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Veröffentlicht am 18.02.2022

Überaus empfehlenswert für begeisterte Hobbybäcker und alle, die es noch werden wollen

Selber backen statt kaufen
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Wusstes ihr, dass viele Bäcker ihren Sauerteigansatz jahrzehntelang nutzen? Womöglich habt ihr keine Ahnung, wovon hier überhaupt die Rede ist. Aber spätestens nach dem ein oder anderen Blick in „Selber ...

Wusstes ihr, dass viele Bäcker ihren Sauerteigansatz jahrzehntelang nutzen? Womöglich habt ihr keine Ahnung, wovon hier überhaupt die Rede ist. Aber spätestens nach dem ein oder anderen Blick in „Selber backen statt kaufen“ kennt ihr alle Fakten und Kniffe, die ein gelungenes Backwerk ausmachen.

Schon beim ersten Durchblättern fällt auf, dass das Backbuch sehr übersichtlich und gut strukturiert aufgebaut und gestaltet wurde. Die Rezepte sind praktisch in Kategorien unterteilt, auch ein Rezeptverzeichnis am Ende fehlt nicht. Generell ist die Gestaltung sehr ansprechend, auch die Fotos wecken direkt das Bedürfnis, selbst den Holzlöffel zu schwingen. Darüber hinaus gefällt mir bei diesem Buch besonders, dass die Fotos zwar wirklich appetitlich aussehen, aber zugleich auch realistisch. Oft werden in Küchenbüchern nur Fotos verwendet, die dem Motto „das Auge isst mit“ entsprechen. Doch wenn man das Rezept dann selbst ausprobiert mag es geschmacklich gelungen sein, doch optisch bekommt man es einfach nicht so perfekt hin und die Backsession endet in Enttäuschung. Bei „Selber backen statt kaufen“ dagegen sind die Bilder wirklichkeitsnah, sodass man das Backen nach dem ersten Versuch nicht direkt wieder aufgeben möchte, sondern stolz auf sein Ergebnis sein kann.

Doch nicht nur für all diejenigen, die mit dem Backen anfangen wollen ist dieses Buch geeignet. Auch jeder andere, der sich selbst schon als Kenner bezeichnen würde, wird noch einiges lernen können. Ich persönlich backe nun schon jahrelang und kenne durchaus einige Tipps und Tricks. Dennoch habe ich im Einleitungsteil noch unglaublich viel Neues dazugelernt. Denn hier wird nicht an Hinweisen zu grundsätzlichen Techniken oder Möglichkeiten, ein Rezept zu variieren oder den eigenen Bedürfnissen (Geschmack, Unverträglichkeiten, vegane oder vegetarische Ernährung) anzupassen, gespart. Und obwohl man soviel erfährt, ist alles sehr knapp und leicht verständlich gehalten.
So verhält es sich dann auch mit den Rezepten. Die Anleitungen zum Nachbacken sind einfach und schnell durchgelesen. Und dennoch wird alles, was es braucht um loszulegen, gesagt. Besonders gefallen hat mir hier, dass die Rezepte nicht mit „und ab in den Ofen“ enden, sondern dass man auch noch erfährt, wie es sich mit Haltbarkeit, Kombinationsmöglichkeiten und dem Auskühlen verhält. Denn besonders als Anfänger kann man vieles falsch mache, wenn es dazu kommt, einen Kuchen oder ähnliches aus der Form zu lösen. Eigentlich wird in dem Buch jeder möglichen Panne entgegengewirkt, oder zumindest wird auch im Notfall Hilfestellung gegeben. Falls dann doch noch Fragen auftauchen, helfen Verweise und Links zur zugehören Website, wo man sich jederzeit weiter informieren kann.

