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labbelman

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2022

Einhundert Jahre Leben

Violeta
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Dies war mein erstes Buch von Isabel Allende und wird gewiss nicht mein letztes gewesen sein, denn gute Geschichten erzählen kann sie in jedem Fall.

Sie schildert nicht nur das Leben von Violeta sehr ...

Dies war mein erstes Buch von Isabel Allende und wird gewiss nicht mein letztes gewesen sein, denn gute Geschichten erzählen kann sie in jedem Fall.

Sie schildert nicht nur das Leben von Violeta sehr intensiv, sondern auch die Umbrüche im dargestellten, südamerikanischen Land, welches nie klar benannt wird. Nach meiner Recherche her müsste es Chile sein, aber sicher bin ich mir nicht.

Ich habe es genossen wie aus dem einstigen Wildfang eine gestandene Frau wird, die trotz aller Widrigkeiten ihren Weg geht. Mich hat dabei enorm wütend gemacht, wie ihr die Männer, die sie eigentlich lieben und beschützen sollten, dabei oft im Weg standen. Die anfängliche Faszination für Julian Bravo konnte ich so etwas von nachvollziehen, da er doch so anders war als ihr langweiliger Ehemann, den sie eh nur aus Pflichtgefühl geheiratet hatte.

Man ist oft erstaunt wie trotz der politischen Umwälzungen Violeta gerade in der Militärdiktatur klarkommt und kaum Repressalien zu befürchten hat, was ich doch als sehr ungewöhnlich empfand.

Während mir der Beginn mit den 20ern bis hinein in die 60er noch richtig gut gefallen hat, lasen sich die letzten Seiten von 1983 bis 2020 deutlich anstrengender und nicht mehr so fesselnd. Vielleicht lag es einfach daran, dass das Erzählte dann irgendwann auch für drei Leben gereicht hätte.

Fazit: Unterhaltsam und lehrreich mit der kleinen Schwäche, dass vielleicht zum Schluss etwas zu viel gewollt wurde. Dennoch empfehle ich den Roman nur zu gern.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein Mann, der auszog zu Schreiben...

Ein Sommer in Niendorf
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Da ich den Humor von Heinz Strunk teile, wollte ich doch mal etwas von ihm lesen und was wäre da besser als wenn man es von ihm selbst, mit seiner launigen Art, vorgelesen bekäme? Und so habe ich mir meine ...

Da ich den Humor von Heinz Strunk teile, wollte ich doch mal etwas von ihm lesen und was wäre da besser als wenn man es von ihm selbst, mit seiner launigen Art, vorgelesen bekäme? Und so habe ich mir meine Spaziergänge mit diesem kurzen Werk versüßt.

Mit Roth hat er einen fiesen Charakter geschaffen, der auf andere herabschaut und sich als tollen Helden empfindet, obwohl er keineswegs mehr Glück im Leben hatte als die anderen Akteure in Niendorf. Oft möchte man ihn schütteln und auf die richtige Bahn bringen, doch andererseits spiegelt er Teile unsere Gesellschaft wider, die sich gern in Hasskommentaren äußert oder wegen allem auf die Straße zum Demonstrieren geht, um Hauptsache dagegen sein, egal gegen was einfach nur dagegen.

Heinz Strunk als Vorlesenden, das hat schon was. Ich glaube das hat den Genuss des Geschriebenen nochmal erhöht.

Ansonsten ist man sehr froh darüber, dass das Schmähbuch auf die eigene Familie nicht wirklich gelingen will und der vermeintliche Urlaub hatte für mich schon etwas Kurioses.

Meine Lieblingsfigur war ganz klar Markus Breda, der im Gegensatz zu Roth den ganzen Tag am schaffen ist, egal an welcher Stelle.

Der Roman weist ein enormes Tempo auf, so dass man sich fast etwas gehetzt fühlt, als müsse man schnell alles wissen.

Fazit: Etwas andere Sommerlektüre, über die ich schmunzeln konnte. Wenn man hinter die Fassade schaut eben keine leichte Kost.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

In der Kürze liegt die Würze...

Sieben Tage Sommer
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Ewigkeiten hat mir eine Freundin vorgeschwärmt wie gut Thommie Bayers Bücher wären, auch wenn sie nicht sonderlich seitenstark wären. Und sie hatte so Recht.

Max Torberg lädt seine einstigen Retter ein ...

Ewigkeiten hat mir eine Freundin vorgeschwärmt wie gut Thommie Bayers Bücher wären, auch wenn sie nicht sonderlich seitenstark wären. Und sie hatte so Recht.

Max Torberg lädt seine einstigen Retter ein zu seinem Urlaub in Südfrankreich. Auch wenn die Geladenen es etwas ungewöhnlich finden, dass der Gastgeber nicht erscheint, so genießen sie die Zeit und werden von Anja fast überschwänglich verwöhnt.

