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Veröffentlicht am 30.10.2023

Mayas erster Fall

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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In Schwedens Winterlandschaft findet Frida eine Leiche. Es ist der bekannte Umweltaktivist Mats Anderberg. Dieser hatte sich insbesondere für die Erhaltung von Schwedens Waldlandschaften eingesetzt und ...

In Schwedens Winterlandschaft findet Frida eine Leiche. Es ist der bekannte Umweltaktivist Mats Anderberg. Dieser hatte sich insbesondere für die Erhaltung von Schwedens Waldlandschaften eingesetzt und dabei auch die lokalen Forstbetriebe und deren Betreiber gegen sich aufgebracht. Um die lokalen Polizeibeamten bei den Ermittlungsarbeiten zu unterstützen, werden Maya Topelius und ihr Partner Pär Stenqvist hinzugerufen. In Östersund herrscht untern den Forstwirten zwar Einigkeit darüber, dass man Mats Anderberg nicht besonders mochte, umgebracht haben will ihn jedoch niemand. Zeitgleich muss sich Mayas Freundin Sanna den Schatten ihrer Vergangenheit stellen, was sie viel Kraft und Mut kostet. Doch es gibt Parallelen zwischen dem Fall Anderberg und Sannas Geschichte. Und so beginnen spannende Ermittlungsarbeiten in einem thematisch außergewöhnlichen Setting.

„Im Herzen so kalt“ ist der erste Teil der Reihe um die Ermittler Maya Topelius und Pär Stenqvist, wobei die Teile zwei und drei im Oktober 2024 bzw. im Oktober 2025 erscheinen werden. Die Winterlandschaft Schwedens bildet immer eine gute Grundlage für einen kalten, einsamen und düsteren Krimi. So wurden auch hier die Landschaften bildhaft beschrieben, sodass man sich gut hineinversetzen konnte. Die Geschichte ist spannend und es wird im ersten Band vor allem auf ein sehr wichtiges umweltpolitisches Thema aufmerksam gemacht: die Abholzung der Wälder in Schweden. Wo man bei illegalen Rodungen und illegalem Holzhandel als erstes z.B. an Rumänien und den südamerikanischen Regenwald denkt, sind die Rodungen leider um einiges mehr verbreitet. Dieser Krimi hat den Ausschlag für mich gegeben, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, auch wenn es zeitweise ein paar Längen gab. Besonders schön geschrieben waren die verschiedensten Sprichwörter, die Maya, die deutsche Wurzeln hat, verwendet. Dies sorgt manchmal für Unverständnis oder Missverständnisse bei den Protagonisten, die sodann aber aufgeklärt werden. Dabei erfährt man als Leser auch das schwedische Pendant der Redewendung. Der Krimi kommt gut ohne viel Blut und Brutalitäten aus, ist also für alle Leser etwas. Man darf gespannt sein, welche Fälle auf Maya und Pär in den Bänden zwei und drei warten.

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Endzeitstimmung

Ein Fluss so rot und schwarz
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Was passiert, wenn sechs Menschen zusammen mit einer Leiche auf einem Boot aufwachen, von denen jeder einzelne seine Erinnerung verloren hat? Die Menschen haben Operationsnarben und jeder hat ein Tattoo ...

Was passiert, wenn sechs Menschen zusammen mit einer Leiche auf einem Boot aufwachen, von denen jeder einzelne seine Erinnerung verloren hat? Die Menschen haben Operationsnarben und jeder hat ein Tattoo seines neuen Namens auf dem Unterarm. Niemand kann und niemand darf sich an sein früheres Leben erinnern. Es beginnt eine Suche danach, was mit der Welt passiert ist, durch die die Personen auf dem Boot durch das postapokalyptische London schippern. Nach und nach bekommen sie Informationen und Aufforderungen über ein Satellitentelefon, was zu tun ist. Sicher ist dabei nur eine Sache: Wer sich an sein früheres Leben erinnert, wird sterben müssen.