Insgesamt sind die Rezepte wirklich gut ausgewählt, denn sie halten, was der Untertitel „77 einfache Rezepte für Brot, Brötchen, Kuchen und mehr“ verspricht: Die Rezepte sind simpel, bodenständig, es ist für jeden was dabei und sowohl die herzhafte, als auch die süße Fraktion ist vertreten. Ganz besonders begeistert haben mich die wenigen Zutaten, die man benötigt. Darüber hinaus sind es keine ausgefallenen Zutaten, sondern solche, die man oft schon zu Hause hat oder zumindest schnell im Supermarkt besorge kann. Bisher habe ich mich zum Beispiel kaum an Brot oder Brötchen herangewagt, denn alle mir bekannten Rezepte benötigen viel zu viel Schnick-Schnack, für den ich keine andere Verwendung habe. Doch mit den Rezepten aus diesem Backbuch verhält es sich komplett anders und ich freue mich, all die verschiedenen Brot- und Brötchenvarianten auszuprobieren und für Croissant und Brezeln nicht mehr zum Bäcker/Einkaufen zu müssen. Übrigens ist auch bei der Rezeptauswahl anzumerken, dass das Buch wirklich für jeden, Anfänger und Fortgeschrittener, geeignet ist, weil man nicht das zehntausendste Apfelkuchen- und das millionste Marmorkuchenrezept vorfindet, sondern wirklich etwas Neues.

Fazit:
Ich habe schon zig verschiedene Backbücher zu Hause und doch ist „Selber backen statt kaufen“ wohl eines der besten, die mir je untergekommen sind. Das Buch ist für jeden geeignet, es macht aus dem Anfänger einen Kenner und aus dem Hobbybäcker einen Profi. Die Rezeptauswahl kann überzeugen, das Backbuch ist rundum ansprechen.
Bewertung: 4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 12.02.2022

Ein Roman, der meinen Erwartungen nicht gerecht wurde

Jeder Tag für dich
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Vor 13 Jahren haben sich Mary und Jim kennengelernt. Von Anfang war es etwas besonderes zwischen ihnen, weshalb Mary bald schon zu ihm nach London zog. Sechs Jahre lebten sie dort zusammen, beide waren ...

Vor 13 Jahren haben sich Mary und Jim kennengelernt. Von Anfang war es etwas besonderes zwischen ihnen, weshalb Mary bald schon zu ihm nach London zog. Sechs Jahre lebten sie dort zusammen, beide waren sich einig, dass ihre Liebe alles war, was sie im Leben brauchten - bis zu dem Tag, an dem Jim ohne ein Wort spurlos verschwand. Sieben Jahre sind seitdem vergangen und Mary ist noch immer fest entschlossen, auf Jim zu warten. Dafür steht sie seit damals Abend für Abend stundenlang an dem Bahnhof, wo sie Jim früher immer abgeholt hat. Doch dann landet ein Video von ihr im Internet und viele Menschen fragen sich: Wo ist Jim?
Die junge Journalistin Alice wittert eine großartige (Liebes-)Geschichte, die sogar ihr eigenes Leben wieder ordnen könnte. Also begibt sich Alice auf eine Suche nach Jim und findet weit mehr als ihn: Sich selbst und womöglich auch eine eigene Liebesgeschichte.

Meine Beschreibung des Inhalts mag dem Klappentext recht ähnlich sein, weil er eigentlich völlig zutreffend ist. Und dennoch hatte ich eine andere Geschichte erwartet. Es kommt hin und wieder vor, dass sich ein Buch ganz anders liest, als man es vermutet hätte, doch meistens bringt einen das am Ende zu einer noch viel überzeugenderen Geschichte. Nun, bei „Jeder Tag für dich“ war das in meinem Fall leider nicht so. Ich kann weder sagen, dass das Buch schlecht ist, noch dass es wirklich gut ist. Ich war einfach irgendwie enttäuscht. Gerade deshalb möchte ich in meiner Bewertung Schritt für Schritt vorgehen, damit mein persönliches Gefühl nicht alles andere beeinflusst.

Beginnen wir mit dem Schreibstil. Er hat mir am Anfang ziemlich zu schaffen gemacht, muss ich gestehen. Ich hatte irgendwann schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich überhaupt noch mit ihm warmwerden kann und habe gut die Hälfte der Seiten gebraucht, um wenigstens ansatzweise in einen Flow zu kommen. Der Schreibstil las sich für mich einfach recht langatmig und vor allem extrem verwirrend. Immer wieder hatte ich das Gefühl, einen Teil eines Gesprächs oder eines Gedankengangs nicht mitbekommen zu haben, weil das Ganze irgendwie sprunghaft erzählt wurde und einfach nicht wirklich flüssig wirkte. Dennoch gab es auch Stellen, wo ich die kunstvolle Erzählweise bewundert habe.

Kommen wir nun zu der Handlung an sich. In vielerlei Hinsicht hat mich das Buch stark an „Eine Handvoll Worte“ von Jojo Moyes erinnert. Es macht dann zwar noch einige andere Wendungen, aber im Grunde ist das alles nichts allzu Neues, wie ich zunächst irgendwie angenommen hatte. Die Handlung besteht aus zwei Strängen: Das Hier und jetzt im Jahr 2018 und ein Handlungsstrang, der vom Kennenlernen von Jim und Mary ausgehend ihre gemeinsamen Jahre erzählt. Beide Stränge werden geschickt miteinander verknüpft und dadurch abgerundet. Da kann man wirklich viel Fein- und Fingerspitzengefühl der Autorin erkennen. Ein wenig verwirrend fand ich jedoch die Unterteilung der 2018-Strangs in Kapiteln über Mary und solche über Alice. Irgendwann hatte ich das Gefühl, in erster Linie Alice‘ Geschichte zu lesen und dass Marys Geschichte nur als Sprungbrett diente. Ein Vorteil davon: die Geschichte hat durch Alice‘ Temperament mehr Tempo und Handlung zugenommen. Aber dann kam das Ende und irgendwie hat es wieder gar nicht gepasst. Zuvor war Alice so zentral geworden und plötzlich wurden ihre Probleme nur am Rande noch schnell abgehandelt und angehakt. Schade irgendwie.

Die Thematik war wohl die Sache, welche ich am meisten an dem Roman geschätzt habe und die mich zugleich total verunsichert hat, wie ich zu „Jeder Tag für dich“ stehe. Der Roman ist sehr erschütternd und die Thematik ist eigentlich gar nichts krass Besonderes, sondern theoretisch alltäglich und traurige Realität. Ich finde es super wichtig, dass die angesprochenen Themen in Büchern behandelt werden, auch wenn es die Bücher sehr ernst wirken lässt. „Jeder Tag für dich“ ist alles andere als ein „Wohlfühlroman“ und genau hier liegt wohl der Knackpunkt, welcher dazu führte, dass ich eher unzufrieden mit dem Leseerlebnis bin.
Auf dem Umschlag prangt ein auffälliger, roter Aufkleber, der das Buch als unvergesslichsten Liebesroman betitelt. Was erwarte ich von einem Liebesroman? Liebe. Ganz einfach. Und Liebe beinhaltet sowohl Leidenschaft, als auch Dramatik, das ist mir natürlich klar. Aber ich ließ mich von dem Begriff „Liebesroman“ total in die Irre führen, denn „Jeder Tag für dich“ ist einfach kein „typischer“ Liebesroman, sondern ein Roman, der sich mit Liebe auseinandersetzt. Und wenn man das Buch liest wird einem klar, dass dazwischen Welten liegen. Ich erwarte von keinem Liebesroman, dass er dem Schema A folgt, das wäre viel zu langweilig. Aber ein Liebesroman sollte für mich bestimmte Erwartungen einfach erfüllen: Figuren, die man kennen- und verstehen lernt, Szenen, die einem das Herz erwärmen, große Gefühle, die zum Greifen nah scheinen, und ja, auch eine gewisse Portion Ernsthaftigkeit und Tiefe. Aus all dem sollte es die richtige Mischung sein, und diese mag für jede Geschichte anders aussehen. Bei „Jeder Tag für dich“ hatte ich jedoch das Gefühl, dass dieses Verhältnis nicht stimmte.

Fazit:
Man muss dem Roman zugutehalten, dass er in vielerlei Hinsicht geschickt und durchdacht wirkt, aber mich konnte das eben nicht vollkommen überzeugen. Falsche Erwartungen mögen dabei eine Rolle spielen, aber auch die alles überlagernde Verwirrung und das unpassende Feeling. Die gelungen gewählte Thematik hat meine Bewertung noch einmal verbessert, aber über 3 Sterne kommt der Roman in meinen Augen einfach nicht hinaus.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Das Mädchen, das zu viel hört und der Junge, der zu viel fühlt

Beat it up
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Während ihr Zwillingsbruder Xander als DJ PriceX die Charts erobert, lebt Summer bei ihrer herrischen Mutter und versucht, deren Ansprüchen an Perfektion gerecht zu werden. Weil auch ihre Gesundheit sie ...

Während ihr Zwillingsbruder Xander als DJ PriceX die Charts erobert, lebt Summer bei ihrer herrischen Mutter und versucht, deren Ansprüchen an Perfektion gerecht zu werden. Weil auch ihre Gesundheit sie immer wieder im Stich lässt, ist Summer froh, neben ihrer großen Liebe, der Musik, wenigstens Ethan, ihren besten Freund, in ihrem Leben zu haben. Doch als ihre Freundschaft droht in die Brüche zu gehen, flüchtet sich Summer zu ihrem Bruder nach New York, um seiner Bitte nachzukommen, ihm bei einem neuen Song zu helfen. Die Bedingungen sind jedoch klar: Niemand darf davon erfahren, dann wäre Summers Karriere als Starpianistin schon beendet, bevor sie überhaupt recht angefangen hat.
Doch je länger Summer bei Xander ist, desto mehr sehnt sie sich nach mehr. Nach Freiheit. Und so begleitet sie Xander auf die Beat It Up-Festivals, wo Summer auf Gabriel, DJ und Xanders größten Erzfeind trifft. Summer spürt vom ersten Augenblick an, dass er nichts als Ärger bedeutet. Dennoch kommt sie Gabriel näher und riskiert dabei zu viel.

Ich habe zu „Beat it up“ gegriffen, da ich auf viel Unterhaltung und Humor hoffte, aber auch wegen der Thematik Musik und DJ-Business. Schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass der Roman meinen Erwartungen weit mehr als nur gerecht werden würde, denn von vorne bis hinten steckt er so voller Kuriositäten und witzigen Aktionen, dass man gar nicht mehr aus dem Lachen rauskommt. Im Übrigen sind die spritzigen Dialoge nicht weniger amüsant. Generell merkt man dem gesamten Schreibstil an, dass die Autorin beim verfassen der Zeilen unfassbar viel Spaß hatte und das geht beim Lesen auf den Leser voll und ganz über. „Beat it up“ ist einfach ein Buch, das die Stimmung hebt.

Durch einen gewissen Spritzer Ernsthaftigkeit erschafft Stella Tack jedoch den perfekten Ausgleich, sodass der Roman nicht einfach nur „nett für zwischendurch ist“. Obwohl alles recht witzig verpackt wird, verläuft die Handlung doch irgendwie echt und damit so unperfekt wie das Leben nun einmal ist.
Mit den Charakteren bin ich wirklich gut klargekommen. Summer war mir durchweg sympathisch und ich habe ihre zugleich vorsichtige und feurige Art bewundert und geliebt. Auch all die Nebencharaktere waren super, ziemlich abgedreht aber auch mega lieb. Natürlich war ich ein großer Fan von Gabriel, der voller Leben und Leidenschaft ist. Und er ist so unverschämt, unverschämt sexy, unverschämt frech, dass man ihn dafür schon wieder liebt. Tatsächlich hätte ich mir aber noch ein wenig mehr Einblicke in sein Leben gewünscht und es war bei seinem Charakter noch einiges an Potential da, das zwar nicht verschenkt wurde, aber dennoch noch mehr hätte entfaltet werden können.
Besonders geliebt habe ich das gesamte Setting und das damit einhergehende Feeling. Amerikas Großstätte, die verschiedenen Festival-Locations, ein etwas schräger Roadtrip im Tourbus und all die kreischenden Fans und laute Musik. Alles ist beim Lesen bei mir angekommen. „Beat it up“ ist einfach ein Buch, dass den Leser mit auf eine Reise (oder wohl eher ein verrücktes Abenteuer) nimmt.

Fazit:
Stella Tack schreibt in ihrer Danksagung, sie hoffe, dass wir Leser das Buch mit einem Lächeln schließen werden. Bei mir war auch genau dies der Fall. Eigentlich habe ich den Trubel, die Witze und die Leidenschaft dauerhaft mit einem breiten Grinsen verfolgt. Aber was besonders entscheidend ist: Kaum ein Buch habe ich je so gut gelaunt, mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen beendet, wie das bei „Beat it up“ der Fall war. Alles an dem Liebesroman hat einfach Spaß gemacht. Ein Spaß, den man sich nicht entgehen lassen sollte. 4,5 Sterne und eine entschiedene Leseempfehlung gibt es von mir für Summer und Gabriels Lovestory.

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Veröffentlicht am 02.02.2022

Eine Geschichte zwischen Echtheit, Traurigkeit und Schönheit

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
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„180 Seconds – Und meine Welt ist Deine“ ist eines der recht unbekannten LYX-Bücher. Deshalb habe ich es auch als eine Art Geheimtipp auf Bookstagram entdeckt und war irgendwie sofort angetan von der Idee:

Allison ...

„180 Seconds – Und meine Welt ist Deine“ ist eines der recht unbekannten LYX-Bücher. Deshalb habe ich es auch als eine Art Geheimtipp auf Bookstagram entdeckt und war irgendwie sofort angetan von der Idee:

Allison ist in ihrem dritten Collegejahr und so ziemlich das Gegenteil davon, was man von einer Studentin erwartet. Statt Freunden und Partys verschanzt sie sich stets allein in ihrem Zimmer. Zu viele Mauern hat sie in ihrer Kindheit um sich herum errichtet und noch immer hält sie an ihnen fest.
Esben ist in dieser Hinsicht völlig anders, denn er liebt es, Menschen um sich herum zu haben. Genauer gesagt liebt er es, den Menschen um sich herum zu helfen oder sie zumindest zu supporten. Auf Social-Media teilt er seine Erfahrungen und das ein oder andere Experiment mit seiner riesigen Fan-Gemeinde. Sein neuestes Experiment: Schaue deinem gegenüber 180 Sekunden lang in die Augen. Keine Unterhaltung. Keine Ablenkung.
Allison gerät zufällig in diesen Versuch hinein, und doch scheint es, als hätte alles genau so kommen müssen. Allison und Esben kommen sich in den 180 Sekunden und auch der Zeit danach sehr nahe. So nahe, wie Allison es sich nie erlauben wollte. Denn sie glaubt, dass man für alles Gute einen Preis zahlen muss…

Der Handlungsverlauf dieses Buches ist eher außergewöhnlich, nicht wirklich wie der in anderen Romanen. Das beschriebene Experiment befindet sich recht weit am Anfang der Geschichte, weshalb man sich beim Lesen fragt: Und was nun? Eigentlich war das erste Drittel schon recht emotional, auch wenn ich das hier nicht wirklich nachempfinden konnte. Das Buch ist komplett aus Allisons Sicht geschrieben und von Anfang an kam ich super mit ihr klar. Zusätzlich gibt es auch noch eine Menge Nebenfiguren. Ich kann mich wirklich nicht entscheiden, welche von ihnen ich am liebsten habe, sie alle sind einfach wundervoll und wachsen einem ans Herz. Zwar langsam und erst mit der Zeit, aber am Ende liebt man sie einfach allesamt.
Und das ist es, was im Mittelteil der Geschichte passiert. Man lernt die Figuren besser kennen und lieben, einige berührende Nebenhandlungen laufen ab, was der Story einen besonderen Charme verleiht. Und natürlich entfaltet sich die Lovestory weiter. Beim Lesen war ich mir nicht so ganz sicher, wie ich das alles finde, aber rückblickend ist das Buch einfach schön. Schön mag ein wenig nichtssagend klingen, aber tatsächlich beschreibt es die Geschichte wie kein anderes Wort. Auch die Liebesgeschichte ist einmalig. Sie ist nicht unfassbar leidenschaftlich, nicht so, dass man das Knistern und Prickeln beim Lesen miterlebt. Was die Lovestory dafür ist: leise. Und noch viel mehr: Sie ist einfach echt.
Dennoch hatte ich weiterhin das Gefühl, den roten Faden der Geschichte nicht zu erkennen und hatte keine Ahnung, worauf die Autorin hinauswollte. Irgendwas musste noch passieren. Tja, und das war dann das letzte Drittel. Dort ist dann soviel Bewegung drin, so viele Handlungen, dass sich das Buch am Ende doch noch zum Pageturner entwickelt. Mit ganzem Herzen ist man in der Geschichte vertieft und lässt sich das Herz von ihr brechen. Plötzlich wirkt der Roman nochmal ganz anders, zeigt sich von zig verschiedenen Seiten und ist unfassbar traurig. Wirklich. Einfach. Nur. Traurig.

Wie ihr also sicher erkannt habt: Der Roman ist extrem vielseitig und daher bin ich ziemlich ratlos, wie ich ihn bewerten soll. Man kann die extremen Unterteilungen in ruhige Szenen und Schlag-auf-Schlag-Handlungen lieben oder nicht. Aber am Ende muss man ganz klar eingestehen, dass Jessica Park mit „180 Seconds“ ein ganz besonderes Werk erschaffen hat. Auch wenn ich nicht immer wusste, wohin das alles führen soll, ist mir die Geschichte zunehmend ans Herz gewachsen. Sie ist definitiv keine typische Liebesgeschichte. Das sollte man wissen, wenn man das Buch lesen möchte. Aber wenn man dazu bereit ist sich voll und ganz auf die einzigartige Handlung, die herzlichen Figuren und den wundervollen Schreibstil einzulassen, wenn man ohne jegliche Erwartungen oder Vorstellungen das Buch zur Hand nimmt, dann wird man etwas Wundervolles entdecken. Ein richtiges Herzensbuch eben.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Eine Geschichte vom Wegrennen und Ankommen

Dunbridge Academy - Anywhere
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Lange Zeit hatte sie kein Interesse daran, Schülerin an der Dunbridge Academy zu werden. Ihre Eltern haben sich vor vielen Jahren dort kennen und lieben gelernt, heute jedoch lebt Emma mit ihrer Mutter ...

Lange Zeit hatte sie kein Interesse daran, Schülerin an der Dunbridge Academy zu werden. Ihre Eltern haben sich vor vielen Jahren dort kennen und lieben gelernt, heute jedoch lebt Emma mit ihrer Mutter in Deutschland und hat seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. Bisher versuchte sie sich mit Sport abzulenken, doch nun hat Emma den Entschluss gefasst, ihren Vater in Schottland zu suchen. Und dazu wird sie ein Jahr vor ihrem Abitur ein Austauschjahr in dem alten Internat machen.
Dort läuft jedoch vieles anders, als Emma es sich gedacht hatte. Zwischen Morgenläufen und Mitternachtspartys darf sie zum ersten Mal erfahren, was echte Freundschaft ist und wie sich Liebe wirklich anfühlt. Doch ganz so einfach wäre sie Sache dann wieder nicht. Denn die Realität ist nie perfekt, leicht, rosafarben. Die Wirklichkeit gleicht eher einem freien Fall…

Das Buch:
Anywhere ist der Auftaktband zur Trilogie rund um die Dunbridge Academy. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den Protagonisten Henry und Emma. Zuallererst möchte ich noch erwähnen, dass man sich nicht vom Alter der beiden beirren oder abschrecken lassen sollte. Die Figuren sind zwar „erst“ 17, dennoch wirken sie sehr reif und der Roman ist kein Jugendbuch, sondern New Adult.

Schreibstil:
„Anywhere“ war mein erstes Buch von Sarah Sprinz, doch ich habe mich auf Anhieb in ihren Schreibstil verliebt. Und mit jedem weiteren Wort noch ein Stückchen mehr. Für jede Situation, jede Gefühlslage findet die Autorin genau die richtigen Worte. Worte, die den Leser derart berühren, dass man voll und ganz mitlacht, mitleidet und mitfühlt.

Handlung:
Handlung und Thematik des Romans finde ich sehr besonders. Denn die Autorin wagt sich an Thematiken heran, die sehr emotional, sehr aufwühlend sind. Aber auch an Themen, die eher heikel sind und in Büchern oft nicht besonders überzeugend rübergebracht werden, wie ich finde. Zum einen ist da der Handlungsstrang, dass Emma ihren Vater sucht, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hat. An sich ist das nichts allzu Neues, ich habe auch schon Bücher mit ähnlichen Thematiken gelesen, war aber nie davon begeistert. Eigentlich hatte ich nicht mehr vorgehabt nochmals ein Buch dazu zu lesen, aber bei „Anywhere“ hat mein Gefühl einfach gesagt, dass es sich lohnen würde. Und das hat es sich – dank der sehr authentischen Darstellung - auch, definitiv.
Wenn einer der beiden Protagonisten bereits in einer Beziehung ist, betrachte ich dies in Büchern immer eher als Stimmungskiller. Man kann sich als Leser dann irgendwie nicht richtig auf die Gefühle einlassen, ist irgendwo auch genervt, wenn die Beziehung noch ewig andauert. Aber in „Anywhere“ wurde auch dieses Thema wirklich gut gehandhabt. Ich war positiv überrascht, wie wenig mich gestört hat, dass Henry eine Freundin hatte, und wie diese Tatsache die Stimmung nicht zunichte gemacht hat, sondern vielmehr zu noch mehr Gefühlen geführt hat.
Soll also heißen: Wenn euch eine dieser beiden Thematiken abschrecken sollten – lasst euch nicht abschrecken! Die Dunbridge Academy ist es definitiv wert ;)
Insgesamt ist die Handlung nicht allzu tempo- oder actionreich. Aber dies muss auch genau so sein, denn jeder Handlungsstrang kommt völlig ohne Hektik aus, und es wird dennoch nie langweilig, langwierig oder uninteressant, die Geschichte weiterzulesen. Normalerweise komme ich selbst bei meinen liebsten Büchern immer wieder zu Stellen, wo es ein wenig mühsam ist, die paar Seiten weiterzulesen, bis es wieder spannender wird. Aber hier war das zu keiner Zeit der Fall.

Figuren:
Im Roman kommt eine ganze Menge von Figuren vor. Und bei jeder einzelnen merkt man, dass sie ganz gezielt auf eine bestimmte Art gestaltet wurde. Daher gibt es zwar die Figuren, die man sofort ins Herz schließt – dazu zählen glücklicherweise auch Emma und Henry -, zugleich sind da aber auch Charaktere, die einfach schwierig sind. Diese Mischung macht das Lesen sehr spannend. Zudem bekommt der Roman dadurch einen sehr realistischen Touch.

Gesamteindruck:
Die gesamte Geschichte ist einfach unfassbar berührend. Von der ersten bis zur letzten Seite ist man voll im Geschehen drin und möchte das Buch gar nicht mehr weglegen. Oder noch besser: Selbst Teil der Dunbridge sein. Denn auch das Setting ist wirklich wundervoll, und das damit einhergehende Feeling noch viel mehr. Es fühlt sich heimelig, erdend an, von der Dunbridge Academy zu lesen. Auch alle anderen Gefühle sind geradezu überwältigend, weshalb ich es kaum erwarten kann, an das Internat im zweiten Band zurückzukehren.

Bewertung:
Von mir gibt es zusammen mit der 5-Sterne-Bewertung eine ganz fette Leseempfehlung! Sarah Sprinz hat einen wunderschönen Schreibstil, der den Leser mitten ins Herz trifft. Sie nimmt uns mit an einen Ort, den man am liebsten nie wieder verlassen würde. Und sie ermöglicht es uns, Figuren kennenzulernen, die man ganz doll ins Herz schließt. Das sollte niemand verpassen!

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