Etwas überrascht, dass das Geschriebene Nachrichten sind, die untereinander ausgetauscht werden, hatte ich mich doch schnell daran gewöhnt und genoss die unterschiedlichen Perspektiven. Sonst verspürt man so viel Nähe ja nur, wenn ein Ich- Erzähler agiert, aber dieser besondere Erzählkniff, den ich so noch nicht erlebt habe, gefiel mir sehr. Es ist schon erstaunlich wieviel man durch E- Mails so erfahren kann und da will man gewiss nicht, dass der eigene private Mailaccount mal von anderen gelesen wird.

Bayer gelingt es zudem so leicht und angenehm zu schildern, dass man das Dargestellte inhaliert und die wenigen, aber gehaltvollen Seiten, schnell gelesen sind, aber noch lange im Kopf bleiben. Das Ende überrascht und überzeugt zugleich.

Das ist die entspannte Lektüre, die man im Sommer braucht, wenn im TV absolut nichts läuft oder um es sich auf der Strandliege gemütlich zu machen. Und so darf man hier auch Beobachter mit dem eigentlichen Observierer sein.

Fazit: Wohlfühlalarm und ein toller Lesegenuss. Klasse!

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Noch krasser als der Film

Der Mann, der vom Himmel fiel
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Als enormer David Bowie Fan habe ich alles von ihm weggesuchtet, so auch den Film "Der Mann, der vom Himmel fiel". Die Romanvorlage war lange kaum zu bekommen und so war ich doch über die Wiederveröffentlichung ...

Als enormer David Bowie Fan habe ich alles von ihm weggesuchtet, so auch den Film "Der Mann, der vom Himmel fiel". Die Romanvorlage war lange kaum zu bekommen und so war ich doch über die Wiederveröffentlichung sehr froh.

Tja und was soll ich sagen: Das Buch ist nochmal intensiver als der Film von damals.

Was mich am meisten beeindruckt hat war, dass trotz der recht geringen Seitenzahl viel vermittelt wird. Newtons Welt ist nahezu zerstört und er möchte die Erde und die Menschen darauf nicht den gleichen Fehler machen sehen. Was 1963 noch wie Science Fiction klang mit Umweltverschmutzung, Krieg, hungernden Menschen und Co, ist heute mehr denn je Realität. Genau das bedrückt am meisten bei der Lektüre.

Während mir der Zugang zu Forschern wie Nathan Bryce schwerfiel, spürte ich direkt eine Verbindung zu Newton, auch wenn er von einem anderen Stern stammt. Seine ruhige, liebenswerte und bedachte Art hat mich doch sehr für ihn eingenommen. Auch wie er die Zufallsbekanntschaft Betty Jo nicht für seine Zwecke ausnutzt, sondern ihr hilft, das hat mir imponiert. Denn wer interessiert sich schon für eine alkoholkranke Sozialhilfeempfängerin?

Richtig schlimm lasen sich für mich die vielen Tests an ihm und das Machtgehabe der Regierungsangestellten. Gerade Letzteres sieht man nun leider nahezu täglich in den Nachrichten.

Die aufgezeigten Erfindungen wie Kugeln statt Platten für Musik hatte etwas so faszinierendes und exotisches, dass ich es irgendwie spannend finden würde, wenn es so etwas in echt gäbe.

Fazit: Ein Klassiker der Science Fiction Welt, den viele wiederentdecken sollten, da sie sonst etwas verpassen würden. Klare Must-Read-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Sinnlich, egozentrisch, mal etwas anderes...

Ein französischer Sommer
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Ich habe bei der Lektüre keineswegs Leichtigkeit oder etwas Triviales erwartet und ich bekam noch so viel mehr.

Leah trödelt so mit ihrem Leben dahin als sich der Sommer ihres Lebens aufzutun scheint, ...

Ich habe bei der Lektüre keineswegs Leichtigkeit oder etwas Triviales erwartet und ich bekam noch so viel mehr.

Leah trödelt so mit ihrem Leben dahin als sich der Sommer ihres Lebens aufzutun scheint, denn sie darf bei einem berühmten Schriftsteller arbeiten und den Sommer im Landhaus seiner Familie verbringen. Doch warum darf gerade sie seine Tagebücher lesen? Ist der alte Greis etwa in sie verknallt?

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Autor Michael und Assistentin Leah erzählt, hauptsächlich in der Gegenwart, teilweise driften wir mit unserem Autor auch in die Vergangenheit ab. Mir gefiel der Wechsel, da man so beide Seiten der Medaille betrachten darf.

Man merkt sehr deutlich wie unterschiedlich das Leben zwischen Leah, die in einer Bar jobbt und dem reichen Schriftsteller und seinen Kindern ist und dennoch scheint sich das Zusammensein nicht zu widersprechen.

Auch wenn sich das Geschriebene schon anspruchsvoll liest, weil es auch irgendwie etwas Düsteres hat, so bekommt man dennoch Urlaubsgefühle und spürt das enorme Knistern zwischen den Akteuren.

Leah habe ich keineswegs als naiv empfunden. Vielmehr gefiel mir, dass sie sich nimmt was sie will. Michael könnte man als privilegierten Arsch wahrnehmen, wenn man nicht hinter die Fassade schaut.

Fazit: Ein Roman, der den Sommer zu etwas Besonderem erhebt. Ich habe das Geschilderte gern verfolgt und kann euch diesen Roman ans Herz legen.

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