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Veröffentlicht am 04.06.2023

Wieso unsere Ängste Namen verdienen

Where Summer Stays (Festival-Serie 1)
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Festivals sind eigene Welten für sich. Unabhängig davon, ob man selbst bereit ist, sich auf lauten Zeltplatz und überfüllte Toiletten einzulassen – die Welt der Festivals ist faszinierend. WHERE SUMMER ...

Festivals sind eigene Welten für sich. Unabhängig davon, ob man selbst bereit ist, sich auf lauten Zeltplatz und überfüllte Toiletten einzulassen – die Welt der Festivals ist faszinierend. WHERE SUMMER STAYS gibt nun allen – ob Festivalgänger oder nicht – die Möglichkeit, in die elektrisierende Atmosphäre einzutauchen. Eine der ersten Lektionen ist hierbei, dass das Festival nicht bloß anders funktioniert als der Alltag. Vielmehr gilt die Regel, dass was auf dem Festival gilt, nicht in den Alltag gehört. Aber wenn etwas auf dem Festival wunderschön ist, wieso sollte man es dann kampflos aufgeben?
Auch Charlie und Levy stehen vor dieser Frage. Denn was sie auf dem Festival miteinander erleben ist magisch. Ja, es ist definitiv auch wunderschön, aber es ist sogar vielmehr. Denn die beiden haben eine besondere Verbindung. Auf den ersten Blick könnte man meinen, sie würden nicht zusammenpassen: Levy ist mutig, während Charlie in ständiger Angst lebt und einzig für ihren Traumjob als Radiomoderatorin einen Fuß auf das Festivalgelände setzt. Aber kaum stoßen Charlie und Levy zusammen, wird klar, dass sie einfach zusammenpassen. Sie beide rennen vor etwas davon. Sie beide möchten mehr sein, als sie momentan sind. Sie beide sind in ihrem Inneren andere Personen. Sie beide haben Angst vor der Liebe – und verlieben sich doch … zu schnell?
Es ist erst wenige Stunden her, dass ich den Roman beendet habe. Doch ich bin mir bereits jetzt sicher, wofür er mir in Erinnerung bleiben wird: Seine Andersartigkeit. Es war eines der ersten Dinge, die mir bereits nach den ersten dreißig Seiten klar wurde: Charlie und Levy sind für sich alleine schon sehr charakteristische Personen. Aber zusammen, da sind sie etwas ganz Eigenes. Wenn ich also Charlie und Levys Verhältnis zueinander, ihre Gefühle füreinander, ihre Bindung und im Allgemeinen einfach ihre Geschichte beschreiben müsste, dann würde dafür ein einziges Wort ausreichen und alles ausdrücke: anders. Die beiden sind anders. Erfrischend anders.

„Wie albern, denke ich und vergesse den Einwand sofort wieder, weil ich mit Levy solche albernen Sachen denken darf.“

Die Schatten, die Levy mit sich herumschleppt sind teilweise keine unbekannten Themen in Liebesromanen. Aber es sind auch Themen dabei, die bisher kaum thematisiert werden – und die vielleicht nicht jede Person betreffen, aber dennoch Teil der Realität sind und gehört werden müssen. Levys Geschichte hat mich sehr berührt und bewegt. Ich habe mit ihm gelitten, denn er ist eine sehr gebrochene Person mit viel Dunkelheit im Leben.
Die Stimmung im Buch war zwar glitzrig, laut und turbulent. Für mich überwogen hat dennoch, dass das Buch Schwere und Dunkelheit mit sich bringt. Festival ist ein Sommerthema, klar. Aber ein Sonnenschein-Buch ist das hier nicht. Das meine ich nicht als Kritik, sondern als Info, die man vielleicht im Hinterkopf behalten sollte, wenn man die Geschichte lesen möchte.