Leider konnte mich das Buch nicht wirklich begeistern. Ich hatte mir einen Roman mit einer Spannung, wie man sie aus Thrillern kennt erhofft. Die Endzeitstimmung, die ich mir aus der Leseprobe schon vorgestellt hatte, habe ich definitiv bekommen. Was ich persönlich aber überhaupt nicht mochte, waren die einzelnen Kampfszenen, in denen für meinen persönlichen Geschmack auch zu viele Kraftausdrücke genutzt wurden. So etwas mag ich beim Lesen leider gar nicht. Wichtig ist mir an dieser Stelle auch zu sagen, dass der Autor Anthony Ryan gerade für seine Kampfszenen bekannt und beliebt ist und in der Welt der Science-Fiction und Fantasy zuhause ist. Für Liebhaber der Genres wird das Buch daher wahrscheinlich etwas sein. Für mich hätte es etwas weniger Brutalität und Blut sein dürfen, denn ich denke, dass man aus der postapokalyptischen Stimmung viel hätte herausholen können, ohne Waffen und Gemetzel. Die Nebelstimmung auf der Themse bietet eigentlich die perfekte Atmosphäre dafür. Auch die Personen, die zusammen auf dem Boot sind, blieben für mich beim Lesen eher blass, ich konnte mir keine genauen Vorstellungen über ihre Charaktere machen.

Was dem Autor definitiv gut gelungen ist, ist die Tatsache, dass sich der Spannungsbogen für mich gut gehalten hat. Dies ist auch der Grund dafür, dass ich das Buch trotz meiner Schwierigkeiten mit Stil und Sprache zu Ende gelesen habe. Daher gebe ich dem Buch für die Idee und den wirklich gelungenen Spannungsbogen zwei Sterne.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Hinterlässt einen bleibenden Eindruck

Lichtspiel
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Georg Wilhelm Pabst, der G.W. Pabst genannt wird, ist ein erfolgreicher Filmemacher der Weimarer Zeit. Seinen ersten großen Erfolg feierte er mit einem Film mit der schwedisch-amerikanischen Darstellerin ...

Georg Wilhelm Pabst, der G.W. Pabst genannt wird, ist ein erfolgreicher Filmemacher der Weimarer Zeit. Seinen ersten großen Erfolg feierte er mit einem Film mit der schwedisch-amerikanischen Darstellerin Greta Garbo. Ungewöhnlich und deswegen auch so spannend ist allerdings sein weiterer Werdegang. So kam er nach der Machtergreifung nach Frankreich und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Österreich, was damals dann die Ostmark war, zurück. Dass sein Können nicht vor den Nazis verborgen blieb, war eine Konsequenz daraus. Der Propagandaminister in Berlin hat großes Interesse daran, das Filmgenie für seine Zwecke nutzen zu können. So geschieht es auch, dass beide aufeinandertreffen. Schlussendlich beginnt das Reißen um den Regisseur, was mitunter mit erpresserischen Absichten geschieht. Im Raum steht grundsätzlich die Frage, wie weit man bereit ist zu gehen und ab welchem Zeitpunkt man sich mit schuldig macht.

Ich muss zugeben, dass mir der Einstieg ins Buch auch aufgrund des außergewöhnlichen Schreibstils nicht ganz leichtfiel. Allerdings lösten sich bald die anfänglichen Startschwierigkeiten und ich konnte mich vollends auf den Roman einlassen. Lichtspiel ist ein Roman, der mit viel Lokal- und Zeitkolorit versehen ist, was ihn so besonders macht. Das schillernde Leben in Hollywood, in dem G.W. Pabst aber selbst zu dieser Zeit schon nur einer unter vielen war, bildet einen eindrücklichen Einstieg. Das Buhlen der Nazis um den Regisseur hinterlässt einen bleibenden Eindruck und die verschiedenen Perspektiven, aus denen erzählt wird, bilden eindrücklich die Gefühlslagen ab. Das Buch ist ein Roman, was auch bedeutet, dass es in vielen Teilen nicht ganz der biographischen Wirklichkeit entspricht – an den Eckdaten wird sich jedoch orientiert. Das macht das Buch zu einem lesenswerten, eindrücklichen Roman, der einem lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Die Lebenshandwerkerin

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Katha, ihres Zeichens „Lebenshandwerkerin“, ist damit beschäftigt, es allen recht zu machen. Angefangen bei ihrer Mutter, die in so mancher Krise feststeckt, muss Katha mit ihren vierzehn Jahren schon ...

