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Veröffentlicht am 21.01.2023

Grenzüberschreitende Spannung in zwei Fällen

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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"Grenzfall" von Anna Schneider ist der dritte Band aus der Reihe um die beiden Ermittler aus Alexa Jahn aus Deutschland und Bernhard Krammer aus Österreich, die nicht nur beide Ermittler sind sondern auch ...

"Grenzfall" von Anna Schneider ist der dritte Band aus der Reihe um die beiden Ermittler aus Alexa Jahn aus Deutschland und Bernhard Krammer aus Österreich, die nicht nur beide Ermittler sind sondern auch noch Tochter und Vater.

Abwechselnd erzählt aus der Perspektive von Krammer und Alexa folgt man beiden, wie sie zunächst unabhängig voneinander in längst vergangenen Fällen ermitteln.
Krammer wird durch den verstörenden Fund von zwei präparierten Dachsen, in denen sich Babykleidung und eine Rassel mit dem Namen Luzia befindet, auf mysteriöse Verschwinden von Personen aufmerksam, besonders das der Vermisstenfall rund um einen Vater und seinen Sohn. Im Laufe der Ermittlungen werden teils grausame Geheimnisse offenbart.
Alexa, die sich von einer Schulterverletzung erholt und krankgeschrieben ist, begibt sich durch neue Hinweise in einem längst abgeschlossen Fall gemeinsam mit ihren ehemaligen Kollegen Jan aus Aschaffenburg auf Spurensuche in den Alpen. Wurde für den Mord an einem Mädchen damals der Falsche als Mörder angeklagt?

Anfangs noch etwas gemächlich, steigert sich mit jedem Kapitel die Spannung um dann in einem packenden grenzüberschreitenden Finale auf Leben und Tod zu enden. Dank des bildreichen Schreibstils und des logischen Aufbaus, folgt man gebannt, wie Krammer den alten Vermisstenfall wieder neu aufrollt, der durch das Thema Tierpräparation und Krematorium auch eine leicht gruselige Note bekommt. Dazu tragen auch die eingeschobenen ER- und SIE-Kapitel bei. Eine gewisse Verschnaufpause gewährt der Handlungsstrang um Alexa, da neben der Spurensuche auch ihr Gefühlschaos gegenüber Jan ihre Gedanken bestimmt und so für Leichtigkeit sorgt.
Der heimliche Star des Kriminalromans ist jedoch in meinen Augen Alexas Hund Oskar und die atmosphärische Beschreibung der Alpenregion.
Einzig die Tatsache, dass der Großteil des Krimis in zwei voneinander unabhängigen Handlungsstränge aufgeteilt ist, sorgt dass manches Thema etwas zu oberflächlich behandelt wird und auch das mancher Hinweis bzw. Erfolg den Ermittlern zu einfach in den Schoß zu fallen scheint. Dem Lesegenuss tut dies jedoch keinen Abbruch.

Insgesamt ist "Grenzfall" ein gut geschriebener atmosphärischer und fesselnder Krimi, der in einem, durch die teils dramatischen Entwicklungen am Ende, die Lust auf den nächsten Band weckt.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Fesselnd erzählte Familientragödie

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Fjällbacka wird von zwei schrecklichen Ereignissen, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinanderstehen, erschüttert. Ein berühmter Fotograf wird ermordet in einen seiner Ausstellungsräume, in denen bald ...

Fjällbacka wird von zwei schrecklichen Ereignissen, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinanderstehen, erschüttert. Ein berühmter Fotograf wird ermordet in einen seiner Ausstellungsräume, in denen bald seine neuesten Aufnahmen ausgestellt werden sollten, aufgefunden. Familienmitglieder von Henning Bauer, ein bekannter Schriftsteller und Kandidat für den Literaturnobelpreis, werden grausam ermordet. Patrik Hedström und seine Kollegen ermitteln zunächst jedoch ohne großen Erfolg. Währenddessen nimmt Patriks Frau Erica Falk für ihr neues Buch den Mord an Lola, einer Transfrau, und ihrer Tochter in den 1980er-Jahren in Stockholm genauer unter die Lupe. Nach und nach wird immer deutlicher, dass beide Fälle miteinander etwas zu tun haben und dass die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden ist und dass alte Sünden und Schulden noch nicht vergeben worden sind.

In dem von Beginn an spannenden Kriminalroman vermischen sich Rückblicke in die Vergangenheit und Gegenwart mit aktuellen Themen wie Anspielungen auf den Skandal um den Literaturnobelpreis und die Kultur-Elite in Stockholm. In den 1980er-Jahren folgt man Lola und ihrem Leben als Transperson in Stockholm. Man wird Zeuge ihres privaten Alltags mit ihrer Tochter Pytte und ihrer Arbeit in einem Szenelokal. In der Gegenwart werden aus verschiedenen Perspektiven, wobei der Schwerpunkt natürlich auf Erica und Patrik liegen, die Ereignisse rund um Ericas Buchrecherche und die Ermittlung im Falle der rätselhaften Morde erzählt.
Feucht-fröhlich beginnend nimmt der anfangs etwas gemütliche Krimi schnell an Fahrt auf, um dann in einem wendungsreichen Finale zu enden.
Obwohl viele verschiedene Themen, Personen und mehrere Erzählperspektiven vorkommen, schafft man es dank der gut durchdachten und konstruierten Handlung nicht den Überblick zu verlieren. Vereinzelt treten auch private Ereignisse und Entwicklungen im Leben der ermittelnden Personen gegenüber der Krimihandlung in den Vordergrund, ohne jedoch den Spannungsbogen und den Erzählfluss zu stören. Ein angenehm zu lesender Schreibstil, eine gute Charakterzeichnung und die auf clevere Art und Weise miteinander verwobenen Handlungsstränge sorgen für ein fesselndes Lesevergnügen, sodass man nur schwer das Buch aus der Hand legen kann.

Insgesamt ist "Kuckuckskinder" von Camilla Läckberg ein spannender Krimi voller Mord und Familiendramen, der nicht nur Fans der Reihe rund um Erika Falk und Patrik Hedström begeistern wird.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Leichter historischer Roman über eine starke Lehrerin in den 1920er-Jahren

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Der eingängige und leicht zu lesende Schreibstil der Autorin versetzt einen zu Beginn in die 1920er-Jahre in die Nähe von Kiel. Cäcilia Herringer hat ihr Lehrerinnenseminar erfolgreich bestanden und findet ...

Der eingängige und leicht zu lesende Schreibstil der Autorin versetzt einen zu Beginn in die 1920er-Jahre in die Nähe von Kiel. Cäcilia Herringer hat ihr Lehrerinnenseminar erfolgreich bestanden und findet auch bald eine Anstellung nahe Gut Erlensee. Doch ihre für damalige Verhältnisse modernen Unterrichts- und Lehrmethoden kommen nicht bei allen Dorfbewohnern gut an. Auch privat muss sie sich einschneidenden Veränderungen und Entwicklungen stellen, zum einen ist da der Tod ihres Vaters infolgedessen so einiges ans Licht kommt und zum anderen ist da Jakob Kaltenbrunn, ein Physiker, der Cäcilias Gefühle durcheinanderbringt, obwohl sie für ihre Karriere als Lehrerin eigentliche doch bereit war, auf Männer und Kinder zu verzichten.

Ruhig und manchmal auch etwas ausschweifend und langatmig erzählt, plätschert die Geschichte mit Cäcilia im Vordergrund so vor sich hin. Die Geschichte lebt von Cäcilia, die sich durch ihre selbstbewusste Art, ihren Ehrgeiz und ihre Interpretation des von ihr erlernten Lehrberufs auszeichnet. Gleichzeitig wird auch deutlich gemacht, mit welchen Herausforderungen eigenständig Frauen damals zu kämpfen hatten. Die Charakterisierung der handelnden Personen ist gut und der Zeit entsprechend. Natürlich kommen auch die Liebesgefühle nicht zu kurz, die zusammen mit der in sich stimmigen, aber auch wenig überraschenden Handlung für nette Unterhaltung für zwischendurch sorgen.