Auch Charlies Geschichte ist von Dunkelheit geprägt. Obwohl ich Charlie als Person sehr gerne hatte, konnte ich ihre Geschichte weniger mitfühlen. Auch bei Levy hat es gedauert, bis sich die einzelnen Puzzlestücke zu einem Gesamtbild zusammengesetzt haben. Bei Charlie habe ich jedoch nun, nachdem ich das Buch beendet habe, das Gefühl, dass mir noch Puzzlestücke fehlen. Ich mag Geschichten und Charaktere mit Ecken und Kanten – aber diese Ecken und Kanten dürfen dennoch gerne abgerundet sein. So, dass sich der Kreis noch schließen kann.

Eine andere Sache, die mich etwas gestört, vor allem aber verwirrt hat, war der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Stimmungen. Die Übergänge waren abrupt und für meinen Geschmack unlogisch. Natürlich kommt es mal vor, dass aus Ernst Witz wird. Oder dass aus einer spicy Szene doch plötzlich etwas Tiefgründigeres wird. Aber dass jede ernste Situation mit Spice endet? Dass Ernst und Witz Pingpong miteinander spielen? Es hat für Spannung gesorgt. Aber manchmal hätte den beiden auch etwas Ruhe gutgetan.

Mein Fazit:
WHERE SUMMER STAYS ist nicht nur im wirklichen Bücherregal ein echter Blickfang, sondern sichert sich auch einen erinnerungswürdigen Platz in jedem geistigen Buchregal. Das Buch steckt voller Gefühle, die einen (zumeist) sehr bewegen und mitreißen. Meine Empfehlung geht an alle, die zwar nach einem Sommerbuch suchen, aber eben nach einem anderen Sommerbuch. Eines, indem es nicht um Kitsch und Wärme und Sonnenschein geht. Sondern um die Realität, die sich nicht mit etwas Sonnenschein überstrahlen lässt.
Meine persönliche Meinung lautet, dass ich WHERE SUMMER STAYS gerne gelesen habe, aber … Ich habe ein paar kleinere und größere „Abers“ für mich entdeckt, und mich am Ende für eine Bewertung mit 3,5 Sternen entschieden. Manche Aspekte im Buch verdienen sicherlich noch mehr Sterne, andere waren mir jedoch zu schwach.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Glitter und Glamour ist gut, Natürlichkeit ist besser

When it's Real – Wahre Liebe überwindet alles
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WHEN IT’S REAL ist wohl eine der klassischsten Lovestorys. Zumindest was die Thematik betrifft: Das arme Mädchen und der reiche „Prinz“. Es sind also durchaus einige Klischees vorprogrammiert und ich möchte ...

WHEN IT’S REAL ist wohl eine der klassischsten Lovestorys. Zumindest was die Thematik betrifft: Das arme Mädchen und der reiche „Prinz“. Es sind also durchaus einige Klischees vorprogrammiert und ich möchte auch gar nicht bestreiten, dass es diese gibt. Stattdessen möchte ich direkt sicherstellen, dass man keine falschen Erwartungen an das Buch hat.
Ob man sich nun trotz oder wegen der leichten Hervorsehbarkeit für die Geschichte interessiert - darum geht’s:

Wenn Vaughn sich selbst beschreiben müsste, dann würde sie drei Dinge nennen.
1. Sie ist 17 Jahre alt.
2. Sie hat im letzten Jahr ihren Highschool-Abschluss (frühzeitig) gemacht, um ihrer großen Schwester finanziell unter die Arme zu greifen.
3. Ihre Eltern sind tot. Vaughns Leben ist also manchmal etwas trauriger, als das von anderen. Aber generell ist sie einfach normal und bodenständig.
Und damit ganz anders als Rockstar Oakley Ford.
Genau aus diesem Grund erhält sie von Oakleys Agentur ein ganz spezielles Angebot. Für ein Jahr Fake-Beziehung mit dem skandalösen Musiker winkt eine ordentliche Summe, mit der sie ihrer Schwester endlich etwas von dem zurückgeben könnte, was sie für die Familie geleistet hat.
Obwohl Vaughn noch in einer Beziehung ist, nimmt sie das Angebot also an. Schließlich ist es nur ein Job. Und Oakley ist zu arrogant, als dass Gefühle ins Spiel kommen könnten, die Vaughns Leben auf den Kopf stellen.
Doch ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Denn wenn man im Rampenlicht steht, ist Chaos praktisch vorprogrammiert.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir enorm einfach – ebenso das Lesen der gesamten Geschichte. Der Roman liest sich flüssig und zügig. Einerseits, weil der vertraute Schreibstil mit der recht einfachen Sprache es einem sehr leicht macht. Andererseits, weil Vaughn und Oakley einfach so tolle Charaktere sind, dass die Zeit mit ihnen im Flug verfliegt.
Das Buch ist von Anfang an sehr ereignisreich und doch ist die Lovestory an sich ziemlich Slow-Burn. Diese Kombi fand ich sehr erfrischend und ich habe es geliebt mitzuerleben, wie sich die Gefühle ganz langsam und ganz natürlich entwickeln. Was mir anfangs noch etwas Sorgen bereitet hat, war die Tatsache, dass Vaughn eigentlich einen Freund hat. Dreiecksbeziehungen sind einfach gar nicht mein Thema in Büchern, aber ich wurde positiv überrascht. Meiner Meinung nach hat Erin Watt diese Thematik nicht nur gut gelöst, sondern auch so geschickt in die Geschichte miteingewogen, dass die Story noch vielschichtiger wurde. Sehr gefallen hat mir zudem, dass es eine Nebenhandlung zu Vaughns Schwester gab. Diese wurde zwar eher nur am Rande geschildert, war aber einfach eine süße Ergänzung.
Generell würde ich WHEN IT’S REAL als eine perfekte Teenie-Lovestory beschreiben. Es geht darum, Erfahrungen zu machen und den eigenen Platz in der Welt zu finden. Auch das Thema erste Liebe wurde sehr facettenreich behandelt, sodass die Geschichte zugleich realistisch ist und zum Träumen einlädt. Die Sprache ist sehr jugendlich – manchmal fühlte ich mich selbst (obwohl ich noch gar nicht so alt bin :D) schon fast zu alt dafür. Die Wortwahl ist daher etwas, was ich kritisieren würde. Denn manchmal wirkte es einfach gewollt, wenn Frauen immer nur Chicks, Schnitten oder das Babe waren. Und es passte oft einfach nicht in die Situation und hat die Emotionen niedergetrampelt.
Allgemein konnte mich die Geschichte aber überzeugen. Die Perspektive wird abwechselnd aus Oaks und Vaughns Perspektive geschildert. Direkt zu Beginn war ich begeistert, wie erwachsen sich beide verhalten. Vaughn ist 17 und Oak 19. In Büchern werden Charakteren in diesem Alter oft noch sehr naiv dargestellt, was mich dann immer etwas stört. Das war bei Oak und Vaughn zum Glück (fast) nicht der Fall.

Mein Fazit:
Ich habe WHEN IT’S REAL lesen wollen, um eine süße Liebesgeschichte zum Abschalten zu erleben. Bei solchen Geschichten sind Klischees und Kitsch nicht unüblich, doch ich war überrascht, wie natürlich die Geschichte tatsächlich war. Ich fand es schön, dass sich die Handlung Zeit gelassen hat und zugleich immer spannend und lesenswert war. Ich würde sagen, dass ich genau die Geschichte lesen durfte, die ich mir gewünscht habe zu lesen. Ein paar kleine Kritikpunkte hatte ich zwar, aber allgemein ist die Geschichte eindeutig zu empfehlen. Es ist eine nette Lektüre zum Abschalten, im Urlaub oder für Teenager. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Die Figuren leben ihren Traum – der Leser muss sich mit der Realität auseinandersetzen

Let's be wild
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Es fasziniert mich immer wieder, wenn zwei AutorInnen sich zusammenschließen und gemeinsam ein Buch veröffentlichen. Es erfordert sicherlich ein beeindruckendes Maß an Teamwork, weshalb ich stets neugierig ...

