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Veröffentlicht am 13.08.2023

Berührende Familiengeschichte

Terafik
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Nilufar Karkhiran Khozani beschreibt in Terafik ihre berührende Familiengeschichte. Aufgewachsen in Gießen, in einer deutsch-iranischen Familie, wird Nilufar im Jahr 2016 die Reise in ein Land antreten, ...

Nilufar Karkhiran Khozani beschreibt in Terafik ihre berührende Familiengeschichte. Aufgewachsen in Gießen, in einer deutsch-iranischen Familie, wird Nilufar im Jahr 2016 die Reise in ein Land antreten, welches ihr bis dahin unbekannt war. Ihr Vater kam 1979 aus politischen Gründen nach Gießen und verließ Deutschland später wieder. Sie fliegt nach Iran, wo ihr Vater und die Familie väterlicherseits auf sie warten und sie mit wohlgemeinter Gastfreundschaft empfangen. Nach und nach lernt man auch die Familienmitglieder kennen: von ihrer Tante Rudabeh und ihrem Mann, Hashemian, und ihrer Tochter Narges, die sie mit Nilufars Vater zusammen direkt am Flughafen abholen, über ihre Großmutter Nanejun bis hin zu ihrem Onkel Hassan, dem sie trotz aller innerfamiliären Spannungen einen Besuch abstatten werden. Nilufar begibt sich nicht nur physisch auf die Reise nach Iran, ihr geht es auch darum, mehr über ihre Familie und ihre eigene Identität herauszufinden. Und so beginnt eine berührende und spannende Suche, an der man als Leserin teilhaben darf.

Ich mochte den Schreibstil von Anfang an und habe mich direkt abgeholt gefühlt. Besonders gut werden auch der Trubel und die Eile, die in der Hauptstadt Teheran herrschen, eingefangen, sodass man sich während des Lesens gut hineinversetzen kann. Die kurzen Kapitel und Szenenwechsel machen das Buch lebhaft und bringen ein gewisses Tempo mit sich, was absolut passend ist. Eingeflochten sind an mehreren Stellen auch die WhatsApp-Nachrichten ihres Vaters, die die Geschichte noch einmal lebendiger, persönlicher und nahbarer wirken lassen. Nilufars eigene Empfindungen und die innere Zerrissenheit, an denen sie uns teilhaben lässt, sind eindrücklich geschildert. Zudem werden auch immens wichtige Themen wie struktureller Rassismus und Alltagsrassismus behandelt. Ich bin sehr froh, diesen berührenden und mutmachenden Roman gelesen zu haben und kann ihn daher sehr weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Eine schöne Suche

Der Trost der Schönheit
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„Denn, wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.“ (S. 8)

Wenn es stimmt, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, dann muss sie gleichwohl ...

„Denn, wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.“ (S. 8)

Wenn es stimmt, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, dann muss sie gleichwohl in den Ohren, der Nase, im Mund und auf der Haut des Betrachters liegen. Denn in diesem Buch geht es um die allgemeine Betrachtung dessen, was Schönheit ist oder sein kann. Denn man kann Schönheit auch riechen, schmecken, fühlen.

Gabriele von Arnim nimmt hier mit auf eine Reise zu sich selbst, eine Suche nach der Schönheit und in welchen eigentlich banalen und alltäglichen Dingen sie zu finden sein kann. Es wird die beeindruckende Geschichte einer Frau erzählt, die es sich erlaubt und selbst zutraut, Schönheit in den kleinsten Dingen zu entdecken – und das nach auch dunklen Tagen in der Kindheit und Jugend. Damals war „Bloß nichts fühlen“ das Mantra, woraus man auch ein Verbot der Schönheit herauslesen kann. Auch nachgegangen wird der Frage, ob man es sich bei den alltäglichen weltpolitischen Entwicklungen, insbesondere beim Überfall auf die Ukraine, überhaupt herausnehmen kann, in Dingen des persönlichen Alltags noch Schönheit zu erblicken.

Das Buch ist geschrieben in einer Form des Essays, sodass es keine Kapitel gibt, was der Thematik sehr zuträglich ist. Gespickt wird die Erzählung durch einige Zitate, die sich mit dem Thema Schönheit und allem drum herum befassen. Sehr gut gelungen sind meines Erachtens auch diejenigen Einschübe, die ich in der Kategorie „fun-facts“ unterbringen würde, da ich seitdem weiß, welches die langsamste Schnecke ist und welches Tier das schnellste der Luft ist.

Insgesamt ist dies ein Buch, das eine gehörige Portion Trost spendet, sodass es eine Leseempfehlung an wirklich jeden ist!

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Hatte mir mehr erhofft

Zwei Fremde
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Zwei Fremde von Martin Griffin hat mich aufgrund der besonderen Konstellation, dass dies kein 0815-Thriller sein soll, sofort angesprochen. Leider flachte die erhoffte Spannung aber schnell wieder ab, ...

Zwei Fremde von Martin Griffin hat mich aufgrund der besonderen Konstellation, dass dies kein 0815-Thriller sein soll, sofort angesprochen. Leider flachte die erhoffte Spannung aber schnell wieder ab, wenn sie denn aufkam.

