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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2022

Geld und Politik machen nicht unbedingt einen spannenden Mix

Die Cellistin
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Als die ehemalige CIA-Agentin Sarah Bancroft die Leiche des wohlhabenden Zeitungsverlegers Wiktor Orlow entdeckt, gibt die anschließende Untersuchung unter der Leitung von Gabriel Allon diesem die Mittel ...

Als die ehemalige CIA-Agentin Sarah Bancroft die Leiche des wohlhabenden Zeitungsverlegers Wiktor Orlow entdeckt, gibt die anschließende Untersuchung unter der Leitung von Gabriel Allon diesem die Mittel an die Hand, den inneren Machtkreis des russischen Präsidenten zu infiltrieren und so große Teile seiner Vermögenswerte auszulöschen. Diese Vermögenswerte werden nämlich größtenteils dazu verwendet, den Westen durch umfangreiche Desinformationskampagnen und Cyberangriffe zu destabilisieren.
Behilflich ist Gabriel dabei Isabel Brenner, eine äußerst begabte Cellistin, die für die fiktive RhineBank arbeitet, die – durch eine Vielzahl hinterhältiger Praktiken – Schurkenstaaten finanziert und Geld für die russische Regierung wäscht. Nachdem Brenner Zeuge einer Reihe von Illegalitäten geworden ist, hat sie beschlossen, sich gegen ihre Arbeitgeber zu stellen.

„Die Cellistin“ von David Silva ist eine unterhaltsame Reise quer durch Europa, die in Amerika endet und mit aktuellen geopolitischen Themen aufwartet. Die Geschichte war zwar temporeich, aber doch fehlte es mir an Spannung, was auch am Thema gelegen haben könnte, nämlich Geldwäsche ist an sich wenig fesselnd und Silva schafft es auch nicht wirklich, es spannend darzustellen. Auch konnten mich nicht alle Charaktere vollständig überzeugen. Besonders Isabel Brenner für mich zu oberflächlich, so ist überhaupt nicht richtig klar, warum sie den Übergang von der Funktionärin einer schmutzigen Bank zur Amateurspionin macht, die bereit ist, ihr Leben zu riskieren, um Oligarchen zu ruinieren. Als titelgebende Protagonistin habe ich da mehr erwartet. Auch die Bösewichte waren zwar toll, aber zu schablonenmäßig. Des Weiteren stand mir teils der politische Aspekt der Handlung zu sehr im Vordergrund im Gegensatz zum eigentlichen und interessanteren Agententeil der Handlung. Ich kann das Anliegen des Autors verstehen auf die Gefahren, die die Demokratie aktuell in vielen Ländern (nicht nur in Amerika) ausgesetzt ist, aufmerksam zu machen und zu warnen, aber die Umsetzung gefiel mir weniger gut.

Alles in allem ist „Die Cellistin“ von David Silva zwar ein interessanter und temporeicher neuer Band der Reihe um Gabriel Allon, aber auch mit einigen Schwächen und eher was für Fans der Reihe.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Überzeugender historischer Krimi um einen einohrigen Ermttler

Samson und Nadjeschda
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Kurz nach Sturz des Zaren ist die Lage in Kiew unsicher. Es kommt zu Straßenkämpfen und genau solch einen geraten Samson und sein Vater. Samson verliert dabei ein Ohr und sein Vater wird ermordet. Bald ...

Kurz nach Sturz des Zaren ist die Lage in Kiew unsicher. Es kommt zu Straßenkämpfen und genau solch einen geraten Samson und sein Vater. Samson verliert dabei ein Ohr und sein Vater wird ermordet. Bald findet er eine Anstellung bei der Polizei und ermittelt gleich in seinen ersten Fall, in dem es um Knochen aus echtem Silber und maßgeschneiderte Anzüge geht. Unter Anwendung ungewöhnlicher Methoden (sein abgetrenntes und aufbewahrtes Ohr spielt hierbei eine Rolle), löst er das Rätsel. Auch privat läuft es für Samson in der düsteren Zeit nicht schlecht, macht er doch Bekanntschaft mit Nadjeschda, einer jungen Frau, die weiß, was sie will.

Nach spannendem Beginn plätschert der Roman dann etwas vor sich hin und widmet sich dem täglichem (Über)leben Samsons in einem gefährlichen Kiew. Dabei beschreibt Kurkow mit ruhigem Ton nüchtern die aufgeheizte Stimmung, die jederzeit in Gewalt umschlagen kann. Die Stimmung ist eher düster. Die Krimihandlung ist hierbei eher eingebettet in die Beschreibung der Lage sowie des neue Lebens Samsons nach der Russischen Revolution und man stolpert wie Samson in den Kriminalfall hinein. Trotz alledem kann die Kriminalgeschichte durch seine Außergewöhnlichkeit und seine leicht fantastischen Elemente überzeugen. Wer auf der Suche nach einem spannenden Krimi ist, wird hier weniger fündig. Kurkows „Samson und Nadjeschda“ ist ein historischer Kriminalroman der etwas anderen Art, der von Samson lebt sowie von dem authentischen und stimmungsvollen Bild, das von der damaligen Zeit und der Bevölkerung gezeichnet wird. Ein vielversprechender Auftakt einer neuen Reihe um Samson und Nadjeschda.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Gute Zutaten, schlechtes Ergebnis

Die versteckte Apotheke
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Eine vergessene Geschichte. Ein geheimes Netzwerk von Frauen. Ein Vermächtnis aus Gift und Rache. Willkommen in „Die versteckte Apotheke“.

"Die versteckte Apotheke" von Sarah Penner erzählt die Geschichte ...

Eine vergessene Geschichte. Ein geheimes Netzwerk von Frauen. Ein Vermächtnis aus Gift und Rache. Willkommen in „Die versteckte Apotheke“.

"Die versteckte Apotheke" von Sarah Penner erzählt die Geschichte zwischen drei verschiedenen Frauen (Nella, Eliza und Caroline) in der Vergangenheit und der Gegenwart und über welches Geheimnis sie miteinander verbunden sind. Ende des 18. Jahrhunderts begegnet man Nella, einer Frau, die eine Apotheke führte und nebenbei Giftmischungen für Frauen in Not herstellt und Eliza, eine junge Kundin von ihr. 200 Jahre später folgt man Caroline, die während eines Aufenthalts in London ebenjene Giftmischung entdeckt und daraufhin beginnt, Nachforschungen zu betreiben, was es mit dem Fläschchen auf sich hat. Nach und nach wird so das Geheimnis um die versteckte Apotheke aufgedeckt.

Klingt geheimnisvoll, mysteriös und spannend. War es für mich aber leider nicht.

Von den zwei Zeitebenen gefiel mir die im 18. Jahrhundert um Nella und Eliza besser als die in der Gegenwart mit Caroline. Caroline empfand ich als nervig und sie trug auch nicht wirklich was zum Mysterium um die versteckte Apotheke bei. Die Idee einer versteckten Apotheke, die nur Frauen bedient, fand ich vielversprechend, aber letztendlich gab es in diesem Buch zu viele Dinge, die sich für mich unglaubwürdig oder abwegig anfühlten. Gründe hierfür sind zum einen, dass die Hauptcharaktere unentwickelte Hintergrundgeschichten und Charaktermotivationen aufweisen, sie werden nur angerissen, obwohl Potenzial für mehr Tiefe vorhanden gewesen wäre und dass zum anderen die Handlung an sich zu konstruiert wirkte. Auch der Spannungsbogen litt deutlich darunter, so wurden gefährlichere Situationen schnell aufgelöst und vieles hat sich einfach zu nahtlos zusammengefügt.

Leider war das Buch nicht mein Fall und eine Enttäuschung für mich.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Die dunkle Seite von Social Media

Dieser Beitrag wurde entfernt
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Die faszinierende Prämisse von „Dieser Beitrag wurde entfernt“ hat mich dazu gebracht, es in die Hand zu nehmen, und es hat mich nicht enttäuscht. Dieser kleine Roman ist prägnant und wirkungsvoll. Wir ...

Die faszinierende Prämisse von „Dieser Beitrag wurde entfernt“ hat mich dazu gebracht, es in die Hand zu nehmen, und es hat mich nicht enttäuscht. Dieser kleine Roman ist prägnant und wirkungsvoll. Wir folgen Kayleigh, einer ehemaligen Mitarbeiterin von Hexa, wo sie als Content-Moderatorin für soziale Medien arbeitete. Ihre Aufgabe ist es zu entscheiden, welche Beiträge (Posts, Videos etc.) auf der Seite bleiben dürfen und welchen nach den Richtlinien des Arbeitgebers gelöscht werden müssen. Von Anfang an möchte man beim Lesen mehr über Hexa und die Ereignisse erfahren, die dazu führten, dass Kayleigh schließlich gegangen ist.
Die Erzählperspektive ist interessant, die Geschichte wird in Form eines Briefes an einen Anwalt, der eine Sammelklage gegen Hexa wegen der dortigen Arbeitsbedingungen im Namen einiger ehemaliger Mitarbeiter einreicht, erzählt. Im Verlaufe des Briefes bekommt man Einblicke in Kaleighs Leben und ihre Arbeit bei Hexa und wie diese sich negativ auf die psychische Gesundheit und das private Leben von ihr und ihrer Kollegen auswirkte.

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Die Sprache war teils ironisch und teils provokant und der Schreibstil fing die erstickende Atmosphäre der Arbeit gut ein. Die Wirkung, die die Überprüfung der Social-Media-Inhalte auf die Moderatoren hat, wird beim Lesen richtig spürbar. Auch wurde überzeugend dargestellt, wie die Arbeit als Content-Moderatorin die Menschlichkeit einer Person zerstören kann. Einzig die Geschichte von Kaleighs persönlichen Leben und die Liebesbeziehung zu einer ihrer Kollegin war nicht ganz so stark und störte manchmal etwas den Erzählfluss, vielleicht auch aufgrund des seltsamen und abrupten Endes des Buches. Bedingt durch die geringe Länge des Buches fehlt bei manchen Themen die Tiefe. Ebenso wirft das Buch mehr Fragen auf, als das es beantwortet, was nicht jeden gefallen wird.

Trotz allem ist „Dieser Beitrag wurde entfernt“ definitiv ein Buch, das sich zum Lesen lohnt und das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Sofia und Antonia und die italienische Mafia

Die Familie
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In Naomi Krupitskys „Die Familie“ geht es um Freundschaft und Familie und das organisierte Verbrechen. Antonia und Sofia werden zu Freundinnen. Sie leben in getrennten Wohnungen, sind jedoch immer nur ...

In Naomi Krupitskys „Die Familie“ geht es um Freundschaft und Familie und das organisierte Verbrechen. Antonia und Sofia werden zu Freundinnen. Sie leben in getrennten Wohnungen, sind jedoch immer nur eine Wand voneinander entfernt. Das Besondere an ihrem Leben ist, das sie beide durch die Familie verbunden sind, die Familie, in die sie hineingeboren wurden und die sie niemals verlassen können. Ihre Väter sind Teil der italienischen Mafia, wo Vertrauen der Grundstein für das Überleben ist. Antonias Vater bricht das Vertrauen und beide Familien müssen lernen, mit den Folgen des Verrats an der Familie zu leben. Im Laufe des Romans verfolgt man Antonia und Sofias Leben von ihrer gemeinsamen Kindheit an über ihre Zeit als Jugendliche und dann als Erwachsene. Man wird Zeuge, wie sie in ein Leben heiraten, das sie hinter sich lassen wollten und wie sie Mütter werden. Das Buch umspannt dabei die Zeit von 1920 bis in die 1940er-Jahre im New York der Kriegszeit und danach.

Der Roman ist in einem ruhigen, kraftvollen und teils poetischen Stil geschrieben. Es ist kein Buch über die Mafia, das voller Gewalt und Verbrechen ist, sondern eines, das sich auf die Frauen und die Beziehungen innerhalb der Mafia fokussiert.

Insgesamt finde ich, dass „Die Familie“ eine gut geschriebene Geschichte mit einer einfachen, aber effektiven Erzählung ist mit gewissen Längen und etwas blassen Charakteren im ersten Teil des Buches und einem spannenderen und stärkeren zweiten Teil und tollen Ende.

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