Es fasziniert mich immer wieder, wenn zwei AutorInnen sich zusammenschließen und gemeinsam ein Buch veröffentlichen. Es erfordert sicherlich ein beeindruckendes Maß an Teamwork, weshalb ich stets neugierig bin, wie das im Einzelfall funktioniert. Das war mit ein Grund, weshalb ich LET’S BE WILD lesen wollte. Der wichtigste Grund war aber eindeutig, wer dieses Autorinnenduo ist. Von Anabelle Stehl habe ich WORLDS COLLIDE absolut geliebt und von Nicole Böhm zählen die gesamte ONE LAST- und GOLDEN HILL-Reihe zu meinen Lieblingsbüchern. Neuen Lesestoff von diesen beiden Autorinnen lasse ich mir deshalb nie entgehen.
Dennoch war ich bei LET’S BE BOLD von Anfang an etwas verunsichert. Zwar wird es als New Adult zugeordnet, aber der Fokus liegt vordergründig nicht auf Liebe und Beziehungen. Das ist ungewöhnlich.
Worum geht es also in der Geschichte?
Die Frage nach dem Inhalt stellt mich ehrlich gesagt vor die erste Herausforderung. Er ist zugleich eindeutig, klar und zu umfangreich, um ihn auf den Punkt bringen zu können. Am besten schafft das wohl dieses Zitat:
„Aber was nützte es mir, ständig in Angst zu leben? Auf die Art konnte ich nichts erreichen.“
Es gibt insgesamt vier ProtagonistInnen. Obwohl die vier Protas völlig unterschiedliche Ausgangspunkte haben und manche ihrem Traum bereits näher scheinen als andere, eint sie doch eines: Alle suchen sie in New York Erfolg. Glück. Erfüllung.
Und diese Figuren lernen wir kennen: Shae und Tyler, die sich von klein auf kennen und nun gemeinsam nach New York ziehen. Evie ist ebenfalls erst vor kurzem in New York angekommen, sie kommt aus Deutschland. Ariana dagegen lebt schon ein paar wenige Jahre im Big Apple und hat sich in der Influencer-Agentur, wo auch die anderen drei nun zu Arbeiten anfangen, bereits einen Namen gemacht. Aufgrund der vielen Figuren – und den vier verschiedenen Perspektiven, aus denen das Buch geschildert wird – gibt es große Sprünge (in Zeit und Buchseiten) zwischen den einzelnen Kapiteln aus derselben Perspektive. Aus diesem Grund finde ich es schwer mehr zum Inhalt zu sagen, ohne direkt großartig zu spoilern.

