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Veröffentlicht am 19.05.2024

Langatmige Milieustudie ohne Spannungsbogen

Lichtjahre im Dunkel
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"Lichtjahre im Dunkel" ist ein Kriminalroman, der mehr eine feine und authentische Milieustudie ist als ein packender Krimi.
In der scharfen Beobachtungsgabe und der stimmungsvollen Beschreibung, die nah ...

"Lichtjahre im Dunkel" ist ein Kriminalroman, der mehr eine feine und authentische Milieustudie ist als ein packender Krimi.
In der scharfen Beobachtungsgabe und der stimmungsvollen Beschreibung, die nah an den Figuren und dem Milieu, aus dem sie kommen, ist, liegt eindeutig die Stärke des Krimis von Friedrich Ani.
Wer auf der Suche nach einem spannenden und fesselnden Krimi ist, wird jedoch nicht wirklich glücklich mit dem neuen Band aus der Reihe rund um Tabor Süden werden.

Die Handlung klingt zunächst vielversprechend.
Viola Ahorn vermisst ihren Ehemann und Ladenbesitzer Leo Ahorn. Um ihn zu finden, wendet sie sich an Tabor Süden, da sie nichts mit der Polizei zu tun haben will. Doch als die Leiche von Leo gefunden wird, fängt Oberkommissarin Fariza Nasri an zu ermitteln. Im Laufe der Ermittlungen taucht man dann vorwiegend in die Lebens- und Gedankenwelt von Viola, Georg Kramer und Sandro Fels ein, die alle drei über Leos Tod miteinander verbunden sind. Eine wichtige Rolle spielt auch die Münchner Kneipe "Blaues Eck".

Steht am Anfang noch die Suche Südens nach dem verschwundenen Leo im Vordergrund und nach dessen Leichenfund anfangs noch dessen Mördersuche durch die Polizei, nehmen im weiteren Verlauf die ausufernden Gedanken- und Gespräche, hauptsächlich von Frau Ahorn und Kramer immer mehr Handlungsraum ein, wodurch der Spannungsbogen und das Erzähltempo stark leiden.
Zwar gelingt es dem Autor hierbei, ein vielschichtiges und milieugetreues Bild der Figuren zu zeichnen, jedoch geht zunehmend der rote Handlungsfaden verloren und die Erzählung fängt an, immer mehr zu mäandern. Erst zum Ende hinnimmt sie kurz wieder an Fahrt auf und auch Tabor Süden tritt wieder aus dem Hintergrund hervor, der ansonsten ziemlich blass bleibt, wie auch Nasri.

Für mich wird "Lichtjahre im Dunkel" seinen Namen als Krimi nicht wirklich gerecht. Für einen Krimi fehlen mir spannende und überraschende Momente, auch kommt die Ermittlungsarbeit zu kurz. Eher schon Milieustudie.
Weniger Gefasel und mehr Fokussierung hätten dem Werk insgesamt gutgetan, denn langatmige Passagen sorgen eher für Frustration als für Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Düster und spannend

Krähentage
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"Krähentage" von Benjamin Cors ist ein fesselnder und düsterer Thriller, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

Jakob und Mila arbeiten erst seit kurzen zusammen in der neu gegründeten Ermittlungsgruppe ...

"Krähentage" von Benjamin Cors ist ein fesselnder und düsterer Thriller, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

Jakob und Mila arbeiten erst seit kurzen zusammen in der neu gegründeten Ermittlungsgruppe Gruppe 4, als sie und ihr Team mit einem grausamen Mord an einer alten Frau konfrontiert werden, das Opfer eines Serienmörders. Merkwürdig ist jedoch, dass die Frau noch lebend gesehen wurden sein sollte, als sie nachweislich schon längst tot war. Auch die Krähen am Tatort werfen Fragen auf. Was steckt dahinter?
Dem Ermittlerteam läuft die Zeit davon, denn der Mörder ist ihnen bis jetzt immer einen Schritt voraus und hat auch schon sein nächstes Opfer im Visier.

Erzählt aus wechselnden Perspektiven, darunter auch die des Mörders, kommt von Anfang an Spannung auf, die auch bis zum Ende konstant hochgehalten wird. Kurze Kapitelabschnitte tragen ihr Übriges dazu bei, dass man gebannt der glaubwürdig konstruierten Thrillerhandlung gebannt folgt.