Remie Yorke, die Rezeptionistin des Mackinnon-Hotels in den schottischen Highlands, sitzt während eines Schneesturms im Hotel fest. Mit ihr sind noch zwei andere Gäste im Hotel, sonst ist es wie ausgestorben. Remie hatte geplant, am nächsten Tag abzureisen, ihr Ziel ist die Atacama-Wüste. Als dann zu allem Überfluss nacheinander zwei fremde an der Tür klingeln, die unabhängig voneinander behaupten, Polizisten zu sein und Hilfe versprechen, beginnt die Geschichte an Fahrt aufzunehmen. Es gibt nur einen, der tatsächlich Polizist ist und die Chancen, den echten reinzulassen, stehen 50/50. Nach und nach beginnt ein Psychospiel und es gilt für Remie, schnellstmöglich herauszufinden, wer sie anlügt, und wer wirklich da ist, um ihr zu helfen.
Gespickt mit einigen Einschüben über ihre Vergangenheit und die Beziehung zu ihrem Bruder, welcher als Häftling im nahegelegenen Hotel umgebracht wurde, erfährt man viel über Remies Vergangenheit.

Ich hatte gehofft, dass das Lesen mit großer Spannung verbunden sein würde, da ich die Idee für einen Thriller ausgefallen finde. Leider war dem nicht so. Einerseits wurde mir die Spannung genommen, als ziemlich rasch und viel schneller als erwartet, aufgelöst wird, wer der echte Polizist ist. Danach kam bei mir nur noch sporadisch Spannung auf. Andererseits lag es auch an den vielen Einschüben über ihren Bruder, die der Geschichte zwar zuträglich sind, jedoch keine Spannung aufkommen ließen. Ich hatte mir dahingehend etwas mehr erhofft, da der erste Teil des Buches doch spannend konstruiert war.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

Vielfältiger Roman

Mattanza
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„Worte hemmen den Fluss der Gedanken und verändern sie. Die schönsten und erhabensten Dinge sind stumm, der Himmel und die Untiefen, die Klippen und die Wolken. Sie werden nur laut, wenn sie ihre Wut herausschreien ...

„Worte hemmen den Fluss der Gedanken und verändern sie. Die schönsten und erhabensten Dinge sind stumm, der Himmel und die Untiefen, die Klippen und die Wolken. Sie werden nur laut, wenn sie ihre Wut herausschreien müssen, sonst hinterlassen sie höchstens ein unterschwelliges Murmeln, einfach um sich zu versichern, dass sie existieren, und um das wahrzunehmen, muss man wirklich sehr genau hinhören.“ (S. 34)

Auf Katria, einer fiktiven italienischen Insel, steht ein Generationenwechsel an. Der Raìs, der der Anführer des traditionellen Thunfischfangs ist, wird bald sein Wissen über die Mattanza – wie die Jagd genannt wird – weitergeben müssen. Die Inselgemeinde wünscht sich hierzu sehnlichst einen Jungen, der dieser Aufgabe gewachsen ist. Als 1960 Eleonora, genannt Nora, geboren wird, herrschen bei den religiös geprägten Bewohnern der Insel große Zweifel darüber, ob sie in die Fußstapfen ihres Großvaters, dem aktuellen Raìs, treten kann. Dass man auch als Frau eine ebenso gute Anführerin des Thunfischfangs sein kann und damit entgegen der Erwartungen der Inselbewohner den Anforderungen standhalten kann, stellt Nora unter Beweis. Doch was ist ihr das Erbe, das ihr aufgetragen wurde, wert? Und wie weit ist sie bereit, dafür zu gehen?

Die Geschichte zieht sich durch die Jahre 1960 bis 2012. Mit leichtem, fast melancholischem Schreibstil schafft es Germana Fabiano, einen in den Bann zu ziehen und mitzunehmen in eine interessante, von Traditionen und gesellschaftlichen Normen geprägte Welt und in die abergläubischen Weltanschauungen ihrer Bewohner. Dabei geht es mitnichten nur um die Thunfischjagd im engeren Sinne – es werden auch andere Themen eingearbeitet wie Flüchtlingsbewegungen, der ausufernde Tourismus und die Umweltverschmutzung. Das macht das Buch zu einem tiefgründigen Roman, dessen Inhalt manchmal auch zwischen den Zeilen zu finden ist. So sind die anderen Ebenen, vor allem die, in der es um Flucht und Vertreibung und die damit einhergehenden Menschenrechtsverletzungen geht, gut eingearbeitet und lassen einen sicher nicht kalt.

Gut gefallen hat mir auch die Skizze am Ende des Buchs, in der die sog. Tonnara aufgezeichnet ist, mithilfe derer die Mattanza stattfindet. Dadurch kann man während des Lesens Verständnisprobleme bei einigen italienischen Begriffen ausräumen, was mir enorm geholfen hat.

Insgesamt eine stille und gleichwohl kraftvolle Erzählung über die Anforderungen und Erwartungen einer traditionellen und religiös geprägten Gemeinschaft und davon, was sie aus den Fugen bringen kann.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Rasant und spannend

Girl A
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Nichts für schwache Nerven - und trotzdem mal was anderes. Die Spannung begleitet einen von Anfang an und wird bis zum Ende konstant hochgehalten.
Insgesamt ein sehr gutes Buch, das ich absolut weiterempfehlen ...

Nichts für schwache Nerven - und trotzdem mal was anderes. Die Spannung begleitet einen von Anfang an und wird bis zum Ende konstant hochgehalten.
Insgesamt ein sehr gutes Buch, das ich absolut weiterempfehlen kann!

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