Meine Meinung:
Beim Lesen des Buches hatte ich oft das Gefühl, den berühmten American Dream in Buchstabenform in den Händen zu halten. Gerade bei Evie, die ja auch Deutschland stammt, war der Eindruck besonders stark. Vielleicht gibt es auch einige Leserinnen, die gerne ihre Träume in Amerika verwirklichen würden. Da kann man sich mit Evie natürlich besonders identifizieren. Ich dagegen muss gestehen, dass ich mich mit keiner der vier Figuren wirklich identifizieren konnte. Selbstverständlich ist das auch nicht prinzipiell notwendig. Im Gegenteil – ich liebe es, in Romanen Figuren kennenzulernen, die mir selbst völlig fremd sind. Das ist dann wie ein Blick über den Tellerrand. Weil mir Evie, Ariana, Tyler und Shae aber alle so fremd waren, hat es entsprechend länger gedauert, bevor ich Zugang zu ihren Kapiteln finden konnte. Erschwert wurde dies ebenso durch die großen Abstände zwischen den einzelnen Kapiteln. Tyler zum Beispiel war sehr lange ein sehr flacher Charakter für mich, bis er auf den finalen siebzig Seiten doch noch an Tiefgang und Plastizität gewonnen hat. Auch mit Evie hatte ich meine Schwierigkeiten, weil ich es schlichtweg unlogisch fand, wie kopflos sie durch die Welt geht. Vielleicht bin ich in der Hinsicht engstirnig, aber ich glaube einfach, dass man nicht blind drauflosgeht, wenn man die Chance seines Lebens erhält und diese ausdrücklich nicht vergeigen möchte.
Alles in allem war der Einstieg ins Buch für mich sehr holprig. Es dauerte weit über hundert Seiten (meine persönliche „Schmerzgrenze“), bis sich endlich das Gefühl eingestellt hat, angekommen zu sein. Zwischendurch hatte ich echt schon daran gezweifelt, ob ich überhaupt noch ankommen würde. Was mich am Ende doch noch gepackt hat, war Arianas Geschichte.
Logischerweise ist durch die Vielzahl an Perspektiven eine enorme Vielfalt geboten. Auf der anderen Seite taucht man in keine der einzelnen Geschichten tiefer ein. Das fand ich bei manchen Themen sehr, sehr schade. Ich hatte einfach das Gefühl, es gab viele Themen, die noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Und Problematiken, die sich ewig angebahnt haben, bis sie kurz vor knapp zur Sprache gebracht wurden. Vielleicht wäre da weniger einfach mehr gewesen. Schließlich wirkten Tyler, Shae, Ariana und Evie alle so, als hätten sie noch viel mehr zu erzählen, als in diesem Format für sie möglich war.
Zugleich mochte ich die Auswahl an Themen, denn es sind Dinge, die selten angesprochen werden. Diese Ballung an unkonventionellen Themen hatte jedoch weniger von einem Buch, welches den Leser herzlich willkommen heißt. Stattdessen macht es mit dem mahnenden Zeigefinger auf sich aufmerksam. Versteht mich nicht falsch – ich finde es super, welche Aspekte die Autorinnen hervorheben. Denn diese Topics machen die Geschichte wichtig, anders, aktuell. Trotzdem habe ich es lieber, wenn die ernsteren Themen eine einladende Atmosphäre nicht überlagern. Tiefgang ist relevant, aber greifbare Gefühle und eine einladend beschriebene Atmosphäre sind es ebenso. Für mein Gefühl wurde das Potential, welches New York in Sachen Setting bietet, nicht ganz genutzt. Und auch was die Gefühle anbetrifft, kam zu wenig bei mir an.

Mein Fazit:*
Ob ich wohl zu skeptisch an die Geschichte herangegangen bin? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aus Erfahrung würde ich eher sagen, dass ich grundsätzlich mit höheren Erwartungen an neue Bücher herangehe, wenn die Autorinnen sich bereits zuvor in mein Herz geschrieben haben. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass mir so oder so der rote Faden, sowie die fesselnden Gefühle gefehlt hätten. Die Grundidee finde ich super und das letzte Drittel hat zumindest ansatzweise wettgemacht, was ich am Anfang vermisst habe. Allerdings habe ich von beiden Autorinnen bereits mehr Atmosphäre und mehr Emotionen gelesen. Ich war neugierig auf die Geschichte, weshalb ich auch froh bin, sie gelesen zu haben. Wie gesagt, es gab einiges, was mir gefallen hat. Aber über drei Sterne geht der Roman für mich einfach nicht hinaus. Wer nach einem aktuellen Roman sucht, bei dem der Fokus mehr auf der Gesellschaft als auf Gefühlen liegt, kann mit LET‘S BE WILD aber sicherlich glücklicher werden.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Leidenschaftlich durch und durch

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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England, 1879. Es ist die Zeit, in der die Fähigkeit noch so groß sein mag – der Stand zählt mehr. Ebenso unbedeutend ist der Bildungsgrad, solange das Geschlecht das „falsche“ ist. Annabelle kennt ihren ...

