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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2019

Langweilig.

Der Patriot
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Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:
In Stockholms Zeitungsredaktionen regiert die Angst. Drohungen gehören zum Alltag, populistische Meinungsmacher verschärfen die aufgeheizte Stimmung noch. Als eine junge ...

Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:
In Stockholms Zeitungsredaktionen regiert die Angst. Drohungen gehören zum Alltag, populistische Meinungsmacher verschärfen die aufgeheizte Stimmung noch. Als eine junge Journalistin, die strikt für Meinungsfreiheit eingetreten ist, kaltblütig ermordet wird, werden die schlimmsten Befürchtungen plötzlich real. Nur Madeleine Winther, eine junge aufstrebende Nachrichtenredakteurin, bleibt davon merkwürdig unberührt und plant stattdessen ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter. Doch auch sie muss sich der Realität stellen, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer. Der Täter, Carl Cederhielm, will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag mit Flüchtlingen überschwemmt wird. Sein Ziel sind die Medien, und gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eröffnet er die Jagd auf Journalisten. Es scheint, dass niemand die schwedischen Terroristen aufhalten kann. Doch dann taucht ein neuer Akteur auf der Bildfläche auf, der vor keiner Gefahr zurückschreckt.

Meine Meinung:
Der Autor versucht dem Leser die Hintergründe, die zu einer Radikalisierung von Menschen führen mag, nahe zu bringen:
„'Ich habe gelesen, dass eine von vier Schwedinnen irgendwann in ihrem Leben vergewaltigt wird. Indem wir tun, was wir vorhaben, können wir dies verhindern. Es ist nicht leicht, aber die Geschichte wird uns recht geben', sagt Carl. 'Trotzdem sind es die Politiker und Journalisten, die diese Strafe verdienen, nicht die gewöhnlichen Schweden. Die sind ja genauso Opfer der Propaganda, wie wir es früher waren', sagte Fredrik mit leerem Blick. Carl nickte. Er dachte im Grunde genommen dasselbe. 'Ja, aber um Großes zu erreichen, muss man große Opfer bringen. Manche von den Toten werden schuldig sein, andere unschuldig. Aber wie Lars vorhin gesagt hat: Im großen Ganzen retten wir Leben. Es ist unsere Pflicht, die zukünftigen Generationen vor diesem Wahnsinn zu bewahren.'“ (S. 197).

Aber darüber hinaus ist der Roman recht blut- und gefühlsleer.
Der Autor verwendet zwar Stilmittel, die Spannung erzeugen sollen; wie mehrere Erzählstränge mit und über Personen, die auf den ersten Blick erst einmal nichts miteinander zu tun haben und Cliffhänger, aber ich fand dies über sehr lange Strecken einfach nur ermüdend.

Ansonsten fand ich die vielen, sehr detailliert beschriebenen Szenen, mit genauen Ortsangaben, usw., sehr nervig.

Unerwartete Wendungen in der Story machen das Erzählte gegen Ende des Romans zwar plausibler – passen deswegen aber noch lange nicht zu dem vorher Geschilderten.

Und einfach nur aus dem Grund, weil der Roman aktuelle Themen (Flüchtlinge, FakeNews, usw.) aufgreift, würde ich dieses Buch nicht hochloben wollen! Dies reicht mir als Argument echt nicht aus.

Am einfachsten würde ich diesen Roman mit „langweilig“ zusammenfassen.

Veröffentlicht am 01.07.2019

„Wie Konzerne Medizin und Gesundheitswesen übernehmen“ (Beschreibung auf der Verlagshomepage)

Erkranken schadet Ihrer Gesundheit
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Inhalt:
Buchrückseite:
Wie Medizin und Gesundheitswesen demontiert werden.
Es tut sich was in unserem Gesundheitswesen – und immer in die gleiche Richtung: Die Humanmedizin verwandelt sich, geplant von ...

Inhalt:
Buchrückseite:
Wie Medizin und Gesundheitswesen demontiert werden.
Es tut sich was in unserem Gesundheitswesen – und immer in die gleiche Richtung: Die Humanmedizin verwandelt sich, geplant von Konzernen und eilfertig unterstützt von Politikern aller Couleur, immer rascher in einen profitorientierten Industriezweig – auf Kosten der Patienten. Der Arzt und Autor Bernd Hontschik zeigt mit vielen Beispielen und anhand vieler Fälle, dass die Humanmedizin vor der Deformation durch das Maschinendenken bewahrt werden muss.
Bernd Hontschiks dringlicher Appell heißt:
Rettung des solidarischen Gesundheitswesens vor dem Würgegriff der Konzerne!

Umschlaginnenseite:
Es tut sich was in unserem Gesundheitswesen, in kleinen, fast unmerklichen Schritten und immer in die gleiche Richtung: Die Humanmedizin verwandelt sich immer rascher in einen profitorientierten Industriezweig – auf Kosten der Patienten und des Allgemeinwohls.
In das Gesundheitswesen hat unsere Gesellschaft bislang einen Teil ihres Reichtums investiert, zum Wohle aller. Nun aber wird es zur Quelle neuen Reichtums für Investoren. Die neuen Ziele werden nicht etwa von Vertretern der Ärzteschaft erarbeitet, sondern in Konzernen geplant und von Politikern in die Tat umgesetzt. Die Medizin wird dabei zu einer Ware, die nur noch als Quelle von Profit interessant ist. Mit seiner 40-jährigen Berufserfahrung als Chirurg gelingt Bernd Hontschik ein spannender, erschütternder wie aufrüttelnder Blick auf Medizin und Gesundheitswesen.
Jedes Kapitel dieses Buches ist ein starker Appell, zur eigentlichen Bestimmung der Medizin zurückzukehren.

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:
- Roboter im OP
- Ärzte und Igel
- Wirtschaft oder Gesundheit
- Moderne Seuchen
- Sag es der App
- Nackt im Netz
- Tot oder hirntot, das ist die Frage

Hinweis:
„Die meisten Texte sind als Kolumnen oder Zeitschriftenartikel entstanden oder waren Teile eines Vortragsmanuskripts.“ (S. 159)

Meine Meinung:
Durchschnittlich sind die Kapitel ca. zwei bis vier Seiten lang und sehr gut lesbar ohne hochtrabenden Schnickschnack.

Fazit:
Das Gesundheitswesen sollte der Gesellschaft dienen und nicht den Konzernen!

Veröffentlicht am 01.07.2019

Wie weit soll / darf / will man wirklich gehen?

Tage in Cape May
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Inhalt:
Buchrückseite:
Die Macht der Verführung kann ein Leben verändern.
1957: Henry und Effie verbringen ihre Flitterwochen in einem verschlafenen Städtchen an der amerikanischen Ostküste und treffen ...

Inhalt:
Buchrückseite:
Die Macht der Verführung kann ein Leben verändern.
1957: Henry und Effie verbringen ihre Flitterwochen in einem verschlafenen Städtchen an der amerikanischen Ostküste und treffen dabei auf eine Gruppe glamouröser New Yorker in Partystimmung. Eine folgenschwere Begegnung, die die nächsten 40 Jahre des Paares prägen wird.
Ein meisterhafter, bestrickender Roman voller Eleganz und kühler Sensibilität über den Verlust der Unschuld, den Bruch mit Konventionen und die Frage nach der Exklusivität der Liebe.

Umschlaginnenseite:
September 1957: Henry und Effie haben sich nur wenige Monate nach ihrem Highschool-Abschluss das Ja-Wort gegeben und fahren für die Flitterwochen nach Cape May, einem Ferienort an der amerikanischen Ostküste. Das Städtchen ist verlassen, die Saison ist zu Ende. Die beiden jungen Leute aus Georgia fühlen sich isoliert und in ihrer Schüchternheit gefangen. Gerade als sie beschließen, den Urlaub zu verkürzen, treffen sie zufällig auf Clara, eine Ferienbekanntschaft aus Kindertagen, die eine glamouröse Gruppe von New Yorkern um sich versammelt. Darunter Max, ein reicher Playboy und Claras Liebhaber, sowie dessen unnahbare und rätselhafte Schwester Alma. Der verlassene Ort wird zu ihrem Spielplatz, und während sie in leerstehende Ferienhäuser einsteigen, Segeln gehen, nackt unter dem Sternenhimmel herumwandern, sich lieben und sich betrinken, geraten Henry und Effie in eine Situation, die den Rest ihres Lebens prägen wird.
Ein hypnotischer Roman, die im Spiegel von Sexualität und gesellschaftlicher Realität der Fünfzigerjahre aktuelle und zeitlose Fragen zu Ehe, Liebe und Loyalität behandelt.