Überzeugen kann auch die Charakterisierung der handelnden Personen. Vor allem die Protagonisten Jakob und Mila sind interessante Charaktere, die beide mit Ereignissen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Andeutungen auf diese sowie das eher offene Ende lassen auf einen hoffentlich 2. Band hoffen, denn es macht Spaß, den beiden und der Gruppe 4 bei ihren Ermittlungen zu folgen.

Lediglich eine bessere zeitliche Einordnung der Ereignisse wäre hier und dort gut für ein besseres Verständnis, wie viel Zeit zwischen manchen Handlungsentwicklungen vergangen ist, gewesen. Manchmal war nicht klar, ob ein Tag, eine Woche oder vielleicht sogar schon mehr Zeit vergangen ist.

Wer auf der Suche nach einem packenden und harten Thriller ist und auch keine Angst vor Krähen hat, kommt mit "Krähentage" definitiv auf seine Kosten.
Ein atmosphärischer und flüssiger Schreibstil sorgen dafür, dass man nur so durch die Seiten und die Handlung voller Wendungen und spannender Momente fliegt.
Genau das, was man sich von einem fesselnden Thriller wünscht!

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Das Befinden des Autors

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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Wie ist denn nun das Befinden auf dem Lande?

Laut dem Autor nicht gut, hat er doch keine guten Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande gemacht.
Björn Vedder geht dem Phänomen Landflucht und dem Grund ...

Wie ist denn nun das Befinden auf dem Lande?

Laut dem Autor nicht gut, hat er doch keine guten Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande gemacht.
Björn Vedder geht dem Phänomen Landflucht und dem Grund für den verklärten Blick auf dem Lande nach, zumindest versucht er es.

Auf rund 160 Seiten nähert er sich dem Thema auf intellektuelle Weise mittels Zitaten von bekannten Denkern, wie z. B. Kant und Sokrates an und berichtet durchaus unterhaltsam und kurzweilig von seinen eigenen (negativ) gemachten Landerfahrungen.
Der Schreibstil richtet sich eher an das gebildete Bürgertum, deren falsches Bild vom Leben auf dem Lande Vedder entlarven will, und nicht das "einfache Landvolk".
Der Autor konnte mich von seinen Argumenten jedoch nicht überzeugen.

Bei dem Versuch, die realitätsfremde Vorstellung vom glücklichen Landleben zu zerstören, verliert er zu sehr die Objektivität und lässt sich so eher von seinen eigenen schlechten Landerlebnissen beeinflussen als zu einer differenzierten Analyse des wirklichen Landlebens mit all seinen Vor- und Nachteilen zu gelangen.

Ja, es ist nicht das Paradies auf Erden, wenn man auf dem Land lebt. Die Landbevölkerung tickt anders und die Gemeinschaft folgt anderen Regeln. Für Fremde oder Zugezogene ist es nicht leicht, Anschluss zu finden. Doch allgemeine Schlüsse über die Bevölkerung lassen sich dadurch nicht ziehen.
Land und Leute sind überall verschieden und so auch Einstellungen, Werte und politische Ansichten. Die Bandbreite und Vielfalt erstrecken sich von links bis rechts, von konservativ bis liberal und von feindlich bis offen, in der Stadt wie auch auf dem Land.
Eigene schlechte Erfahrungen lassen nicht auf die gesamte Landbevölkerung schließen.

Wenig gehaltvoller Inhalt, überdeckt mit ein paar Zitaten für den intellektuellen Touch und Verallgemeinerungen anstatt einer differenzierten Analyse - Das ist der Eindruck, der das "Sach"buch "Das Befinden auf dem Lande" hinterlässt.
Zudem ein Autor, der etwas zu naiv an das Thema Landleben herangegangen zu sein scheint und nun anstatt der rosaroten Brille alles nur noch schlecht sieht, argumentiert hier.
Eine tiefgehende Ergründung der verklärten Vorstellung vom glücklichen Landleben findet sich hier nicht.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Frust statt Lust mit Projekt Lotte

Fucking Famous
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"Fucking Famous" von Anne Hashagen startet stark, verliert dann zur Mitte hin den anfänglichen bissigen Schwung sowie auch an inhaltlicher Tiefe und lässt mich dann am Ende ratlos zurück.
So bin ich zwiegespalten, ...