Katha, ihres Zeichens „Lebenshandwerkerin“, ist damit beschäftigt, es allen recht zu machen. Angefangen bei ihrer Mutter, die in so mancher Krise feststeckt, muss Katha mit ihren vierzehn Jahren schon allerlei Rollen übernehmen, angefangen bei der ihrer Mutter. Auch die kleine Schwester Nadine muss sie emotional auffangen und ihr bei vielen Dingen zur Seite stehen. Katha findet Trost bei der Mutter ihrer Freundin und Schulkameradin Sofie. Angelica, genannt Lica, ist für Katha da, hört ihr zu und wird im Laufe der Geschichte zu so etwas wie einer Ersatzmutter. Bis Katha sich der Tatsache stellen muss, dass sie es nicht immer und zu jederzeit jedem recht machen kann. Wie viel ein Mensch ertragen kann, ohne sich selbst aufzugeben und sich zu verlieren, sind zentrale Punkte der Geschichte.

Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt, die jeweils unterschiedlich geschrieben sind und somit gut zum jeweiligen Lebensabschnitt der Protagonistin passen. Der Schreibstil ist sehr humorvoll, emotional und geht aber mit einer Ernsthaftigkeit einher, die den Themen gerecht wird. So wird der coming-of-age-Roman treffend abgerundet. Mir hat das Lesen große Freude bereitet und ich kann den Roman sehr weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Spannender Krimi mit internationalem Einschlag

Taubenschlag
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Während man es sich in Berlin zur Aufgabe gemacht hat, alte Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu vermessen, um zu sehen, wie man sie heutzutage nutzbar machen könnte, werden in mehreren Städten in Norddeutschland ...

Während man es sich in Berlin zur Aufgabe gemacht hat, alte Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu vermessen, um zu sehen, wie man sie heutzutage nutzbar machen könnte, werden in mehreren Städten in Norddeutschland Morde begangen. Im Bunker 32 Ost werden während der Vermessungsarbeit von der Firma Berlin Bunker Protocol die Leichen von drei Personen aufgefunden. Hinzu kommen die Morde, bei denen Menschen an einen Sessel gefesselt und mit toter Taube auf dem Schoß aufgefunden werden. Im Rahmen des polizeilichen Programms „CEPOL“, welches die internationale Zusammenarbeit zwischen den Polizeibehörden fördern soll, wird Lykke Teit aus Dänemark von Rudi Lehmann nach Deutschland gerufen, um die Ermittlungsarbeiten zu unterstützen. Es beginnt eine spannende Zeit der Ermittlungen, die zeitweise für die beiden Ermittler gefährlich werden wird. Um die Frage aufzuklären, wie die Leichenfunde im Bunker und die Morde mit den toten Tauben in Verbindung stehen, nehmen die beiden viele Risiken auf sich.

„Taubenschlag“ ist der zweite Teil der Reihe um die Ermittler Lykke Teit und Rudi Lehmann. Ich habe diesen Teil vor dem ersten Band gelesen. Man kommt auch in den zweiten Teil gut rein, ohne den ersten davor gelesen zu haben. In „Taubenschlag“ wird jedoch an manchen Stellen Bezug auf den ersten Fall der beiden Ermittler genommen, sodass es sich empfiehlt, vorher „Gezeitenmord“ gelesen zu haben. So wird klarer, wie die Verbindung zwischen den beiden Ermittlern zustande kommt und man hat die Möglichkeit, die beiden von Anfang an zu begleiten und kennenzulernen.

Die durchweg kurzen Kapitel sorgen für einen kontinuierlichen Spannungsaufbau. Erzählt werden diese aus verschiedenen Perspektiven, was für ein schnelles Erzähltempo und eine logisch aufgebaute Vielschichtigkeit sorgt. Der Schreibstil ist fließend, klar und an einigen Punkten auch sehr humorvoll. Gut gefällt mir auch das Verhältnis zwischen den beiden Ermittlern. So ist man es eher gewohnt, dass in Fällen, in denen verschiedene Ermittler zusammenarbeiten müssen, Rivalitäten und Misstrauen herrschen, gestaltet es sich hier gänzlich anders. Das zu lesen war für mich erfrischend anders – hierdurch hebt sich das Buch auch von anderen Krimis ab, die einen internationalen Bezug haben.

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