Liebhaber*innen von historischen Romanen mit starken Frauen im Mittelpunkt, die ihrer Zeit voraus sind, werden Gefallen an "Gut Erlensee - Cäcilias Erbe" finden.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Leichte Unterhaltung in Afrika und Berlin

Die Töchter der Ärztin
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Von lamen

Nun sind die Töchter Antonia und Henny der Ärztin Ricarda Thomasius an der Reihe, um ihren Weg zu gehen und der könnte unterschiedlicher trotz beiderseitigen Medizinstudiums nicht sein. Toni ...

Von lamen

Nun sind die Töchter Antonia und Henny der Ärztin Ricarda Thomasius an der Reihe, um ihren Weg zu gehen und der könnte unterschiedlicher trotz beiderseitigen Medizinstudiums nicht sein. Toni will auf Spurensuche nach Ostafrika gehen, hingegen Henny macht sich einen Namen in Berlin. Wechselnd werden die Geschehnisse in Afrika, in Berlin und rund um Ricarda und ihrer restlichen Familie erzählt.In Daressalam angekommen, muss Toni feststellen, dass die Arbeit dort als Assistenzärztin anders ist, als sie es sich vorgestellt hat, so fehlt es an medizinischen Material und der Klinikleiter legt ihr Steine in den Weg. Auch fühlt sie sich zu einem Mann mit Geheimnissen hingezogen. Hingegen in Berlin kehrt der Ex-Mann von Henny zurück und sorgt für Unruhe bei Henny.

Der erste Band der dreiteiligen Reihe "Die Töchter der Ärztin" ist ein Buch über und mit starken, selbstbewussten und auch eigensinnigen Frauen, das mich vielversprechender Prämisse nicht komplett begeistern konnte.
Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, die bildreiche Darstellung der verschiedenen Handlungsorte lässt und die gute Charakterzeichnung der handelnden Personen lässt diese lebendig werden, auch wenn bezüglich der Handlung es bedingt durch die große Anzahl an Ereignissen und Charakteren es teilweise an Tiefe fehlt und manche Handlungsstränge nur kurz angerissen werden, andere hingegen zu ausführlich. Dadurch kommt keine fesselnde Erzählung für mich zustande, obwohl es dem Roman nicht an unterhaltsamen und dramatischen Momenten mangelt.

Nichtsdestotrotz ist der historische Roman "Die Töchter der Ärztin" vom Autorenpaar Helene Sommerfeld ein netter und kurzweiliger Mix aus guter Unterhaltung, Liebe und Drama für Liebhaber solcher Romane und Fans der Vorgängerreihe "Die Ärztin" um Ricarda Thomasius.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Eine bewegende Lebensgeschichte, deren literarische Umsetzung enttäuscht

Das letzte Versprechen
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Basierend auf Tagebucheinträgen von Anna Eckhardt wird das tragische Schicksal der Banatdeutschen aus Sicht von Anna erzählt. Man folgt Anna "Anni", wie sich ihr Leben nach Weihnachten 1944 auf das Schrecklichste ...

Basierend auf Tagebucheinträgen von Anna Eckhardt wird das tragische Schicksal der Banatdeutschen aus Sicht von Anna erzählt. Man folgt Anna "Anni", wie sich ihr Leben nach Weihnachten 1944 auf das Schrecklichste ändert. Jugoslawische Partisanen trennen sie von ihrer Mutter, die nach Sibirien in ein Arbeitslager geschickt wird. Anni kommt in ein Kinderheim und wird mit Hunger und Grausamkeiten konfrontiert. In dieser Zeit steht ihre Großmutter ihr bei. Als sie später nach Deutschland kommt, werden die Folgen des seelischen Traumas deutlich, auch folgen weitere Schicksalsschläge.