"Fucking Famous" von Anne Hashagen startet stark, verliert dann zur Mitte hin den anfänglichen bissigen Schwung sowie auch an inhaltlicher Tiefe und lässt mich dann am Ende ratlos zurück.
So bin ich zwiegespalten, wie ich den kurzweilig geschriebenen Roman als Ganzes bewerten soll.

Gut gefallen hat mir der Anfang der Geschichte, hier lernt man noch Lotte, ihr Leben und weitere wichtige handelnde Personen näher kennen. Zudem sorgt der bitterböse Humor und der lockere sowie bissige Schreibstil der Autorin, dass man nur so durch die Seiten und das neue Leben der Ich-Erzählerin Lotte Hohenfeld als Influencer-Berühmtheit fliegt.

Weniger überzeugen konnte mich der inhaltliche Verlauf der anfangs vielversprechend klingenden Geschichte. Denn mit zunehmender Seitenzahl vergeht einem nämlich beim Lesen von Lottes unreifen und unsympathischen bis beleidigenden Gedanken und Kommentaren der Spaß am Lesen.
Anstatt tiefer in ihr jetziges Leben als Influencerin, ihrer Vergangenheit und der künstlichen Welt der Influencer und von Social Media einzutauchen, rast man von einer Szene zur nächsten oder verliert sich in ihren Gedanken. Die Handlung verbleibt an der Oberfläche, Nebencharaktere sind reine Schablonen und werden stereotyp dargestellt. Zunehmend verliert sich dann auch noch die Handlung in Absurditäten.

Eine glaubwürdige, humorvolle und kritische Geschichte über die Fake-Welt der Influencer liest sich für mich anders.

Insgesamt habe ich mir einfach viel mehr von "Fucking Famous" versprochen, besonders nach dem tollen Beginn.
Weniger Handlungsstränge und mehr Fokussierung auf Lotte als Person und als Influencerin hätte dem Roman gutgetan.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Rasanter Ritt durch die Welt der Reichen

9mm Cut
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"9 mm Cut" von Sybille Ruge ist kein 08/15-Roman, sondern einer, der zuerst auf einen wirken muss um dann einen in seinen Bann ziehen zu können. Denn der abgehackte, aufs Nötigste reduzierte Schreibstil ...

"9 mm Cut" von Sybille Ruge ist kein 08/15-Roman, sondern einer, der zuerst auf einen wirken muss um dann einen in seinen Bann ziehen zu können. Denn der abgehackte, aufs Nötigste reduzierte Schreibstil macht es einem zu Beginn nicht leicht in die Handlung zu kommen, sorgt aber für einen temporeichen Ritt durch die Welt der Reichen, die von Gier, Geld und kriminellen Machenschaften geprägt ist.

Eve Klein wird von ihrem Auftraggeber K2 in die Schweiz geschickt um bei "Interni", einer NGO Nachforschungen zu betreiben, denn dort scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen.
Auf ihrer Suche nach Antworten streift ihr Weg Vermisste und Tote während man Einblicke in die Oberflächlichkeit ind Scheinheiligkeit der Finanzwelt und den Kunstmarkt bekommt.

Eve ist intelligent, abgebrüht und unsentimental und genau diese Charaktereigenschaften spiegeln sich auch in der Schreibweise bzw. in der Beschreibung der Handlung/Szenerie wieder.

Verschiedene gesellschaftliche und politische Themen werden nebenbei im Schnelldurchlauf angeschnitten und wirken trotz der Kürze hierbei nicht aufgesetzt.

Intelligent, voller sironie und einigen Spitzen, entwickelt die Handlung schnell einen eigenwilligen Sound.
Leider bleibt die Protagonistin einem seltsam fremd. Was zwar gut ihre Persönlichkeit wiedergibt, aber Eve eher als gefühlvolle puppe wirken lässt.

Kein Roman, den man seine ganze Aufmerksamkeit schenken sollte, um ihn in seiner Gänze genießen und schätzen lernen zu können.

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