Platzhalter für Profilbild

lamen

Lesejury Profi
offline

lamen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lamen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2022

Humorvoller und spannender Roman über den Vater von Greater New York

Der große Fehler
0

Jonathan Lees poetisch und spannend geschriebener Roman „Der große Fehler“ beginnt mit der Ermordung Andrew Haswell Green, der Vater von Greater New York, vor seiner Wohnungstür in New York...
Wer war ...

Jonathan Lees poetisch und spannend geschriebener Roman „Der große Fehler“ beginnt mit der Ermordung Andrew Haswell Green, der Vater von Greater New York, vor seiner Wohnungstür in New York...
Wer war Andrew Haswell Green und wieso wurde er ermordet?

Anhand zweier Handlungsstränge werden diese beiden Fragen dann im weiteren Romanverlauf beantwortet. Ersterer von beiden schildert Andrews Kindheit auf der elterlichen Farm, seine Ankunft als Lehrling in New York und seine Begegnung mit Samuel Tilden, der später sein bester Freund werden wird und mit dem er die Liebe zu Büchern und zu New York teilt. Der zweite Handlungsstrang verfolgt den für die Mordermittlung an Green zuständigen Inspektor McClusky auf dessen Suche nach dem Tatmotiv.
Anfangs noch etwas träge nimmt der Roman schnell an Fahrt auf, wobei Lee ein bild- und sprachgewaltiges Porträt einerseits von Andrew als Privatmensch und als öffentliche Figur zeichnet und andererseits von New Yorks als Schmelztiegel verschiedener Kulturen und als eine boomende Stadt, die sich noch auf der Suche nach ihrer Identität zur Zeit Andrews befindet.

Mit der „Der Große Fehler“ ist Jonathan Lee ein großartiges Tribut über Andrew Haswell Green und sein Lebenswerk, wozu z.B. der Central Park, mehrere Museen und Brücken zählen, gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

Interessante Geschichte über die Pommerschen Fischerteppiche mit Webfehler

Fischers Frau
0

Von lamen

In „Fischers Frau“ von Karin Kalisa wird die Geschichte von der Kuratorin Mia Lund und von der Teppichknüpferin Nina erzählt, die durch einen Pommerschen Fischerteppich miteinander verknüpft ...

Von lamen

In „Fischers Frau“ von Karin Kalisa wird die Geschichte von der Kuratorin Mia Lund und von der Teppichknüpferin Nina erzählt, die durch einen Pommerschen Fischerteppich miteinander verknüpft sind. Die Handlung beginnt in der Gegenwart mit Mia, die einen Pommerschen Fischerteppich zur Begutachtung vorgelegt bekommt, den sie auf seine Echtheit überprüfen soll. Da dieser für die Pommerschen Fischerteppiche untypische Muster aufweist, ist ihr Interesse geweckt und sie beginnt Nachforschungen zu betreiben und mehr über die Herkunft des Teppichs zu erfahren. Für Mia beginnt daraufhin eine Reise von Greifswald nach Zagreb, von der Gegenwart in die Vergangenheit zur Teppichknüpferin Nina und auch eine Reise zu sich selbst.

Die Geschichte hinter den Fischerteppichen ist an sich interessant. Als die Ostseeküste überfischt war, fehlte für die Fischer Arbeit, sodass anstatt der Fischernetze Teppiche geknüpft wurden. Leider konnte mich der Roman und dessen Umsetzung des Themas der pommerschen Fischerteppiche nicht überzeugen.
Die beiden Handlungsstränge in der Gegenwart und in der Vergangenheit mit Mia und Nina wirkten für mich zu konstruiert und deren Verknüpfung miteinander zu erzwungen. Auch konnte mich der Schreibstil nicht so richtig begeistern. Karin Kalisa schreibt sehr poetisch, bild- und detailhaft, also perfekt, um daraus eine gute Geschichte zu weben, die die Besonderheit der Teppiche mit den beiden Handlungssträngen verknüpft, doch wirkte der Schreibstil die meiste Zeit dazu eher deplatziert und sorgte eher für Fehler im Webprozess. Auch konnte ich keine emotionale Nähe zu den Charakteren oder der Handlung aufbauen, besonders Mia blieb mir fremd. Ebenso mäanderte die Handlung oft herum und verlor sich in Nebensächlichkeiten, Handlungsstränge wurden begonnen, ohne richtig zu Ende gebracht zu werden. Ein roter Faden war für mich nicht richtig erkennbar. Das Potenzial war vorhanden, jedoch wurde es nicht vollständig genutzt. Ich habe mir etwas mehr erhofft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

