Profilbild von kupfis_buecherkiste

kupfis_buecherkiste

Lesejury Star
online

kupfis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kupfis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2022

Spannendes Jugendbuch

Elanus
0

Jona ist ein ganz besonderer Teenager. Er ist äußerst intelligent, und hat somit ein Stipendium an einer Privatuniversität ergattert. Doch der Einstieg in sein neues Unileben fällt ihm schwer. In seine ...

Jona ist ein ganz besonderer Teenager. Er ist äußerst intelligent, und hat somit ein Stipendium an einer Privatuniversität ergattert. Doch der Einstieg in sein neues Unileben fällt ihm schwer. In seine Gastfamilie kann er sich schlecht integrieren, und an der Uni selbst macht er sich auch keine Freunde. Sein Prof hat keine Zeit für ihn und kommuniziert nur per Email mit ihm. Sein Schwarm Linda gibt ihm sehr unsanft einen Korb. Um Linda eventuell doch von ihm überzeugen zu können, schickt er seine Drohne auf Spurensuche, um eventuell etwas zu finden, mit dem Jona Linda doch von sich überzeugen zu können. Dabei sieht er Dinge, die nicht für seine Augen bestimmt sind. Und so gerät er in einen Strudel von Geheimnissen, die ihn fast das Leben kosten. Aber er findet auch Freundschaften, wo er sie überhaupt nicht erwartet hat.

Ursula Poznanski hat mit Elans wieder ein tolles Werk geschaffen. Ein Teenager wächst mit seinen Eigenheiten über sich hinaus. Jona hatte den richtigen Riecher mit seinem Verdacht, dass an dieser Uni etwas nicht stimmt. Trotz dass es ihm schwer fällt, sich für andere Menschen zu öffnen, gewinnt er mit Marlene und Pascal neue Freunde. Auch wenn es ihm manchmal recht schwer fällt, sich auf Menschen einzustellen, entwickelt er sich weiter.

Dieses Buch ist recht spannend geschrieben. Die Idee, eine Drohne auf die Jagd zu schicken, um Informationen zu erlangen, ist nicht neu. Aber sie wird hier jugendgerecht aufgearbeitet und in eine brisante Welt eingesetzt. Man mag über Kleinigkeiten hinweg sehen, wie z. B. die Sichtbarkeit einer Drohne, aber ich finde, das darf in einem Jugendbuch durchaus sein.

Mir hat das Zusammenspiel der Protagonisten und der Grundidee sehr gut gefallen. Jonas Entwicklung einer Drohne mit der passenden Software, aber auch seine persönliche Entwicklung hat mir sehr gut gefallen. Zwar frage ich mich, wie realistisch die Entwicklung der Geschichte – bis hin zum Showdown – ist, aber: muss man sich das fragen? Ich wurde jedenfalls gut unterhalten und hatte das Buch sehr schnell durchgelesen. Gerade wie alles zusammen hing: Gastfamilie, Universitätsverwaltung und Jonas Rolle: es gab eine gute Auflösung und es blieb durchaus spannend. Ein schönes Jugendbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2022

Erschreckend und mahnend

Das Alphabethaus
0

Deutschland, 1944: zwei junge Männer stürzen im Osten über Deutschland mit ihrem Flugzeug ab. Schnell sind die Feinde ihnen auf der Spur, aber beide können fliehen. Sie landen mit einem Zug in Freiburg, ...

Deutschland, 1944: zwei junge Männer stürzen im Osten über Deutschland mit ihrem Flugzeug ab. Schnell sind die Feinde ihnen auf der Spur, aber beide können fliehen. Sie landen mit einem Zug in Freiburg, wo sie in einem Sanatorium für verletzte Soldaten landen. Da sie sich nicht als Engländer outen wollen, nehmen sie die Identitäten von zwei deutschen SS Leuten an, und simulieren eine psychische Krankheit. Schnell merken die beiden, dass sie nicht die einzigen Simulanten sind. Diese Information birgt große Gefahren, denn auch die andren Simulanten trauen den zwei Briten nicht. Bryan gelingt alleine die Flucht, während James benebelt von Medikamenten zurück bleibt.

Jahrzehnte später wird Bryan nach Deutschland zu den Olympischen Spielen als ärztlicher Betreuer eingeladen. Nach anfänglichem Zögern will er die Chance nützen, um nach seinem alten Freund James zu suchen. Ihn hat immer bewegt, was aus James geworden ist. Doch damit weckt Bryan nicht nur alte Geister, sondern bringt auch seine Frau in mörderische Gefahr.

Dieses Buch hat mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt. Es beschreibt intensiv die Wirren des Krieges, und ist fast schon verstörend. So viele Geschichten schreibt ein Krieg, in dem die Menschen versuchen, irgendwie zu überleben. Man hat so oft von versteckten Menschen gehört, von unglaublichen Fluchtversuchen, die irgendwie gelungen sind. Aber so eine Geschichte wie sie Jussi Adler-Olsen beschrieben hat, hat ein schweres Gefühl hinterlassen. In der heutigen Zeit des Ukrainekrieges wiegt dieses Buch umso schwerer.

Ein Sanatorium, das schlimmste Medizinversuche an Menschen ausprobiert, Menschen foltert und fern von Menschenwürde ist: es ist ein grausamer Schauplatz. Es hat mich fassungslos zurück gelassen, und ich knabbere an diesem Buch. So eindringlich, persönlich, tiefgründig, aber auch schockierend und wachrüttelnd: Krieg darf nicht sein. Ein Krieg trägt faule Früchte, offenbart die schaurige Seite der Menschen. Jussi Adler-Olsens Buch „Das Alphabethaus“ offenbart einen kriegerischen Schrecken, der einen nicht los lässt. Bis zum Ende möchte man wissen, ob die zwei Freunde wieder zusammen finden, ob James überlebt hat. Was macht so eine gelungene Flucht mit dem einen und eine gescheiterte Flucht mit dem anderen? Wie geht man mit der Schuld des Krieges um?

Das Alphabethaus scheint ein sehr persönliches Buch zu sein. Der Vater des Autors konnte aufgrund seines Berufes sicherlich viel an Wissen beisteuern. Und das konnte man beim Lesen auch spüren. Es ist tiefgründig, abgründig, und doch: es bewegt. Gerade weil es auch in Freiburg gespielt hat, fand ich es sehr bildhaft. Wer den Schwarzwald und seine Geographie, die kleinen Ortschaften und die Umgebung kennt, wird sich ganz anders einfügen in dieses Buch.

So erschreckend es ist, es war ein sehr spannendes Buch. Nichts für zarte Nerven. Diese Geschichte wirkt, und zwar nach und heftig. Und doch: zur Mahnung eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2022

dunkel, spannend

Mordlichter
0

Nordische Krimis haben ihren eigenen Charm für mich. Eine gewisse düstere Stimmung macht sich breit und hat ihren eigenen Charm.

Das gilt auch für das Hörbuch Mordlichter. Ein junger Mann trennt sich ...

Nordische Krimis haben ihren eigenen Charm für mich. Eine gewisse düstere Stimmung macht sich breit und hat ihren eigenen Charm.

Das gilt auch für das Hörbuch Mordlichter. Ein junger Mann trennt sich von seiner Gruppe und wird kurze Zeit später von seiner Familie als vermisst gemeldet. Anelie nimmt die Ermittlungen auf und erkennt schnell, dass das Verschwinden kein Einzelfall ist. Der Junge taucht zwar auf, und kann nur bedingt helfen. Die Spurensuche gestaltet sich aufgrund der Witterungsverhältnisse sehr schwierig. Wenige helle Stunden, die zur Spurensuche genützt werden können stehen einem erhöhten Schneefall entgegen. Tief im Wald findet Anelie ihre Spuren, und gerät dabei in die Fänge ihres Täters. Dank ihrer Kollegen und ihrer Schwägerin in spe kann sie den Täter stellen. Und der Täter kann einiges zu seinen Motiven erzählen. Denn die Motive sind vielschichtig.

Die Athmosphäre hat mir sehr gefallen. Es wird auf die Sorgen der Sami eingegangen, die ihre alte Kultur in Gefahr sehen. Zudem stimmt die Jahreszeit einen sehr auf die grausamen Morde ein. Viel Schnee und viel Dunkelheit verlangen den Einwohnern von Jokkmokk einiges ab. Aber doch führt der Zusammenhalt zum Erfolg, auch wenn es erst anders scheint.

Die Sprecherin Rebecca Madita Hundt fängt die Stimmung gekonnt ein. Ich habe gespannt gelauscht und habe das Hörbuch kaum ablegen können. Die Spannung spitzt sich entsprechend zu und macht dieses Hörbuch nicht nur zum Pageturner, sondern zum Kapitelturner. Hörenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2022

Leider enttäuschend

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
0

Dieses Buch war mal wieder ein absoluter Coverkauf. Ausserdem mehrfach auf Bookstagram gesichtet musste dieses Buch sofort mitgenommen werden. Somit waren die Erwartungen ziemlich hoch.

Charlie Sutherland ...

Dieses Buch war mal wieder ein absoluter Coverkauf. Ausserdem mehrfach auf Bookstagram gesichtet musste dieses Buch sofort mitgenommen werden. Somit waren die Erwartungen ziemlich hoch.

Charlie Sutherland hat Literatur studiert und kann das, was manch Bücherwurm gerne können würde: Buchcharaktere zum Leben erwecken und sie aus Büchern herauslesen. Das klingt erstmal ziemlich gut, schließlich kann man dann mit seinen Lieblingscharakteren viel mehr Zeit verbringen. Doch erwischt man nicht immer die netten Charaktere und so doch birgt es volles Risiko. Denn die einzelnen Charaktere geraten ausser Kontrolle, und flüchten. So wie Uriah Heep. Der widerum nimmt einen Job in der Firma von Charlies Bruder Rob an und bringt damit ziemlich viel durcheinander.

Diese Welt, die hier die Autorin beschreibt, bzw. die Parallelwelt, in der sich die buchigen Charaktere bewegen, hat mir grundsätzlich schon gefallen. Aber ich bin ehrlich: ich hab das Buch nach der Hälfte abgebrochen. Und durch diese Hälfte habe ich mich nur durchgequält.

Das Buch ist eine Mischung zwischen “Tintenherz für Erwachsene” und einer Hommage an Charles Dickens. Man sollte sich schon etwas mit Charles Dickens beschäftigt haben, und seine Geschichten kennen und mögen, wenn man zu diesem Buch greift. Die Autorin verweist auf so viele Charaktere, die ich – zugegeben – nicht ausreichend kenne. Zudem war für mich es zu sehr auf die Tintenreihe gemünzt (die ich übrigens für wirklich grandios halte), im Endeffekt fühlte sich dieses Buch für mich an wie “Tintenreihe meets Charles Dickens”. So war ich ständig am recherchieren, welcher Charakter warum und in welchem Zusammenhang mit den anderen Personen auftauchte.

Was mich ausserdem sehr gestört hat: ich mag es, wenn Charaktere Empathien hervorrufen. Ob positiv oder negativ. Aber Rob Sutherland ging mir mit seiner Genervtheit gegenüber seinem Bruder dermassen auf den Keks. Charlie konnte weder als Kind noch als Erwachsener akzeptieren, dass Charlie besondere Fähigkeiten hat, und empfindet es als Last, ständig auf ihn aufzupassen. Rob spielt sich als der große Aufpasser auf, als Erwachsener, und stellt Charlie zurück. Charlie ist schusselig, chaotisch und tollpatschig, aber erst sicherlich nicht dumm.