England, 1879. Es ist die Zeit, in der die Fähigkeit noch so groß sein mag – der Stand zählt mehr. Ebenso unbedeutend ist der Bildungsgrad, solange das Geschlecht das „falsche“ ist. Annabelle kennt ihren Platz in der Gesellschaft daher ganz genau. Als unverheiratete Tochter eines Dorfpfarrers scheint sie dem Abgrund und der Armut unausweichlich entgegenzutreiben. Aus diesem Grund MUSS sie die Chance einfach ergreifen, die ein Studium in Oxford ihr bietet. Doch sehr bald schon muss sie feststellen, dass diese Chance ihr noch lange keine Sicherheit beschert. Um ihr Studium finanzieren zu können, schließt sie sich einer Gruppe von Suffragistinnen an – und balanciert damit weiterhin am Abgrund. Eine Auffälligkeit und sie verliert ihren Studienplatz. Die Situation ist nicht gerade leicht für Annabelle, die jede Aufgabe mit Temperament und Leidenschaft angeht. Noch schwerer wird die Zurückhaltung, als sie die Aufmerksamkeit des Herzogs von Montgomery auf sich zieht. Von Anfang an stehen die beiden auf komplett gegensätzlichen Seiten des Lebens und der Gesellschaft. Doch je öfter ihre Wege sich kreuzen, desto klarer wird, dass sie eine Sache vereint: die Leidenschaft. Und ab hier wird es erst recht kompliziert…

VERWEGEN ist der erste Band der REBELLINEN VON OXFORD-Reihe. Jeder Band der Reihe handelt von einer anderen starken Frau, die ihr Glück in einer Gesellschaft sucht, welche sich komplett gegen jenes Glück stellt. Die historischen Einflüsse sind also sehr stark – aber nicht so dominant, wie ich zunächst befürchtet hatte. Ja, irgendwie hatte ich befürchtet, die Geschichte könnte langatmig sein. Aber meine Befürchtungen hätten nicht ferner von der Wirklichkeit liegen können.

Die Geschichte beginnt mit ein paar Kapiteln, zwischen denen sehr große Zeitsprünge liegen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir aus diesem Grund erst schwer. Es wirkte ein wenig, als wollte die Autorin wichtige Vorgeschehnisse zur Geschichte möglichst schnell abhaken – um dann zum eigentlichen Geschehen zu kommen. Auch der Schreibstil war zunächst sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Doch als ich mich schließlich an ihn gewöhnt hatte, wurde er mit zum Grund, weshalb ich die Geschichte so sehr liebe – mit seinem altertümlichen Anklang fängt der Erzählstil die Atmosphäre einfach perfekt ein. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, in wechselnder Perspektive zwischen Annabelle und Sebastian Montgomery. Nach ein paar Kapiteln Anlauf konnte ich mich auch voll und ganz auf beide Figuren und die Geschichte insgesamt einlassen. Von diesem Punkt an war ich einfach nur noch begeistert. Was ganz viele verschiedenen Gründe hat.
DIE REBELLINNEN VON OXFROD ist (rein zeitlich) kein Regency-Roman, aber erinnert doch sehr stark an dieses Genre. Die Etikette ist sehr zentral und es steckt enorm viel Leidenschaft in der Geschichte - nicht nur, was die romantischen Themen betrifft, aber selbstverständlich auch in dieser Hinsicht. Was diese Geschichte aber noch so besonders macht, sind die behandelten gesellschaftlichen und politischen Themen. Theorien, Wissenschaftler, Philosophen und Schriftsteller die heute so fern und altertümlich scheinen, prägen den Zeitgeist dieser Geschichte. In VERWEGEN lebt die Geschichte also wortwörtlich und in vielerlei Hinsicht.
Überzeugen konnten mich auch die Figuren. Die Mischung an Nebenfiguren ist bunt und groß. Die einen Figuren empören beim Lesen, andere Figuren sind beeindruckend, amüsante oder einfach sympathisch. Am meisten mochte ich aber Annabelle und Sebastian selbst. Annabelle ist so unfassbar mutig und stark – und zugleich eine sehr herzliche Person. Sebastian ist dagegen vielmehr ein stiller Held. Es dauert ein wenig, bis man versteht, dass seine scheinbar kühle Art rein gar nichts mit Arroganz zu tun hat. Stattdessen ist Sebastian ein Mann, der jede Aufgabe ganz oder gar nicht erledigt. Und wenn er jemanden liebt, dann ist diese Liebe für immer und unerschütterlich. Je besser ich Sebastian im Buch daher kennenlernen durfte, desto mehr habe ich mich in ihn verliebt.
Und nicht zuletzt ist die Liebesgeschichte einfach unschlagbar. Was zunächst als Slow-Burn beginnt wird mit der Zeit immer mitreißender. Die Autorin spart nicht an Leidenschaft – aber auch sämtliche andere Töne der Liebe kommen zum Zug. Stellenweise ist die Situation so verzweifelt, dass man beim Lesen total am Boden zerstört ist. Die Liebesgeschichte in VERWEGEN kann einen einfach nicht kalt lassen – mich selbst hat sie zutiefst berührt.