Vom Tellerwäscher zum Millionär auf Indisch - unterhaltsame und gesellschaftskritische Satire

Bekenntnisse eines Betrügers
0

Ramesh wächst ohne Mutter im schmutzigen und verfallenen Alt-Delhi auf, bevor er mit seinem Vater in das wohlhabendere Neu-Delhi umzieht. Dort wird er von Claire, einer katholischen Nonne, entdeckt, die ...

Ramesh wächst ohne Mutter im schmutzigen und verfallenen Alt-Delhi auf, bevor er mit seinem Vater in das wohlhabendere Neu-Delhi umzieht. Dort wird er von Claire, einer katholischen Nonne, entdeckt, die ihm Zugang zu schulischer Bildung gewährt, wodurch sich sein Leben maßgeblich verändert. Ramesh ist schlau und macht seinen Weg durch das diskriminierende indische Bildungssystem und wird eine Art Bildungsberater. Als solcher nimmt er für die verwöhnten Söhne reicher indischer Eltern an deren wichtigen All Indias Prüfungen teil und legt diese für sie ab. Als Ramesh dadurch versehentlich als einer der Besten der All Indias Prüfungen abschneidet verschafft das ihm und seinen Kunden, Rudi, Zugang zu einer Welt voller Ruhm und Geld bis sie beide entführt werden …

„Bekenntnisse eines Betrügers“ ist eine dunkle Komödie mit Krimi-/Thrillerelementen, die sich flüssig liest und einen von der ersten Seite in den Bann zieht. Held dieses unterhaltsamen und satirischen Romanes ist ohne Zweifel Ramesh, der trotz seiner vielen Fehler, sympathisch und charmant rüberkommt. Anhand seiner „Bekenntnisse“ gewinnen die Leser*innen Einblick in ein Indien abseits romantischer Bollywoodfilme. Das Buch berührt Themen wie die Korruption innerhalb der indischen Mittelschicht, verschiedene Aspekte der Ausbeutung, Angst vor dem Scheitern, die Vorurteile zwischen den Klassen und die Besessenheit vom akademischen Erfolg in Indien.

Einzig die Entführung erscheint ein bisschen abgedreht und schwer zu glauben, aber wer sich darauf einlässt, wird mit einer fesselnden und unterhaltsamen Geschichte mit scharfsinniger Gesellschaftskritik belohnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

Wunderschön wie der Regenbogen - ein wichtiges und informatives Buch über LGBTIQA+

Queergestreift
0

Bunt, unterhaltsam, informativ und ungemein wichtig – "Queergestreift - alles über LGBTIQA+" ist ein Buch, das auf ganzer Linie überzeugen kann und ich jeden nur empfehlen kann, dass einen informiert und ...

Bunt, unterhaltsam, informativ und ungemein wichtig – "Queergestreift - alles über LGBTIQA+" ist ein Buch, das auf ganzer Linie überzeugen kann und ich jeden nur empfehlen kann, dass einen informiert und aufgeklärt zurücklässt.

Allein schon die grafische Gestaltung des Buchinnern sowie das Cover machen das Buch lesenswert. Bunt und vielfältig zieht sich als Motto que(e)r durch das ganze Buch. Auch wenn "Queergestreift" aufgrund der poppigen Gestaltung den Anschein erwecken mag, es handelt sich hierbei um ein Buch für Jugendliche, ist dies überhaupt nicht der Fall. Die Themen rund um Geschlecht, Sexualität, Identität und Vielfalt für mehr Toleranz und weniger Diskriminierung gehen jeden an und werden so präsentiert, das jede Altersgruppe, jung und alt sich angesprochen fühlen.