Die Punkte, dass man doch etwas Dickens-Wissen benötigt und Rob mir persönlich so unsympathisch war, hat mich das Buch abbrechen lassen. Es war irgendwie zäh, die Geschichte ging unnötige Umwege und kam nicht so recht auf den Punkt. Daher habe ich abgebrochen, und das Buch darf weiter ziehen. Vielleicht ist das Buch ja was für jemanden, der sich mit Dickens näher befasst hat und hier besser einsteigen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2022

Wundervoller Roman über einen Außerirdischen

Der Mann, der vom Himmel fiel
0

Eine Frage, die die Menschheit schon lange fasziniert, ist die Frage, ob außerirdisches Leben existiert. Wenn es außerirdisches Leben gibt, wie finden wir es? Oder hat bereits das außerirdische Leben uns ...

Eine Frage, die die Menschheit schon lange fasziniert, ist die Frage, ob außerirdisches Leben existiert. Wenn es außerirdisches Leben gibt, wie finden wir es? Oder hat bereits das außerirdische Leben uns gefunden?

Dieser Frage ist der Autor Walter Tevis nachgegangen. Wie könnte eine Zusammenkunft aussehen? Sehen uns die Außerirdischen ähnlich, was unterscheidet sie von uns? Und welchen Effekt hat so ein Zusammentreffen, wenn nicht sogar zusammen leben?

In dieses Setting platziert Tevis den außerirdischen Thomas Jerome Newton. Dieser landet auf der Erde, um den Menschen zu helfen. Innerhalb von 5 Jahren hat er ein riesiges Vermögen aufgebaut. Ihm selbst und seinem Gespür für neuartige Technik umgibt eine gewisse Mystik. Schnell sind Kritiker und Zweifler vor Ort und durchleuchten Newtons Leben. Es fällt auf, dass er nicht so menschlich wirkt wie gedacht. Und so wird es für Newton sehr gefährlich.

Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von Weltuntergangsszenarien, wenn Außerirdische uns besucht haben. Das Überleben der Menschheit ist angezählt, der Planet wird spektakulär ja fast schon zerstört, oder in einen Zustand gebracht, der kaum ein Überleben zu lässt. Doch hier ist es ganz anders. Genau das reißerische Verhalten der Menschen, sich gegenseitig auszulöschen durch Kriege oder Umweltsünden hat Newton von seinem Planeten weggeführt. Ihn plagen die gleichen Probleme wie die heutigen menschlichen Probleme. So sucht er auf dem Planeten Erde um Hilfe, versucht die Menschheit vor ihren eigenen Fehlern zu bewahren. Zwar kann er der Menschheit einiges an Wissen vermitteln, und doch scheint er an der wichtigsten Frage zu scheitern: wie geht es weiter?

Gleichermaßen zeigt sich die Menschheit von ihrer wahren Seite: während die eine Seite versucht, das Beste aus der Situation zu machen, den Außerirdischen zu schützen und den eigenen Planeten vor dem Ende zu bewahren, treibt die andere Seite ihre eigenen Vorteile zum Schaden anderer voran.

Das Buch wurde 1963 das erste Mal veröffentlicht und ist als Neuübersetzung erschienen. Es hat mich sprachlos hinterlassen, wie aktuell dieses Buch ist, trotz seiner 59 Jahre. Tevis hält einem so gekonnt den Spiegel vor, so zeitlos, dass es in jede Generation passt. Äußere Einflüsse wie zwischenmenschliche Probleme sind damals wie heute ein wichtiges Thema. Sicherlich liest jeder in einem Buch etwas anderes, und doch habe ich viele Probleme wiedererkannt, die damals wie heute gelten. Wie offen sind wir für neues? Was machen wir mit unserer Willkommenskultur und was wird aus der kleinen runden Kugel, die wir unseren Planeten nennen?

Ein wirklich starkes Buch, das ohne Blockbuster auskommt, ohne Action. Es ist ein Buch, das auf den ersten Blick fast schnöde wirkt, und doch hat es mir sehr gefallen. Diese Geschichte kommt ohne Endzeitstimmung aus, und weckt sehr spezifisch auf.

Klare Leseempfehlung nicht nur für SciFi Fans!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere