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labbelman

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2022

Was zählt wirklich im Leben?

Sanfte Einführung ins Chaos
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Durch das spezielle Cover bin ich auf das Buch im Laden aufmerksam geworden.

Der Autorin gelingt es enorm gut ein Millennialpärchen in ihren 30ern darzustellen, die immer noch zwischen "ich bin der Jugend ...

Durch das spezielle Cover bin ich auf das Buch im Laden aufmerksam geworden.

Der Autorin gelingt es enorm gut ein Millennialpärchen in ihren 30ern darzustellen, die immer noch zwischen "ich bin der Jugend entwachsen" und "richtig erwachsen" hängen geblieben sind, weil sie sich sowohl beruflich als auch im Privaten noch nicht so richtig festgelegt haben, was keineswegs ein Makel ist, sondern einfach der Generation entspricht. Man fühlt sich verstanden und nicht als Versager.

Auch wenn eine Schwangerschaft das Natürlichste der Welt ist, so kann sie doch das Leben der werdenden Eltern enorm durcheinander bringen und das wird hier gut geschildert. Ich mochte dass nicht nur Argumente gegen das Kind aufgezeigt werden, sondern dass beide Partner aus ihrer Sicht das für und wider beleuchten. Unterstrichen wird das Ganze durch Einblicke in die Kindheit der Protagonisten.

Mir hat gefallen, dass das Paar kein Vorzeigepaar ist, sondern normal mit kleinen Streitereien und Schwächen, denn so kann man sich gut mit ihnen identifizieren.

Bei der Lektüre habe ich mich sehr mit Marta verbunden gefühlt und ich habe ihre Beweggründe verstehen können.

Der Roman wird von der Stimmung getragen und eher unaufgeregt erzählt. Es scheint mir so als wenn das zwischen den Zeilen laut ist.

Fazit: Wichtige Lektüre, die man lesen darf und sollte.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Liebe, manchmal wie ein Kolibri

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Ich liebe Romane über Künstler und Kulturschaffende und da hier gleich zwei bedeutende Persönlichkeiten beleuchtet werden, musste ich einfach zugreifen.

Auch wenn der Altersunterschied zwischen beiden ...

Ich liebe Romane über Künstler und Kulturschaffende und da hier gleich zwei bedeutende Persönlichkeiten beleuchtet werden, musste ich einfach zugreifen.

Auch wenn der Altersunterschied zwischen beiden Autoren mit 15 Jahren recht hoch ist, so treffen sich hier zwei Personen auf Augenhöhe, denn beide sind in einem Alter wo man schon weiß wo man hingehört und Bachmann wird hier zum Glück nicht als Groupie dargestellt, sondern als das was sie war: freiheitsliebend, chaotisch und intensiv fühlend.

Bettina Storks hat schon einige Romane mit historischen Hintergrund geschrieben und das merkt man auch, denn sie hat gut recherchiert und die sechs Jahre der Leidenschaft gut beleuchtet. Dabei zeichnet sie ein anschauliches Bild beider Ausnahmetalente. Besonders ist hier, dass ich gern beide Protagonisten gern geschüttelt hätte, denn viele Probleme basieren lediglich auf der Andersartigkeit der beiden. Wären sie kompromissbereiter, wäre das Aus der Liebe weder gekommen noch so schmerzlich.

Ansonsten ist die Vorstellung einfach toll, dass ein einziger Brief zu so einer leidenschaftlichen Liebe führt. Und der Roman zeigt auch, dass bestimmte Ereignisse im Leben ihre Zeit haben (denn beide verlieben sich ja verhältnismäßig spät) und eben nicht alles immer von Dauer ist.

Sensibel beschreibt die Autorin diese einzigartige Liebe und beleuchtet zwei deutsche Erscheinungen, von denen ich zwar schon einiges gehört hatte, aber nicht wirklich viel wusste.

Fazit: Unterhaltsam und es lohnt sich hier drin abzutauchen.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Heute wie damals?

Denk ich an Kiew
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Aktuell boomt es ja nur so vor Literatur über die Ukraine und über die einstigen Sowjetstaaten und so war ich doch sehr neugierig auf das Buch, ohne zu ahnen was mich eigentlich erwartet.

Die Handlung ...

Aktuell boomt es ja nur so vor Literatur über die Ukraine und über die einstigen Sowjetstaaten und so war ich doch sehr neugierig auf das Buch, ohne zu ahnen was mich eigentlich erwartet.

Die Handlung wird über zwei Erzählstränge dem Leser nahe gebracht, denn zum einen begleiten wir Cassie in Amerika, die nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Leben finden muss 2004. Zum anderen erleben wir das Schicksal von Cassies Oma Bobby, die in der Ukraine lebt und leidet und erfahren ihr Schicksal ab 1930.

Während mich der Vergangenheitspart enorm fesselte, tat der Part in der Gegenwart dies nicht unbedingt, weil es sich nicht immer glaubhaft las, eher wie ein Film. Und dennoch waren diese Unterbrechungen nötig, brachten sie doch Ruhe rein bei all dem Schrecklichen was man aus der Vergangenheit liest und erfährt.

Auch wenn sich der Roman durch den Schreibstil angenehm leicht lesen lässt, so ist der Inhalt alles andere als angenehm und man kann den Roman eben nicht mal eben durchsuchten, sondern muss immer wieder innehalten und verarbeiten.

Je mehr man liest, desto deutlicher wird der Kontrast zwischen dem Leben von Cassie (welches sich auch mit dem Leben von Westeuropäern vergleichen lässt) und Bobby und man ist als Leser froh in einer ruhigeren Zeit in Deutschland leben zu dürfen ohne andauernde Bedrohung für das eigene Leben.

Den Begriff Holodomor hatte ich vorher nie gehört, werde ihn aber jetzt nie wieder vergessen. Mir ist klar, dass Hunger kein angenehmes Gefühl ist, aber mir war nicht bewusst wozu einen dieser treiben kann.

Fazit: Die Lektüre berührt und stimmt nachdenklich. So etwas brauchen wir in der heutigen Zeit.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

In Gedenken an Jane Austen

Teatime im Jane-Austen-Club
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Bei dem Titel habe ich lediglich Jane Austen gesehen und mich direkt darauf gestürzt ohne zu schauen worum es eigentlich geht. Aber manchmal sind gerade solche Spontanzugriffe dann genau richtig.

Chawton ...

Bei dem Titel habe ich lediglich Jane Austen gesehen und mich direkt darauf gestürzt ohne zu schauen worum es eigentlich geht. Aber manchmal sind gerade solche Spontanzugriffe dann genau richtig.

Chawton ist der Ort, an dem Jane Austen bis zu ihrem Tod ihre letzten Lebensjahre verbracht hat und es ist erstaunlich, dass sie auch noch 1945 Einfluss auf die Dorfgemeinschaft hat, wo sie doch bereits 1817 starb, also weit mehr als hundert Jahre zuvor.

Ich kenne eher die Filme zu ihren Romanen und habe diese geliebt, weil mir ihre Romane im Original etwas zu sperrig waren. Da ist es schön den Austausch über ihre Werke mittels dieses schönen Romans zu bekommen.

Natalie Jenner, von der ich zuvor weder etwas gehört noch gelesen hatte, schreibt sehr entspannt. Man kann sich alles gut vorstellen und wird von dem Geschriebenen nicht überfordert. Sprich man kommt gut mit, kann sich gut orientieren und überanstrengend sich nicht. Schöne leichte Kost eben.

Ich mochte, dass die agierenden Akteure Ähnlichkeiten haben mit Figuren aus Austens Werken und dennoch stehen sie gut für sich. Die Entstehung des Jane Austen Museums wird schon spannend dargestellt.

Mich konnten die Passagen in England etwas mehr begeistern als die in Amerika, was aber wohl auch mit der Umgebung zu tun hatte, da z.B. Los Angeles natürlich viel wilder und lauter ist als das beschauliche Chawton. Mimi Harrison war mir zwar durchaus sympathisch, weil man irgendwie auch an Marylin denkt, aber Evie und Adam habe ich einfach mehr ins Herz schließen können als sie, weil ich mich ihnen näher fühlte als Mimi..

In meinem Augen liest sich das Buch für alle, egal ob Austen- Fan oder nicht, sehr gut, weil es interessant Jane Austen mit den Nachkriegsjahren verknüpft, eine Zeit die mich immer am meisten fesseln kann in Büchern. Es stimmt irgendwie froh, dass Literatur Menschen in den schwersten Zeit Halt gibt und genau das vermittelt dieser Roman.

Fazit: Schöne Lektüre für Zwischendurch zum Seele baumeln lassen. Gern empfehle ich hier weiter.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Wie sehr kann man sich anpassen?

Jahre mit Martha
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Ein Junge von Einwanderern, der sich in eine Professorin verknallt, das klang für mich nach enorm spannenden Stoff und etwas musste ich an Bernhard Schlinks "Der Vorleser" denken, auch wenn natürlich Martha ...

Ein Junge von Einwanderern, der sich in eine Professorin verknallt, das klang für mich nach enorm spannenden Stoff und etwas musste ich an Bernhard Schlinks "Der Vorleser" denken, auch wenn natürlich Martha sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, aber die Stimmung zwischen den beiden ist ähnlich.

Mir gefiel wie der Autor das Leben zu fünft in einer Zweizimmerwohnung beschreibt, was für viele Menschen in Deutschland immer mehr Lebensrealität wird, weil in den großen Städten einfach nicht genug Wohnraum für alle existiert. Die Kids der Familie schienen trotz aller Einschränkungen zufrieden und machen etwas aus ihrem Leben.

Was mich besonders berührt hat war der Familienzusammenhalt, was man besonders bei der Beerdigung des Opas gespürt hat, wo alle in die Heimat reisen.

Die Beziehung zwischen Martha und Jimmy habe ich fast eher als sehr intensive Freundschaft empfunden und nicht als Liebschaft oder Affäre. Dass Jimmy bisexuell ist, passt in die heutige Zeit und empfand ich als authentisch.

Jimmys Absturz hat mich etwas aus den Socken gehauen, weil ich es einfach nicht nachvollziehen konnte wie man sich mit einem Mal so gehen lassen kann. Zum Glück findet er später seinen Weg, aber wenn er jetzt das Klischee des vermeintlich "typischen Ausländers" gewesen wäre, das hätte mich doch sehr traurig gemacht.

Das letzte Drittel des Buches zog sich etwas und hat mich nicht so enorm fesseln können wie der Beginn.

Fazit: Interessante Einblicke in das Leben eines Gastarbeiterkindes der 90er. Das darf und sollte man lesen!

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