Zum Aufbau ist zu sagen, dass jedem Buchstaben der LGBTIQA+-Community ein Kapitel gewidmet ist, beginnend mit L für Lesbian und endend mit A+ für A_Sexual, Stichworte werden im Text zusätzlich farbig hervorgehoben und erklärt. Die Inhalte und Themen werden auf respektvolle und empathische Art und Weise vermittelt, der lockere Schreibstil macht es insgesamt leicht zu lesen.
Vieles habe ich schon vor der Lektüre gewusst, aber ich habe auch viel Neues dazu gelernt, auch über mich selbst, also ein Buch, das informiert, aber auch zum Nachdenken anregt, genau wie es sein sollte.
Besonders gut gefallen haben mir auch die Vorstellungen, Interviews und Zitate von Personen aus der LGBTIQA+-Community, die dem Ganzen noch eine persönlichere Note gegeben haben.

Das Buch macht einfach nur Spaß zu lesen, es ist informativ, aktuell, unterhaltsam und präzise geschrieben sowie ansprechend gestaltet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

Privatermittler Oded Chefer auf Verbrecherjagd queer durch Tel Aviv

Der letzte Schrei
0

Schon allein das schrill gestaltete Buchcover von "Der letzte Schrei" von Yonatan Sagiv mit einem roten Lippenstift, an dem ein roter Blutstropfen herunterläuft im Mittelpunkt deutet an, dass es sich hierbei ...

Schon allein das schrill gestaltete Buchcover von "Der letzte Schrei" von Yonatan Sagiv mit einem roten Lippenstift, an dem ein roter Blutstropfen herunterläuft im Mittelpunkt deutet an, dass es sich hierbei nicht um einen klassischen Kriminalroman handelt. Im Mittelpunkt steht nicht ein zynischer, grübelnder und auf hart machender lonely wolf, als Ermittler:in, sondern Oded Chefer, ein geschwätziger und eher erfolgloser schwuler Privatermittler aus Tel Aviv, der von sich selbst als Frau spricht und oftmals die falschen Schlüsse zieht. Auch lässt er sich häufig von gut aussehenden muskulösen Männern ablenken und träumt vom großen Durchbruch, der ihm Ruhm und Geld einbringt. Sein neuer Auftrag scheint da genau der Richtige zu sein, um dieses Ziel zu erreichen. Oded soll sich um das 15-jährige Pop-Sternchen Carine Carmeli kümmern und herausfinden was sie bedrückt. Was für Oded anfangs als einfacher Auftrag wirkt, der ihm Zutritt in die Welt der Schönen und Reichen von Israel verschaffen wird, nimmt bald eine tödliche Wendung. Ebenso scheint das Verschwinden von Gabriela, einer transsexuellen Frau, ebenfalls in Verbindung mit seinem Fall zu stehen.

Im Laufe der Ermittlungen tauchen die Leser:innen gemeinsam mit Oded in die Abgründe in die israelische High Society ein, werden Zeuge einiger Probleme Israels und dessen Gesellschaft wie z. B. die Kluft zwischen Arm und Reich, die sozialen und ethnischen Spannungen sowie Rassismus, der besonders im widersprüchlichen Umgang mit Immigranten und Flüchtlingen deutlich wird. Passend zum LGBTQ-Thema wird auch die gewisse Verletzlichkeit der Community aufgrund der inhärenten gesellschaftlichen Diskriminierung ihr gegenüber angesprochen.
Trotz der ernsten und gesellschaftskritischen Themen ist der Kriminalroman kein düsterer, sondern ein spannender und eher humorvoller Krimi. Ein perfektes Gleichgewicht zwischen lauten und teils schrillen sowie leisen Tönen, was sich ich auch in Odeds Charakter widerspiegelt. Oded spricht ohne Filter, er ist sarkastisch, oftmals politisch inkorrekt, provozierend und unverschämt in seinen Reden und Verhalten, aber hinter all dem steckt auch ein verletzlicher und unsicher Mensch, der voller Mitgefühl ist.

Was "Der letzte Schrei" auch so besonders in meinen Augen macht, ist die Tatsache, dass die im Buch vorkommenden LGBTQ-Charaktere die Helden der Ermittlungen sind. Oft sind sie nur die Opfer, werden stereotyphaft und auf erniedrigende Weise dargestellt, aber hier dürfen sie laut, bunt, queer und stolz auf ihr Anderssein sein.

Fazit: Ein erfrischend anderer Krimi aus Israel, der spannend und humorvoll geschrieben ist und Lust macht auf mehr Fälle mit Oded als Privatermittler. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere