Problematisch und sehr enttäuschend!
Not Your TypeRezension
Not Your Type von Alicia Zett
Ich habe mich wirklich sehr auf das Buch gefreut, denn eine Queere Geschichte mit einem Roadtrip, was will man mehr? Demnach war die Enttäuschung leider umso größer. ...
Rezension
Not Your Type von Alicia Zett
Ich habe mich wirklich sehr auf das Buch gefreut, denn eine Queere Geschichte mit einem Roadtrip, was will man mehr? Demnach war die Enttäuschung leider umso größer. Das Buch war in vielerlei Hinsicht problematisch. Zwar war es nicht komplett schlecht, nur die vielen fragwürdigen Szenen haben mir dann leider das Leseerlebnis verdorben.
Fangen wir mit dem Schreibstil an, den fand ich eigentlich ganz angenehm zu lesen. Er war sehr detailliert und bildhaft, sodass man sich alles gut vorstellen konnte. Nichtsdestotrotz kam ich eher schleppend voran, was aber nicht unbedingt am Schreibstil liegen muss.
Die Protagonistin Marie hatte immer alles bis ins kleinste Detail geplant.. naja alles bis auf ihre eigen Zukunft. Ich mochte sie eigentlich ganz gerne nur hat mir bei ihrem Charakter einfach die Tiefe gefehlt, zumal vieles einfach oberflächlich wirkte.
Fynn hatte mit vielen Ängsten und Traumata zu kämpfen. Es kam mir so vor, als hätte er nicht wirklich eine Persönlichkeit und ich habe mich gefragt wer er ohne diese bedrückenden und düsteren Gefühle und die Depressionen ist. Mir erschien es nämlich so, als würde sein Charakter einzig und allein darin bestehen, dass er trans war und sich selbst dafür hasste.
Ich hatte zum Teil das Gefühl, die beiden Protagonisten gar nicht richtig zu kennen. Beide machten zwar eine Charakterentwicklung durch, welche für mich aber nicht nachvollziehbar war.
Joon war einer der sympathischeren Charakteren, umso enttäuschender fand ich dann, dass bei ihm so tief in die Klischeekiste gegriffen wurde. Denn er war Koreaner, hörte ausschließlich K-Pop, lief überall mit einer Kamera rum, liebte Essen über alles und war demnach auch etwas fülliger. Außerdem gab es da noch so eine schöne Bemerkung gleich zu Anfang, ich zitiere „[...],wie aufgeschmissen er ohne seinen Mac ist. Typisch Asiate,[...]“. Also diese Bemerkung hätte man sich doch auch sparen können. Chiara- Maries beste Freundin mochte ich von all den Charakteren am liebsten, da sie immer für marie da war und sie unterstützte.
Das Buch beinhaltet eine Vielzahl an triggernden Inhalten, von denen einige nicht mal in der Triggerwarnung erwähnt wurden. Man hat wirklich gemerkt, dass dieses Buch für weiße cis Menschen geschrieben wurde. Auch wenn man sich nur wenig mit dem Thema beschäftigt haben sollte, müsste man doch wissen, dass Deadnaming ein No-Go ist. Ich möchte jetzt nicht spoilern aber das Fremdouting hatte einen wirklich bitteren Geschmack hinterlassen, denn nicht mal ein fiktiver Charakter hat es verdient so geoutet zu werden wie Fynn. Meiner Meinung nach hätte man da sensibler sein sollen, da diese Szene auf mich besonders problematisch wirkte. Auch dass Transfeindliche Gewalt in dem Buch vorkam, war alles andere als angenehm. Dies kam mir im Endeffekt auch äußerst überflüssig vor, da es in keinster Weise dem Plot beitrugen und im Laufe der Geschichte nicht wieder aufgegriffen wurden. Auch gab es besonders in der ersten Hälfte des Buches einige ableistische Äußerungen, wo ich auch nur den Kopf schütteln konnte. Denn seien wir ehrlich ''normal sein'' wird deutlich überbewertet. Die Stimmung war so bedrückend und schwer, dass es mich beim Lesen total runter gezogen hat. Normalerweise habe ich damit kein Problem, nur hier in der Geschichte ist es mir umso deutlicher aufgefallen.
Ich fand es außerdem sehr merkwürdig, dass Joon Fynn einfach mir nichts dir nichts ohne das Einverständnis der anderen zu dem Roadtrip mit schleppte. Was die Beziehung zwischen Marie und Fynn angeht, hat sich diese auch wirklich im Schneckentempo entwickelt. Zwar mussten sie zuerst Vertrauen zueinander aufbauen und sich kennenlernen aber trotzdem kam mir die Entwicklung viel zu langsam vor. Man hätte da die erste Hälfte des Buches um einiges kürzen können, da dort nicht wirklich viel geschah.Um ehrlich zu sein hat mich die Beziehung zwischen Maries Freunden Chiara und Noah mehr interessiert als die von den eigentlich Protagonisten. Es fehlte einfach an Chemie, denn auch die Anziehungskraft wurde einfach nicht deutlich. Der Funke konnte bei mir leider nicht überspringen, sodass mich die Beziehung zwischen Marie und Fynn nicht wirklich überzeugen konnte. Zudem wurde es so dargestellt, als ob Fynns Zweifel und Selbsthass durch die Beziehung zu Marie gänzlich verschwunden wäre, was meines Erachtens nach einfach unrealistisch war. Die Aussprache zwischen den beiden kam mir auch irgendwie unvollständig vor, da vieles übergangen oder ausgelassen wurde. Was ich am meisten an dem Buch mochte, war das Setting beziehungsweise die vielen Schauplätze. Besonders die Szenen in Italien haben mir Heimweh beschert. Ich konnte mir die Szenerie wirklich bildlich vorstellen und es hat sich so angefühlt, als wäre man selbst dort.
Ich kann verstehen, dass die Autorin mit diesem Buch ein besseres Verständnis für Transidentität schaffen wollte. Ich persönlich sehe mich jedoch in vielen Aspekten nicht in der Position, über diese zu urteilen geschweige denn diese zu bewerten. Zwar finde ich es schön, dass immer mehr Bücher über dieses Thema auf dem deutschen Markt vorzufinden sind, jedoch kann ich dieses Buch leider nicht weiterempfehlen. Die Geschichte hat mich enttäuscht und sehr frustriert, weshalb ich während des Lesens mit dem Gedanken gespielt hatte, es abzubrechen.
Bitte beachtet dabei, dass dies nur meine eigene Meinung zu dem Buch ist und sich damit niemand in irgendeiner Weise angegriffen fühlen sollte. 1.5/5 [Werbung|Rezensionsexemplar]
Klappentext:
Wenn du glaubst, dass man dich nicht lieben kann – und jemand es trotzdem tut. Einfühlsam, fesselnd und wunderbar romantisch erzählt Alicia Zett die Liebesgeschichte von Marie und Fynn im New-Adult-Roman »Not Your Type«.
Die zwanzigjährige Studentin Marie ist in ihren stillen Kommilitonen Fynn verliebt, und auch Fynn empfindet für Marie mehr, als er sich selbst eingestehen will. Denn eigentlich lässt Fynn niemanden an sich heran: Keiner soll wissen, dass er trans ist. Einen wie ihn kann man nicht lieben, meint er. Doch dann finden sich Fynn und Marie unversehens mit einigen Freunden auf einem Roadtrip nach Italien wieder. Langsam kommen die beiden einander näher, das Mittelmeer als Ziel vor Augen. Jetzt muss Fynn sich entscheiden, wie viel er Marie anvertrauen kann, ohne sie für immer zu verlieren …