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Veröffentlicht am 17.10.2021

Fabelhafte Fantasy, rätselhafte Romance

Flame & Arrow, Band 1: Drachenprinz
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Irland hat eine riesige Bandbreite an fabelhaften Wesen zu bieten: Es gibt Hexen, Feen und Drachen. Doch außer der Tatsache, dass sie magische Kreaturen sind, haben die Clans und Gemeinschaften wenig gemeinsam. ...

Irland hat eine riesige Bandbreite an fabelhaften Wesen zu bieten: Es gibt Hexen, Feen und Drachen. Doch außer der Tatsache, dass sie magische Kreaturen sind, haben die Clans und Gemeinschaften wenig gemeinsam. Vielmehr herrscht seit jeher Misstrauen, Missgunst und alles andere als entspannter Frieden zwischen ihnen. Und gerade scheint ein Krieg zwischen Drachen und Fae unvermeidbarer denn je…

In „Flame & Arrow“ geht es um die drei Protagonisten Aiden, Kailey und Sharni.
Aiden und Sharni sind nicht nur irgendwelche Drachen, sondern die Thronfolger des Königs der Draconis. Daher hätte ein Krieg auch für sie persönlich extreme Auswirkungen – sicher würden sie und ihr Vater nicht alle drei mit dem Leben davonkommen. Deshalb tun sie alles in ihrer Macht stehende, um den Frieden zu wahren, während Fae ihnen das Leben schwer machen. Eine von ihnen ist Kailey…
Kailey ist aber ebenfalls nicht nur irgendeine Fae, sondern die beste Elfenkriegerin. Daher ist sie überglücklich, endlich auf ihre erste Mission geschickt zu werden: Sie soll den Drachenprinzen Aiden ausspionieren. Aber je mehr Kailey über ihn erfährt, desto größer werden ihre Zweifel an dem Auftrag…

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten, was ich von dem Roman halten soll. Zunächst einmal war das Leseerlebnis praktisch 400 Seiten lang toll. Ich kam super mit dem Schreibstil klar. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz, weshalb auch das Buch kurzweilig zu lesen ist. Kaum hat man sich versehen, sind die nächste 100 Seiten gelesen. Zudem fand ich auch die Idee, nicht nur zwischen zwei Perspektiven, sondern zwischen drei zu wechseln, sehr interessant und das hat das Buch wirklich noch spannender gemacht. Ich fühlte mich vom Roman gut unterhalten, denn das gesamte Worldbuilding ist überaus interessant – und je nach dem manchmal auch zum Schmunzeln.

Die Figuren fand ich im Gesamten ganz okay. Das eine Extrem stellte Kailey dar, die mich stellenweise beinahe verzweifeln ließ, weil sie zugleich extrem stur und doch manipulierbar ist. Das andere Extrem war Aiden, den ich wirklich großartig fand. Seine gutmütige, liebe Art war der perfekte Ausgleich zu Kailey und ich habe den Drachenprinzen schnell ins Herz geschlossen. Alle anderen Figuren waren für mich eher die Mitte zwischen beiden Extremen: ganz nett, sympathisch aber ich konnte sie irgendwie nicht richtig einschätzen und hatte ihnen gegenüber eher eine neutrale Haltung.

Eine kleine Anmerkung möchte ich noch machen. Bei „Flame & Arrow“ handelt es sich um eine Romantasy-Geschichte, aber das Verhältnis zwischen Romance und Fantasy ist hier recht unausgeglichen. Die Romantik ist hier sehr nebensächlich. Mich hat das ausnahmsweise nicht einmal gestört, obwohl ich eigentlich besonders den Romance-Teil immer liebe. Aber hier hatte ich nicht das Gefühl, dass etwas fehlt – aber man sollte einfach nicht mit falschen Vorstellungen an die Story rangehen.

Besonders wird der Roman in meinen Augen durch die völlig fehlende Vorhersehbarkeit. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, wo man so wenig durchblickt, wo man nicht abgesehen kann, wie die Charaktere sich verhalten werden und wo man ständig am Rätseln ist, wie alles als Ganzes zusammenpasst. Manche Einzelheiten kann man miteinander in Verbindung setzen, aber es bleibt immer spannend.

Dennoch finde ich, dass in diesem ersten Band irgendwie recht wenig passiert ist. Die Handlung war zugleich rasant und doch waren die einzelnen Szenen gefühlt nicht total bedeutsam. Während dem Lesen ist mir das weniger aufgefallen, doch rückblickend finde ich, dass sich der Plot zusätzlich irgendwie im Kreis gedreht hat. Bis das Ende des Buches kam, natürlich ein absoluter Cliffhanger, war ich recht begeistert. Aber der Schluss an sich, die letzten paar Seiten waren einfach nur frustrierend. Und das liegt nicht daran, dass es recht offen ausging, sondern wie es konkret ausging. Eigentlich bin ich neugierig, wie es in Band zwei weitergeht. Gleichzeitig habe ich die Befürchtung, dass ich dann erst recht enttäuscht werden könnte.

Fazit:
Insgesamt ist es schwer für mich, „Drachenprinz“ für sich selbst zu bewerten. In Verbindung mit Band 2 mag die Geschichte womöglich mehr Sinn ergeben, doch für sich allein ist der Großteil der Geschichte zwar schön zu lesen, die Handlung aber eher schwach und am Ende eine Enttäuschung. Der Schluss hat meinen Gesamteindruck zwar sehr geschwächt, doch möchte ich in meiner Bewertung auch kenntlich machen, dass ich den Anfang und Hauptteil mit Begeisterung gelesen habe. Daher gibt es von mir 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Das doppelte Maximchen

The Dating Game
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Tilda und Maxime sind Zwillinge – äußerlich nicht zu unterschieden, charakterlich dagegen grundverschieden. Während Maxime Spaß für zwei hat, kein Abenteuer auslässt, immer auf der Suche nach neuem Spaß ...

Tilda und Maxime sind Zwillinge – äußerlich nicht zu unterschieden, charakterlich dagegen grundverschieden. Während Maxime Spaß für zwei hat, kein Abenteuer auslässt, immer auf der Suche nach neuem Spaß ist, reicht Tildas Verstand für beide aus. Seit sie denken kann war Tilda für ihre Schwester vielmehr eine Mutter und hielt bei jedem von Maximes Problemen für sie den Kopf hin. Es ist also nicht verwunderlich, dass Tilda auch bei ihrem nächsten Dilemma zur Hilfe eilt.

Im Speziellen geht es um Maximes Teilnahme an einer Kuppelshow. Da sie gleichzeitig bei ihrer neuen großen Liebe Florian, dem begehrten Junggesellen der Show sein sollte und wichtige Prüfungen für ihr Studium schreiben muss, sieht Maxime keinen anderen Ausweg, als dass Tilda sich bei der Show als Maxime ausgibt.
Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Tilda stolpert von Anfang an von dem einen Chaos ins andere. Zu allem Übel spielen plötzlich sowohl ihr Verstand, als auch Tildas Gefühle verrückt. Denn es gibt jemanden, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Aber wer ist?
Ihr ignoranter Mitbewohner Nik, wegen dem sie mehr oder weniger in die Show geflohen ist? Florian, der für sie streng genommen tabu ist? Oder ist es etwa Kameramann Ben, der sie ständig auf die Palme bringt?

„The Dating Game“ bleibt mir als extrem kurzweiliges Buch in Erinnerung. Ich konnte kaum mehr aufhören zu lesen und hatte die Geschichte rasend schnell beendet. Von Anfang an konnte sie mich mitreißen, da sie recht temporeich ist. Außerdem habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert. Die erste Hälfte des Romans hat praktisch nichts mit einem Liebesroman zu tun, das kommt erst nach und nach. Man ahnt, dass sich Gefühle anbahnen, doch in welche Richtung die wohl gehen, das bleibt lange eine Überraschung. Aber gut, selbst Tilda hat ja keine Ahnung mehr, wo ihr der Kopf steht.
Tilda macht während dem Buch nämlich eine ziemliche Verwandlung durch. Diese ist nicht nur sehr interessant zu verfolgen, sondern bringt auch noch den nötigen Hauch Tiefe für die Geschichte mit. Auch ansonsten werden verschiedene Thematiken angesprochen, doch kratzen sie eher an der Oberfläche, weshalb ich den Roman als luftig-lockere Unterhaltung bezeichnen würde.