"Das letzte Versprechen" von Hera Lind ist ein historischer Roman über das erlittene Leid der Banatdeutschen, der aus der Perspektive der fünfjährigen Anni erzählt wird. Das Einzige, das für den Roman spricht, ist, dass er auf ebenjenes Leid aufmerksam macht. Die literarische Umsetzung des wichtigen und interessanten Themas kann jedoch weder stilistisch noch inhaltlich überzeugen.

Von Beginn an hat der extrem einfach gehaltene Schreibstil es mir schwer gemacht, eine emotionale Nähe zu den Charakteren, allen voran Anni, aufzubauen, was bezüglich der Fülle an Leid und erlittener Qualen schon erstaunt. Wenn aber versucht wird, ein fünfjähriges Mädchen nur durch einen kindlichen Schreibstil darzustellen, sie dann aber von den einen zum anderen Moment sehr erwachsen und reif agiert, um dann wieder als naives, unschuldiges Kind beschrieben zu werden, wirkt das Endprodukt nur kitschig, oberflächlich und wenig authentisch.
Durch zeitliche Sprünge in der Handlung und Kapitel aus Sicht von Annis Mutter zu Beginn des Buches wird darüber hinaus nicht wirklich eine zusammenhängende Geschichte erzählt. Es liest sich anfangs eher als eine Aneinanderreihung von grausamen Ereignissen und dann später weiteren Schicksalsschlägen, die Anni zu erleiden hat. Einen roten Faden sucht man vergeblich.

Der Roman arbeitet zudem gern mit extremer Emotionalisierung und Dramatisierung der Ereignisse, um Betroffenheit und Empathie bei den Leser:innen hervorzurufen. Dadurch lassen sich die vor allem am Anfang beschriebenen zahlreichen Grausamkeiten und die späteren Schicksalsschläge Annis erklären. Natürlich bewegt das Geschriebene einen, aber wenn auf Dauer immer die gleichen einfachen Bilder bzw. stilistischen Mittel verwendet werden, fragt man sich, ob die Autorin nicht die Leser:innen unterschätzt, da sie denkt, nur so eine emotionale Geschichte erzählen zu können. Eine gute und berührende Geschichte braucht mehr als nur eine Aneinanderreihung von Leid und Drama, der Roman hat jedoch diesbezüglich nicht mehr zu bieten.

Der Geschichte fehlt es eindeutig auch an Komplexität im Bezug auf die Darstellung des Erlebten. Am Anfang herrscht eine schwarz-weiß Malerei bezüglich Partisanen und Banatdeutschen vor und später wird immer wieder darauf hingewiesen, was Anni alles für Leid erfahren musste, wodurch sie in eine Art Opferrolle gedrängt wird. Doch wird das Bild Anni gerecht? Ich habe da meine Zweifel. Der Glaubwürdigkeit der Geschichte wird so ebenfalls kein Gefallen getan.
Bedenkt man die Fülle an Tatsachenromanen, die Hera Lind bis jetzt veröffentlicht hat, wundert es zudem auch nicht, dass es mit der Faktizität nicht weit her ist und dass sich Frau Lind eher eine tragische Lebensgeschichte einer Frau nutzt, um den Markt für emotionale Bücher mit bewegenden Frauenschicksalen zu bedienen. Authentizität und eine kritische Einordnung in den zeitgeschichtlichen Gesamtkontext spielt da eine untergeordnete Rolle. Dazu ins Bild passt ebenso die Eigenwerbung von Hera Lind am Ende, wo bei einem historischen Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, meist weitere Recherchequellen erwähnt werden. Nimmt man sich eines historischen Themas an und hat zudem noch ein Tagebuch voller Erinnerungen zur Verfügung, sollte man doch etwas mehr an weiterer Recherchearbeit und Quellenforschung erwarten, bevor man mit der Bezeichnung Tatsachenroman wirbt.

Insgesamt ist "Das letzte Versprechen",
ein fragwürdiger, kitschiger und stilistisch wenig ansprechender Roman, der seine Chance auf das Schicksal der Banatdeutschen aufmerksam zu machen, nicht annähernd nutzt.

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