ersten Moment an loshaben will, dazu sein Kumpel Emille und nicht zuletzt die unscheinbare Didre.
Das mag etwas kompliziert wirken und für mich war es auch genau das. Ich freue mich normalerweise über Perspektiv- oder Zeitsprünge in Büchern. Das bringt Spannung ins Buch – unter der Voraussetzung, dass der Leser nachvollziehen kann, weshalb wann welche Perspektive eingesetzt wird. Doch genau das ist mir bei THE WITCHES OF SILENT CREEK nicht gelungen. Bis zum Schluss habe ich vergeblich nach einem roten Faden gesucht, der alle Perspektiven irgendwie miteinander vereint. Am Ende blieb nur eine Vermutung und die Vertröstung auf Band zwei.
In anderen Bereichen, praktisch bei allen angesprochenen Themen gelang es mir ebenfalls zu keinem Zeitpunkt durchzublicken. Mit jedem Kapitel kamen weitere Problematiken und einige weitere Figuren hinzu – alles lose Enden. Einen Zusammenhang dazwischen habe ich nicht gefunden. Was ich dagegen gefunden habe, waren einige Plotholes. Anders kann ich die Logik im Buch, die sich mir leider entzog, nicht nennen. Und ich bezweifle, dass sämtliche Schwachstellen aus Band eins wiederaufgegriffen werden können – es sind einfach zu viele, dass sie ohne weitere Handlung schon einen extra Band ergeben.
Leider haben es mir die Figuren ebenfalls nicht leicht gemacht. Helena handelte zumeist reflektiert, aber in den entscheidenden Momenten war sie unrealistisch leichtgläubig. Zugleich war sie die einzige Figur, der man wirklich trauen konnte. Alle anderen bin ich beim Lesen mit zunehmendem Misstrauen begegnet, denn Anzeichen dafür, wer gut und wer böse ist, gab es einfach nicht. Und diese Unsicherheit hielt mich auf Distanz zu den Figuren und zwangsläufig auf Distanz zur gesamten Story.

Mir ist bewusst, dass das sehr viele Kritikpunkte sind, aber um ehrlich zu sein, hat mich die Geschichte schlichtweg enttäuscht. Sie ist so undurchsichtig und unverständlich, dass mir nicht wirklich etwas davon hängen geblieben ist. Es schien mir, als wäre die Schreibregel „Show, don’t tell“ ein wenig zu wörtlich genommen worden. Denn Erklärungen waren rar und wenn sie dann doch kamen zu kompliziert und geballt. Weitergelesen habe ich nicht aufgrund von Spannung, sondern in der Hoffnung, dass es sich bessert und ich wenigstens einen Hauch von Ahnung erhalte, was der Kern der Geschichte ist.
Was ich an dieser Stelle positiv hervorheben kann, ist der Schreibstil. Das Buch liest sich unerwartet flüssig und zügig und ich hatte kein Problem weiterzulesen - selbst als ich mit der Handlung völlig uneins war. Allerdings komme ich auch bei diesem Aspekt nicht ohne ein ABER aus. Denn ein Teil des Schreibstils sind die Beschreibungen, und die haben mich vollkommen abgeschreckt. Dieser Punkt ist eng verbunden mit der Handlung, schließlich ist es nun einmal so, dass das Buch sehr ekelerregende Passagen besitzt. Wenn man schon im ersten Drittel angewidert war, so ist das nichts im Vergleich dazu, was einen zum Schluss hin erwartete.

Mein Fazit:
Wer die Rezension bis hierher gelesen hat, wird schon wissen was nun folgt. Von mir gibt es keine Leseempfehlung für THE WITCHES OF SILENT CREEK – UNENDLICHE MACHT. Es ist nicht meine Absicht, die Geschichte komplett niederzumachen oder ähnliches. Es ist nur so, dass mir das Buch nicht einfach „nicht gefallen hat“. Mein Problem bestand darin, dass ich gar nicht genug verstanden habe, um direkt beurteilen zu können, wie gut es mir denn nun gefallen hat. Ich glaube bei diesem Buch wäre weniger einfach mehr gewesen. Von mir gibt es nur 2 von 5 Sternen – diese sind für Lesefluss und Cover. Obwohl das Buch mit einem Cliffhanger endet, werde ich Band zwei wohl nicht lesen. Die Wendung am Ende war vorhersehbar und ich bezweifle, dass der Abschlussband mehr Spannung und ausreichend Erklärungen enthält.

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  • Cover
  • Fantasy
Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine Liebe zwischen Dunkelheit und Licht

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der SPIEGEL-Bestseller-Erfolg von Alexandra Flint)
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Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten ...

Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten einfängt? Ich persönlich habe eine solche Geschichte bisher noch nicht gefunden – weshalb ich mich besonders auf MEET ME IN MAPLE CREEK gefreut habe. Das wunderschöne Cover verspricht Herbststimmung pur – idyllische Atmosphäre. Der Klappentext dagegen erzählt von einer spannungsvollen Lovestory mit Nervenkitzel. Und zugleich ist da Buch noch ganz viel mehr:

Mira lebt schon immer in Maple Creek, der wohl gemütlichsten Kleinstadt der Welt. Sie hat alles, was sie braucht – einen Dad, mit dem sie sich super versteht. Ihren Hund Flex, mit dem sie gerne lange Spaziergänge und Wanderungen durch die Natur unternimmt. Und ihre besten Freunde Tami und Eli, die zu ihr halten, egal was passiert. Mira ist glücklich – obwohl da eine kleine Stimme in ihr sagt, dass mehr auf sie wartet.
Dass dieses „mehr“ aber ausgerechnet ein Zwillingsbruder sein soll, der in New York und völlig gegensätzlich zu ihr selbst aufgewachsen ist, damit hätte sie nicht gerechnet. Und erst recht nicht damit, dass Lilac nicht allein in Maple Creek auftaucht, sondern einen Freund – Joshka – mitbringt, der Lilacs düsteren Blick um Welten übertrifft.
Die Situation ist völlig verworren und fremd – aber noch lange nicht kompliziert genug. Die Dunkelheit, welche die beiden New Yorker mit in Miras Heimatstadt gebracht haben, klopft schon bald sehr dringlich an…

Das Buch ist extrem vielschichtig. Das sieht man allein schon an meiner nicht gerade knappen Beschreibung des Inhalts, die noch lange nicht vollständig ist. Was ich etwa noch gar nicht erwähnt habe, ist die Lovestory, die sich mit der Zeit zwischen Mira und Joshka anbahnt. Ich sage bewusst mit der Zeit, denn MEET ME IN MAPLE CREEK ist Slow-Burn pur. Mira ist lange hin und hergerissen zwischen der Furcht vor Joshkas durchdringendem Blick und dem behüteten Gefühl in seiner Nähe. Außerdem ist da noch die Tatsache, dass Joshka nicht für immer in Maple bleiben wird – er gehört durch und durch nach New York.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Mira und Josh erzählt. Plus, es gibt das ein oder andere Kapitel aus Lilacs Sicht. Welcher Sinn dahinter steckt, werdet ihr wohl selbst herausfinden müssen. Nur so viel: Alle drei Geschichten haben ihre eigenen Töne und zusammen ergeben sie eine ganz besondere Melodie.
Joshkas Geschichte verspricht hierbei besonderen Nervenkitzel und ist der perfekte Gegenpart zur Idylle und den leisen Gefühlen.

Thematisch hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite – sowie darüber hinaus – gefesselt. Es geht um viel verschiedenes und vieles bleibt lange als Rätsel verpackt. Es gab zwar nicht allzu viele Plottwists, aber besonders der Schluss hatte es in sich. Meine Empfehlung daher: Wenn ihr die Geschichte lesen möchtet, dann holt euch Band zwei gleich dazu ;)
Generell würde ich sagen, die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Der Schreibstil war sehr angenehm, die Handlung interessant. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Tempo etwas zurückgeschraubt wird. Oder dass die Handlung das Setting nicht übertrumpft.
Joshka hatte ich trotz seiner dunklen Seite schnell sehr gern. Zwar war in seiner Geschichte nicht jede Wendung ganz Stimmung, aber ich bin schon jetzt gespannt, wie sie in Band zwei weitergeht. Mira hat es mir nicht immer leicht gemacht. Sie unterschätzt die Situation und überschätz sich selbst gerne mal – das hat mich ein wenig gestört.

Mein Fazit:
MEET ME IN MAPLE CREEK bereitet sehr aufregende Lesestunden. Es geht um sehr viel mehr als um eine Liebesgeschichte – und doch ist das Buch eines der Sorte, die einem das Herz brechen kann. Nicht alle Passagen waren gleich stark, lesenswert ist das Buch jedoch allemal. Daher vergebe ich 4 von 5 Sterne und klemme mich nun direkt hinter Band zwei ;)

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Sonnenstrahlen und Mondschatten

Durch die kälteste Nacht
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„In Havenbarrow lebten Männer, die für Liebesromane wie geschaffen waren.“
Als Kennedy in der Kleinstadt Havenbarrow ankommt, hat sie sehr, sehr viel verloren. Wo früher Glück, Liebe und Zusammenhalt waren, ...

„In Havenbarrow lebten Männer, die für Liebesromane wie geschaffen waren.“
Als Kennedy in der Kleinstadt Havenbarrow ankommt, hat sie sehr, sehr viel verloren. Wo früher Glück, Liebe und Zusammenhalt waren, sind heute nichts als Trauer, Schmerz und Scherben. Als ihr Ehemann sie dann auch noch auf die Straße setzt, könnte die Welt endgültig zusammenbrechen – aber das tut sie nicht. Kennedy hat so viel verloren, dass ihr gar nichts anderes als ein Neuanfang übrigbleibt. Doch der gestaltet sich nicht unbedingt einfach. Die klatschsüchtigen Bewohner der Kleinstadt sind dabei wohl das kleinste Übel. Denn da wäre noch der so attraktive wie mürrische Mann, in dessen wütenden Augen Kennedy mehr erkennt als sie zunächst zu fassen bekommt. Ist es derselbe Schmerz, den sie selbst im Spiegel erblickt? Kämpft der (gar nicht so) Fremde mit ähnlich hartnäckigen Dämonen wie Kennedy selbst – Dämonen, die Ort und Zeit überdauern?

DURCH DIE KÄLTESTE NACHT ist der erste Band der Kompass-Reihe, aber nicht das erste Buch von BCC, welches ich gelesen habe. Ich habe ihren Schreibstil schon zuvor kennen und lieben gelernt. Es beeindruckt mich immer wieder, wie emotional die Autorin schreiben kann. Dieses Mal war es besonders faszinierend zu sehen, wie humorvoll sie taktvoll von eher beklemmenden Gefühlen und Geschehnisse erzählt. Das Buch – und ich denke, das kann man bereits an dem eher düsteren Cover erkennen – hat eine enorm ergreifende Thematik. Kennedy hat etwas erlebt, das keine Mutter je erleben möchte. Und doch muss das Leben weitergehen. Es wird von nun an immer aus Auf und Abs bestehen, aber es wird deshalb nicht zum Stillstand kommen. Ich fand, dass BCC dieses Gefühl der Höhen und Tiefen toll vermittelt hat – mit viel Verständnis, Sensibilität und Authentizität.
Das Buch steckt voller toller Botschaften – und jede einzelne davon hat mich sehr bewegt. DURCH DIE KÄLTESTE NACHT ist eine Geschichte die mir dafür in Erinnerung bleiben wird, dass es nicht darum geht, was andere von einem denken. Jeder ist stark und selbstbewusst auf seine Art – und das ist genau richtig so. Es geht auch darum, die Schönheit im Dunklen zu erkennen und sich daran festzuhalten. Deshalb ist die Geschichte eine solche, die Kraft schenkt.
Ich habe das Leseerlebnis sehr genossen. Der Roman liest sich flüssig und zügig. Die Geschichte ist abwechselnd aus Kennedys und Jax‘ Sicht geschildert. Außerdem gibt es einige Rückblicke. Den Aufbau der Geschichte fand ich daher sehr spannend, aber die Sache mit den Zeitsprüngen ist natürlich Geschmackssache. Mit persönlich haben sie super gefallen, weil man die Protagonisten so noch viel intensiver und allumfassender kennengelernt hat. Vor allem aber habe ich die beiden allumfassend lieben gelernt. Sowohl Kennedy als auch Jax mochte ich super gerne – so schrullig sie sein mögen. Ich mochte beides – ihr Leuchten und ihr Flackern. Jax hat definitiv Bookboyfriend-Potential und Kennedys Kampfgeist ist nachhaltig beeindruckend.
Trotz all dem Lob, habe ich das ein oder andere beim Lesen bemerkt, was mir zu viel oder zu wenig war. Es sind eher so kleine Dinge wie ich liebe den Schreibstil, aber dieses Wort oder jene Stelle passte einfach nicht. Oder die paar Themen, die an einem Punkt abgeschlossen wurden, der für mich einfach kein Abschluss war.

Mein Fazit:
Alles in allem hat mir DURCH DIE KÄLTESTE NACH sehr gefallen. Das Buch überzeugt nicht durch Spannung, sondern durch Gefühle jeglicher Art. Es gab schwächere und stärkere Stellen. Obwohl das Buch nicht an allen Ecken und Enden ganz rund auf mich wirkte, mochte ich den Schluss, beziehungsweise den Epilog super gerne. Der Roman ist – für mich persönlich – nicht das beste Werk der Autorin, jedoch trotzdem unfassbar lesenswert. Ich freue mich deshalb auch auf die anderen Bände der Reihe und vergebe für DURCH DIE KÄLTESTE NACHT gute 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine Geschichte abseits von richtig und falsch

We Are Like the Sea
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Verloren zu sein ist kein schönes Gefühl. Es ist einsam, schmerzhaft. Das habe ich in meinem Leben gelernt. Aber mich in ihm zu verlieren macht mich auf seltsame Art und Weise wieder ganz.

Hätte Lavender ...

Verloren zu sein ist kein schönes Gefühl. Es ist einsam, schmerzhaft. Das habe ich in meinem Leben gelernt. Aber mich in ihm zu verlieren macht mich auf seltsame Art und Weise wieder ganz.