Dementsprechend war ich irgendwann einfach so begeistert von dem Roman, dass ich über ein paar kleine Schwachstellen auch gerne hinweggesehen habe. Am Ende gingen manches sehr schnell, ein paar Themen wurden etwas zu nebensächlich abgehandelt und die ein oder andere Frage bleibt offen. Das ist eindeutig ein Kritikpunkt, doch nur ein kleiner. Die Geschichte ist auch so wie sie ist sehr stimmig und rund.

Mein Fazit: 4,5 Sterne
Wenn ich bisher ein Buch als Highlight oder Lieblingsbuch bezeichnet habe, dann habe ich das automatisch damit verbunden, dass die Geschichte volle fünf Sterne von mir erhält. Der erste Band von DIE REBELLINNEN VON OXFORD ist beides – Highlight und Lieblingsbuch. Allerdings wurde mir klar, dass ein Buch dies auch sein kann, ohne vollkommen und perfekt zu sein. Der etwas holprige Einstieg, sowie die vereinzelten Lücken am Schluss sind sicherlich noch ausbaufähig, weshalb ich keine vollen fünf Sterne vergebe. Aber geliebt habe ich die Geschichte nichtsdestotrotz. Der Roman verbindet geschichtliche Themen geschickt mit ganz viel Gefühl und lässt langweilige Geschichte aufleben. Dieser Roman ist einer der Sorte, den ich ohne Wenn und Aber weiterempfehlen kann. Ich freue mich bereits darauf, die Geschichte irgendwann zu re-readen und ebenso bin ich nun neugierig auf die weiteren Bände rund um Annabelles Freundinnen.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Glaubst du an Schicksal?

Back To Us
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Fleur glaubt nicht so recht an Schicksal – zumindest nicht, bis das Schicksal sie zurück zu Aaron führt. Dass muss doch einfach Schicksal sein, oder? Dass sie ihn nach all den Jahren findet – zusammen ...

Fleur glaubt nicht so recht an Schicksal – zumindest nicht, bis das Schicksal sie zurück zu Aaron führt. Dass muss doch einfach Schicksal sein, oder? Dass sie ihn nach all den Jahren findet – zusammen mit dem lang ersehnten Job!
Schnell wird Fleur jedoch klar, dass dieses Schicksal es nicht gut mit ihr meint. Ihr bester Freund aus Kindertagen scheint sie nicht mehr zu erkennen – und sie kennt ihn nicht mehr. Aaron war schon immer anderes gewesen als alle andere. Schon immer wusste er seine eigene Gesellschaft am meisten zu schätzen, schon immer verschenkte er sein Vertrauen nur langsam, schon immer sprach er nur das Nötigste. Aber der Aaron heute ist in all dem so viel extremer – plus, er scheint Fleur das Leben auf der Arbeit zur Hölle machen zu wollen.
Aber so schnell gibt Fleur nicht auf. Denn irgendwo in Aaron schlummert noch der kleine Junge von damals – zusammen mit tief vergrabenen Geheimnissen, die nie ans Licht kommen dürfen…
„Ich glaube nicht an Schicksal. Das wäre mir zu einfach. Leben ist das, was man daraus macht.“

BACK TO US ist ein in sich abgeschlossener Einzelband. Es war nicht der erste Roman den ich von der Autorin gelesen habe – und er wird auch nicht der letzte sein ;) Ich habe bereits BAD AT LOVE von Morgane Moncomble gelesen und mich total in die Geschichte verliebt. Ganz besonders sind mir der ergreifende Tiefgang, der dunkle Humor und der bezaubernde Schreibstil in Erinnerung geblieben. Aus diesem Grund muss ich zugeben, dass ich bereits gewisse Erwartungen an BACK TO US hatte. Ob sie erfüllt wurden?

Was die Handlung betrifft…
Die Geschichte handelt von Fleur, die nach langer Unsicherheit endlich einen Job antritt. Bisher hat sie davon geträumt, vom Schreiben und Zeichnen leben zu können. Doch nun hat sie einen Job in der Gaming-Branche. Zusammen mit Fleur taucht der Leser in diese ganz eigene Welt vom Gaming ein. Für mich persönlich war dies großes Neuland – entsprechend spannend fand ich die vielen Infos dazu. Am liebsten hätte ich noch viel mehr darüber gelesen – etwas schade war daher, dass dieses Thema in der zweiten Hälfte ziemlich in den Hintergrund rückt.
Im Gegenzug beginnt dort aber die Liebesgeschichte so richtig. Ja, bei BACK TO US handelt es sich um eine Art Slow-Burn-Romance. Zumindest am Anfang. Später geht manches dann ziemlich schnell. Und für meinen Geschmack ein bisschen zu schnell. Kurzum hat mir die Handlung gut gefallen. Dennoch sind die anfänglich langatmigen Szenen und die später zu raschen Wandungen meiner Meinung nach ausbaufähig.

Was die Figuren betrifft…
Die Geschichte wird abwechselnd aus Aaron und Fleurs Sicht erzählt. Beide Figuren sind sehr unkonventionelle Charaktere, was ihre Dynamik sehr ungewöhnlich gestaltet. Die Beziehung der beiden ist unvergleichlich. Sowohl Aaron, als auch Fleur machen eine Entwicklung durch, welche super authentisch zu verfolgen ist. An sich habe ich beide Figuren gerne gehabt – durch Fleur wurde mein Interesse für K-Dramen geweckt und an Aaron mochte ich, dass er beweist, dass man nicht in irgendeine Form passen muss, um geliebt zu werden.
„Man betrachtet es als Fehler, Einzelgänger zu sein, aber ich glaube, die eigene Gesellschaft genießen zu können, ist etwa unglaublich Wichtiges.“ (S. 438)
Ganz viel Liebe geht ebenso raus an die zahlreichen, schrulligen Nebenfiguren. Eigensinnige Familien, liebvolle Mitbewohner und schräge Kollegen runden die Geschichte nicht nur unterhaltsam ab, sondern liefern die ein oder andere süße, witzige, realistische Nebenhandlung.

Was den Schreibstil betrifft…
Wie bereits erwähnt, hatte ich an den Schreibstil ziemlich hohe Erwartungen. Wenn ich zurück an BAD AT LOVE denke, dann erinnere ich mich daran, wie ich kaum mehr aufhören konnte, emotionale, schöne, lyrische Stellen zu markieren. Zugegeben ist das bei BACH TO US mein größtes Manko – der Schreibstil war hier eher durchschnittlich. Natürlich war die Geschichte flüssig und spannend zu lesen, deshalb könnte man mir durchaus vorwerfen, dass ich hier auf hohem Niveau meckere – grundsätzlich hatte ich aber einfach ein wenig mehr erwartet.

Alles in allem…
Ich habe BACK TO US sehr, sehr gerne gelesen. Nach einem eher durchschnittlichen Start wurde der Roman enorm emotional und total packend. Die hier behandelten Themen findet man so in keinem anderen Buch – zumindest habe ich noch kein Buch über diese Thematiken in diesem Genre gelesen. Leider war die Verteilung von langatmigen und überhasteten Szenen zu unharmonisch für mich und (aufgrund meiner hohen Erwartungen) hätte ich mir an manchen Stellen „mehr“ gewünscht.
Trotzdem möchte ich nochmal betonen, dass der Roman wirklich zu Tränen rührend und lesenswert ist. Ich hoffe, meine Bewertung mit 4 Sternen spiegelt das wider :)

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