Auch der Schreibstil ist total unterhaltsam. Die Autorin hat einen großartigen Sinn für Humor und auch die zahlreichen Wortwitze konnten mich begeistern. Doch die Erzählung besteht natürlich nicht nur aus Witzen. Die Dialoge waren sehr authentisch und die Beschreibungen und inneren Monologe fand ich durch die sehr bildhafte Sprache wunderschön.
Gefallen hat mir außerdem, dass das Buch insgesamt temporeich ist und es keine Längen oder Durststrecken gibt.

Bei den Figuren bin ich ein wenig gespalten. Tilda hatte ich auf Anhieb gern und auch einige Nebencharaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen. Bei anderen hatte ich starke Schwierigkeiten, sie zu verstehen. Insgesamt haben aber sowohl die Charaktere, als auch der Plot für Überraschungen und damit für eine willkommene Erfrischung gesorgt. Viele kritisieren an Liebesromanen die Vorhersehbarkeit. Wem des ähnlich geht, kann guten Gewissens zu „The Dating Game“ greifen, das einige Plottwists bereithält.

Fazit:
„The Dating Game“ zu lesen hat mir riesigen Spaß gemacht. Es war die perfekte Story zum Abschalten und Durchatmen. Die Thematik war sehr erfrischen, denn eine Datingshow als Setting für Liebesromane ist bisher noch neuartig. Überzeugen konnte mich aber auch die temporeiche Handlung und der wunderschöne Schreibstil. Am besten gefallen hat mir der grandiose Humor. Zusammenfassend würde ich die Geschichte eher als leichte Kost bezeichnen. Es ist definitiv ein gelungener Unterhaltungsroman, bei dem zwar die Lachmuskeln beansprucht werden, der aber auch jedes Romantikerherz höherschlagen lässt.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Zur Hölle mit der Angst

Try & Trust
1

Hast du schonmal etwas richtig Dummes gemacht, obwohl du wusstest, dass es höchstwahrscheinlich eine schlechte Idee ist?
Genau so geht es Matilda, als sie einwilligt, Aktmodell für Anthony zu stehen. Es ...

Hast du schonmal etwas richtig Dummes gemacht, obwohl du wusstest, dass es höchstwahrscheinlich eine schlechte Idee ist?
Genau so geht es Matilda, als sie einwilligt, Aktmodell für Anthony zu stehen. Es wäre die reinste Katastrophe, würde ihre beste Freundin Briony, die Hals über Kopf in den Künstler verliebt ist, von dieser Abmachung erfahren. Denn Matilda ist überaus bewusst, dass sie Briony hintergeht – auch wenn es der einzige Weg ist, den Matilda sieht, wenn sie ihre Freundin beschützen möchte. Und das möchte Matilda, denn Briony ist für sie der wichtigste Mensch auf Erden, seit ihre Familie in Stücke gerissen wurde.
Doch Matilda bleibt bei ihrem Entschluss – bis es wirklich kein Zurück mehr gibt und die Rechtfertigung, es für ihre beste Freundin zu tun, längst nicht mehr zählt.

Aber was ist es dann, dass Matildas Prinzipien durcheinanderwirbelt und auf den Kopf stellt? Gefühle können es schließlich nicht sein – die hat sie sich schon längst abtrainiert. Und dann wäre da noch die Angst, die sie lähmt, wenn sie nur daran denkt, es könnte sich an ihrer kühlen Art etwas ändern…

Nach Band eins der Soho-Love-Reihe geht es nun also in Band zwei um die so selbstbewusste Matilda und den scheinbar selbstverliebten Anthony. Ich habe mich riesig auf ihre Geschichte gefreut, weil ich beide Charaktere schon im ersten Band unfassbar spannend fand.