Hätte Lavender eine andere Wahl, wäre sie wohl nie mehr nach Sointula zurückgekehrt. Zurück auf die Insel, die bildlich für all die Ängste und Schuld steht, die Lavender seit Jahren mit sich herumträgt. Aber Lavender hat keine andere Wahl und so muss sie sich an den Ort wagen, wo ihr nichts als Verachtung entgegengebracht werden wird. Verdiente Verachtung.
Umso verwunderter ist Lavender, als es anders kommt. Sie findet schneller Anschluss als gedacht. Nur nicht bei diesem einen Mann, der ihr von der ersten Sekunde an nicht mehr aus dem Kopf ist. Der Mann, der sie als einziger für die Person, die sie ist, verurteilt. Und so sehr Lavender ihn versteht, würde sie alles dafür tun, das Jonne ihr vergibt…

WE ARE LIKE THE SEA ist nicht nur ein poetisch tiefgründiger Titel für eine Liebesgeschichte, er ist auch der Titel für eine poetisch tiefgründige Liebesgeschichte. Das Meer ist tief, wo wir es nicht vermuten und flach an Stellen, die wir gefährlicher einschätzen. Das tiefe Blau des Meeres ist nie gleich, kann sich schneller und öfter ändern als man denkt. Ebenso variabel ist seine Strömung, die Erscheinungsform. Mal sind es unentdeckter Strudel, die einen in die Tiefe reißen. Dann sind es meterhohe Wellen, die viel zu viel unter sich vergraben. Aber es gibt eben auch die Zeiten, in denen man friedlich am Strand sitzt oder sich ruhig auf der Wasseroberfläche treiben lässt. Und egal, was passiert: Das Meer ist immer da. Es mag bei Ebbe mal verschwunden sein, aber dafür ist es absolut sicher, dass es zurückkehren wird. Immer und wieder.
Auf eine metaphorische Weise beschreibt das alles Jonne und Lavenders Geschichte – ihre Liebesgeschichte.

Die Handlung legt einen mitreißenden Start hin und man ist direkt im Geschehen drin. Schon nach wenigen Seiten bietet das Buch kribblig-warme Gänsehautmomente. Es ist humorvoll und süß - nur um dann eine 180-Grad-Drehung hinzulegen.
WE ARE LIKE THE SEA ist ein sehr tiefgründiges Buch, das eine große Palette an Gefühlen bietet – der Großteil von ihnen hat jedoch etwas Schweres, Trauriges. Die im Buch behandelten Themen gehören zum Leben dazu und sind entsprechend authentisch und berührend. Trauer ist unberechenbar. Schuld ist erdrückend. Zweifel stechend. Vergebung manchmal unmöglich. Es ist alles so schwierig – wie soll zwischen dem also etwas so Schönes, Buntes wie Hoffnung und Liebe entstehen?

Lav und Jonne müssen sich genau dieser Frage stellen. Lavender, die nach Mut und Stärke sucht und dabei nicht einmal weiß, ob ihr das erlaubt sein sollte. Jonne, der immer und für jeden hilfsbereit ist, nur er selbst findet einfach nicht die Hilfe, die er braucht.
Ich habe beide Protagonisten sehr schnell und sehr intensiv ins Herz geschlossen. Lavender, weil sie gezeigt hat, dass Unsicherheit kein Hindernis ist. Jonne, weil er der „herzensbeste“ Mensch ist, den man sich vorstellen kann.
Besonders die Chemie zwischen den beiden habe ich genossen. Obwohl – oder womöglich weil - diese lange nur aus vorsichtigem Ausweichen und Streitigkeiten besteht. Lavender und Jonne schleppen einiges mit sich herum und brauchen daher Zeit. Die Autorin hat ihnen genau diese gegeben.
Der Roman ist daher nicht der Wahnsinns-Pageturner, aber das ist okay. Die Handlung gleicht den Wellen - mal flacher, mal mitreißender. Manchmal wirbelt sie einen herum oder jagt einem eine Mischung aus Angst und Sorge ein und somit Tränen in die Augen. Am Ende wurde mir klar, dass Jonne und Lavenders Geschichte nicht hätte besser erzählt werden können.

Mein Fazit:
WE ARE LIKE THE SEA ist ein überaus gelungener Liebesroman mit einer Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Indem er es den Leser praktisch miterleben lässt, beweist der Roman, dass es bei manchen Entscheidungen nicht darum geht, ob sie richtig oder falsch waren. Es geht nicht um Gefühle, sondern ums Fühlen. Ob dies nun an Marie Nieblers Schreibstil oder der Art, wie sie die Figuren gestaltet hat lag, kann ich nicht genau sagen. Das Ergebnis ist jedenfalls lesenswert! Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Portion Vorfreude auf die beiden Folgebände aus Sointula.

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