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Veröffentlicht am 26.12.2023

Ganz viel Liebe und noch mehr Liebe

Wenn deine Wärme meine Kälte besiegt
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Die Autorin Brittainy C. Cherry dürfte wohl allen geläufig sein, die schonmal den ein oder anderen Blick auf Romance-Bücher geworfen haben. Sie schreibt einfach wundervolle Liebesgeschichten – mit Tiefgang ...

Die Autorin Brittainy C. Cherry dürfte wohl allen geläufig sein, die schonmal den ein oder anderen Blick auf Romance-Bücher geworfen haben. Sie schreibt einfach wundervolle Liebesgeschichten – mit Tiefgang und Gefühl, ein bisschen Spice und Humor. Klar, dass ich mir da ihren allerersten Weihnachtsroman nicht entgehen lassen durfte. Und davon handelt er:

Nachdem Holly am Traualtar auf die demütigendste Weise verlassen wurde, hat sie Männern und der Liebe abgeschworen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist sie einsam. Sie sehnt sich nach einem Mann an ihrer Seite – wenigstens für die kalte Jahreszeit. Und doch gibt ihr die Männerwelt ein ums andere Mal Anlass, an diesem Plan zu zweifeln. Auf kein erstes Date folgt ein zweites, manche Männer sind schrecklich unverschämt und selbst der Besitzer ihres neuen Lieblingsrestaurants, Kai, bringt ihr Blut schon bei ihrem ersten, unglücklichen Zusammenstoß in Wallung. Und ausgerechnet Kai, der kalte, arschige Single, meint, ihr Dating-Tipps aufbrummen zu können. Doch wenn Holly ehrlich ist, dann kann sie jeden Rat gebrauchen. Kai mit ihrer fröhlichen Art auf die Nerven zu gehen, ist dabei ein hübscher Bonus.

Die Geschichte ist turbulenter, schräger und auf eine humorvolle Art dramatischer als ich es von anderen Büchern der Autorin gewohnt bin und das wird von Anfang an klar. Damit ist dieses Buch nicht absolut typisch BCC für mich, aber diese weihnachtliche Version von ihr ist erfrischend und erheiternd und geht mit den aktuellen Trends in der Buchwelt. Diesen schrägen Humor liest man inzwischen oft bei englischsprachigen Romance-Autor:innen und das Trope Grumpy x Sunshine ist offenbar sehr beliebt.

In diesem Fall ist Holly der wohl sonnigste Sonnenschein überhaupt und Kai zunächst wirklich nichts als grummelig. Ihr erstes Treffen ist weder süß noch neutral, sondern von der schlimmsten Sorte und so fliegen von Anfang an die Fetzen zwischen ihnen. Es hat mir unglaublich viel Spaß bereitet, die spritzigen Dialoge und Schlagabtausche der zwei zu verfolgen. Diese Dialoge sind eine ganz wichtige Charakteristik von der Dynamik zwischen Holly und Kai. Wie die beiden miteinander umgehen ist nicht nur herrlich unterhaltsam, sondern einfach wunderschön. Wenn sie sich gegenseitig aufziehen, wenn sie wieder aneinandergeraten, ja, selbst wenn sie streiten, aber eben auch wenn sie miteinander offen über ihre Gefühle sprechen und tiefgründige Gesprächsthemen haben, ist ihre Kommunikation absolut on point.

Die Geschichte wird sowohl aus Kais, als auch aus Hollys Sicht erzählt. Beides sind sehr sympathische Charaktere. Holly ist manchmal ein wenig zu leichtgläubig, ein bisschen zu gutmütig, oder auch ein bisschen zu dramatisch – was aber einfach Holly ist. Sie ist eine schrullige Person zum Gernhaben und ihre Fröhlichkeit und Liebe sind geradezu ansteckend. Kai ist ganz anders als Holly, aber er ist mir noch viel mehr als sie ans Herz gewachsen. Stellt euch den perfekten Bookboyfriend eurer Träume vor – ich wette, er kann bei weitem nicht mit Kai mithalten. Ich bezweifle, dass irgendein:e Leser:in sein:ihr Herz nicht an Kai verlieren wird. Wer also ein Buch zum Verlieben und Dahinschmelzen sucht, ist hier an der absolut richtigen Adresse.

Was die Themen im Buch betrifft, so muss ich sagen, dass ich von der Autorin mehr Schwere gewohnt bin. Oft geht es um Probleme, die völlig ausweglos scheinen. Dass ist bei WENN DEINE WÄRME MEINE KÄLTE BESIEGT nicht der Fall. Es geht um Liebe in all ihren Formen, verschiedene zwischenmenschliche Beziehungen und das Vertrauen hierbei. Es wird mal wieder klar, wie unfair das Leben doch ist. Dennoch ist der Roman nicht bitter, auch nicht bittersüß, sondern einfach zuckersüß. Die Handlung ist deshalb eher flach, aber das ändert nichts daran, dass man viel Spaß beim Lesen hat und nicht viel Zeit dazu benötigt.

Eine Frage stellt sich nun aber noch. Es ist schließlich der erste Weihnachtsroman der Autorin – liegt ihr diese Art von Liebesgeschichten? BCC ist und bleibt für mich eine DER Queens of Romance. Natürlich ist auch ihr Weihnachtsroman sehr gelungen. Zugleich muss ich sagen, dass die Geschichte für mich nicht typisch weihnachtlich ist und die Weihnachtsstimmung nicht das gesamte Buch überdauert. Es ist Winter, ja. Aber diese Tatsache nimmt nicht viel Raum ein und richtig weihnachtlich ist es nur für drei, vier Kapitel.

Mein Fazit:
WENN DEINE WÄRME MEINE KÄLTE BESIEGT ist eine Geschichte, die das Herz erwärmt, die Lachmuskulatur fit hält und gute Laune verbreitet. Die Geschichte ist kein typisches Weihnachtsbuch, eher ein Wohlfühlbuch für die kalte Jahreszeit. Ebenso wenig ist das Buch typisch BCC, dennoch kann ich die Geschichte all ihren Fans empfehlen und auch sonst allen Leser*innen, die ein Buch mit ganz viel Romantik und Herz suchen. Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Weihnachten achtmal anders

Sparkling Christmas Nights
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SPARKLING CHRISTMAS NIGHTS ist eine Sammlung von acht Kurzgeschichten von insgesamt neun Autorinnen. Die Kurzgeschichten haben keinen Bezug zueinander und unterscheiden sich in ihrem Inhalt, Erzählstil ...

SPARKLING CHRISTMAS NIGHTS ist eine Sammlung von acht Kurzgeschichten von insgesamt neun Autorinnen. Die Kurzgeschichten haben keinen Bezug zueinander und unterscheiden sich in ihrem Inhalt, Erzählstil und Subgenre stark. Ich sage bewusst Subgenre, denn jede der Geschichten ist zumindest dem Genre Romance zuzuordnen. SPARKLING CHRISTMAS NIGHTS zeigt jedoch die Vielfalt an Arten von Geschichten, die sich hinter dem Begriff Liebesroman verbergen. Da die Geschichten derart unterschiedlich sind, fällt es mir schwer, sie an dieser Stelle einheitlich zu bewerten. Daher habe ich mich dazu entschieden, alle acht Geschichten ganz knapp vorzustellen und eine kurze Empfehlung dazu abzugeben.

Erste Geschichte: A Christmas Fortune

Als Honor über die Feiertage zu ihrem Bruder nach London reist, freut sie sich auf die gemeinsame Zeit und ganz viel Weihnachtsstimmung. Dass dieses Weihnachten anders wird als geplant, wird spätestens klar, als sich der neue Mitbewohner ihres Bruders als ihr Weihnachtsmuddel-One-Night-Stand Jason herausstellt.

Diese Geschichte ist eine ziemlich klassische New Adult-Story. Sie unterhält die Lesenden prächtig durch die Enemies-to-Lovers-Vibes und einen sehr schrägen Humor. Dazu gibt es noch eine Prise Tiefgang und eine Portion Spice. Meinen Geschmack hat die Geschichte getroffen.

Zweite Geschichte: Christmas Nights & Polar Lights

Die Vorweihnachtszeit ist einfach nichts für Angel: Sie verliert ihren Job, erwischt ihren Freund beim Fremdgehen und muss wohnungslos schließlich in ihr Heimatdorf zurückkehren. Dort wartet nicht nur unerträgliche Weihnachtsstimmung auf sie, sondern auch ihr Highschool-Feind Noah.

Die Geschichte hat mich ein wenig überrumpelt, weil sie als ganz klassische Liebesgeschichte mit dem Klischee „Freund, Job und Wohnung verloren“ beginnt – und letztendlich Richtung Fifty Shades of Grey abdriftet. Es ist nicht direkt Dark Romance, eher Erotik, aber die Wortwahl und Art von Sexszenen muss man mögen …

Dritte Geschichte: Rendezvous mit Inspector Grinch

Tina liebt das weihnachtliche Treiben in Wien und bummelt gemütlich durch den Weihnachtsmarkt – bis sie Opfer von Taschendieben wird. So trifft sie auf den Wiener Polizisten Ben, der eigentlich eine 10 von 10 für sie ist – wäre er nur nicht so ein Weihnachtsmuffel …

Diese Geschichte ist eine ganz klassische Liebesgeschichte. Kein Spice, ein bisschen Spannung, viel Gefühl und vor allem: Weihnachtsstimmung pur.

Vierte Geschichte: A Christmas Heartbreak

Stella und Jack waren einmal eines dieser Pärchen, die Studium und Beziehung perfekt vereinbaren konnten. Doch während Stella sich in Zweifeln verliert, stürzt Jack sich blind in sein Medizinstudium. So kann es nicht weitergehen – das sehen beide ein. Nach diesem Weihnachten werden sie getrennte Wege gehen - aber wie trennt man sich am Fest der Liebe?

Diese Geschichte hebt sich auf jeden Fall von allen anderen Kurzgeschichten in dieser Sammlung ab, weil sie viel melancholischere Töne anschlägt. Es geht nicht um Romantik, Anziehung oder Leidenschaft. Es geht vielmehr um die tiefere Bedeutung von Weihnachten und die tiefere Bedeutung von Beziehungen. Es ist eine Geschichte zum Nachdenken, was mir persönlich sehr gefallen hat.

Fünfte Geschichte: A Killer for Christmas

Kurz vor Weihnachten wird Holly unfreiwillig Zeugin eines Mordes. Besagter Mörder wird dadurch unfreiwillig noch zum Kidnapper, denn natürlich kann er Holly mit ihrem Wissen nicht laufen lassen. Doch je länger Holly bei ihm ist, desto unmöglicher erscheint es Nikolas, ihr irgendetwas anzutun …

Diese Geschichte ist schwierig einzuordnen und ich bin mir sicher, dass alle Lesenden sie unterschiedlich wahrnehmen werden. Es beginnt bereits beim Genre. Die Thematik mit Mord und Kidnapping deuten auf Dark Romance hin – die Liebesgeschichte selbst ist aber nicht so krass, wie man vermuten könnte. Beide Charaktere waren mir weder unsympathisch, noch erscheinen sie mir vollkommen unbedenklich. An sich habe ich die Geschichte recht gerne gelesen, aber vermutlich hätte sie in einem längeren Umfang besser funktioniert.

Sechste Geschichte: The Grinch who stole my heart

Delilah liebt ihre Arbeit im Obdachlosenheim – zumindest bis Nolan dort auftaucht, um seine Sozialstunden abzuarbeiten. Es prallen zwei grundsätzlich verschiedene Welten aufeinander und Nolan und Delilah verstricken sich immer weiter in hitzigen Diskussionen. Wieso nur grinsen alle anderen Mitarbeitenden immer, wenn die beiden mal wieder aneinandergeraten?

