Nichts für schwache Nerven
Sprich mit mirAn einer Universität werden für ein Studienprojekt studentische Hilfskräfte gesucht für ein Forschungsprojekt an Affen. Die Studentin Amie bekommt den Job, und kümmert sich fortan um den Schimpansen Sam. ...
An einer Universität werden für ein Studienprojekt studentische Hilfskräfte gesucht für ein Forschungsprojekt an Affen. Die Studentin Amie bekommt den Job, und kümmert sich fortan um den Schimpansen Sam. Dieser soll mittels Gebärdensprache mit seinem Umfeld kommunizieren. Dass hier die Bindung immer stärker wird, bleibt nicht aus. Als die Projektleitung beschließt, das Projekt nicht mehr weiter zu fördern, entführt Amie den Schimpansen, und flüchtet mit ihm.
In „Sprich mit mir“ spricht T. C. Boyle Themen an, aus denen der Mensch immer noch nichts gelernt hat. Nicht nur, dass Tiere – egal welcher Art – als Haustiere gehalten werden, vermenschlicht und komplett krank gezüchtet, nein, der Mensch forscht an Tieren, um seinen eigenen Vorteil auszubauen. In Laboren werden Tiere gehalten, an ihnen geforscht, und oft genug achtlos misshandelt. Während ich das Buch gelesen habe, fühlte ich, als wäre mir der Spiegel vor die Augen gehalten worden. Artenschutz, Forschung, Klimakrise, Lebensmittelindustrie: Die Liste der „Probleme“ ist lang, und noch lange nicht gelöst. Skandale in der Lebensmittelindustrie reihen sich an Nachrichten, bei denen wieder unzählige Tiere am Straßenrand oder im Tierheim abgegeben werden, ganz davon zu schweigen, dass manche Tiere – wie Affen – einfach nichts in einem kleinen Wohnraum nichts zu suchen haben. Tiere werden krank gezüchtet, und in der Forschung sind Tiere als Objekte immer noch nicht wegzudenken.
T. C. Boyle hält dem Leser den Spiegel vor: die Geschichte von Sam und Allie ist eine, bei der man an vielen Stellen nachdenklich wird. Wie weit sollte Tierliebe gehen? Gehört es zum Tierschutz dazu, ein Tier nur dann zu halten, auch wenn man es artgerecht halten kann? Was können wir als Leser dafür tun, um Lebensmittelskandale zu vermeiden? Oder z. B. den Teil der Forschung an Tieren für Kosmetika zu verringern? Auch eine Frage, die ich mir immer wieder in diesem Zusammenhang stelle: viele Menschen möchten sich dem Risiko nicht aussetzen, neue Medikamente, die noch nicht auf dem Markt sind, an sich auszuprobieren. Stattdessen werden dafür Tiere verwendet. Eine Frage, dir mir sehr nachgeht.
Mit „Sprich mit mir“ hat T. C. Boyle ein Werk erschaffen, das aktueller nicht sein könnte. „Sprich mit mir“ hat für mich nicht nur die Bedeutung, dass die Kommunikation zwischen Tier und Mensch funktionieren kann, sondern es ist für mich Grund genug, über solche wichtigen Themen zu reden. Tierschutz darf weder im kleinen noch im großen Kontext unter den Tisch fallen.
Sehr lesenswert, wenn auch nichts für schwache Nerven.