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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2022

Die destruktive Kraft des Hasses

Die dunkle Leidenschaft
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In „Die dunkle Leidenschaft“ behandelt Prof. Dr. med. Reinhard Haller, Gerichtspsychiater und Psychotherapeut, in fünfzehn Kapiteln die dunkle Emotion Hass in all seinen Facetten. Er geht darauf ein wie ...

In „Die dunkle Leidenschaft“ behandelt Prof. Dr. med. Reinhard Haller, Gerichtspsychiater und Psychotherapeut, in fünfzehn Kapiteln die dunkle Emotion Hass in all seinen Facetten. Er geht darauf ein wie Hass entsteht, wie er geschürt wird, was Hass mit Zorn, Wut, Narzissmus und Empathiemangel zu tun hat und welchen Einfluss die Erziehung und das soziale Umfeld auf das Entstehen von Hass haben. Ebenso zeigt er Wege auf, wie jeder Einzelne den eigenen Hass überwinden kann und was die Gesellschaft gegen Hass tun kann.

Hass war, ist und wird immer ein aktuelles Thema und Phänomen bleiben. In kurzen gut strukturierten Kapiteln schafft es Reinhard Haller trotz der Verwendung von Fachbegriffen aus den Bereichen der Hirnforschung und der Psychologie, auf verständliche Art und Weise das Thema Hass den Leser*innen näher zu bringen. Die konkreten Fallbeispiele aus seiner psychiatrischen Praxis sowie die Besprechung bekannter Taten, die auf Hass beruhen, sorgen für zusätzliche Anschaulichkeit. Ebenso wird auf aktuelle Ereignisse wie z.B. der Ukraine-Krieg und Phänomene wie Incels, Hate-Speech im Netz oder Amoktäter eingegangen. Der Autor macht deutlich, dass Hass eine destruktive Kraft und Emotion. Um ihn zu überwinden ist Empathie und Mitgefühl und Verständnis für den Anderen nötig.

„Die Dunkle Leidenschaft“ ist ein informatives und aufschlussreiches Sachbuch über Hass, dass sich lohnt zu Lesen.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Vielschichtiger Thriller im Rotlichtmilieu

Real Easy
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Samantha hat seit vier Jahren im Lovely Lady getanzt, bis eine gute Tat für eine andere Tänzerin damit endet, dass sie beide von der Straße gedrängt werden und Samantha entführt wird. Während die Polizei ...

Samantha hat seit vier Jahren im Lovely Lady getanzt, bis eine gute Tat für eine andere Tänzerin damit endet, dass sie beide von der Straße gedrängt werden und Samantha entführt wird. Während die Polizei zu ermitteln anfängt, wird das private und berufliche Umfeld Samanthas in die Ermittlungen hineingezogen und die Leser*innen bekommen einen Blick hinter die Kulissen eines Stripklubs und was es heißt, als Frau dort zu arbeiten.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Charakterperspektiven und zu verschiedenen Zeitebenen erzählt, was jedoch teilweise etwas verwirrend ist und auch zum Abflauen der Spannungskurve besonders am Anfang führt. Die Perspektiven, die am interessantesten sind, sind die von Samantha bevor ihrem Verschwinden und während ihrer Gefangenschaft. Dann die von Georgia, einer anderen Stripperin, die sich Sorgen um ihre vermissten Kolleginnen macht und letztendlich bei den Ermittlungen mithilft und dadurch selbst in Gefahr gerät und dann noch die von Holly, die Detektivin des Falls. Auch die Perspektive des Täters sorgt für Spannung. Die restlichen Perspektiven waren meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig.

Gut gefiel mir die nuancierte Darstellung der Sexarbeit und das mehr das Privatleben der Sexarbeiterinnen im Vordergrund stand und sie nicht auf ihre Arbeit allein reduziert wurden. Bei deren Beschreibung konnte die Autorin auf eigene Erfahrungen in diesem Bereich zurückgreifen, wodurch die Handlung deutlich an Authentizität gewann.

Alles in allem ein spannender Thriller, der sich aufgrund der kurzen Kapitel flüssig liest und vor allem durch seine gut gezeichneten und vielschichtigen Charaktere punktet sowie seine eher düstere Stimmung.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Humorvoller und spannender Roman über den Vater von Greater New York

Der große Fehler
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Jonathan Lees poetisch und spannend geschriebener Roman „Der große Fehler“ beginnt mit der Ermordung Andrew Haswell Green, der Vater von Greater New York, vor seiner Wohnungstür in New York...
Wer war ...

Jonathan Lees poetisch und spannend geschriebener Roman „Der große Fehler“ beginnt mit der Ermordung Andrew Haswell Green, der Vater von Greater New York, vor seiner Wohnungstür in New York...
Wer war Andrew Haswell Green und wieso wurde er ermordet?

Anhand zweier Handlungsstränge werden diese beiden Fragen dann im weiteren Romanverlauf beantwortet. Ersterer von beiden schildert Andrews Kindheit auf der elterlichen Farm, seine Ankunft als Lehrling in New York und seine Begegnung mit Samuel Tilden, der später sein bester Freund werden wird und mit dem er die Liebe zu Büchern und zu New York teilt. Der zweite Handlungsstrang verfolgt den für die Mordermittlung an Green zuständigen Inspektor McClusky auf dessen Suche nach dem Tatmotiv.
Anfangs noch etwas träge nimmt der Roman schnell an Fahrt auf, wobei Lee ein bild- und sprachgewaltiges Porträt einerseits von Andrew als Privatmensch und als öffentliche Figur zeichnet und andererseits von New Yorks als Schmelztiegel verschiedener Kulturen und als eine boomende Stadt, die sich noch auf der Suche nach ihrer Identität zur Zeit Andrews befindet.

Mit der „Der Große Fehler“ ist Jonathan Lee ein großartiges Tribut über Andrew Haswell Green und sein Lebenswerk, wozu z.B. der Central Park, mehrere Museen und Brücken zählen, gelungen.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Vom Tellerwäscher zum Millionär auf Indisch - unterhaltsame und gesellschaftskritische Satire

Bekenntnisse eines Betrügers
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Ramesh wächst ohne Mutter im schmutzigen und verfallenen Alt-Delhi auf, bevor er mit seinem Vater in das wohlhabendere Neu-Delhi umzieht. Dort wird er von Claire, einer katholischen Nonne, entdeckt, die ...

Ramesh wächst ohne Mutter im schmutzigen und verfallenen Alt-Delhi auf, bevor er mit seinem Vater in das wohlhabendere Neu-Delhi umzieht. Dort wird er von Claire, einer katholischen Nonne, entdeckt, die ihm Zugang zu schulischer Bildung gewährt, wodurch sich sein Leben maßgeblich verändert. Ramesh ist schlau und macht seinen Weg durch das diskriminierende indische Bildungssystem und wird eine Art Bildungsberater. Als solcher nimmt er für die verwöhnten Söhne reicher indischer Eltern an deren wichtigen All Indias Prüfungen teil und legt diese für sie ab. Als Ramesh dadurch versehentlich als einer der Besten der All Indias Prüfungen abschneidet verschafft das ihm und seinen Kunden, Rudi, Zugang zu einer Welt voller Ruhm und Geld bis sie beide entführt werden …

„Bekenntnisse eines Betrügers“ ist eine dunkle Komödie mit Krimi-/Thrillerelementen, die sich flüssig liest und einen von der ersten Seite in den Bann zieht. Held dieses unterhaltsamen und satirischen Romanes ist ohne Zweifel Ramesh, der trotz seiner vielen Fehler, sympathisch und charmant rüberkommt. Anhand seiner „Bekenntnisse“ gewinnen die Leser*innen Einblick in ein Indien abseits romantischer Bollywoodfilme. Das Buch berührt Themen wie die Korruption innerhalb der indischen Mittelschicht, verschiedene Aspekte der Ausbeutung, Angst vor dem Scheitern, die Vorurteile zwischen den Klassen und die Besessenheit vom akademischen Erfolg in Indien.

Einzig die Entführung erscheint ein bisschen abgedreht und schwer zu glauben, aber wer sich darauf einlässt, wird mit einer fesselnden und unterhaltsamen Geschichte mit scharfsinniger Gesellschaftskritik belohnt.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Kurzweilig erzähltes Nachdenken über das Leben

Sobald wir angekommen sind
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3,5 von 5

"Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky ist ein kurzweilig und lebendig geschriebener Roman, in dem der Autor es zwar schafft, humorvolle Unterhaltung sowie inhaltliche, schwere und ...

3,5 von 5

"Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky ist ein kurzweilig und lebendig geschriebener Roman, in dem der Autor es zwar schafft, humorvolle Unterhaltung sowie inhaltliche, schwere und tiefgründige Themen miteinander zu verbinden, dabei jedoch handlungs- und figurentechnisch nicht komplett überzeugen kann.

Inhaltlich hat der Roman zunächst einiges zu bieten und kann mit dem 50-jährigen Juden Ben Oppenheim aus Zürich auch mit einem durchaus sympathischen Protagonisten punkten.
Ben ist von zahlreichen Sorgen und Ängsten, persönlicher wie gesellschaftlicher Natur, geprägt. Gesundheitlich hat er so seinen Wehwehchen, finanziell sieht es nicht so gut aus und beziehungstechnisch läuft auch nicht alles rund und dann ist da ja noch die Gefahr eines 3. Weltkrieges. Um all dem zu entkommen, begibt er sich auf die Flucht nach Brasilien, begleitet von seiner Ex-Frau Marina und den beiden Kindern. Er lässt dabei den Leser an seinen Gedanken über sein Leben, das Leben als Jude und Stefan Zweig, der genauso wie er auch nach Brasilien ins Exil gegangen ist, teilhaben.

Rasant schreitet die Handlung voran, die unterbrochen von Bens Gedankengängen, sich stellenweise wie ein Fiebertraum liest. So ist man in einem Moment noch in Zürich und im nächsten schon in Brasilien.
Manchmal ging es mir etwas zu schnell, wodurch auch die inhaltliche Entwicklung und die Ausarbeitung besonders der Nebencharaktere leidet. Denn im Gegensatz zu Ben bleiben diese eher blass. Da man Bens Gedanken folgt, lernt man ihn gut als Person kennen und auch trotz seiner Eigenheiten und Schwächen durchaus zu lieben.

Einerseits geht die Geschichte inhaltlich in die Tiefe und besitzt starke sowie überzeugende Dialoge, ausgestattet mit einer Prise Humor, verbleibt aber teilweise zu sehr an der Oberfläche. Ein paar Seiten mehr hätten sicherlich gutgetan, sodass der Roman sein ganzes Potenzial hätte ausschöpfen können.

Sprachlich toll, inhaltlich leider jedoch mit ein paar Schwächen, so präsentiert sich "Sobald wir angekommen sind" insgesamt.
Dennoch ein unterhaltsamer, kluger und tiefgründiger Roman, der sich gut als literarische Auszeit für zwischendurch eignet.

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