Doch schnell habe ich beim Lesen gemerkt, dass diese beiden Figuren in Wirklichkeit so ganz anders sind, als man bisher gedacht hat. Seite für Seite blickt man ein bisschen mehr hinter Matildas ebenso kühle wie starke Fassade. Habe ich sie bisher immer für ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein bewundert, kam nun auch noch dazu, dass ich sie für ihre Kraft, Stärke und völlige Aufopferungsbereitschaft geliebt habe. Für mich ist Matilda eine der tollsten, mutigsten, beeindruckendsten und am meisten inspirierenden Frauen, die ich bisher in einem Liebesroman kennengelernt habe. Schon alleine daher ist „Try & Trust“ etwas Besonderes.

Aber dann ist da ja noch Anthony. Und Leute, ich bin ernsthaft verschossen, verknallt, verliebt in diesen Kerl. Nein, wartet, ganz ehrlich? Ich LIEBE ihn! Anthony hat mich eindeutig am allermeisten überrascht. Ich hätte nie gedacht, was für ein einfühlsamer, lieber, anhänglicher und niedlicher Typ er tatsächlich ist. Und ich bin absolut begeistert von seiner Kunst. Hach, ich habe es geliebt, wie sehr die Liebe zur Kunst hier hervorgehoben und thematisiert wird – inhaltlich, sprachlich und auch symbolisch. Anthony ist ein sehr gefühlsbetonter Mensch und das hat mich sehr mitgerissen. Wieder einmal.

Nach Band 1, der Geschichte von Noah & Liv (übrigens würde ich wirklich empfehlen, die Reihe chronologisch zu lesen und Noah und Livs Geschichte nicht zu überspringen – einfach weil die beiden auch hier wieder eine große Rolle spielen), da war ich total begeistert. Einfach wow. Das geht gar nicht mehr zu toppen, ein zweiter Band kann sowieso oft nur schwer mithalten, dachte ich mir. Aber wisst ihr was? Ich habe mich so extrem getäuscht, das glaubt man gar nicht. Denn das Unfassbare ist eingetreten: „Try & Trust“ finde ich noch viel großartiger als seinen Vorgänger. Einfach absolute Liebe für dieses Buch! Die Emotionen hier sind krass aufwühlend und absolut rührend. Sowohl Matildas, als auch Tonys Geschichten sind an sich schon erschütternd. Doch wenn die beiden zusammen sind, da kommen noch viel tiefere Gefühle und Emotionen hoch. Klar gibt es viele Szenen, die - vor allem dank Matildas direkten, unverblümten Worten - drollig sind. Aber all die bedrückenden, traurigen und so authentischen anderen Szenen zerreißen einem beim Lesen fast das Herz. Und so schräg, wie sich das jetzt anhören mag, genau dafür habe ich das Buch mega geliebt.

Darüber hinaus darf der raffinierte, wunderschöne Schreibstil, ebenso wenig wie der flüssige Handlungsverlauf vergessen werden. Letzterer fand ich besonders überzeugend, da ich in Band eins doch hier und da Längen entdeckt habe. Man konnte zwar leicht darüber hinwegsehen, doch die dauerhaft spannende, prickelnde Stimmung hier ist einfach noch viel gelungener.

Fazit:
„Try & Trust“ ist ein absolutes Highlight für mich- zuerst einmal wegen den extrem besonderen Protagonisten. Ein Teil meines Herzens wird immer Anthony gehören und wann immer ich von Unsicherheit ergriffen werde, habe ich mir für die Zukunft vorgenommen, an Matilda und ihre mentale Stärke zu denken. Aber auch der gesamte Plot konnte mich mitreißen und den letzten Schliff hat der Roman durch die wunderschönen Worte, die aus der Geschichte ein beeindruckendes Werk gemacht haben, bekommen.
In meinen Augen ist dieses Buch sowas von ein Must-Read und hätte noch mehr als die vollen 5 Sterne verdient, die ich ihm geben werde ;)

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Eine Geschichte zwischen Schwarz & Weiß

Right Here (Stay With Me)
4

Lucys größter Albtraum scheint wahr zu werden, als sie beim Eiskunstlauf-Training stürzt. Ein kleiner Junge war ihr ungeschickt vor die Füße gefahren und so ziemlich das Letzte, was Lucy sich im Moment ...

Lucys größter Albtraum scheint wahr zu werden, als sie beim Eiskunstlauf-Training stürzt. Ein kleiner Junge war ihr ungeschickt vor die Füße gefahren und so ziemlich das Letzte, was Lucy sich im Moment leisten konnte, war eine Trainings-Pause. Seit einem Jahr, seit sie das ungeliebte Studium abgebrochen hat, arbeitet sie schon auf einen Wettkampf hin, der in vier Wochen anstand. Das Problem: Dieser Wettkampf würde entschieden. Würden ihre Eltern sie weiter unterstützen? War sie gut genug?
Doch entgegen aller Erwartungen soll diese Begegnung Lucys Alltag, ihr Leben verändern. Der kleine Junge, Mika, hat nämlich einen großen Bruder – Jules. Die beiden begleiten Lucy ins Krankenhaus und werden zu einem Halt für Lucy, den sie nie erwartet hätte. Zwischen ihren Selbstzweifeln und Zukunftsängsten schafft Lucy es mit Jules an ihrer Seite wieder Vertrauen in sich selbst zu haben und lernt, dass es neben Druck, hohen Erwartungen und Spannungen noch etwas anderes im Leben gibt…
Doch auch Jules sucht Halt bei Lucy. Er ist nur 6 Jahre älter als sie, aber trägt schon viel Last auf seinen Schultern herum, die ihm immer wieder Steine in den Weg legt.

Es fällt mir recht schwer, hier den Inhalt des Buches in Worten zu fassen. Zum einen, weil er gleichzeitig sehr vielschichtig und doch so klar ist: Es geht um Selbstfindung und jegliche Art von zwischenmenschlichen Beziehungen. An Lucy sieht man sehr schön die Ratlosigkeit vieler jungen Menschen: Wer will man sein? Was wünscht man sich vom Leben? Was und wen wünscht man sich dafür auf oder an seiner Seite? Es geht aber auch darum, sich einzugestehen, wenn man sich zu sehr in etwas verrannt hat. Anne Pätzold zeigt mit „Right Here“, dass es völlig okay ist, einfach mal stehenbleiben und durchatmen zu müssen. Und genau dafür ist dieses Buch da: Es schenkt dem Leser Mut!

Zum anderen habe ich die Befürchtung, dass meine Worte hier nie dem gerecht werden können, was das Buch mir bedeutet und wie wundervoll es geschrieben ist. Ich hoffe, ich kann zumindest ansatzweise beschreiben, wie sehr ich jedes winzige Detail, die Figuren, den Schreibstil und insgesamt die Stimmung im Buch geliebt habe.

Die Charaktere sind einfach unfassbar herzlich, wirken authentisch und man kann nicht anders, als sie zu lieben. Lucy habe ich so gern, weil ich mich immer wieder selbst in ihr entdeckt habe. Seitenweise inneren Monologe, ihr aufgewühlt sein, das Gedankenkarussell sprachen mir als Leserin direkt aus der Seele und ich konnte mich sehr gut in Lu hineinversetzen.
Die Autorin hat Lucy außerdem unfassbar vielschichtig gestaltet und jede Seite an der Protagonistin, die ängstliche, die mutige, die wütende, die enttäuschte, die leidenschaftliche und verzweifelte, die humorvolle, unbekümmerte… ist authentisch. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr Detail kamen hinzu und halfen mir, mich immer weiter darin zu verlieren.
Der Antagonist, Jules ist für mich einfach der Inbegriff eines Book-Boyfriends, absolut liebenswert und zuckersüß. Ich habe mich wirklich sehr in den Kerl verliebt – ein Talent, dass Anne mit jeder ihrer Geschichten aufs Neue beweist: Sie erschafft wahre Traummänner. Jules ist gleichzeitig so erwachsen und vernünftig, und im nächsten Moment wieder unglaublich witzig, dass er mir total ans Herz gewachsen ist.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Nebencharakteren. Die einen, mindestens genauso niedlich und lieb, wie die Protas - die Anderen, gezielt komplex und etwas… abstoßend, runden die Story toll ab und hauchen ihr eine Art Lebendigkeit und ehrlichen Realismus ein.