Meine Meinung:
Die obige Beschreibung sagt eigentlich alles über den Inhalt aus, so dass ich dem ganzen nichts mehr hinzufügen möchte, um nicht zu viel zu verraten.
Nur noch dieser Hinweis: Die Geschehnisse in Cape May nehmen gefühlt ca. 80% des Buches ein, erst ganz zum Schluss geht der Roman auf das weitere Leben der beiden Protagonisten ein.

Die Spannung des Romans lebt von Grenzen und Gegensätzen – und wie sie sich auflösen bzw. überschritten werden:
Henry und Effie – so gut wie kein Geld; sexuell total unerfahren; schnell von sich und ihrer Zweisamkeit gelangweilt.
Clara, Max und Alma – Geld ohne Ende; leben ihre Sexualität in vollen Zügen und allen Varianten aus; genießen die Leichtigkeit des Lebens mit Segeln und Alkohol in vollen Zügen.
Da sich die Frischvermählten ständig von Clare und ihrer Gruppe einladen lassen, lösen sich die Grenzen immer weiter auf – insbesondere die sexuellen.

Sexualität, Liebe und Moral sind die großen Themen dieses Romans.
Der Autor schafft es die Situationen sehr feinfühlig zu beschreiben.
Zu keiner Zeit jedoch wird die Grenze zum platten Erotik- / Liebesroman überschritten.

Veröffentlicht am 01.07.2019

Alles hat seine zwei Seiten.

Die andere Seite
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Inhalt, gemäß Verlagshomepage:
Gute Menschen, die Böses tun. Böse Menschen, die Gutes tun. Wie weit ist man für das Wohl seiner Familie bereit zu gehen? In einer Zeit, in der Mauern und Zäune errichtet ...

Inhalt, gemäß Verlagshomepage:
Gute Menschen, die Böses tun. Böse Menschen, die Gutes tun. Wie weit ist man für das Wohl seiner Familie bereit zu gehen? In einer Zeit, in der Mauern und Zäune errichtet werden, verschwimmen gleichzeitig die Grenzen der Moral.
Bastian Kresser erzählt sieben miteinander verbundene Geschichten, verwoben in einen zutiefst bewegenden Roman über die unterschiedlichen Blickwinkel unserer Gesellschaft. Es geht etwa um einen spanischen Familienvater, der mit dem Verkauf von Stacheldraht Geld verdient, an dem sprichwörtlich Blut klebt, um eine ambitionierte Journalistin, die ihre Chance auf Berühmtheit erkennt, sich Flüchtlingen anschließt und dabei ihr Leben riskiert, oder um einen libyschen Fischer, der für ein besseres Leben seiner Familie zum Schlepper wird. Auf manchmal amüsante, manchmal ironische, manchmal tragische Weise zeigt Bastian Kresser auf, dass eine Kategorisierung der Welt in Gut und Böse so nicht möglich ist.

„Kann die Geschichte eines Menschen in Zeiten der Globalisierung noch ein Bild einer Gesellschaft entwerfen? Wir sind nicht mehr eine Gesellschaft, sondern viele in einer. Bastian Kresser erzählt aus sieben Leben aus sieben Gesellschaften, sein Roman macht uns zu Weltbürgern. Auf der letzten Seite habe ich mich als solcher gefühlt.“ Michael Köhlmeier

Meine Meinung:
Die Grundidee und den Aufbau der Erzählung finde ich sehr gut; und die Umsetzung dieser Punkte ist dem Autor sehr gut gelungen.
In den einzelnen Geschichten trifft man somit immer wieder auf Bekannte aus einem vorherigen Kapitel; und somit kann man mitverfolgen wie sich diejenige Person weiterentwickelt hat oder wie es ihr ergangen ist.
Man merkt es dem Roman auch an, dass sich der Autor im Vorfeld sehr viele Gedanken über Ursachen und Wirkung gemacht hat; auch erschließt er für den Leser schlüssig welches Schicksal oder welcher Lebensabschnitt welche Veränderungen z.B. der Persönlichkeit oder Ansichten eines Menschen nach sich ziehen können.
→ Ich möchte hier gar nicht näher auf Details eingehen oder meine Einschätzung anhand von Beispielen erläutern, um keine Inhalte vorweg zu nehmen.

Das Buch bietet somit einen etwas anderen Blickwinkel auf Geschehnisse, Reaktionen und Taten von Personen.

Der Sprachstil ist gut und der Roman lässt sich angenehm lesen.

Veröffentlicht am 12.06.2019

„Geschichten vom Verrücktwerden“ (Buchuntertitel).

Into madness
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Buchrückseite:
Zwei Männer in einem Raum.
Einer ist Patient.
Der andere sein Arzt.
Doch wer von beiden braucht dringender Hilfe?
„Ein absolut packendes Psychodrama in bester Hitchcock-Manier. Ich habe ...

Buchrückseite:
Zwei Männer in einem Raum.
Einer ist Patient.
Der andere sein Arzt.
Doch wer von beiden braucht dringender Hilfe?
„Ein absolut packendes Psychodrama in bester Hitchcock-Manier. Ich habe selten einen derart eindringlichen und fesselnden Bericht über das Abgleiten in den Wahn gelesen. Ein wichtiges, profundes, faszinierendes Buch.“ - Stephen Fry

Umschlaginnenseite:
A. K. Benjamin ist Neuropsychologe und hat sein Leben der Behandlung und Erforschung von psychischen Erkrankungen gewidmet. In seinem mitreißenden Memoir lässt er uns teilhaben an der spannenden Enträtselung der menschlichen Psyche seiner Patienten. Eindrücklich und erschütternd gewährt A. K. Benjamin Einblick in das Leben von Menschen, die kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Anhand zahlreicher Patientengeschichten zeigt er, dass das menschliche Bewusstsein ein Ort ist, an dem selten etwas so ist, wie es scheint. Ein ungewöhnliches Memoir, das schonungslos und doch einfühlsam von der Suche nach Heilung erzählt – auch seiner eigenen.

Kategorie (gemäß Verlagshomepage): Erzählendes Sachbuch Memoir.

Meine Meinung – Achtung, es wird teilweise aus dem Inhalt berichtet:
Der Titel sowie die Buchbeschreibung hatten mein Interesse für dieses Buch geweckt.

Achtung:
Zart besaitete Leser sollten das Kapitel „Trafo“, insbesondere die Seite 48, auslassen, da es mir ungewollt so erging, dass ich nicht so schnell das Lesen aufhören konnte, wie sich das Geschilderte in meinem Gehirn eingebrannt hatte.

Der Autor schildert Fallbeispiele aus der Psychologie.
„Bei jedem Arztgespräch gibt es zwei Experten: den Patienten und den Arzt, der eine hat Erfahrung mit Symptomen, der andere darin, sie zu untersuchen“ (S. 104).

Quasi nebenbei berichtet er von seinem eigenen (geistigen) Niedergang.
Dies spiegelt sich in dem Erzählstil wieder, denn entsprechend werden auch die Perspektivwechsel im Laufe des Buches immer konfuser.
Der Autor sieht sich selber als:
„gleichzeitig Hypochonder und radikaler Krankheitsleugner“ (S. 101).

Einen gewissen Humor legt der Autor an den Tag, als er über neue Wettkampfdisziplinen sinniert: „Liege-Marathons für Depressive“ und „ADHS-Zehnkämpfe (bei denen alle Disziplinen gleichzeitig ausgetragen werden)“ (S. 213).

Wirklich gut fand ich die Ehrlichkeit, dass der Therapeut bzw. Arzt sehr leicht unaufmerksam / ungerecht / voreingenommen / usw. gegenüber seinem Patienten ist - aus den unterschiedlichsten Gründen:
Evtl. weil der Patient ihn an jemanden erinnert und dadurch überwiegt evtl. Abneigung oder der Zustand des Patienten wird als besser eingestuft als es tatsächlich ist.

Was mir nun nach der Lektüre in Erinnerung bleibt?
Das ungute Gefühl, dass man sich nicht sicher kann, wer (welcher Arzt) in welcher Gemütsverfassung und mit welchen Vorurteilen mir gegenübersitzen würde, um eine Diagnose zu stellen.