Diese Geschichte würde ich irgendwo zwischen New Adult und Young Adult einordnen. New Adult wegen dem Alter der Charaktere. Young Adult wegen der Geschichte selbst. Diese Geschichte habe ich unfassbar gerne gelesen, weil die Enemies-to-Lovers-Story herrlich unterhaltsam war. Außerdem war das Worldbuilding für eine Kurzgeschichte erstaunlich detailliert und die Geschichte war einfach rund und süß und weihnachtlich.

Siebte Geschichte: (K)ein Weihnachten ohne dich!

Logan hat kurz vor Weihnachten nur ein Ziel: Seine langjährige Freundin Hazel finden, zur Rede stellen und dort an ihrer Beziehung anknüpfen, wo sie abrupt aufgehört haben - nachdem sie ihn ohne ein Wort hat sitzen lassen.

Diese Romance Suspense-Geschichte fiel für meinen Geschmack aus dem Rahmen. Sie war kaum weihnachtlich und nicht zum Wohlfühlen geeignet. Für mich war die dargestellte Beziehung zu toxisch und voller Red Flags.

Achte Geschichte: Mr. One Night Stand

Nachdem Xavien im letzten Sommer endlich die Gelegenheit erhalten hat, Sila auf ein Date einzuladen, endete dieser Abend relativ ungemütlich. Ermöglicht der Zauber der Weihnachtszeit den beiden eine zweite Chance?

Bei dieser Geschichte muss ich hinzufügen, dass das Autorinnen-Duo Mila Meadow und Ylvie Davis bereits eine Dilogie veröffentlicht haben, die im selben „Universum“ spielt. Es handelt sich also eher um ein Spin-off als um eine eigenständige Kurzgeschichte. Ein sicherlich schöner Abschluss für alle Fans der Reihe – als Außenstehende:r findet man jedoch nicht so recht einen Einstieg in die Geschichte.

Mein Fazit:

Alles in allem können manche Geschichten mehr überzeugen als andere. Ich habe ein, zwei Favoriten gefunden, hatte ein, zwei Geschichten, mit denen ich nicht warmgeworden bin und habe auch Geschichten gelesen, die als eigenes Buch besser funktioniert hätten als in diesem knappen Format. Die Sammlung ist jedenfalls unglaublich vielfältig, weshalb ich mir sicher bin, dass jede:r eine Geschichte finden wird, die dem eigenen Geschmack entspricht. Um möglichst viele der Geschichten genießen zu können, würde ich diese Sammlung besonders solchen Leser:innen ans Herz legen, die sich für Romance in all ihren Facetten interessieren. Denn dann ist dieses „Buch“ perfekt für die stressige Vorweihnachtszeit, wenn man eigentlich weihnachtliche Geschichten lesen will, aber kaum Zeit für einen kompletten Roman findet. Diese Geschichten dagegen lassen sich jeweils in ein bis zwei Stunden problemlos „vernaschen“.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Historische Liebesgeschichte in modernem Gewand

Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien
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Wir schreiben das Jahr 1877. Es ist Winter in Wien und die Eröffnung der nächsten Ballsaison steht kurz bevor. Sämtliche Debütantinnen stehen vor Nervosität unter Strom – zwei von ihnen sind die Zwillingsschwestern ...

Wir schreiben das Jahr 1877. Es ist Winter in Wien und die Eröffnung der nächsten Ballsaison steht kurz bevor. Sämtliche Debütantinnen stehen vor Nervosität unter Strom – zwei von ihnen sind die Zwillingsschwestern Clea und Sophie. Doch während Sophie wie die anderen jungen Frauen mit ängstlicher Vorfreude auf viele Verehrer und eine glückliche Verlobung hofft, beunruhigt Clea genau diese Vorstellung. Heiraten. Nicht mehr Clea sein, sondern die Ehefrau von irgendjemandem. Als einzige Aufgabe einen Haushalt aufgebrummt zu bekommen. Sich für die Kinder aufopfern zu müssen. All das würde Clea nicht glücklich machen. Aber ist es einer jungen Frau dieser Zeit überhaupt möglich, ihren Traum vom Glück zu verwirklichen? Als wäre Cleas Traum von Freiheit nicht schon unerreichbar genug, laufen ihre heimlichen Rebellionsversuche von Anfang an komplett schief. Noch bevor die Ballsaison begonnen hat, bereitet ein junger Graf – Nikolaj Glinsky – ihr schon Herzklopfen. Und Clea wiederum kann sich vor Verehrern kaum retten…

Wenn man von historischen Liebesgeschichten im 19. Jahrhundert hört, dann denkt man inzwischen wohl direkt an Bridgerton. Und ja, auch ich interessiere mich seitdem ich Bridgerton-Fan bin besonders für dieses Genre. Dennoch möchte ich direkt klarstellen, dass diese Geschichte eben nicht Bridgerton ist. Wo Bridgerton von Skandalen lebt, lebt diese Geschichte von ihren starken Historischen Bezügen. Wenn der Fokus in Bridgerton auf der leidenschaftlichen Romantik liegt, dann lenkt WALZERNÄCHTE IN WIEN ihn auf Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung.

Grundsätzlich war mir schon nach der ersten Seite klar, dass man dieses Buch lieben kann, ob man nun Bridgerton-Fan ist oder nicht. Es beginnt schon bei dem Erzählstil, der sich von Regency-Romances abhebt. Der Schreibstil ist weniger gehoben und liest sich durch die recht moderne Sprache sehr flüssig - manchmal war die Sprache jedoch geradezu zu modern, wo ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht hätte. Die Geschichte wird aus Cleas Sichtweise und entsprechend in der ersten Person erzählt. Dadurch steht man als Leser:in der Protagonistin von Anfang an sehr nahe und lernt sie ausgiebig kennen. Clea hatte mich sehr schnell von sich überzeugt. Die junge Frau ist unfassbar willensstark, was beim Lesen einfach beeindruckt und ihr großer Sturkopf amüsiert einen auf die beste Weise. Der Einstieg ins Buch ist mir entsprechend leicht gefallen und ich habe mich prächtig unterhalten gefühlt.

Die Nebencharaktere tun ebenfalls ihr Bestes, dass man sich als Leser:in absolut wohl und willkommen fühlt. Sophie ist ein herrlich ruhiger Gegenpol zu ihrer Zwillingsschwester. Bei der Gutmütigkeit von ihrem Vater fühlt man sich einfach wohl und Cleas Mutter hält die ein oder andere Überraschung für uns bereit. Dann wäre da noch die feine Gesellschaft, die einem jede erdenkliche Emotion entlocken kann. Und natürlich Nikolaj. Aber dazu gleich mehr.

Zunächst einmal möchte ich darauf eingehen, was die Lesenden nach dieser herzlichen Eingangsphase erwartet. Und was mir da als allererstes in den Sinn kommt, ist die wundervolle Kulisse. Der Roman ist kein Weihnachtsbuch, aber ein Buch, das sich zumindest gut unterm Weihnachtsbaum macht, weil es sich perfekt zum Lesen in der kalten Jahreszeit eignet und eine einnehmende Winterstimmung verbreitet. Wohlfühlatmosphäre pur!

Im Allgemeinen hält dieser Roman sehr viele Überraschungen, Wendungen und auf den Kopf gestellte Klischees bereit. So hat mich beispielsweise der Handlungsverlauf überrascht, weil ich auf eine Liebesgeschichte durch und durch eingestellt war. Aber das ist WALZERNÄCHTE IN WIEN, zumindest auf den ersten Blick, nicht. Denn nach Herzklopfen am Anfang, liegt der Fokus erstmal auf Clea als Individuum. Schließlich braucht es einige gefasste und wieder verworfenen Pläne, bevor Clea für eine Liebesgeschichte bereit ist. Aber keine Sorge, auch die Lovestory kommt nicht zu kurz. So interessant Cleas persönliche Entwicklung in der ersten Hälfte des Romans ist, so romantisch wird es gegen Ende hin.

Allerdings muss ich gestehen, dass es mir am Ende dann zu plötzlich zu viel wurde. Clea und Nikolaj drehen sich wirklich lange im Kreis – wenn sie überhaupt mal auf denselben Umlaufsbahnen wandeln – und dann geht es am Ende ziemlich schnell. WALZERNÄCHTE IN WIEN ist eines dieser Bücher, das mindestens 50 Seiten mehr verdient hätte. Und da der Schreibstil sich so wundervoll liest und das Buch zu einem richtigen Pageturner für mich gemacht hat, hätte ich auch gerne mehr gelesen. Besonders zu Nikolaj als Antagonist gab das Buch für meinen Geschmack zu wenig her. Er blieb als Person ziemlich blass – ich hätte mich darüber gefreut, mal seine Sicht auf die Dinge zu erfahren. Das hätte die Geschichte einfach noch runder geformt.

Mein Fazit:
WALZERNÄCHTE IN WIEN war ein richtiges Wohlfühlbuch für mich, mit einem Setting, das nicht nur verzaubert, sondern durch die perfekte Recherche überzeugt und informiert. Ich habe das Buch mit sehr viel Spaß in viel zu kurzer Zeit gelesen und habe mich dabei bestens unterhalten gefühlt. Es fehlt weder an Humor, noch an Ernsthaftigkeit. Dennoch hat der Roman seine kleinen Schwachstellen und dort hätte ich mir mehr Feingespür gewünscht – für Nikolajs Charakter und auch für die schmale Gradwanderung zwischen historischem Bezug und dem Drang nach Modernität. Allerdings sind dies, wie gesagt, nur kleine Schwachstelle und ich vergebe wohlverdiente 4,5 Sterne, denn WALZERNÄCHTE IN WIEN ist absolut empfehlenswert für alle, die ein Faible für historische Schauplätze und/oder romantisch Liebesgeschichten haben.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Nicht schön einfach, aber einfach schön

Literally Love 1. Paperthin Touch
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Wer das hier liest, ist mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlich großer Büchermensch. Und was gibt es für uns Büchermenschen bitte genialeres als Bücher, die von Büchern handeln? Während wir ...

Wer das hier liest, ist mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlich großer Büchermensch. Und was gibt es für uns Büchermenschen bitte genialeres als Bücher, die von Büchern handeln? Während wir LeserInnen uns also mit Herzchenaugen ein Exemplar von PAPERTHIN TOUCH schnappen, kann nur Clio selbst diese Euphorie toppen. Denn Clio arbeitet im Verlag, liebt und lebt ihren Lektorinnenjob mit Leib und Seele und hat ihr Herz eigentlich schon längst an diverse AutorInnen verloren. Aber noch nie so …
Dabei beginnt alles so traumhaft: Clios neues Projekt ist eine Zusammenarbeit mit DEM Bestsellerautor schlechthin, Bryn Spurling. Doch schon bald wirkt alles albtraumhaft. Bryn ist alles andere als zugänglich, viel zu oft vergisst sie ihre Professionalität und dann schwärzt er sie auch noch indirekt bei ihrer Chefin an, um Clio persönlich treffen zu können. Aufgebracht lässt Clio sich auf die Herausforderung ein – nicht ahnend, dass sich hinter dem Pseudonym alles andere als ein unnahbarer Griesgram verbirgt. Nicht ahnend, dass sie den Höhepunkt ihres ganz persönlichen Albtraums noch lange nicht erreicht hat. Und erst recht nicht ahnend, wie schön dieser Albtraum sich anfühlen kann …

Die Geschichte wird aus Clios Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, was den Einstieg ins Buch und den Zugang zu der Hauptfigur sehr einfach gestalten. Der gesamte Schreibstil liest sich zudem absolut flüssig, angenehm und das Buch entwickelt schnell Suchtpotenzial. Was ich zum Erzählstil ebenfalls noch hervorheben möchte, ist die Art, wie eine zweite Geschichte in die Haupthandlung eingewoben wird. Wer THE SECRET BOOKCLUB gelesen hat, weiß vielleicht was ich meine – alle andere werden es beim Lesen dieses Buches spätestens verstehen und erkennen, wie passend das ist und was für eine besondere Facette so hinzukommt. Schließlich kann man am besten verfolgen, wie sich Lektorin und Autor mittels eines Manuskripts näherkommen, wenn man selbst einen Blick in besagtes Manuskript werfen darf. Wirklich eine tolle Idee.

Sehr zugesagt haben mir auch die Figuren. Clio als Protagonistin ist eine beeindruckende Frau. Sie ist extrem selbstbewusst, mutig und schlagfertig. Auch ihre Loyalität hat mich beeindruckt und insgesamt ist es einfach mal erfrischend eine Liebesgeschichte zu lesen, in der die Frau die Initiative ergreift.

Während man Clio also sehr schnell sehr detailliert kennenlernt, bleibt Bryn als Figur lange blass. Es kommt zwar recht zügig zu einem Austausch via Mail und Kommentaren im Manuskript und auch das Manuskript stammt ja von ihm. Trotzdem konnte ich ihn ewig nicht einschätzen – dafür hat er sich, als er dann erstmals in persona aufgetreten ist, umso schneller mein Herz geschnappt. Seine Unsicherheiten machen ihn extrem sympathisch und nahbar. Außerdem war ich verliebt in seine so gefühlvolle Art.

Wie Clio und Bryn miteinander agieren und kommunizieren fand ich sehr schön zu beobachten, weil dabei jeder so sehr sich selbst treu bleibt und die zwei trotz ihrer Unterschiedlichkeit harmonieren. Allerdings bin ich mit dieser Erkenntnis immer ein wenig hinterhergehinkt. Oft ging es mir mit den beiden deshalb zu schnell und als sie sich erstmals sehr nahe kamen, war ich mir zwei Seiten vorher noch absolut sicher, dass sie noch Zeit brauchen würden. Ich wurde also ab und zu überrumpelt und der Funkte ist „nur“ zu 90% auf mich übergesprungen.

Das überraschende Tempo der Lovestory zeigt aber schon, dass dieser Roman in Teilen etwas unkonventionell und kaum 08/15 ist. Das beginnt zum Beispiel bei den sehr präzisen (und unglaublich interessanten) Einblicken in die Verlagswelt. Auch die Weise, wie Tarah Keys mit dem ein oder anderen Klischee spielt, ist spannend zu verfolgen. Eine weitere „unkonventionelle“ Sache möchte ich noch ansprechen, und zwar, dass die Erzählweise darauf abzielt, einige Erklärungen erst im Nachhinein zu liefern. Sollte man also beim Lesen an Stellen kommen, an denen man das Verhalten der Figuren nicht verstehen kann, dann lohnt es sich, noch ein paar Seiten durchzuhalten und man wird mit einem schönen Aha-Moment belohnt ;)

Mein Fazit:
PAPERTHIN TOUCH ist eine unterhaltsame Liebesgeschichte für alle, die einfach nicht genug von Büchern bekommen können. Die Story hält eine richtige Bandbreite an Emotionen bereit: Humor, Spannung, Frustration, Dramatik, Hoffnung und Liebe. Was mir persönlich besonders in Erinnerung bleiben wird, sind (neben meinem heftigen Crush auf Bryn ;)) die erfrischend andersartigen Themen und Wendungen, welche der klassischen Liebesgeschichte eine besondere Note verleihen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung – schließlich lieben wir alle die Liebe und das Lesen :)

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Eine Meditation in Geschichtenform

Lichterzauber in Schweden
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Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich persönlich liebe den Winter, die dunklen Tage und den wunderschönen Schnee. Zu einem Aufenthalt in DEM Winterwunderland schlechthin – Nordschweden – würde ich ...

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich persönlich liebe den Winter, die dunklen Tage und den wunderschönen Schnee. Zu einem Aufenthalt in DEM Winterwunderland schlechthin – Nordschweden – würde ich also nie nein sagen. Auch Lilje ist als Reisejournalistin prinzipiell sehr offen. Nur bei dieser Reise geht einiges schief. Eigentlich sollte sie nicht von der Kälte, sondern vom sonnigen Strand berichten. Und eigentlich sollte sie trotz dem ganzen Chaos wenigstens ein Hotelzimmer haben. Doch alles kommt anders und so findet sich Lilje als Zimmergenossin eines attraktiven Fremden wieder. Es ist die altbekannte Geschichte der ungeplanten Zimmergenossenschaft – doch die wenigen Tage sollten kaum ausreichen, um sich zu verlieben. Aber Lilje kann ihr Herz nicht an die Landschaft und Kultur der Sámi verlieren, ohne sich dabei auch in Juha zu verlieben …

LICHTERZAUBER IN SCHWEDEN nimmt nicht nur Lilje mit in ein Land voller Überraschungen – auch die Lesenden begeben sich von der ersten Seite an auf eine Reise. Zu Beginn wird klar, dass die Geschichte in wechselnder Perspektive und in dritter Person erzählt wird. Während das erste hilft, sich in beide Figuren besser hineinzusetzen, fällt mir beim anderen meist schwerer, mich auf sie einzulassen. Was würde bei diesem Buch also die Überhand gewinnen?

Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg ins Buch nur holprig gelungen ist und ich einige Seiten gebraucht habe – ungefähr die ersten hundert – um mich so richtig an die Story zu gewöhnen. Ich hatte am Anfang zu wenig Zeit, Lilje und Juha so richtig kennenzulernen. Es ging einfach zu schnell, dass sie ankommen, sich noch gar nicht kennen und schon auf einem Zimmer zusammen landen. Hierbei wirkten einige Details nicht so ganz stimmig auf mich. Würde man als junge Frau wirklich einfach so die Nacht bei einem völlig fremden verbringen – auch wenn es rein platonisch ist und er enorm gut aussieht? Ich brauchte also meine Zeit, mit den Figuren warm zu werden und auch wenn ich sie schließlich besser ein- und abschätzen konnte, blieben sie mir doch bis zum Schluss etwas fern.

Eine andere Sache, dich mich zunächst verwirrt hat, war die Storyline. Was mir am Anfang zu schnell ging, entwickelte sich recht bald zu einer Geschichte, die sich sehr viel Zeit lässt und den Begriff „Entschleunigung“ neu definiert. Für mich war die Handlung eine schmale Gradwanderung zwischen entspannt und langatmig. Letzten Endes hatte das Buch nicht wirklich Längen, aber es war zwischendurch fast schon zu sehr Slow-Burn, um noch als Lovestory durchzugehen.

Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, worin der Fokus der Autorin genau lag. War es das Liebespaar oder doch eher die Sámi-Thematik? Im Grunde ist es ja auch genau dieses Thema, was die Geschichte dann eben doch von anderen Romanen mit dieser Art von cozy Lovestory unterscheidet. Das Setting ist verzaubernd und was man im Roman über dieses sehr besondere Volk der Sámi lernt, ist spannend.
Gefehlt hat es mir aber auch hier an Stimmigkeit. Es steht außer Frage, dass Naturschutz und Diversität wichtig und aktuell sind. Der Kontrast zu der restlichen Ruhe im Roman war mir allerdings zu hoch. Und auch die Verteilung der Thematiken im Buch wirkte zu unharmonisch. Themen, die eine Zeit lang als enorm problematisch dargestellt wurden, verlaufen im Sand und werden am Ende in einem Halbsatz „geklärt“. Auch die Lovestory war mir am Anfang und am Ende je zu geballt, im Mittelteil kam da einfach zu wenig.

Mein Fazit:
Es gibt eine Sache, wofür ich das Buch wirklich geliebt habe und in meinen Augen ist es DAS Argument, um diese Geschichte zu lesen: das Setting. Das, was man auf Dänisch als „Hygge“ bezeichnet, ist nicht nur total im Trend, sondern in Buchform auch entspannender als jede Meditation. LICHTERZAUBER IN SCHWEDEN war in der Hinsicht ein wirklich angenehm zu lesendes Buch. Ich hatte einige schöne Lesestunden, aber rückblickend hat es mich einfach nicht ganz mitgenommen. Ein typisches nett-für-zwischendurch-drei-Sterne-Buch.

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