Ganz besonders gefallen hat mir einmal mehr der wunderbare Schreibstil von Anne Pätzold. Es beeindruckt mich mit jeder weiteren Geschichte, die ich von ihr lese, mehr, was sie mit Worten alles ausdrücken kann. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht und Fingerspitzengefühl und schafft auf diese Weise ein ganz eigenes Kunstwerk. Dabei erzeugt sie eine unverkennbar-typische Stimmung, die einzigartig und genau der Stil dieser Autorin ist: Eine Wohlfühlatmosphäre, die zugleich von der Melancholie und all den unterschwelligen Emotionen etwas getrübt wird und den Leser daher umso stärker ergreift. Jede weitere Seite nimmt einen noch ein Stückchen mehr ein, als die vorangegangene. Man liest zugleich mit einem seligen Lächeln auf den Lippen und einen Tränenschleier vor den Augen. Obwohl man total getroffen ist, ist man so sehr gerührt, dass man sich wohlfühlt. Jedes weitere Wort zu lesen ist ein Genuss, und es zergeht einem auf der Zunge, als würde man, wie früher als kleines Kind, Schneeflöckchen mit der Zunge aufzufangen versuchen.

Und wenn ich schon bei Thema Schnee und Eis bin, lasst mich noch ein paar Worte zum Eiskunstlauf sagen, denn vielleicht mag einen dieses Thema abschrecken, wenn man bisher nichts damit zu tun hatte – so ging es mir nämlich auch. Die Thematiken in Anne Pätzolds Büchern sind immer solche, zu denen ich anfangs keinerlei Bezug habe. Aber sie schafft es, den Leser dafür zu begeistern, bzw. es so darzustellen, dass es zwar spezifisch ums Eislaufen geht, aber man alles verallgemeinern kann und deswegen jeder seinen ganz eigenen, persönlichen Zugang zu der Geschichte findet.

Fazit:
Dieses Buch zu lesen, war wie Balsam für sie Seele, wirksamer als jede Meditation und gemütlicher, als jede Couch. Einfach total entspannt und entspannend. Entschleunigend.
Statt dem für New-Adult typischen sexy Knistern setzt Anne Pätzold voll und ganz auf Tiefgang und bleibt stets auf der emotionalen Ebene von Anziehung. Das macht dieses Buch sehr einzigartig und mag vielleicht nicht jedermanns Fall sein. Für mich jedoch macht dies „Right Here“ zu einem ganz, ganz besonders Liebesroman. Er ist ein Herzensbuch und definitiv ein 5-Sterne-Roman für mich – und ganz bestimmt für ganz viele andere Leser ebenfalls. Wer nach einem Buch zum Abschalten sucht, dem perfekten Buch für gemütliche Lesestunden an kühlen Tagen, sollte nicht zögern, „Right Here“ zu lesen.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Spielchen spielen ist nicht schwer – sie zu gewinnen dagegen sehr!

Wen immer wir lieben (Immer-Trilogie, Band 1)
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Liebe – nichts weiter als eine Illusion, findet Lina. Die Literaturstudentin glaubt nämlich die Masche der Männer längst durchschaut zu haben. Besonders Bad-Boys ticken doch alle gleich! Deshalb hat Lina ...

Liebe – nichts weiter als eine Illusion, findet Lina. Die Literaturstudentin glaubt nämlich die Masche der Männer längst durchschaut zu haben. Besonders Bad-Boys ticken doch alle gleich! Deshalb hat Lina auch ein Prinzip entwickelt, um sich von ihnen nicht das Herz brechen zu lassen, sondern die harten Kerle sozusagen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Weil ihr niemand glauben will, am wenigsten ihre liebesverrückte kleine Schwester, für die das Prinzip eigentlich gedacht ist, macht Lina daraus einfach eine Challenge für sich.
Ben, den sie über Tinder kennenlernt, scheint die richtige Testperson zu sein. Und als sich die Challenge auch als perfektes Thema für Linas anstehende Hausarbeit, ihren Blog und den nächsten Artikel für das Stadtmagazin herausstellt, hängt sich Lina voll und ganz in dieses Projekt rein.
Aber vielleicht verrennt sie sich dabei etwas zu sehr…

Ich habe schon das ein oder andere Buch gelesen, das eine ähnliche Thematik wie „Wen immer wir lieben“ behandelte. An sich finde ich dieses Thema, also Bad-Boys mehr oder weniger zu bekehren, mega interessant und am Anfang hat auch dieses Buch es geschafft, mich dafür zu begeistern. Das Prinzip klang recht logisch, wenn auch etwas verrückt.
Doch mir wurde recht schnell klar, dass mich irgendwas an der Geschichte stört. Am Ende habe ich zudem erkannt, dass mir etwas fehlt. Deshalb muss ich leider sagen, dass „Wen immer wir lieben“ mich ziemlich enttäuscht hat.
Dabei möchte ich drei grundlegende Aspekte ansprechen, die unter anderem dafür sorgten, dass ich einfach nicht mit der Geschichte warm wurde. Ich möchte dennoch klarstellen, dass es meine ganz persönliche Meinung ist, und ich dennoch davon überzeigt bin, dass andere Leser es ganz anders empfinden, als ich und vielleicht sogar meinen Kritikpunkten etwas abgewinnen können.
Zunächst einmal ist der Schreibstil nicht mein Fall. In den meisten Fällen, kann ich bis zum Ende eines Buches mit dem Erzählstil warm werden. Aber eine Geschichte hauptsächlich in Form von Dialogen zu erzählen trifft einfach gar nicht meinen Geschmack. Mir fiel es durch die viele wörtliche Rede total schwer, all die Figuren kennenzulernen, mich vielleicht sogar in sie hineinversetzen zu können. Ich fühlte mich stets distanziert und mir fehlten diese längeren Passagen, in denen man einfach mal einen inneren Monolog, wie man es so schön nennt, der Protagonistin zu verfolgen. Es fehlten längere Textpassagen, in denen nicht geredet wird, und die eigentlich für die Stimmung sorgen. Zumindest mir fehlten sie.
Die Protagonistin Lina war bei mir ein weiterer Knackpunkt. Ich bin nicht nur nicht mit ihr warm geworden. Sie hat mich einfach genervt. Bei manchen Büchern finde ich, die Figuren sind zu naiv. Doch das war es nicht einmal, was mich an Lina störte. Ich konnte teilwiese sogar nachvollziehen, wieso sie sich komisch verhielt. Aber mich störte enorm, wie ignorant sie war und dass sie sich über hunderte von Seiten nicht merklich verändert hat. Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu stehen. Als würde sich das Buch im Kreis drehen. Man hatte das Gefühl, dass es jetzt weitergehen würde, aber am Ende stand man doch wieder am selben Ausganspunkt: Lina, die sturköpfig, ohne nach links oder rechts zu schauen, ihre Challenge fortsetzte.
Und dieser Starrsinn, ihre stetigen Manipulationsversuche & das vollkommen analytische Verhalten zerstörten für mich in jeglicher Hinsicht jeden Ansatz von Gefühlen und einer Romantischen Stimmung. Manchmal hat es zwar ein wenig geknistert, aber dafür, dass ich einen Liebesroman gelesen habe, war es mir zu wenig. Man kann sagen, es handele sich bei „Wen immer wir lieben“ um einen andersartigen Liebesroman: Eine NA-Geschichte, die in Deutschland spielt, eine Protagonistin, die selbst die Initiative ergreift, eine strukturierte Liebesgeschichte.
Aber in meinen Augen war es einfach keine LIEBESgeschichte. Dafür fehlte die Liebe.

Fazit:
„Wen immer wir lieben“ hat mich angesprochen, weil ich die Thematik interessant fand. Das war sie auch, aber die Geschichte entwickelte sich in eine ganz andere Richtung, als erwartet und konnte mich damit nicht überzeugen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber der Roman hat mich enttäuscht und ich werde ihm daher nur 2,5 von 5 Sternen geben. Diese sind für den unterhaltsamen Humor, den interessanten Einstieg und das nette Ende. Aber das, was einen Liebesroman ausmacht, sprich die Liebe, habe ich vergeblich gesucht.

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